Einsteigersetup für EAA - Alternative für defekte AZ-GTI Montierung gesucht

  • Hallo liebe Freunde vom Astrotreff,


    ich möchte mich kurz vorstellen und habe natürlich auch ein paar Fragen bzgl. meines Wunschequipments.


    Ich heiße Jürgen, bin 68 Jahre alt und somit im „wohlverdienten Ruhestand“ :D

    Astronomisch bin ich nahezu ein absoluter Anfänger – voriges Jahr hatte ich nur für kurze Zeit einen 90er MAK zur Planetenbeobachtung den ich leider aufgrund technischer Probleme zurückschicken musste.

    Aufgrund meiner angeschlagenen Gesundheit muss ich mich leider gewichtsmäßig sehr beschränken und auch vorrangig als Beobachtungsort meine Terrasse benutzen.

    Ich wohne in der 7. Etage mit umlaufender Terrasse (N-O-S); Bortle 6-7, visuell so gut wie nichts zu machen (außer Planeten, Mond und Sonne).


    Mein „Wissen“ und die Richtung in der ich gehen möchte habe ich mir in verschiedenen Foren angelesen, vor allem CN, Astronomie.de und natürlich der Astrotreff.

    Um es kurz zu machen - ich habe mich entschieden (vorerst) nur EAA auszuprobieren – reizen würden mich hier vor allem Galaxien und Nebel.

    Seit es bei CN und neuerdings auch beim Astrotreff ein eigenes Unterforum EAA gibt, bin ich noch mehr „angefixt“ mir ein eigenes Setup dafür zuzulegen.

    Auch mit kleinen Öffnungen und unter ähnlichen Bedingungen wurden sehr ansprechende Ergebnisse erzielt.


    Folgendes Setup habe ich „vorausgewählt“ – bin natürlich für Eure fachmännischen Ratschläge und Änderungen mehr als offen:


    Lacerta 72/432 Quadruplet Flatfield ED-APO (2+2 Linsen) (teleskop-spezialisten.de)

    SKYWATCHER AZIMUTALE TELESKOP MONTIERUNG AZ-GTI MI (teleskop-spezialisten.de)

    ZWO ASI485 USB3.0 Color CMOS Kamera - Chip D= 12,86 mm (teleskop-spezialisten.de)

    ZWO Filterschublade für 2" Filter T2 / M48 Gewinde - Lä (teleskop-spezialisten.de)


    Später evtl. noch ZWO ASIAIR plus und ZWO EAF Motorfokus.


    Das ist sozusagen das Konglomerat meiner laienhaften Erkenntnisse aus den o.g. Foren – angepasst an meine persönlichen und standortmäßigen Limitationen.


    Hier noch ein paar Erklärungen und Fragen zu diesem Setup:

    • Wie es aussieht kann vom OAZ bis zur Kamera Alles verschraubt werden ? Wäre mir sehr sympathisch, da ich eh nicht ständig umbauen möchte.
    • Wird der lange Arbeitsabstand (123mm) wirklich benötigt ? Ich würde wahrscheinlich nur eine Filterschublade dazwischen montieren. Welche Filter würdet Ihr mir empfehlen – wie gesagt vorrangig Galaxien und Nebel unter ziemlicher Lichtverschmutzung ? Wäre durchgehend 2“ unter diesen Bedingungen sinnvoll ?
    • Braucht man für den relativ kleinen Sensor der ZWO ASI 485 (12,86mm Diagonale) wirklich einen Flattener ? Wegen dem notwendigen Crop durch die Bildfelddrehung werden doch eh die Ränder beschnitten, oder lieg ich da völlig falsch ? Außerdem erwarte ich unter meinen Bedingungen („Himmel“, Öffnung, Montierung) sicherlich keine „Hochglanzfotos“. Diese Kamera habe ich mir bewusst ausgewählt als (preislicher) Kompromiss zwischen den typischen Planetenkameras (z.B. ASI 224) und den deutlich teureren DSO Kameras (z.B. ASI 294). Obwohl sie von ZWO auch mehr als Planetenkamera beworben wird, ist sie inzwischen m.W. nach auch erfolgreich für EEA im Einsatz. Wie ist Eure Meinung dazu ? Lt. CCD Eignungsrechner sollte sie doch bzgl. Sampling gut zum Teleskop passen, z.B.:

            astrotreff.de/index.php?attachment/19908/


    • Auch für die AZ-Montierung habe ich mich bewusst entschieden obwohl sie mir damit ein maximales Gewicht des Setups festschreibt und damit auch indirekt die maximale Öffnung. Ich bin mir bewusst dass ich damit an der unteren Grenze liege, obwohl Heiko "DocHighCo" hat eindrucksvoll bewiesen dass es noch niedriger geht :

    (1) M81/82: SC-Livestacking mit Evoguide auf Alt/Az-Montierung ("How low can you go?") | Astronomie.de - Der Treffpunkt für Astronomie


    Danke Heiko – durch Dich bin ich motiviert worden einen zweiten Anlauf zu wagen... :thumbup: :)


    Für meinen ersten Post hier wahrscheinlich zu viele Fragen…..obwohl es gar nicht mein erster Post ist :/

    Im EAA Unterforum hatte ich mich schon mal in einen Thread eingeklinkt wo es fast um dasselbe Setup ging ………


    EEA - AZ oder EQ - Technikforum EAA - Astrotreff - Die Astronomie und Raumfahrt Community


    Ich freue mich schon auf eine rege Diskussion und bin mir sicher dass sie mir auch weiterhilft :!:


    CS Jürgen

  • Hallo Jürgen ...

    ich selber bin niemand der eine "spezielle" Ausrüstung als notwendig erachtet und entsprechend auch nie

    empfehlen wird.

