Milchstrassenaufnahme vom Bonistock aus

  • Hallo zusammen


    Nachdem ich immer wieder von euch ganz tolle Beiträge über eure - geglückten oder leider missglückten - Astro-Nächte gelesen habe und solche Beiträge immer wieder sehr lesenswert finde, möchte ich euch auch an einem meiner Ausflüge teilhaben lassen. Vorab möchte ich noch erwähnen, wie es heute fast schon erwartet wird, dass ich hiermit klarstelle, dass ich in keiner Art und Weise von irgendwem oder irgendwas, was nachfolgend in meinem Bericht vorkommt, gesponsert werde oder andere finanzielle Vorteile geniesse :) Es soll also wirklich ein - hoffentlich lesenswerter! - Bericht werden, völlig frei von irgendwelchen "versteckten" Interessen. Ich habe alles aus eigener Tasche bezahlt und werde es wieder tun ^^ Jetzt aber los!


    Planung :nine_o_clock: :keyboard: :face_with_monocle:

    Den Ausflug wollte ich zuerst mit einem Freund zusammen bestreiten, dieser war leider aber kurzfristig krank geworden und so zog ich alleine los. Ich hatte vor bei "mir" in der Schweiz, genauer gesagt in den Alpen, einen guten Ort für eine Milchstrassenaufnahme zu finden. Hoch soll der Ort gelegen sein, natürlich auch dunkel und zu Fuss einigermassen gut erreichbar. Ich hatte zwar nur relativ leichtes Gepäck eingeplant, aber wie sich herausstellen sollte, ist "relativ leicht" halt zu Fuss halt eben nur... relativ 8o . Nicht zuletzt wollte ich eine Möglichkeit haben, die Nacht zumindest teilweise im Warmen zu verbringen. Da in den Alpen die rechtliche Frage bezüglich Camping (also das Aufstellen eines Zeltes) in der Wildnis relativ heikel ist, zog ich das Vorhandensein einer Schutzhüte oder sogar Gasthaus, etc., in meine Überlegung mitein. Ich studierte einige Karten, sowohl bezüglich Lichtverschmutzung wie auch geographisch bezüglich Höhe über Meer, Erreichbarkeit und Geländestruktur (vor allem in Sachen Steigung bzw. Gefälle und Ausrichtung nach Süden inkl. Sichtlinien). Nach einiger Planung fiel meine Wahl auf die Melchsee-Frutt bzw. exakt gesagt auf den Bonistock, welcher doch 2'164 m. ü. M. liegt. Netterweise befindet sich direkt auf dem Bonistock ein Berggasthaus, in welchem ich eine Übernachtung buchte (hier nochmal der Hinweis: Nein, es soll keine Werbung sein, ich bekomme keine finanziellen Anreize, etc.). Ich erwähne es, weil es in meinem Bericht ein relevanter Teil meines Erlebnisses war (siehe nachfolgend). Von Vornherein geplant war, dass ich mit dem Auto bis auf die Melchseefrutt (= Bergstation) fahre und dort gebührenpflicht parkiere (alternativ hätte ich auch bei der Talstation die Bergbahn nehmen können, entschied mich zumindest dieses Mal aber dagegen). Teil der Planung war auch ein Fussmarsch von der Melchseefrutt (1901 m. ü. M.) rauf auf den Bonistock (2'164 m. ü. M.). Die Luftdistanz zwischen Start und Ziel betrug gerade einmal 1,7 km, aber es waren doch fast 300 positive Höhenmeter zu bewältigen. Ich schätzte dies als machbar ein und rechneter mit einer Marschzeit von ca. einer Stunde. Alternativ hätte ich auch eine separate Bergbahn nehmen können, welche von der Melchseefrutt ca. 20 Min. zu Fuss entfernt (aber auf flachem Weg erreichbar) auf den Bonistock hinauf führte. Das wollte ich mir aber zumindest für den Hinweg nicht eingestehen ^^


