Einfacher Sucher/Tischdobson-Hybrid

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend möchte ich euch mein erstes Selbstbau-Projekt vorstellen, das vor allem schnell und einfach zu verwirklichen war.


    Ausgangslage


    Ein guter Freund und ich sind seit kurzem stolze Besitzer eines 14 Zoll Gitterrohrdobsons, besser bekannt als "Phoenix von Goldammer" (350/1790 mm). Weitere Informationen zu diesem wunderbaren Gerät mit seinem Sucher (106 / 440 mm) finden sich hier. Dieser Sucherdobson, das "Reiterlein von Phoenix", soll bei diesem bescheidenen Selbstbauprojekt die Hauptrolle spielen.


    Problem und Zielsetzung


    Das Reiterlein wurde in den letzten Jahren nicht mehr aktiv genutzt und hatte auch keinen Okularauszug mehr. Nachdem wir den Phoenix und den Sucher unser Eigen nennen durften, waren wir uns beide einig, dass das Reiterlein langfristig wieder aufsitzen und gangbar gemacht werden müsse. Außerdem träumte ich seit kurzem davon, diese kleinere Optik auch als schnelle und flexible Spechteloption unabhängig vom 14-Zöller nutzen zu können.


    Lösung und Umsetzung


    Zunächst musste also ein Okularauszug eingebaut werden. Unsere Recherchen lieferten keine passgenauen und preiswerten Ergebnisse, weshalb der Entschluss zum Selbstbau gefasst wurde. Ein weiterer Freund lieferte die benötigten Einzelteile, indem er sein altes und billiges Kaufhausteleskop, das seine besten Tage längst gezählt hatte, zerlegte und uns den Okularauszug mitsamt eines Zenitprismas zur Verfügung stellte. Leider war der Auszug viel zu groß für das Loch im Hut des Suchers. Eine Vergrößerung wäre nur unter großem Risiko aufgrund des relativ dünnen "Hutmaterials" möglich gewesen. Das Zenitprisma, beziehungsweise zwei Teile davon, erwiesen sich allerdings als wertvoll für die Weiterverarbeitung.


    Das Loch im Hut wurde mithilfe von Cuttermesser und Schleifpapier leicht vergrößert, so dass die "Hülse", die im Zenitprisma steckte, passgenau eingeführt werden konnte. Auf diese Hülse passte genau ein Ring, der ebenfalls zuvor am Zenitprisma verbaut war. Das Problem der fehlenden Möglichkeit zur Fokussierung konnte durch eine Okularhülse behoben werden, die ebenfalls (zufällig) passgenau in diesem System steckt.



    Der selbstgebastelte "Okularauszug" ist somit kurz genug, um mit einem 25 mm Okular in den Fokus zu kommen. Die ungefähre Länge hatten wir zuvor durch einfaches Hinhalten der Okulare an das Loch im Hut des Suchers im Sinne von Trial and Error ungefähr abgeschätzt.


    Erste handgehaltene Beobachtungen mit dem Sucher zeigten einen erstaunlich scharfen Mond und einen schönen Überblick bei 17-facher Vergrößerung.


    Jetzt musste nur noch eine Montierung für den Sucher geschaffen werden, um ihn auch ohne den Phoenix nutzen zu können. Der Arbeitsaufwand sollte sich in Grenzen halten und eine praktische Lösung musste gefunden werden. Eine einfache Rockerbox sollte den Anforderungen genügen. In der Folge wurde der Keller und die Werkstatt nach geeigneten Materialien durchforstet. Kurz vor dem Aufgeben sprang ein Getränketragerl in mein Gesichtsfeld. Eine kurze Inspektion zeigte, dass die Abmessungen perfekt für das Reiterlein passten - es musste nur ungefähr halbiert werden. Dieser Plan wurde mithilfe einer feinen Holzsäge und Schleifpapier verwirklicht. Außerdem musste die Tragestange entfernt werden. Die Löcher für diese dienten nach der Zusammensetzung des Tragerls als primitive Höhenlager. Als Achsen am Sucher diente eine M6-Gewindeschraube und eine M5-Gewindeschraube, die als Halterung am Phoenix schon vorhanden war.



    Die Konstruktion erweist sich auch in Horizontnähe als stabil. Zur Sicherheit und besseren Standhaftigkeit dient ein 2-kg-Bleigewicht. Die Leichtigkeit der Höhenverstellung kann durch Anzug der Gewindeschrauben angepasst werden. An einer Seite hat sich eine Rändelschraube zur Verstellung bewährt, um keinen Schlüssel zu benötigen.


    Schließlich wurde der Sucher noch aufgrund von Gebrauchsspuren der Jahre schwarz gefärbt. Außerdem hat die Rockerbox ebenfalls einen Anstrich erhalten, um den unschönen Schriftzug zu verdecken. Eine zusätzliche M6-Gewindestange wurde am Reiterlein angebracht, um ihn mit dem 14 Zöller per Schlüsselloch-Prinzip verbinden zu können.


    Das Reiterlein sitzt wieder auf und ist durch einen Handgriff - dem Lösen einer weiteren Rändelschraube - als Tischdobson sofort einsatzbereit.





    Am Ende bin ich relativ zufrieden mit diesem recht unprofessionellen und spontanen Projekt, das sehr wenig Zeit und Ressourcen in Anspruch genommen hat, sich aber hoffentlich als praktisch und alltagstauglich erweisen wird.


    Über die Schwärzung lässt sich natürlich diskutieren ;) ...


    Schönen Sonntag!


    Christopher

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