    Jeder hat eine eigene Vorstellungen und Wünsche, Möglichkeiten.

    In vielen meiner Beiträge ist zu sehen, lesen, es ist auch mit einfacher Ausrüstung "elektrisches Beobachten" möglich.

    Somit kann ( werde ich ) Dir nur allgemeine Fragen beantworten können (wollen).

    Spezielle Ausrüstungssachen werden Dir sicher andere User "erklären".

    Gruss

    Marco

  • Hallo Jürgen,


    ich mache zwar Astrofotografie und kein EAA, aber zu einigem kann ich ja auch meinen Senf dazu geben.

    Ich versuche mal ein paar Sachen zu klären.


    Wird der lange Arbeitsabstand (123mm) wirklich benötigt ? Ich würde wahrscheinlich nur eine Filterschublade dazwischen montieren.

    Also der Arbeitsabstand ist der Fokuspunkt an dem der Chip/das Okular sitzen muss.

    Ein langer Arbeitsabstand hat den Vorteil, dass man viel Material wie OAG, Filterrad/-schublade, Tilting-Platte, usw. einbauen und eine DSLR (55mm Arbeitsabstand/Backfokus) verwenden.

    Der Nachteil, ein langer Hebel, der physikalisch auf den OAZ wirkt.

    Anders ist ein kurzer Arbeitsabstand problematisch, wenn man Zubehör einfügen möchte und DSLR verwenden.

    Du muss auf jeden Fall dien Chip in 123mm montieren, da hier der Fukuspunkt ist.

    Dann nimmt man Abstandshülsen um den "Leerraum" zu überbrücken.


    Jetzt die Sache mit den Filtern.

    Du möchtest eine Farbkamera nutzen. Damit macht eigentlich in der Astrofotografie nur ein Dualbandfilter wie z.B. https://www.astroshop.de/schma…lter-l-extreme-2-/p,66894

    Sinn. Du filterst ja durch den Farbchip RGB sowieso. Wenn ich es richtig verstehe wäre ein IR/UV-Cut Filter auch sinnvoll, da die Kamera nur ein Klarglas hat.

    Ich bin mir aber nicht sicher wie es sich bei Colorchips auswirkt, bei Mono wäre es definitiv Plficht ihn zu verwenden, bei "filterfreien" Aufnahmen.

    Andere Chips, zerstören nur die Farben in deinen Aufnahmen. Im Finalen Bild ist es einfacher Gradienten heraus zu arbeiten, als mit Filterbildern zu Arbeiten.

    Logo kann man es machen, aber die Farben werden "unnatürlich".

    Wichtig, EAA lebt von sehr kurzen Einzelbelichtungszeiten und benötigt somit viel Licht.

    Filter Blocken Licht, also bin ich mir nicht sicher ob Schmalband im EAA-Modus geht, denn diese Filter benötigen viel Einzelbelichtungszeit.



    Jetzt aber eine klare Frage:

    Warum EAA?

    Für mich hört es sich so an, als ob du gerne Astrofotografie betreiben möchtest, aber eine EQ-Montierung zu kompliziert erscheint.

    Kennst du den Unterschied zwischen EAA und Astrofotografie?

    EAA ist eigentlich mehr ein "Digitales-Okular" und zeigt dir bei der Livebeobachtung Farben und schächere Objekte - live - mit kurzen Belichtungszeiten.

    Astrofotografie hat als Ziel Fotos für unterschiedliche Ziele (Wissenschaft, Zeigen, Erfreuen,...) hier kann mit Filtern usw. gearbeitet werden die Später in das Bild eingearbeitet.

    Man kann zwar Live mitstacken, aber gerade einarbeiten von Filteraufnahmen wird schwer live. Hier benötigt man aber längere Einzelbelichtungszeiten.

    Später evtl. noch ZWO ASIAIR plus und ZWO EAF Motorfokus.

    Wenn du soweit aufrüsten willst, bist du eigentlich für EAA viel zu gut ausgesattet.

    Schreib mal, wenn du eher Fotografie betreiben möchtest, denn da gäbe es die Möglichkeit mit einem Laptop und z.B. iPolart an der Montierung es sich ähnlich "einfach" zu machen wie bei EAA.

    Sonst wäre vielleicht ein komplettes System wie https://www.astroshop.de/teles…p-80-400-stellina/p,63162



    So aber zurück zu den Fragen:

    Wäre durchgehend 2“ unter diesen Bedingungen sinnvoll ?

    Also bei deiner Gewählten Kamera mt 12,7mm Chipdiagonale ist 2" viel zu groß, ABER wenn du mal auf größere Chips umsteigen möchtest, brauchst du neue Filter.



    Zur Montierung... du hast ja schon geschrieben, dass du weist das sie Grenwertig ist im Bereicht Traglast.

    Ich würde immer sagen, die Montierung ist das Kernstück der Astroausrüstung und kann nie zugroß sein.

    Denk daran, ein kleiner Windstoß und schon wackselt das ganze.

    Wenn du nur noch zur klaren Nacht bei Windstille beobachten kannst werden die Nächte sehr selten.

    Ich würde ja eher zur EQ/CEM raten aber auch bei AZ würde ich die weit mehr Nutzlast empfehlen.

    Wenn es um das hin und hertragen geht überleg doch ob due die Montierung "Stationär" aufbaust und einen Wetterschutz drum herum machst.



    Wie es aussieht kann vom OAZ bis zur Kamera Alles verschraubt werden ? Wäre mir sehr sympathisch, da ich eh nicht ständig umbauen möchte.