    Ausflug :smiling_face_with_sunglasses: :telescope:

    Es war der Sonntag, 11.07.2021, als ich meine Sachen packte. Wie schon erwähnt, wurde das Gepäck schnell mehr und schwerer. Hier eine grobe Packliste:

    • Kamera (Nikon D7500)
    • 2x Akku für Kamera (davon 1x Ersatz)
    • Objektiv Sigma 20mm f 1,4 Art
    • Montierung Skywatcher Star Adventurer
    • 3x Powerbank (1x für Montierung, 1x für Heizband für Objektiv, 1x Ersatz)
    • Heizband für Objektiv
    • Reisestativ
    • Fernauslöser (kabelgebunden), als Intervalltimer für gewünschte Anzahl Aufnahmen
    • Mobiltelefon
    • 1l Trinkwasser (für den Fussmarsch, man weiss ja nie)
    • Div. Bekleidung, besonders für Kälteschutz in der Nacht (lange Unterhose und eine dünne "Überhose" gegen Wind), Kappe, Schal, Handschuhe, ....)
    • Div. Krimskrams wie Kabel, Bargeld, Kreditkarte, Notfallausweise

    Es läpperte sich also schon was zusammen. Der Rucksack füllte sich und wog vor Abreise genau 14,4 kg. Deutlich mehr, als ich ursprünglich wollte. Aber eben. Was ich auch nicht wollte, war, dass ich - nach all der Planung und der Zeit, die ich mir auch für den Ausflug nehme - zwei Powerbanks mitnehme, davon zwei Powerbanks benötige und unterwegs aber eine Powerbank aussteigt und ich dann meine Aufnahmen in die Tonne treten kann, weil ich die Objektivheizung nicht betreiben kann... :face_with_rolling_eyes: :grimacing_face: Also nicht meckern sondern brav das Gewicht in Kauf nehmen :face_with_hand_over_mouth: :smiling_face_with_halo:


    Los gings ca. um die Mittagszeit, damit genug Zeit blieb, um anzureisen. Planmässig klappte alles und ich wusste auch bereits, dass man die Strecke von der Talstation zur Bergstation (also auf die Melchseefrutt rauf) nur jede zweite Stunde hochfahren durfte. Dies, weil die Strecke zu schmal ist, dass sich Fahrzeuge kreuzen können. So fährt der Verkehr jede zweite Stunde talwärts bzw. die jeweils anderen Stunden bergwärts. Oben auf dem Parkplatz bei der Melchseefrutt angekommen, war das Wetter gelinde gesagt schrecklich "dunkel":

    Es war vom menschlichen Auge her viel dunkler als hier auf dem Handy-Bild, welches die Kamerasoftware bereits stark "aufgehellt" hat.


    Jammern bringt nichts und es waren ja noch einige Stunden bis Sonnenuntergang, also los! Um die Anzahl erlaubter Bilder im erlaubten Rahmen zu halten keine Bilder vom Wanderweg. Der Wanderweg war gut beschildert, übersichtlich, schmal aber gut zu gehen und startet bereits oberhalb der Baumgrenze. Nach rund 50 Minuten und somit schneller als geplant (aber schön durchgeschwitzt) kam ich auf dem Bonistock an:

    Panorama-Aufnahme vom Bonistock von der Terrasse des Berghotels aus


    Das Wetter war leicht besser als noch vom Parkplatz aus. Aber noch viele Wolken. Nur wenig später sah es aber wirklich schon viel besser aus:


    Der Blick Richtung Süden versprach, was ich bei der Planung vorher erhofft habe - gute Sicht bzw. einen schönen Vordergrund:


    Auch Photopills bestätigte mir nochmals, dass sich bezüglich Sichtlinie bzw. Höhe des Milchstrassenzentrums über dem Horizont alles im grünen Bereich befinden sollte (was von zuhause aus Photopills zwar auch schon behauptete.... aber ich trau' diesen Vorhersagen nicht zu 100%):


