Teil 1. noch Dezember 2021 - von Kälte, Schlamm und geflohenen Fleckchen

  • Hallo zusammen!


    Ende Oktober hatte ich das Glück zwei Nächte für die Beobachtung zu nutzen. Im November gab es keine einzige schöne Nacht, um einen Blick auf den Sternenhimmel zu werfen (klare Nächte nur bei Vollmond). Am Ende kam dann doch noch der Dezember und die Vorhersagen kündigten gleich zum Anfang des Monats eine klare Nacht von Freitag auf Samstag, ebenso Temperaturen bis unter Null an. Da der Spätherbst und der frühe Winter ziemlich anfällig für instabiles Wetter sind, entschied ich mich, die Gelegenheit, in die Sterne zu gehen, nicht zu verpassen.


    Bei dieser Beobachtung war ich nicht allein, denn Tanja begleitete mich mit ihrem 20cm Newton und der EQ-Montage. Wir trafen uns in einem Vorort vor der Hauptstadt, wo wir unsere gesamte Ausrüstung in ein Pkw einluden, um gemeinsam auf den Hügel zu fahren. Der Plan war, nicht bis spät in die Nacht zu bleiben, da ich am nächsten Tag noch Verpflichtungen hatte, die auf mich warteten. Hinter dem Dorf auf dem Hügel war eine Wiese, wo ich bereits vor etwa zwei Monaten war.


    Die Lage ist anständig, hat einen klaren Horizont und der Himmel ist auf Augenhöhe mit der weit verlorenen Kleinstadt. Auf den umliegenden Hügeln sieht man Lichter von den Straßenlaternen, die ein wenig irritieren, wenn man sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt hat. Doch, es ist, wie es ist. Als die Schakale zum Abend aus all ihren Kehlen heulten, bot selbst diese Beleuchtung einen gewissen Trost, dass wir nicht gerade in totalen Hinterwäldern in der Wildnis waren.


    Meine Sorge war die Zufahrtsstraße. Starker Regen vom Vortag verwandelte sie in einen Schlamm. Ich versuchte, auf die Wiese zu fahren, aber die Räder drehten in die Leere. Am Ende "strandete" ich das Auto auf dem festesten Stück Boden, das ich finden konnte und hoffte, dass ich am Ende der Beobachtung nicht Hilfe von einem Einheimischen mit einem Traktor rufen muss.



    Grundlegende Informationen

    • Beobachtung: 2021, die 12.

    • Datum: 03.12.2021

    • Zeit: 19:45 - 21:20

    • Ort: weit im Inneren des Landes

    • Temperatur: - 3°C

    • Luftfeuchtigkeit: niedrig

    • Transparenz: gut, gelegentlich Wolkenböen

    • Grenzmagnitude: 21,05 mpas

    • Seeing: schlecht

    • Instrument: 300/1500 GoTo Dob


    Das Ziel war es, die Himmelssektoren weiter zu betrachten, die ich vorbereitet und den neuen Castel UHC-Filter zu testen, den ich zusätzlich besorgt hatte. Da es bereits solide -2°C geworden sind, als wir auf der Wiese ankamen, wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis wir durchgefroren sind. Deshalb fielen die Tests aus und ich stürzte mich sofort auf einen Teil des Sternbildes Perseus, zwischen den Sternen Algol - β Persei (beeindruckender bedeckungsveränderlicher Stern - Dreisternsystem) und Mirfak - α Persei.


    NGC 1161, GX S0, m=10.99, Per
    143x HYP: Ein glänzender, kleiner und ovaler Fleck mit hellerem Zentrums. Er scheint ein wenig größer zu sein, wenn man ihn mit einem seitlichen Blick betrachtet. Links davon 1 Bogenminute ein Doppelstern.


    Schon beim ersten Objekt bemerkte ich, dass das GoTo heute Abend nicht mit mir gut zusammenarbeiten will. Ich vermute, dass das Fett gefroren ist, so dass sich die Montagezahnräder schwerer drehen. Es half nichts, bis ich dann über ein versteiftes Kabel stolperte, so dass der SynScan-Controller den Kontakt verlor und ich die Kalibrierung des Teleskops wiederholen musste. Nach diesem Ärger fahre ich mit der Beobachtung fort.


    NGC 1193, OC, m=6.5, Per
    143x HYP: Eine dunklere, neblige Wolke mit winzigen Sternen, die hervorstechen. Um sie leichter zu erkennen, ist es notwendig, kurz wegzusehen. Ovale Form, ca. 2 Bogenminuten im Durchmesser.


    Die Kälte beißt und Tanja zieht das erste extra Paar Socken und Fleece Beinstulpen an. Meine wärmende Salbe wärmt mich noch.


    NGC 1186, GX, m=11.6, Per
    143x HYP: Dunklerer Fleck, oval. Sieht aus wie eine "Atmosphäre" um einen Stern herum. Von relativ größerer Dimensionen.

    Ah, das nächste Objekt war ein Streich gewesen. Ich dachte, ich würde IC 1872, einen offenen Sternhaufen beobachten. Im Okular konnte man tatsächlich unter der Galaxie NGC 1186 eine ovale Gruppe von Sternen beobachten, die wie ein Sternhaufen aussah. Es gab vielleicht Zwanzig von ihnen in dieser Gruppe mit einem größeren Spektrum an Brillanz (nicht alle von ihnen waren vom ähnlichen Glanz). Die Gruppe selbst stach in Bezug auf die Hintergrundsterne hervor. Ich schätzte die Abmessungen des "offenen Haufens" auf etwa 3 x 2 Bogenminuten.