    Also ob der OAZ eine Verschraubung anbietet kann ich nicht sagen. Sonst sollte man alles verschrauben können.



    Zusammengefasst:

    - Ja, das Setup kann klappen, aber wie gesagt, sehr grenzwertig von der Traglast.

    - Filter sind eher nicht nötig.

    - 2" eher sinnvoll wenn mal größere Chips dazu kommen.

    - Du musst den Abstand von 123mm mit dem Chip einhalten, egal ob mit Hülsen oder "Werkzeugen".

    - EAA oder Astrofotografie?




    Ich hoffe es hilft dir etwas weiter, Sven

  • Hallo Jürgen,


    Wird der lange Arbeitsabstand (123mm) wirklich benötigt ? Ich würde wahrscheinlich nur eine Filterschublade dazwischen montieren.

    brauchen wirst du rein für Foto einen so großen Arbeitsabstand nicht, auch nicht mit Filterrad und OAG.

    Das ist hier aber nicht der Punkt.

    Der Punkt ist das der ED auch für visuelle Zwecke entworfen wurde, so wie die allermeisten EDs bzw. APOs auch.

    Hier ist es Standard das mit ZS beobachtet wird.

    Ein 2“ ZS benötigt etwa 135mm Lichtweg, daher ist der Tubus üblicherweise so kurz gehalten das sich mindestens dieser Backfokus ergibt so dass man visuell mit 2“ ZS noch in den Fokus kommt.

    Bei Foto benötigst du aber keinen ZS und darum hat man hier dann wesentlich mehr Backfokus als ohne ZS eigentlich nötig wäre.

    Da aber nun mal der APO so einen großen Bachfokus hat ist es praktisch wenn auch der Flattener der daran betrieben werden soll mit dementsprechend großem Arbeitsabstand gerechnet wurde.

    Obwohl das eigentlich rein für Foto so gar nicht gebraucht wird.

    Das hat den Vorteil das dadurch der Flattener direkt in dem OAZ eingeschraubt werden kann und die Distanzhülsen erst nach dem Flattener kommen.

    Das ist so optisch und mechanisch günstiger.


    Der große Arbeitsabstand ist also keine fotografische Notwendigkeit sondern nur die Folge der visuellen Option mit 2“ ZS.

    Zum Verständnis sei auch noch mal erwähnt das der Lacerta ED72 ein ganz normales ED Doublet ist das auch zur visuellen Beobachtung konzipiert wurde.

    Bei dem sogenannten Quadruplet den du verlinkt hast wird lediglich ein passender Flattener gleich mit dazu geliefert.

    Es ist also kein echtes Quadruplet sondern ein Doublet mit beiliegendem Flattener.

    Du kannst das gleiche Doublet natürlich auch einzeln ohne den beiliegenden Flattener kaufen.



    Lacerta 72/432 ED-APO 72/432mm f/6 FPL-53


    Und du kannst den Flattener natürlich bei Bedarf jederzeit nachkaufen.


    Flat-La72126 | M54 Flattener für Lacerta 72ED mit 117mm Arbeitsabstand
    M54 Flattener für Lacerta 72ED mit 117mm Arbeitsabstand (teleskopseitig M54x0.75, kameraseitig M48x0.75)
    lacerta-optics.com


    Braucht man für den relativ kleinen Sensor der ZWO ASI 485 (12,86mm Diagonale) wirklich einen Flattener ?

    Ich sag mal so, ohne würde es durchaus auch gehen aber ich würde das dann als grenzwertig betrachten.

    Zum besseren Verständnis will ich mal anmerken das sowohl der Asti als auch der Defokus wegen der Bildfeldwölbung mit dem Quadrat des Achsabstands ansteigen.

    Bei kleinem Achsabstand ist die Problematik daher westlich geringer so das man da durchaus noch ohne Flattener auskommen kann. Wo nun genau die Grenze liegt ist natürlich auch eine Frage des persönlichen Anspruchs an die Sternabbildung.

    Eine allgemeinverbindliche Antwort kann hier daher nicht gegeben werden.


    Auch für die AZ-Montierung habe ich mich bewusst entschieden obwohl sie mir damit ein maximales Gewicht des Setups festschreibt und damit auch indirekt die maximale Öffnung.

    Na ja es hat natürlich jede Montierung eine begrenzte Tragfähigkeit.

    Egal ob nun AZ oder EQ.

    Insofern ist man natürlich auch bei jeder Montierung ganz egal für welche man sich entscheidet entsprechend limitiert.

    Ich persönlich halte aber nichts davon nun mit Blick auf etwaige größere Teleskope eine überdimensionierte Montierung für ein kleines Teleskop anzuschaffen.

    Das geht zum einen ja ganz beträchtlich ins Geld und ist zum anderen natürlich auch mit beträchtlich mehr Gewicht verbunden was die Handhabung wesentlich umständlicher und mühseliger macht und einem dann ganz schnell den Spaß an der Sache verderben kann.

    Besonders traurig wäre es dann wenn es zur Anschaffung g des größeren Teleskops niemals kommt und man dann völlig sinnlos sehr viel Geld zum Fenster rausgeworfen hat und sich obendrein den Spaß an der Sache mit der Schlepperei einer unnötig großen und schweren Montierung auch noch verdorben hat.


    Da kleine und leichte Montierungen um ein vielfaches preisgünstiger als große und schwere sind ist es auch aus Kostengründen wesentlich sinnvoller erst mal die kleine passend zum kleinen Teleskop zu kaufen.

    Selbst dann wenn man sich später mal vergrößern will und die kleine dann vielleicht verkauft und durch eine größere ersetzt.