    Ich nutzte die Zeit, die mir am Nachmittag noch blieb, um beim Berghotel einzuchecken, mich mit der Umgebung vertraut zu machen, dann den Ort der späteren Aufnahme festzulegen (insbesondere ein freier Blick nach Süden aber auch nach Norden auf den Polarstern, damit ich schön einnorden kann). Wichtig war natürlich auch, zu überlegen, wo sich später möglicherweise störende Lichtquellen befinden würden. Ausserdem nutzte ich den "Luxus", nach der Wanderung zu duschen und mich "sauber" und vor allem trocken anzuziehen. Ich nahm gemütlich das Abendessen ein. Als einziger Hotelgast (tja, Sonntag auf Montag steppt nicht gerade der Bär) kam ich auch schnell ins Gespräch mit dem Hotelpersonal (ca. 6 Personen, vom Koch bis zum Servierpersonal) und als ich erzählte, was ich diese Nacht vorhätte, war das Interesse des Personals schnell geweckt :) Die Zeit verging sehr schnell, so dass ich aufpassen musste, nicht - trotz all der Zeitreserven - doch nocht in Zeitdruck zu geraten. Insbesondere, weil ich die Montierung damals das erste Mal überhaupt in den Einsatz brachte, nachdem mir eine andere Montierung leider kaputt ging.

    Also noch kurz den Sonnenuntergang geniessen:



    Und dann schonmal einrichten:

    Im Bild die o.g. Ausrüstung aufgebaut und nach Süden ausgerichtet bzw. eingenordet.


    Netterweise durfte ich vom Berghotel aus direkt von ihrer Terrasse aus fotografieren. Das war schonmal sehr erfreulich! Ich wurde dann sogar noch gefragt, ob man ggf. die Aussenbeleuchtung bzw. relativ starke Innenbeleuchtung der angrenzenden Gaststube dimmen solle (da eh keine Gäste zu bewirten waren)! Das schlug dem Fass - in positiver Weise - den Boden aus! 8| :thumbup:


    Für die Aufnahmen plante ich einen scharfen Vordergrund der Bergkette zu haben, den ich bei Dämmerung aufnehme. Meine Wahl fiel auf diesne Bildausschnitt und Moment:


    Als es dann richtig dunkel war, schoss ich mal eine Testaufnahme (meiner Erinnerung nach liess ich die Montierung dabei bereits laufen):

    Aufnahmeparameter: 1x 13 Sekunden, ISO 800 @ Blende f 2.0


    Schon diese erste Testaufnahme überzeugte mich und als ich nach oben sah, überwältigte mich der Anblick von gefühlt tausenden von Sternen, die man von blossem Auge sehen konnte. Es war einfach wunderbar - die Stimmung, die Freiheit und natürlich auch das Gefühl, jetzt, in diesem Moment und bei wohl bester Witterung an diesem tollen Ort zu sein. Einfach herrlich!


    Dem Ganzen setzte dann der Wirt (?) des Berghotels noch die Krone auf, als er während der Aufnahmesession mal dazukam und zu mir meinte, ob ich nicht einen Liegestuhl und zwei Wolldecken möchte...? Das sei doch viel bequemer? Diesem Angebot konnte ich nach kurzer Überlegung einfach nicht widerstehen und so lag ich dann kurz darauf auf dem Liegestuhl, neben mir die laufende Kombi aus Kamera und Montierung und meinen Blick senkrecht gegen den Himmel auf die hunderten, ja gefühlt tausenden von Sternen gerichtet - unbezahlbar! <3

  • Fortsetzung


    Obwohl nun viele wohl milde lächeln, wenn ich behaupte, dass es sich mit der Zeit trotz all dieser "Warmduscher"-Umstände langsam kühl anfühlte... bei, soweit ich mich erinnere, wohl etwa 5 Grad Celsius (über Null).... nun, mit der Zeit hatte ich trotzdem kühl. Dazu beigetragen hat aber sicher auch der stetige Wind, welcher zwar nicht stark genug war, dass er meine Bilder verwackelt hätte. Aber halt eben stetig ging und es doch mit der Zeit schaffte, mich frösteln zu lassen.


