technischer Fortschritt vs Lichtverschmutzung

  • Hallo,


    eine für mich interessante Frage ist, in welchem Maße die Lichtverschmutzung dem technischen Fortschritt bei der visuellen Beobachtung entgegenwirkt.


    Wenn man z.B. den Himmel zurzeiten Galileo Galileis - völlig ohne Lichtverschmutzung - mit den damals vorhandenen Fernrohren in den Vergleich stellt mit einem durchschnittlichen heutigen Beobachtungsplatz (z.B. Stadtrand): Was meint ihr, würde man heute an Equipment benötigen, um in etwa die gleichen Eindrücke zu erhalten wie zu Galileis Zeiten?


    Wenn man das Thema nicht ganz so weit ausholen will, könnte man auch die Bedingungen vor z.B. 60 Jahren und einem 100 mm Achromaten mit heute vergleichen.


    Bin auf eure Meinungen gespannt.


    Gruß


    Carsten

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    Da könnte man sich mal einen groben Eindruck verschaffen, was Galileo gesehen haben dürfte. Zeichnen konnte er mit Sicherheit perfekt. Er hat mW. seine Linsen selbst geschliffen, ob die wirklich so glatt geworden sind? Zudem kommt geringe Öffnung und chromatischer Fehler ... Auch wenn er seine Fernrohre optimiert hat bez. Dimensionen, dürfte er doch ein bescheidenes Bild gehabt haben. Kann mich an eine Zeichnung vom Saturn erinnern, bei dem die Ringe nicht aufgelöst waren ... Galileo hat sicher ganz hervorragend beobachtet!


    Dürfte man mit einem 'Kinderteleskop' hinbekommen.


    *denk*


    Gruß

    Stephan

  • Hallo Carsten,


    ich nehme an Du willst auf Deepsky Objekte hinaus. Faints and Fuzzies.


    Nun, man muss nicht tief in die Geschichte gehen, sondern die Erfahrungen der südwärts reisenden Sternenfreunde auswerten. Oder die von unseren Hochalpinisten ;-). Sicher haben sie 2021, zumindest ab einer gewissen Deklination! einen Himmel der vergleichbar ist mit einem, sagen wir Frankfurter Himmel in 1610. Dazu nehme man den gegenwärtigen Frankfurter Nachthimmel und als Beobachtungsort die Sternwarte

    Physikalischer Verein - Sternwarte


    Und schon kann man sich ein Bild machen ;-), was wir dem technischen Fortschritt der Beleuchtungstechnik zu verdanken haben.


    Und Galilei würde, durch nen Zeittunnel geschickt, wohl jeden 30 Euro China-Plastetröte bejubeln. Aber 100 Jahre später, da sieht das schon völlig anders aus, und das ist 17-hundert, also immer noch Kerzentechnik bei der Beleuchtung. Aber Fernrohre, die waren schon Welten besser als zu Galileos Anfängen.


    CS,

    Walter

  • Servus Markus,


    die Formel / Grafik ist sehr konservativ. Ich schaffe mit meinem 8-Zöller locker 14m5 und bei sehr gutem Himmel 15m0 visuell (indirekt, aufblitzend), letzteres bei fst 6m5.


    Grundsätzlich stimmt die Aussage aber. Bei Galileo kommt aber zur kleinen Öffnung noch der Linsenfehler und die fehlende Präzision beim Scharfstellen dazu. Hätte er eine den heutigen Kaufhausspielzeugoptiken gleichwertige Optik gehabt, hätte er wohl Freudensprünge gemacht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hi Christoph,


    ja, da hast du recht, Galileos technische Möglichkeiten waren natürlich begrenzter als unsere heutigen.


    Ob die Grenzgröße nach unten oder oben abweicht, war mir jetzt nicht so wichtig - hat aber natürlich seine Berechtigung, dass du hier darauf hinweist. Soll ja für alle Leser so vollumfänglich wie möglich sein.


    Mir gefällt der anschauliche Vergleich gut, wieviel ein dunkler Himmel aus macht, bzw. um welche Größenordnungen ein Teleskop mehr Öffnung braucht, um bei einem helleren Himmel zu bestehen.


    Das Zitat auf der genannten HP:


    "Ein dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen und Teleskopöffnung ist nur durch noch mehr Teleskopöffnung zu ersetzen!"


    hat jedenfalls seine Berechtigung, was ich jedes mal leidvoll erfahre, wenn ich bei mir im Garten beobachte.


    Schöne Grüße

    Markus

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