    Grüße Gerd

  • ... Um es kurz zu machen - ich habe mich entschieden (vorerst) nur EAA auszuprobieren – reizen würden mich hier vor allem Galaxien und Nebel.

    Hallo Jürgen ...

    Was erwartest Du "vorerst" von EAA und dann danach ?

    Also, worin siehst Du den Unterschied in dieser Aussage bzw. Überlegung.

    Entsprechend würde " ich " meine Anschaffung dann ausrichten.

    Sowohl technisch als auch preislich.

    Gruss

    Marco

  • Danke an Alle für die z.T. ausführlichen Antworten !

    :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Das hat schon einige meiner Fragen beantwortet, vor allem bzgl. Arbeitsabstand und Notwendigkeit eines Flatteners.

    Es ist für einen Einsteiger nicht einfach alle Zusammenhänge zu erkennen und alle Eventualitäten zu berücksichtigen - genau deswegen erhoffe ich mir ja Hinweise und Erklärungen von den "Spezis" hier im Forum :) .


    Ich hätte vielleicht nicht "vorerst" EAA schreiben sollen - das hat Euch sicher etwas verwirrt.

    Aufgrund meines Gesundheitszustandes werde ich definitiv nur EAA und das zu 99% von meiner Terrasse aus betreiben.

    D.h. Live stacking mit max. 10s Einzelbelichtung - deswegen sollte die AZ Montierung reichen.

    Was die Erwartungshaltung bzgl. EAA betrifft hatte ich ja schon geschrieben dass ich keine "Hochglanzfotos" bekommen werde.

    "Mein Himmel" gibt einfach visuell nichts her !

    Den Unterschied zwischen AP und EAA kenne ich natürlich - persönlich würde ich aber nicht die engen Grenzen wie bei "CN" setzen wo jede Nachbearbeitung verboten ist (zumindest in diesem speziellen Unterforum). D.h. an einer Nachbearbeitung eines oder mehrerer stacks würde ich mich sicherlich auch mal versuchen wollen....


    Vielleicht kann mir auch noch jemand seine Erfahrungen mit der von mir präferierten Kamera - ZWO ASI 485 - mitteilen.


    Danke und CS

    Jürgen

  • hallo Jürgen,


    ich kenne Deine Erwartungshaltung hinsichtlich der Bildergebnisse bei der EAA nicht, möchte aber kurz zu bedenken geben, dass Dein oben aufgeführter Refraktor ein Öffnungsverhältnis von f/6 hat, also von "richtig lichtstark" doch ein Stück entfernt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bei f/6 und 10sec Belichtungszeit zu frieden wäre.

    Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit in Deiner Region mal bei anderen über die Schulter zu schauen, um einen Überblick zu bekommen.


    cs eike

  • Hallo Jürgen, ich lese hier mal interessiert mit, weil ich auf einem ähnlichen Pfad und Level unterwegs bin. Ich bin auch auf dem EAA-Trip und habe seit wenigen Tagen auch die AZ Gti und bin sehr begeistert von ihr. Auf meinem Profilbild kannst Du sehen, dass ich allerdings das Stahlstativ genommen habe und nicht das schwarze Alu-Gestell. Die Verlängerungssäule habe ich natürlich auch genommen. Die Kombi ist sehr stabil und wackelfrei. Das hätte ich so nicht gedacht. Dein angedachter ED-APO sollte da ohne Probleme und auch noch mit etwas Luft nach oben draufpassen, ohne zu wackeln.

    Mir fehlt noch eine zum Teleskop passende Kamera. Bisher nutze ich eine Asi 120 mc-s, die für Deepsky nicht ideal ist, auch wenn Heiko im anderen Forum das Gegenteil bewiesen hat. Bisher bin ich da aber noch nicht zum Erfolg gekommen, aber auch deshalb, weil ich mich mit Sharpcap noch nicht auskenne. Die Asi 485 hört sich von den Werten her jedenfalls mehr als brauchbar für EAA an.


    Viele Grüße, Olaf

  • Hallo Eike,


    Bzgl. Erwartungshaltung hatte ich ja schon weiter oben was geschrieben.

    Seit ca. 2 Jahren lese ich regelmäßig im EEA Bereich bei "CN". Dort hat man mit ähnlichen oder sogar lichtschwächeren setups ansehenswerte Erfolge erzielt.

    Dein Tipp jemanden über die Schulter zu schauen würde ich gern verwirklichen. Vielleicht liest jemand aus dem Raum Dresden mit :whistling: ...

    Ich besuche auch seit letztem Jahr regelmäßig den Astrostammtisch in Dresden. Leider habe ich dort noch keinen getroffen der EAA betreibt - durch die Coronaregeln war der Stammtisch aber leider nicht so gut besucht. Vielleicht ergibt sich aber auch da noch was.


    CS Jürgen

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bei f/6 und 10sec Belichtungszeit zu frieden wäre.

    Bei den 10s bleibt es natürlich nicht.

    Es geht hier ja um sogenanntes Live Stacking also um das stapeln einer größeren Anzahl von Einzelbildern mit jeweils 10s Belichtungszeit wo dann Gesamtbelichtungszeiten im Bereich mehrerer Minuten bis hin zu 1 bis 2 Stunden wenn es sein muss zusammenkommen.

    Entscheidend ist die Gesamtbelichtungszeit und nicht die der Einzelaufnahme und da liegen wir bei EAA in einem Bereich wo auch mit F6 eine große Tiefe und eindrucksvolle Bilder möglich sind.

    Das wurde ja auch schon unzählige Male in der Praxis eindrucksvoll bewiesen.

    Es gibt sogar eindrucksvolle EAA Ergebnisse mit einem SCT bei F10.