    Weit nach Mitternacht, ich glaube es war ca. 02:30 Uhr, beendete ich die Aufnahmen. Das Milchstrassenzentrum bzw. die farbenprächtige Antares Region waren (leider) hinter der rechts im Bild sichtbaren, ansteigenden Bergkette verschwunden. So fertigte ich noch eine bestimmte Anzahl Darks an und erlaubte es mir dann doch, noch eine heisse Dusche zu nehmen und noch ein paar Stunden Schlaf zu holen.


    Nach einem stärkenden Frühstück hatte ich doch nicht so viel Schlaf auf dem Konto. Ich entschied mich, den Rückweg zur Melchseefrutt mit der Bergbahn vom Bonistock hinunter zu gönnen. Dies auch in Anbetracht des Gewichts des Equipments zusammen mit der wohl erhöhten Wahrscheinlichkeit, sich unterwegs den Fuss zu verknacksen, was angesichts der Tatsache, wenig geschlafen zu haben und anschliessend noch alleine Autofahren zu müssen, keine attraktive Variante der Rückreise dargestellt hätte.



    Zuhause angekommen gings zuerst mal ans Auspacken und später dann an das Begutachten und Stacken sowie Entwickeln der Aufnahmen. Rausgekommen ist dann das folgende Bild, zusammengesetzt aus dem Standbild der Bergkette (Vordergrund) und der gestackten Milchstrasse (Hintergrund). Beide Aufnahmen wurden vom exakt identischen Standort aus gemacht.


    Aufnahmeparameter Milchstrasse (Stacking): 73x 77 Sekunden (total rund 1h 33 Minuten) @ ISO 800 @ Blende f 2.0 mit Nikon D7500 und Objektiv Sigma 20 mm f 1.4 ART

    Stacking in Sequator, Bildentwicklung danach in Photoshop


    Ich hoffe, der Bericht und die gezeigten Bilder gefallen euch und freue mich über euer Feedback :) Fragen werden natürlich auch gerne beantwortet! ;)


    Beste Grüsse aus der Schweiz

    Filippo





  • Hallo Filippo,


    ein toller Bericht, sehr stimmungsvolle Bilder und ein super Ergebnis - der Ausflug hat sich gelohnt! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Danke, dass Du den Bericht hier eingestellt hast!


    Viele Grüße,

    Jochen

  • ... Netterweise durfte ich vom Berghotel aus direkt von ihrer Terrasse aus fotografieren. Das war schonmal sehr erfreulich! Ich wurde dann sogar noch gefragt, ob man ggf. die Aussenbeleuchtung bzw. relativ starke Innenbeleuchtung der angrenzenden Gaststube dimmen solle (da eh keine Gäste zu bewirten waren)! Das schlug dem Fass - in positiver Weise - den Boden aus! ...

    Hallo Filippo ...

    Sauber !

    Gruss

    Marco

  • Servus Filippo,


    vielen Dank für den tollen Bericht! Schade, dass die Schweiz an der Grenze so kompliziert ist, wenn man ein Teleskop mitnehmen möchte (man muss da bei einem teuren Gerät ganz schön in die Tasche greifen, um das "Pfand" auszulegen. Dann der Papierkram... Lohnt sich für Nichtschweizer wohl nur bei einem etwas längerem Urlaub.


    Das Foto der Milchstraße ist toll geworden. Das tänzelnde Pferd ist ja richtig gut zu sehen. Ich würde die Milchstraße nur nicht so blau färben, da das nicht ihre wirkliche Farbe ist - siehe z. B. hier: https://clarkvision.com/articles/color.of.the.night.sky/ - das ist aber natürlich Geschmakcssache.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Filippo


    einmal für den sehr schön "mitlesbar" geschriebenen Bericht und den schönen Bildern und natürlich das sehr gut gelungene

    Milchstrassenbild danke fürs zeigen.


