Ist eine 2" Barlow Linse für Astrofotografie sinnvoll?

  • Liebe Sternfreunde,


    ich habe 2 Astrokameras: ZWO ASI 178MC (ungekühlt), ZWO ASI 2600MC (gekühlt).


    Mit der ZWO ASI 178MC habe ich schon oft Foto-Aufnahmen (z. B. Planeten, Mond, Deep Sky) mit meiner 1,25 Zoll 2,5x TeleVue Barlow Linse gemacht.


    Für die ZWO ASI 2600MC ist die 1,25" Barlow Linse zu klein. Nun überlege ich eine 2 Zoll 2x TeleVue Barlow Linse zu kaufen, um damit Planeten, Mond und Deep Sky Objekte mit kleinem Durchmesser aufnehmen zu können.


    Ist die Anschaffung einer 2" Barlow sinnvoll oder eher Geldverschwendung?


    Danke im Voraus für eure Tipps und Empfehlungen!


    LG Christian

  • Servus Christian,


    mit welcher Optik vor der Kamera willst du damit loslegen? Der Mond würde ja selbst mit 1500mm Brennweite noch formatfüllend auf den großen Chip passen, damit wäre das der einzig nutzbare Einsatz für die Kamera. Kleinere Ausschnitte beim Mond kannst du ja bliebig mit der 178mc machen.


    Und für Planeten ist die 2600mc unsinnig, die kleinen Murmeln belegen damit weniger Pixel als mit der anderen Kamera. Und bei Deepsky mit einer 2x Barlow fotografieren bedeutet- du benötigst die 4-fache Belichtungszeit gegenüber einem Bild ohne der Barlow.


    Gruß Stefan

  • Hallo Christian,


    bei Deepsky kommt noch hinzu, dass das seeing aufgrund der längeren Belichtungszeiten die Auflösung begrenzt!


    In Deutschland liegt dieser FWHM-Wert meistens über 2", da bist Du schon mit Brennweiten um 1000mm und der Pixelgröße deiner Kamera ziemlich am Anschlag.


    Die Formel zur Berechnung der Auflösung lautet meines Wissens: Pixelgröße Kamera = Brennweite * tan( FWHM / 3600) x 500


    Du wirst bei Deepsky mit der barlow also nicht besser Auflösen sondern nur Belichtungszeit herschenken. Dann doch lieber kleine Deepsky-Objekte in der Nachbearbeitung croppen.


    CS Michael


    PS: zum Thema Auflösung Deepsky hatte ich mich mal am Saturnnebel versucht:



    siehe auch meine Homepage dazu: https://projekt-astrofoto.jimdofree.com/2021/08/27/der-saturnnebel-die-grenzen-der-auflösung/


    Der Saturnnebel hat eine Ausdehnung von etwa 36".


    Bei einem Seeing von 2" sind also maximal 18x18 Pixel Auflösung drin.... =O

  • Hallo Christian,

    Also ist eine 2” Barlow nicht notwendig?

    ich arbeite bei meinem EAA Setup, Newton 5" | 650 mm | f/5 gerne mit einer APM 1,5x Barlow, telezentrisches Design mit integriertem Koma Korrektor. Ich finde sowohl rechnerisch (theoretisch) als auch im Foto-Ergebnis (praktisch) ergeben sich mit der 1,5x Barlow gute Ergebnisse, ist aber vermutlich bei mir gerade noch von der Auflösung her sinnvoll. Eine 2x gäbe für mich erst Sinn mit 6" | 600mm | f/4. Du hast ja aber ein 8" Spiegel und damit eine deutlich größere Auflösung von Beginn an. Versuch macht kluch und EAA ist natürlich auch eine andere Erwartungshaltung als Astrofotografie.


    Ich kann Dir mit M51 einen Vergleich mit und ohne bieten. Die folgenden zwei Fotos sind finale EAA PNG Stack-Fotos "as seen" 1:1 direkt aus Sharpcap umgerechnet auf JPG.

    M51 ohne Barlow


    • Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
    • Mount: Celestron Nexstar SE
    • Camera: ZWO ASI 294MC
    • Total time: 2848 s | Frames: 356 | 8s | Gain: 300
    • Data size: 4144 x 2822 pixel
    • Darks: Sharpcap 3.2 PRO
    • Flats: keine
    • Optic: keine Barlow kein Koma KorreKctor: 650 mm | f/5
    • Date: 2021-06-14 | Time: 02:58 | UTC 2+ | Outdoor: °C


    M51 mit Barlow


    • Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
    • Mount: Celestron Nexstar SE
    • Camera: ZWO ASI 294MC
    • Total time: 1832 s | Frames: 229 | 8s | Gain: 300
    • Data size: 4144 x 2822 pixel
    • Darks: Sharpcap 3.2 PRO
    • Flats: keine
    • Optic: 1,5x Barlow mit Koma Korrektor APM: 975 mm | f/7,5
    • Date: 2021-05-31 | Time: 23:48 | UTC 2+ | Outdoor: 10,5 °C


    Ich bin aber immer noch im steilen Teil der Lernkurve. Das Foto ohne Barlow (Mitte April 20221) ist eines meiner ersten EAA Versuche. Heute verwende ich den Baader Komakorrektor und im Moment arbeite ich mich in das Thema "Flats" ein.