    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd,


    da wir hier im "Technikforum EAA" sind kannst Du davon ausgehen dass ich mich schon länger intensiv mit EAA beschäftige, z.B. dass ich seit ca. 2 Jahren bei "CN" im EAA Bereich mitlese.

    Deswegen habe nicht extra geschrieben dass ich natürlich "Live stacking" machen möchte, sorry.


    CS Jürgen

  • Vielleicht kann mir auch noch jemand seine Erfahrungen mit der von mir präferierten Kamera - ZWO ASI 485 - mitteilen.

    Ich versuche es mal, denn etwas genaues kann man nie sagen, da jeder andere Ansprüche hat.

    Eigentlich ist im Bereich bis 10 Sekunden Einzelbelichtung fast jede Kamera geeignet.

    Rauschen fällt mit längeren Belichtungszeiten eher ins Gewicht.

    Die Fullwell Kaperzität ist auch nicht wichtig.... usw.

    Eigentlich musst du nur eine hohe Effizenz hast, und da zuverlässige Aussagen zu bekommen ist schwer.


    Wichtiger ist, der USB3 Anschluss um schnell die Daten auf den Rechner zu bekommen.

    mit der Chipgröße könntest du auf 1,25" UV/IR-Filter gehen und den Flattner nachkaufen wenn dich der Verzug stört.

    Das wäre aber nur um die Kosten zu senken, prinzipiell logisch mit Flattner und 2".



    Was aber ein sinnvoller Tipp ist, je geringer der Blendenwert um so besser auch für EAA.

    Es kommt halt mehr Licht auf den Chip in gleicher Zeit, das ist immer gut.

    das kann man mit Reducern erreichen, aber vielleicht auch eher ein APO nehmen.

    Farbringe an Sternen stören mehr als Verzug am Rand (meine Meinung).


    Da EAA ein "elektronisches" Okular ist, geht im Prinzip ein sehr einfaches Setup, daher ist die Kamera nicht so wichtig vom Modell.

    Es wäre halt die Frage ob du mit Mono-Live-Bildern leben kannst, dann wäre eine Mono-Kamera und LRGB-Filter vielleicht interessant.

    Das ist aber dann mehr Spielerei um noch etwas mehr raus zu holen im Endbild.


    Dann wünsche ich dir viel Erfolg bei dem zweit-einstieg, Sven

  • Hallo Jürgen, jeis111


    Ich bin quasi nur per EAA unterwegs und will gerne mit meinem Wissen helfen. Leider kann ich Dir zu dem "Frauenhofer" nichts sagen, da ich ein Newton-ianer bin. Aber da Du Dich ja schon gut informiert hast, wirst Du alles nötige im Zusammenhang mit der Montierung, Hebel und Gewicht überprüft und eingeschätzt haben. Aber mit f/6 geht schon was, wenn auch am Ende vor allem die Spiegelgröße, ähemmm die Öffnung entscheidend ist. Ich selbst arbeite mit einem f/5 130 PDS Skywatcher und einem 130mm Spiegel. Aber für mehr Öffnung, welche allerdings immer empfehlenswert wäre, drehst Du alle Schrauben weiter, Montierung und Co. . Ich bin halt kein Freund der Linsen, aber ich will Dir deshalb das APO nicht ausreden.


    Ich würde mir aber die Kamera ASI485MC (2,9µm - 3840x2196 Pixel - Fullwell 13000 E) noch mal überlegen. Ich hatte die ASI183MC (2,4µm - 5496x 3672 Pixel - Fullwell 15000E ), das ist eine ähnliche Kamera mit ähnlich aber noch kleineren Pixel, etwas größerer Datenmenge und einer ähnlichen Empfindlichkeit wie die ASI485MC. Ich bin dann auf eine ASI294MC (4,6 µm - 4144x2822 - Fullwell 63700 E ) ungekühlt gewechselt und der Unterschied wegen der mehr als vierfachen Empfindlichkeit (Fullwell) war dramatisch. Ich würde Dir dringend zu der empfindlicheren Kamera ASI294MC raten.


    Was ich in jeden Fall holen würde, ist der ASI EAF damit ist für Dich das Thema scharfstellen einfach erledigt. Du fährst grob die Dir bekannte ungefähre Fokusposition an, ein MAL dann auf AF (AutoFokus) gedrückt und der EAF findet den perfekten Fokuspunkt. Einfach so. Ohne rumgewackle mit Bahtinov-Maske.


    Du schreibst, dass Du eventuell auf ASIPRO gehen möchtest. Ich arbeite mit Sharpcap auf einem Windows Laptop und das funktioniert einfach nur genial gut. Es gibt einige EAA-ler die aber mit ASIPRO arbeiten und sehr zufrieden sind. Allgemein habe ich den Eindruck mit Sharpcap geht alles genauso wie mit ASIPRO aber auch noch viel mehr. Ist auch Ansichtssache. Der Einstieg ist mit ASIPRO vermutlich einfacher.


    Eine azimutale Montierung ist perfekt für EAA. Ich selbst verwende eine Celestron Nexstar mit Starsense AutoAlignement, welches ich trotz Platesolving nicht missen möchte. Hier habe ich mein EAA Newton Setup vorgestellt. Und hier findest Du bei CloudyNights meine Bildergalerie mit Fotos die ich damit gemacht habe.


    Das EAA Setup betreibe ich zusammen mit meiner Frau und für uns ist der Spaß und das Ziel die Live-Beobachtung und nicht das perfekte Bild. Auch wenn das viele oft nicht und falsch verstehen. So gesehen bist Du auf dem perfekten Weg. Das Bild am Ende ist quasi nur das Souvenir an eine schöne Beobachtungsnacht.