    Einmal danke an Christoph für`s "tänzelnde Pferd". Christoph mal eine Frage, was weißt Du nicht? Ganz klar auf dem Bild und auch

    noch so schön zu erkennen. Man muß nur "draufgstässn" (daraufgestoßen) werden. Neugierig im BAfK geblättert und bei Oph

    unter GDHN ist er schön beschrieben zu finden. (Great Dark Horse Nebula) mit den Barnard Nummern dazu.

    Jetzt habe ich für den Sommer wieder etwas für mich Neues dazu, was ich sehen bzw. knipsen will.


    Viele Grüße

    Marwin

  • Hallo Marco, Christoph und Marwin!


    Vielen Dank für euer positives und konstruktives Feedback :) Das motiviert noch mehr, zukünftig wieder mal so einen "Reise-" bzw. "Erlebnisbericht" zu verfassen :)


    Christoph: Beim "tänzelnden Pferd" musste ich überlegen... wo habe ich ein Pferd drauf? Vielleicht ein Sternbild, dessen Namen mir nicht bekannt ist? :/ *studier* und plötzlich habe ich es gesehen, obwohl es schon mehrfach (auch auf anderen Milchstrassenbildern) direkt vor meiner Nase war ^^ Dieser Dunkelnebel sieht wirklich wie ein Pferd auf, welches - bei dieser MIlchstrassenausrichtung - vertikel im Bild steht ... oder eben tänzelt 8) :thumbup:

    Bezüglich der Farbgebung gebe ich dir recht - es ist wirklich absolut Geschmackssache, wie bzw. ob man die Milchstrasse einfärbt und wenn ja, wie stark. Mir gefällt sie grundsätzlich so, auch wenn ich selber nicht ganz schlüssig bin, ob ich sie hier ein wenig stark eingefärbt habe.

    Die Webseite, die du mir verlinkt hast, habe ich mir angeschaut. Zuerst war ich gelinde gesagt relativ schockiert über die ersten Beispielbilder der Milchstrasse mit angeblich "echter" bzw. natürlicher Farbwiedergabe. Dermassen "dreckiges" Braun (Braunrot?) und dann auch noch relativ starkes Grün... nun ja, wenn das natürlich ist, dann entspricht die Realität diesbezüglich nicht meinem Geschmack (das hört sich jetzt irgendwie selsam an 8o). Gerade grün widerstrebt mir bei Astrofotos so ziemlich, als dass ich mich wirklich damit anfreunden könnte. Aber ganz extrem weit weg von der "Realität" möchte ich mich auch nicht bewegen; sonst wäre ich Künstler geworden 8| ^^

    Weitere Beispiele der Milchstrasse weiter unten auf der Webseite zeigten dann Bilder der Milchstrasse mehr in gelben bis orangen Tönen, welche auch natürlich seien. Dies sagt meinem Auge schon eher zu. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich ein älteres Bild der Milchstrasse effektiv auch mal in diese Tonrichtung entwickelt.


    Jedenfalls vielen Dank für die Verlinkung der Webseite! War durchaus interessant :) :thumbup:

  • Servus Filippo,


    in einem Artikel im VdS-Journal Nr. 65 wurde die Dunkelwolke auf Deutsch als "Tänzelndes Pferd" bezeichnet: https://sternfreunde.de/wp-con…020/12/vds_Journal_65.pdf (S. 63-65) und ich fand die Bezeichnung sowas von treffend. Im Englischen nennt man den Nebel nur "Big Dark Horse Nebula". Da fand ich tänzelndes Pferd treffender ;-).