    Ich bin mit der 1,5x APM Barlow sehr zufrieden und habe mir inzwischen einen zwei-teiligen 3D-gedruckten Adapter gebaut und kann jetzt die eigentlich serienmäßig nur in den 2" OAZ zu steckende 2" Barlow fix in den optischen Weg samt Rotator mit Filtergewinde direkt in den Skywatcher OAZ verschrauben.



    Erste Versuche damit waren auch wieder sehr vielversprechend.


    MünchenBeiNacht - Ewald

    (c) Copyright 2023 . Meine Texte entstehen nur und durch ausschließliche Nutzung des eigenen Denkapparats und ich widerspreche ausdrücklich der Nutzung, Verwendung, Kopie und Diebstahl durch KI-Programme!!

  • Hallo


    Ich stehe vor derselben Frage, soll ich mir eine 2" 2x Barlow Linse kaufen?

    TMB 80/600, ASI 2600c.

    Da ich gerne Galaxien fotografiere, benötige ich eben mehr Brennweite. Auch wenn die Belichtungszeit länger ist, was nützt es mir wenn ich das Objekt nur zu klein für meine Ansprüche dargestellt bekomme... Also ich werde mir eine kaufen und es versuchen. Weiter oben in diesem Thread sieht man ja das es Sinn macht.

  • Servus,

    Ich stehe vor derselben Frage, soll ich mir eine 2" 2x Barlow Linse kaufen?

    TMB 80/600, ASI 2600c.

    Würde ich nicht machen. Du hast eine f/7,5 Optik und mit einer 2x Barlow machst du daraus eine mit f/15. Wie oben schon erwähnt musst du die Belichtungszeit um Faktor 4 verlängern. Also lieber so Fotos machen und dann den gewünschten Bereich aus dem großen Bild als Ausschnitt herauslösen.


    Gruß Stefan

  • Hallo Stefan


    Wenn ich das so mache wie von dir vorgeschlagen, "den gewünschten Bereich aus dem großen Bild als Ausschnitt herauslösen", habe ich dann das gleichen Ergebnis als wenn ich ohne Barlow aufnehme? Mit gleichen Ergebnis meine ich, mit der vergrößerten Darstellung des Objektes?

  • ....habe ich dann das gleichen Ergebnis als wenn ich ohne Barlow aufnehme?

    So wie ich geschrieben hatte, ist das Bild ohne Barlow aufgenommen, du schneidest lediglich einen Teil raus, machst also einen neudeutsch Crop


    Ohne Barlow kommst du auf eine Auflösung von 1.29"x1.29" per pixel und das liegt in dem Bereich, der bei gutem Seeing noch gut nutzbar ist. Mit einer 2x Barlow wären das 0.65"x0.65" per pixel und damit würden störende Luftbewegungen diese Auflösung gar nicht erlauben. Das Ergebnis ist daher nicht besser, als wenn du ohne Barlow arbeitest und den gewünschten Bildausschnitt damit vergrößerst.

  • Hallo Mak200!

    habe ich dann das gleichen Ergebnis als wenn ich ohne Barlow aufnehme? Mit gleichen Ergebnis meine ich, mit der vergrößerten Darstellung des Objektes?

    ich sehe das anders wie Stefan:

    Das Ergebnis ist daher nicht besser, als wenn du ohne Barlow arbeitest und den gewünschten Bildausschnitt damit vergrößerst.

    richtig ist, dass das Seeing wie immer natürlich das erzielbare Ergebnis stark beeinflusst. Mit deinem 600mm Teleskop und 3,76 µm Pixel liegt Du mit einer 2x Barlow bei durchschnittlichen Seeing zwar am oberen Bereich des sinnvollen, siehe astronomy tools, aber der visuelle Vorteil ist enorm.