    Es macht uns unbändig Spaß laufend während der Beobachtung an den Einstellungen zu feilen und diese zu optimieren. Wir nehmen uns fast immer nur ein oder wenige Objekte für eine Nacht vor und es macht viel Freude auch mal eine Stunde oder zwei dem immer besser werdenden Ergebnis zu zuschauen.


    Ich kann keine perfekten Astrofoto bieten, aber vielleicht können ZweiflerInnen sich trotzdem an den folgenden Aufnahmen erfreuen und die Fotos Dir bestätigten, dass Du mit Deinem EAA Setup auf dem richtigen Weg zu einer neuen Art der Astronomie-Beobachtung bist.


    Die folgenden Fotos sind jeweils das finale gestackte Fotos ohne eine weitere Bearbeitung welches zum Ende der Beobachtung 1:1 - "as seen" abgespeichert wurde. Also quasi die CN geeignete Varianten.


    Wir konnten vor ein paar Tagen zum zweiten oder dritten Mal M1 beobachten. In dieser Nacht konnten wir den Krebsnebel in einer bisher nie erreichten Qualität aufnehmen. Unsere Lernkurve ist immer noch sehr steil und natürlich ist auch das Seeing nicht immer das gleiche. Aber so fein durchgezeichnet hatten wir den Krebsnebel noch nie selbst gesehen.



    • Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
    • Mount: Celestron Nextstar
    • Camera: ZWO ASI 294MC
    • Total time: 4480 s | Frames: 560| 8s | Gain: 300
    • Data: 4144 x 2822 pixel
    • Darks: Sharpcap 4.0 PRO
    • Flats: Sharpcap 4.0 PRO
    • Optic: APM 1,5x Barlow, 975 mm, f/7.5
    • Filter: none
    • Date: 2022-02-27 | Time: 21:47 UTC | Outdoor: 4,5 °C



    An diesem Foto siehst Du auch gut den Einfluss der Bildfeldrotation und dass ein größerer Sensor da natürlich auch hilfreich ist.



    Und in dem Foto ist etwas besonderes, man kann sogar den Pulsar im M1 erkennen wenn man ganz genau hinschaut.




    Und um vielleicht Dir und anderen noch mehr Lust auf diese unkomplizierte und wenig aufwändige Art der fotografisch unterstützend Beobachtung zu machen, mein aktuelles Bild vom Rosettennebel.



    • Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
    • Mount: Celestron Nextstar
    • Camera: ZWO ASI 294MC
    • Total time: 5424 s | Frames: 678| 8s | Gain: 400
    • Data: 4144 x 2822 pixel
    • Darks: Sharpcap 4.0 PRO
    • Flats: Sharpcap 4.0 PRO
    • Optic: Baader MK-III Coma Corrector
    • Filter: Altair Quad Band
    • Date: 2022-03-01 | Time: 22:06 UTC | Outdoor: 3,3 °C


    Da hat jetzt die Bildfeldrotation tatsächlich einiges vom Nebel weggefressen. Das kann man nur mit einer kürzeren Brennweite oder einen größeren Sensor auffangen. Oder auch mit eine EQ Montierung. Aber für eine EQ Montierung ist mir der Initial-Zeitaufwand für Einnordung und Polar-Alignement einfach zu hoch. Mein EAA-Setup ist in längstens vier Minuten, ab in den Garten stellen, betriebsbereit. Das bedeutet die Montierung ist danach vollautomatisch ein- und ausgerichtet und die Kamera ist im Fokus und ich kann per Stellarium, das erste Objekt des Abends anfahren.


    Wenn Du noch Fragen hast, will ich gerne helfen. Viele Grüße - MünchenBeiNacht - Ewald

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  • Hallo Ewald,


    sehr gute Erklärung :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Ich gehe eigentlich in allen Punkten mit - sowohl was die Öffnung als auch die Kamera betrifft.

    Auch dein Tipp gleich einen EAF zu integrieren ist sehr hilfreich.


    Aber..... besteht das Leben leider oft aus Kompromissen... :/


    Ich habe deine Threads in verschiedenen Foren schon lange verfolgt und bin begeistert was du mit diesem Setup für Ergebnisse erzielst. :thumbup: :)

    Klar - Öffnung kann man nicht genug haben.

    Was die Kamera betrifft - die ASI 294 wäre eigentlich auch meine erste Wahl, aber leider auch doppelt so teuer wie die ASI 485.


    Ich würde später gern auch über Dein Setup reden - erstmal muss ich die bisherigen Inputs "sacken" lassen ...


    Übrigens habe ich auch geplant mit Sharcap pro zu beginnen. Wenn ich damit gut zurechtkomme, sollte es kaum einen Grund geben auf die ASIAIR umzusteigen.

    Die Fragen dazu kann ich aber erst stellen wenn ich das Setup bei mir auf der Terrasse stehen habe...


    Danke nochmal und CS

    Jürgen

  • Hallo Eike,


    die Verfahrensweise der EAA ist mir schon klar. Ich praktiziere das ja auch, allerdings meist bei f/4,5 oder f/2,3!

    ach so, ich dachte weil du dich so auf die 10s fixiert hattest das dir nicht klar war das es dennoch um wesentlich längere Gesamtbelichtungszeiten geht.

    Was die Öffnungszahl betrifft ist die simple Sichtweise je schneller desto besser nicht zielführend.

    Man verliert bei kleiner Öffnungszahl ja an Auflösung und muss daher einen vernünftigen Kompromiss finden der natürlich auch vom Objekt abhängt.