    Das Grün auf den Aufnahmen der von mir zitierten Website ist ein atmosphärischer Effekt. Das ist das grün von angeregtem Sauerstoff und wird auch Airglow genannt. Man hat es meist am Horizont und es ist einfach vorhanden. Mit bloßem Auge ist das Grün bei uns nicht zu sehen, da zu schwach und der Horizont meist zu lichtverschmutzt. Auf Fotos sieht man es aber. Manchmal mehr, manchmal weniger. Es wird auch immer wieder mal hier im Forum thematisiert, wenn es um Aufnahmen aus dem Hochgebirge geht, denn da kann man bis zum Horizont sehen und eine genügend dicke Atmosphärenschicht durchleuchtet sehen, dass der Airglow auffallend ist.


    Die Milchstraße selber ist mehr in Braun udn Pastelltönen gefärbt, da die vielen Staubwolken diese Farbe erzeugen. Manche sehr geduldigen Fotographen belichten stundenlang, um diese braunen Wolken auf sonst normal aussehenden Himmelsbereichen nachzuweisen (habe ich auch hier schon im Forum bzw. der Galerie gesehen, teils phantastische Aufnahmen).


    Interessanterweise wurden früher Milchstraßenbilder generell mehr in Gelborange-Brauntönen gehalten und waren damit recht naturgetreu. Irgendwann wurde das Blau Mode, was dann aber eben eine reine Kunstfarbe ist. Der Autor der von mir verlinkten Seite findet das offensichtlich sehr irrführend und ist ein Gegner davon. Ich selber finde natürliche Farben generell besser, da ich vor allem dokumentieren will und nicht auf das pretty picture an sich aus bin. Das ist aber eben nur meine eigene Haltung. Andere wollen kräftige Farben, Wasserstoffregionen nicht in Magenta, sondern in einem anderen Rotton, wieder andere bevorzugen komplett die Hubble-Palette als Falschfarbendarstellung.


    Und da es eben für uns hier ein Hobby ist, muss man eben immer selber entscheiden, was einem besser gefällt. Daher freut es mich, dass du meine Anmerkung nicht als erhobenen Zeigefinger oder als Besserweisserei angesehen hast (so war er auch nicht gemeint), sondern nur als Anregung. Denn vermutlich ist nicht jedem klar, dass eine blaue Milchstraße eben eine künstlich eingefärbte Michlstraße ist.


    Interessant sind da auch Diskussionen, welche Farbe andere Galaxien haben, v.a. der Andromedanebel. Auch da wirst du bei zehn Bildern zehn verschiedene Färbungen sehen. Und wenn man sich darüber Gedanken macht, dann hat es sich schon gelohnt, eine Diskussion anzuregen.


    Daher ist mein persönlicher Eindruck, dass mir dein Bild unglaublich gut gefällt, was die Darstellung der Dunkelwolken betrifft und insbesondere das Tänzelnde Pferd, die Farbe der Milchstraße mir selber aber nicht gefällt. Und wenn dir die Farbe trotzdem gefällt, ist es genau die richtige Farbe für dieses Foto, da es ja dein Foto ist. Und zur Darstellung oder Erhöhung beispielsweise des Kontrastes ist eine Falschfarbendarstellung auch ohnehin legitim. Dein Foto ist ja eh (geht ja nicht anders) eine Komposition von Vorder- und Hintergrund und somit schon ein Beispiel für echte Fotokunst (im positiven Sinn gemeint).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph!