    Erst bei einer späteren Überprüfung im Cartes du Ciel und im Internet entdeckte ich, dass IC 1872 im Wesentlichen ein vier Sterne Haufen ist, ein paar Bogenminuten unter dieser Gruppe, die ich für diesen offene Sternhaufen hielt. Ich wurde vom Atlas getäuscht.


    Wenn man mich fragen würde, sieht diese Gruppe von Sternen, von denen ich dachte, es sei IC 1872, konkreter aus als einige der "offiziellen" Sternhaufen, die ich zuvor gesehen hatte.




    Zum Photo: DSS-Bild von NGC 1186, einer nicht existierenden Sternengruppe und dem vier Sterne Haufen, IC 1872 - im großen Kreis die "Verwechslung". Die Ausrichtung der Aufnahme ist der Ansicht im Okular angepasst. The Digitized Sky Survey Copyright ©


    IC 284, GX SA, m=11.54, Per

    143x HYP: Dunkler, größerer Nebel, unausgereift d.h. es gibt keine klaren Kanten und keine Details. Sieht aus wie eine Art Hintergrundwölkchen hinter den Sternen.


    NGC 1169, GX, m=11.6, Per
    143x HYP: Lichter, runder Fleck mit einer kleinen winzigen Scheibe als Kern. Der Kern selbst ist deutlich heller als der Rest der Galaxie. Um den Fleck scheint eine dunkle "Atmosphäre" zu reifen. Der Fleck ist von bescheideneren Größen.

    Ich bin wieder am Kabel gestoßen und verlor den Kontakt. Tanja fragt, ob alles in Ordnung sei, also hörte sie in den nächsten Minuten meinem Gejammer zu, wie geizig die Chinesen seien, da sie keine CR2025- oder CR2032-Batterie in den Controller einbauen wollen, damit er sich an die Einstellungen der aktuellen Situationen zu erinnern weiß. So wird das Teleskop neu kalibriert und ich fahre mit den Beobachtungen fort.
    Es ist jetzt sehr kalt geworden, ich kann es an meinen Fingern spüren, doch wie durch ein Wunder sind die Zehen noch warm. Ich schwöre auf meine Lieblingsboots. Tanja zieht ein weiteres Paar zusätzlicher Socken an.

    NGC 1245, OC, m=8.4, Per
    143x HYP: Eine Wolke aus dunkleren, aber deutlich sichtbaren Sternen. Der Durchmesser der Wolke beträgt etwa 4,5 Bogenminuten. Die Wolke selbst ist geradezu rund, von gleichmäßiger Dichte und hebt sich gut vom Hintergrund ab. Die Sterne leuchten im ähnlichen Glanz.


    Wie angenehm dieser Sternhaufen für das Auge ist, genau das richtige Beispiel dafür, wie Haufen aussehen sollten, und rufe Tanja, um einen Blick darauf zu werfen.


    NGC 1265, GX cD, m=12.1, Per
    143x HYP: Dunkler, winziger und runder Fleck, fast wie ein verschwommener Stern.


    Das nächste Ziel war NGC 1275. Fortsetzung folgt im Teil 2.



    Dark sky and clear nights, Reni

  • Servus Reni,


    herzlich willkommen hier beim Astrotreff! Das nenne ich mal einen Einstand, gleich mit einem so interessanten Beobachtungsbericht. :) Das eingebundene Foto ist allerdings nicht zu sehen. Ich vermute, dass du es siehst, weil es noch im Cache ist. Manchmal gibt es da Probleme. Du müsstest den Beitrag editieren, das Bild löschen und dann neu hochladen und einfügen.


    Liebe Grüße.

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Reni,


    Das ist ein interessanter Bericht. Das Bild im Bericht kann ich ebenfalls nicht sehen, eventuell musst du es noch einmal hochladen.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo,


    Dieses mal habe ich mehr Zeit für eine Antwort...


    Ich beobachte nahezu mit einem vergleichbaren Teleskop, einem Newton mit ebenfalls 300mm Öffnung und 1200mm Brennweite, allerdings parallaktisch montiert.

    In meinem Aufzeichnungen habe ich zu deinem beobachteten Objekten ebenfalls Einträge von meinem Beobachtungen gefunden. Es ist schon interessant zu lesen, was es für Unterschiede aber auch Ähnlichkeiten in den Beschreibungen gibt. Es war jetzt ganz interessant deinem Bericht in Ruhe durchzulesen und mit meinem eigenen Aufzeichnungen zu vergleichen. Das gilt auch für Teil 2.


    Wegen der Kälte:

    ich nehme mir einige Taschenwärmer zum knicken mit in die Nacht raus. Die helfen recht gut, um kalte Hände wieder aufzutauen.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Danke Dir, Gerd,


    es freut mich, dass Du ähnliche Aufzeichnungen gemacht hast. Das bedeutet für mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

    Ach ja, die Taschenwärmer, die vergesse ich immer, und erinnere mich erst dann daran, wenn mir sehr kalt geworden ist. Jetzt hab

    ich eine Haftnotiz am Schreibtisch und da steht ganz groß "TASCHENWÄRMER" drauf :)


    Schöne Grüße, Reni

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