    Bei einem hellen aber dafür recht kleinen Nebel wie zb. der Ringnebel ist eine große Öffnungszahl von Vorteil.

    Bei ausgedehnten aber dafür sehr lichtschwachen H- Alpha Regionen ist es genau anders rum.


    Ein guter Anhaltspunkt für DS Fotografie ist ein Sampling von 2x Pixelgroße = Durchmesser Beugungsscheibchen bzw. FWHM, je nach dem was größer ist.

    Bei 2,9ym Pixeln wäre demnach mit Bezug auf das BS F4,3 optimal.

    Bei den F6 von dem APO den Jürgen möchte wäre eine Pixelgröße von 4,03ym optimal.


    Durchmesser BS bei F6 = 0,55ym*2,44*6 = 8,05ym

    Optimale Pixelgröße = 8,05/2 = 4,026ym


    Anstatt unbedingt die F4,3 anzustreben die dann einige Zicken machen kann man also genauso gut entspannt bei F6 bleiben und dafür dann die Pixelgröße anpassen.

    Ich würde Jürgen daher keine schnellere Optik sondern eine CAM mit etwa 4ym Pixeln empfehlen.

    Dieses Setup ist deutlich unproblematischer als zickige F4,3 und 2,9ym Pixel.


    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd,


    danke für die Erklärung.


    Ich habe ja schon Ewald geantwortet dass ich eigentlich auch die ASI 294 (4,6µm Pixelgröße) bevorzugen würde - mich schreckt nur der doppelte Preis ab.

    Wenn ich nur wüsste ob sich das lohnt :/ :?:


    CS Jürgen

  • Hallo Jürgen, 1000 Euro für eine Kamera würde ich am Anfang nicht investieren. Eine ASI bekommst du immer wieder gut verkauft, daher würde ich mit einer günstigeren ZWO-Kamera beginnen, die natürlich zumindest annähernd zu Deinem Teleskop passt. Die 485 ist ja auch kein Billig-Teil! Wenn man sieht, was manche mit der ASI 120 mc hinbekommen…das reizt mich, das nachzumachen. Man muss sich halt in Sharpcap einarbeiten und verstehen, wie EAA damit grundsätzlich funktioniert, dann ist man auch irgendwann bereit für eine teure Kamera und kann die besser ausreizen, womöglich dann auch mit einem wieder anderen Teleskop, wobei Dein angedachter Lacerta schon sehr fein, wenn auch relativ klein, ist. :)


    Gruß und CS Olaf

  • Danke für Deinen Input, Olaf.


    Ich möchte aber an der Kamera nicht zu sehr sparen :money_mouth_face: , deswegen als "mein" Kompromiss die 485.

    Auch habe ich das Ziel irgendwann mal näherungsweise an die Qualität der von Ewald geposteten Fotos herankommen. Ich weis - als Anfänger illusorisch, habe ja auch bzgl. Bildbearbeitung noch keine Erfahrungen.


    CS Jürgen

  • Hallo liebe Freunde vom Astrotreff,


    neben Urlaub habe ich die letzten Wochen damit zugebracht weiter an meinem Setup zu "feilen".

    Heute hatte ich auch endlich die Gelegenheit mit Karl Kloß von den Teleskop Spezialisten zu telefonieren um letzte Details abzuklären.

    Da der Lacerta 74/32 absehbar nicht lieferbar ist, bin ich auf den fast baugleichen TS-Optics Photoline 72mm f/6 FPL53 Apo Refraktor mit 2, (teleskop-spezialisten.de) umgeschwenkt.

    Bei der Kamera und der Montierung werde ich bleiben.


    Nur beim "Nebelfilter" bin ich mir noch nicht ganz sicher und bitte um Euren Input.

    Das Bild von Ewalds Rosettennebel hat mir außerordentlich gut gefallen, wobei er einen Altair Quad Band Filter verwendet hatte.

    Oft werden hier im Forum die Optolong L-eXtreme bzw. L-eNhance vorgeschlagen. Ich tendiere nach meinem Telefonat mit Karl Kloß zum L-eNhance.

    Ewald (und natürlich auch alle anderen Mitleser) - siehst Du einen Vorteil des von Dir verwendeten Filters gegenüber den von Optolong ?


    Ich hab mich mal belesen. In der Altair Reihe gibt es 3 Arten von OSC Leitungsfiltern:


    - Dual-Band - entspricht von den Daten ziemlich genau dem L-eXtreme - 7nm Bandbreite

    - Tri-Band - entspricht bis auf den etwas höheren Bandbreiten - 35nm vs 24nm im H-beta/OIII Band und 12nm vs 10nm im H-alpha - dem L-eNhance

    - Quad-Band - blockt zusätzlich noch SII - 35nm Bandbreite


    Der Quad Band von Altair ist damit "eigentlich" auch ein Dual-Band Filter mit höherer Bandbreite (35nm) gegenüber den extremen Schmalbandfiltern wie z.B. der L-eXtreme, nur werden jeweils 2 charakteristische Linien geblockt (H-beta/OIII und H-alpha/SII)

    Auch haben die Altair Filter zusätzlich eine UV/IR Blocker integriert ( die ZWO ASI 485 hat selbst keinen eingebaut). Bring das irgendwelche Vor- oder Nachteile ?


    Bin auf Eure Meinungen gespannt.


    Gruß und CS Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    wie immer, es kommt darauf an was du willst. ;)


    Ich versuche es mal allgemein zu erklären.

    Für Colorchips (also mit Bayermatrix) sind Filter sinnvol, die nicht nur einen sehr schmalen Wellenlängenbereich durchlassen.