    Danke für dein ausführliches Feedback und auch die sehr interessanten Informationen bezüglich dem tänzelnden Pferd sowie eben den Farbdarstellungen :) :thumbup: Ich habe es absolut nicht als Kritik aufgenommen bzw. als konstruktiven Beitrag deinerseits ;)


    Und ja, natürlich ist es eine Bildkomposition von Vorder- und Hintergrund, womit - wie du sagst - es sich bereits nicht mehr um eine Momentaufnahme bestehend aus einem Foto handelt und daher, je nach Betrachtungswinkel, auch um Kunst (was ich auch nicht negativ meine). Ich habe für mich selber entschieden, dass ich nicht dahinterstehen könnte, wenn ich ein "Composing" aus einem Vorder und einem Hintergrund machen würde, welche je an einem anderen Ort aufgenommen wurde. Also z.B. die oben gezeigte Milchstrasse mit dem Eiffelturm im Vordergrund. Das geht mir dann sozusagen "fotografie-ethisch" zu weit bzw. gefällt mir nicht, da es für mich dann einfach nur noch "Beschiss" ist. Ausser, es wird auch so zum Bild deklariert oder es handelt sich sowieso einfach nur noch um "Kunst" im für mich absoluten Sinn, wo man dann offensichtlich keinen Anspruch an Realismus mehr haben darf.


    Danke auch für dein Lob, das tut natürlich zusätzlich gut :) Sehr gerne bist du bei mir auch in Zukunft als "Kritiker" bzw. Feedbackgeber willkommen! :thumbup:


    Liebe Grüsse

    Filippo

  • Lieber Christoph, noch etwas:



    Schade, dass die Schweiz an der Grenze so kompliziert ist, wenn man ein Teleskop mitnehmen möchte (man muss da bei einem teuren Gerät ganz schön in die Tasche greifen, um das "Pfand" auszulegen. Dann der Papierkram... Lohnt sich für Nichtschweizer wohl nur bei einem etwas längerem Urlaub.


    Das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Du nimmst ja dein Astroequipment für einen befristeten Aufenthalt (Kurzurlaub, Urlaub) in die Schweiz mit und bist während dieser Zeit weder hier (fest) wohnhaft noch erwerbstätig. Wenn dem so wäre, dann müsste ja jeder nicht in der Schweiz wohnhafte, der in der Schweiz Urlaub macht, sein Feriengepäck verzollen. Von den Kleidern über das Schlauchboot, den Eispickel, den Wanderrucksack usw. Ich kann mir das jedenfalls gerade mal so gar nicht vorstellen. Ich bin zwar kein Jurist, aber meine kurze Recherche auf den Internetseiten des Schweizer Zolls ergab, dass das Mitführen von Waren des persönlichen Gebrauchs durch im Ausland wohnhafte Personen nicht der Verzollung unterliegt. Natürlich dürfen keine verbotenen Gegenstände eingeführt werden und für Medikamente gibt es auch einen Mengen-Obergrenze im Sinne eines Monatsbedarfs der mitgeführten Medikamente. Ansonsten gilt:


    Quelle: Einfuhr in die Schweiz (admin.ch)


    Und hier noch ein Ratgeber, der ebenfalls nützlich ist und ein wenig alles umfasst: Zoll Info - Ihr Weg durch den Schweizer Zoll (Form. 18.50).pdf


    Beste Grüsse

    Filippo

  • Servus Filippo,


    du kannst die Zollformalitäten für Teleskop hier nachlesen: http://www.teleskoptreffen.ch/zoll.php


    Ich finde das schon etwas unpraktisch. Dass man teures Equipment beim Zoll angeben muss und bei der Ausreise wieder vorlegen muss, verstehe ich. Dass man aber ein Steuerpfand zahlen muss, ist da schon nervig. Vor allem, wenn einem geraten wird, nur größere Grenzübergänge zu nutzen, weil die Zöllner sonst bei der Wiederausreise eventuell nicht wissen, was zu tun ist. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph


    Das ist ja total absurd. Wer handelt schon mit einem (!) Teleskop und bringt aber das ganze restliche Zeugs auch gleich mit?! Ziemlich realitätsfremd :/


    Danke für den Tipp! Dann würde das gleiche wohl auch für mich gelten, wenn ich mal in D oder A fotografieren gehen würde. Zumindest würde ich es nun vorgängig genau abklären. Danke!


    Gruss

    Filippo

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