    Mit einer 2x Barlow hast Du halt doppelte Auflösung der Bilder. M51 als Beispiel ist dann halt statt ca. 1.340 x 1.250 Pixel eben stattliche 2.680 x 2.500 Pixel groß was allerdings auch eine wesentlich längere Belichtunsgzeit erfordert und dann halt den Sinn nach einem f/7,5 für so ein Projekt hinterfrägt. Natürlich sind bei so riesigen Objekten wie M51 mit ca. 11 x 7 ' Bogenminuten auch die Frage muss man es unbedingt größer aufblasen. Aber bei kleineren Objekten wie z. B. M57 mit ca 1,5 x 1 ' Bogenminute ist der Unterschied mit 70 x 46 Pixel ohne Barlow oder 140 x 92 Pixel mit Barlow vielleicht durchaus angebracht.


    Hier zum selber anschauen, was mein EAA Setup mit 650mm f/5 ohne Barlow bzw. f/7,5 mit Barlow und einer ASI294MC hergibt.



    M57 ohne Barlow

    • Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
    • Mount: Celestron Nextstar
    • Camera: ZWO ASI 294MC
    • Total time: 1536 s | Frames: 192 | 8s | Gain: 300
    • Data size: 4144 x 2822 pixel
    • Darks: Sharpcap 3.2 PRO
    • Optic: no Barlow nor Coma Corrector
    • Date: 2021-07-12 | Time: 00:48 | Outdoor: 16.5 °C



    M57 mit 1,5x Barlow


    • Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5"
    • Mount: Celestron Nextstar
    • Camera: ZWO ASI 294MC
    • Total time: 596 s | Frames: 149 | 4s | Gain: 300
    • Data size: 4144 x 2822 pixel
    • Darks: Sharpcap 4.0 PRO
    • Optic: 1,5x Barlow and Coma Corrector
    • Date: 2021-09-10 | Time: 23:35 | Outdoor: 9.4 °C


    Aber man kauft halt immer Vorteile mit Nachteilen oder zusätzlichen Aufwand ein. So gesehen hat Stefan natürlich auch wieder ein Stück Recht!


    MünchenBeiNacht - Ewald

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  • Aber wie ist das mit einer ADC? Bei Planeten super und bei DS?

    Moin Markus,


    einen ADC benötigst Du, um die Atmosphärische Dispersion zu korrigieren.

    Die Erdatmosphäre bricht das Licht je nach Wellenlänge unterschiedlich stark, daher entstehen vor allem bei tief (also dicht am Horizont) stehenden Planeten Farbränder. So etwas korrigiert ein ADC.

    Bei Deepsky spielt ein ADC keine Rolle, denn da nimmt man i.d. Regel so tief stehende Objekte nicht auf.

    Zumindest habe ich noch nie von einem ADC-Einsatz bei Deepsky gehört.


    Gruß, Jochen

  • Hallo,


    Eins fällt mir noch ein. Wenn ich mir für DS eine Kamera mit größerem Chip hole dann ist das Objekt doch genauso groß wie mit einem kleineren Chip.Man hat einfach nur ein größeres Bild.

    Soll das kleine Objekt größer werden dann nur mit höherer Brennweite.

    Anders herum bei großen Nebeln wo nicht auf den Chip passen entweder größeren Chip oder weniger Brennweite.

    Es gibt auch Reducer aber für mein Skywatcher Newton 200/1000 gibt es sowas nicht.Da würde nur ein kleineres Teleskop helfen.

    Ist mein Gedankengang richtig?


    Grüße

    Markus

  • Hallo,


    Bleib ich mit meiner Barlow lieber bei Planeten.

    War mein Gedankengang richtig ( siehe Zitat) ?


    CS

    Markus

  • Eins fällt mir noch ein. Wenn ich mir für DS eine Kamera mit größerem Chip hole dann ist das Objekt doch genauso groß wie mit einem kleineren Chip.Man hat einfach nur ein größeres Bild.

    Jain- mit dem größeren Chip lichtest du ja ein größeres Feld ab. Wenn die Pixelgröße beider Kameras gleich ist, ändert sich erst mal nichts an der Auflösung. Aber auf dem Monitor betrachtet füllt das Bild mit dem größeren Feld ja den ganzen Bildschirm aus und damit wird das Objekt natürlich kleiner dargestellt.


    Damit erreichst du sozusagen das Gegenteil eines Crop, bei dem du nur einen Ausschnitt des abgelichteten Feldes nimmst und diesen auf dem Monitor darstellst

  • Warum so komplziert?

    Die Ausdehnung des zu fotografierenden Objekts bestimmt das Verhältnis Chipdiagonale / Brennweite, die Auflösung, begrenzt durch das seeing, bestimmt das Verhältnis Pixelgröße / Brennweite. Die sinnvolle bzw. nötige Belichtungszeit wird bestimmt durch die Objekthelligkeit (z.B. in mag/ Quadratbogensekunde) und das Öffnungsverhältnis zum Quadrat. Der Rest ist einfaches Rechnen.

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