    Der Grund ist die Bayermatrix, die bei z.B. RGGB, bei reiner H-Alpha-Filterung nur 1 von 4 Pixeln mit Licht versorgt wird.

    Eine Monokamera würde halt alle Pixel versorgt bekommen.


    Nimmt man Filter die mehr Pixel versorgen können wie ein H-Alpha - OIII Dualbandfilter würde also rot und Blau (teilweise grün) belichten.

    Dies kann man später sehr genau via Software trenn und hat "1A Schmalband Bilder".

    Wenn man jetzt Tri- oder Quadbandfilter nimmt wird noch mehr Licht auf dem Chip ankommen.

    Es ist aber nicht wirklich möglich genaue Schmalbandbilder von z.B. nur H-Alpha erstellen können.

    Dies liegt daran, dass z.B. H-Alpha und SII Wellenlänge beide auf dem Roten Pixel registriert werden und sich überlagern.


    Wenn du also "wissenschaftlich" orientierter bist, ist der Dualbandfilter das praktischte.

    Tri- und Quadband sind für kürzere Belichtungszeiten im Vergleich zum Dualband von Vorteil, es kommt mehr Licht in der gleichen Zeit auf dem Chip an.

    Wenn du jetzt die Filter nutzen willst, wegen Störlichtern, ist es sinnvoll zu wissen, in welchem Spektrum dieses Licht ist.

    Bei Störlicht ist ein schmaleres Einfallband von Vorteil, da du mehr Störlicht blockst.


    Wenn es jetzt um bestimmte Objekte geht kommt es immer darauf an, welches Licht kommt vom Objekt.

    Für mich würde ich sagen (aber das muss man genau Testen) im Schwan gehen Tri- und Quadband gut, so wie bei vielen H-Alpha regionen.

    Wenn es aber um Planetarische Nebel geht ist es vielleicht besser mit dem Dualband und einem reinen Schmalbandfilter die Stuktur noch mehr heraus zu arbeiten.



    Zu Filtern kann man außer dem rein Theoretischen wenig mehr sagen,

    da es an der Beoabchtungsumgebung, dem Objekt und dem erwünschten Ziel liegt,

    welcher Filter mit welchem Setup am besten funktioniert.


    Ich hoffe es hilft bei der Überlegung, welche Filter.

    Mein allgemeiner Tipp, Filter kann man später immer noch kaufen.

    Filter sind ein Teil mehr im Lichtgang und damit eine Fehlerquelle, lieber mit möglichst wenigern Fehlerquellen anfangen.

    Und wenn du deine ersten Bilder hast wirst du vielleicht ganz anders weiter gehen und gar keine Filter vermissen/brauchen.

    Störlichtgradienten lassen sich sehr gut via Software herausrechnen und Filter stören bei den Farben, also filterlose Aufnahmen sind meist für die (Stern-)Farbe benötigt.

    Vielleicht lieber das Geld in Software investieren. Gradienten sind ideal bei PixInsight und sehr gut bei AstropixelProcessor zu entfernen.

    Siril, Regim können es zwar auch, aber es gibt einiges an Gradienten was sich nicht entfernen lässt.


    Dann viel Spaß, Sven

  • Hallo Sven,


    Danke für den Input.


    Klar - ich muss erstmal genau wissen was ich will (unter Berücksichtigung der Umgebungsbedingungen).

    Das zu definieren ist als Anfänger aber gar nicht so einfach.

    Beginnen möchte ich auf alle Fälle mit Emissionsnebeln - wie z.B. der bereits erwähnte Rosettennebel, oder der Affenkopfnebel, Pferdekopfnebel, Seelennebel .... Mich fasziniert die Ästhetik dieser Nebel und mag sogar wie an Ewalds Beispiel die "knalligen" Farben. Also ganz und gar keine "wissenschaftliche" Herangehensweise - einfach nur genießen und träumen... :dizzy:

    Lt. FOV Calculator würden mein Setup ganz gut dazu passen (FOV und sampling)


    Meine Umgebungsbedingungen sind übrigens wie im Eingangspost erwähnt - 7. Etage - umlaufende Terrasse N-O-S - Bortle 6 (lt. "clear outside").

    Ich schau also von ober auf die meisten "Lichtverschmutzer" (Straßenbeleuchtung...).


    Wie würde z.B. der Rosettennebel ohne Filter aussehen ? Vielleicht hat jemand von Euch Beispiele oder kann mit einem Link weiterhelfen.


    Vom L-eXtreme hat mir Karl Kloß übrigens abgeraten. Bei meinen Setup (F6) liegt die Transmission bei H-alpha nur noch bei 60%, bei OIII ca. 85%.

    Bei gegebener Öffnung (72mm) und max. 10s Einzelbelichtungszeit (AZ Montierung) ist es sogar für mich als Anfänger klar dass das nicht funktionieren kann.

    Natürlich gibt es noch viele Zusammenhänge die ich noch nicht überblicke - dafür seid Ihr ja da :winking_face:


    Gruß und CS Jürgen

  • ...übrigens habe ich erstmal aufgrund von Lieferproblemen auch keinen Flattener mitbestellt. Bei der doch relativ kleinen Sensordiagonale sollte es erstmal kein größeres Problem sein...

  • Dann wäre mein klarer Rat, fang erstmal an.

    Wenn du EAA machst wirst du noch einiges auf der Softwarseite machen können.

    10 Sekundenbelichtungen sind passender ohne Filter, würden aber zu Quadfiltern tendieren.


    Dann wirst du recht schnell rausfinden was du noch brauchst und was erstmal warten kann.


    Dann wünsche ich viele klare Nächte, wenn dein Material da ist.


    Viel Spaß, Sven

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