Moin zusammen,
im Thema Keine Angst vor dem Einsatz von CAD-Software im Selbstbau! und zu meiner 2" BFU - Bino Dobson Focus Unit ist ja das ein oder andere 3D-Druckteil zu sehen gewesen.
Im Bereich ATM/Selbstbau gibt es ja viele Einsatzmöglichkeiten.
Scheinbar haben sich einige inspirieren lassen, denn ich wurde per E-Mail und PM kontaktiert, mit der Bitte um Infos, wie man am besten damit anfängt und welcher Drucker der richtige ist.
Die Mails alleine hätte ich ab spätestens der dritten alle kopieren können, daher einfach hier ein kurzer Post.
Bei der offiziellen Empfehlung für ein bestimmtes Gerät bin ich allerdings vorsichtig, da diese mit Sicherheit genau die selbe Diskussion los tritt, wie wenn ich das Thema Spiegel oder Linse in den Raum stelle...Spiegel natürlich - räusper.
Daher zeige ich einfach mal was ich gemacht habe und benutze.
Das ist meine kleine 3D-Druck-Station...
Ein (original, kein China-Klon) Prusa Mini+. Das Plus ist wichtig, dazu später mehr.
Bauraum 18x18x18 cm, was mir reicht. Große Sachen kann ich ein Einzelteilen drucken oder im Verein.
Vorab...ich habe schon lange ein "klein wenig" Erfahrung im 3D-Druck, da ich beruflich damit zu tun habe und im Verein (Fablab) auf eine große Anzahl verschiedenster 3D-Drucker zugreifen kann.
Also eigentlich bräuchte ich keinen zuhause.
Aber...jeder Selbstbauer kennt das Gefühl, wenn die Idee kommt und man kann nicht reagieren - dann schlafe, ich zumindest, schlecht.
Ich wollte was Kleines haben für schnelle Entwürfe. Aber ohne viel Platzverbrauch und wohnungstauglich (Geräusch!).
Es gibt jetzt noch kleinere und vor allem billigere Geräte aber der kleine Prusa hat einen Vorteil.
Das Ding funktioniert sozusagen, bis auf ein paar Handgriffe, schon aus dem Karton.
Da ich ihn später meiner Tochter vermachen will, wenn ich mein Testprojekt durchgezogen habe, war mir das wichtig.
Er ist relativ leise und, ganz wichtig, hat einen Sensor für automatisches Bed-Levelling.
Heißt, man muss eben kaum was justieren. Vor dem Druck fährt er das Druckbett ab und korrigiert dann beim Druck dir Abweichungen.
Die erste Schicht ist beim 3D-Druck problematisch, wenn das Bett nicht absolut eben justiert ist.
Bei einer Standard-Schichtdicke von 0,2 mm ist das sicher einleuchtend.
Es gibt den Mini und den Mini+ und das Plus steht für die Variante mit diesem Sensor.
Hat man jetzt, wie bei den günstigsten China-Modellen, mechanische Stellschrauben am Druckbett, ist das gerade für Anfänger nicht immer einfach.
Will man die Druckbelche z.B. glatt für PLA und strukturiert für PETG ständig wechseln, macht das keinen Spaß, zumindest mir nicht.
Das Ding hier kann man auspacken, die Z-Achse anschrauben, den Selbsttest machen, Filament laden, erste Schicht 1x kalibrieren und vom mitgelieferten Stick die ersten Demo-Objekte drucken.
Über die ersten Wochen habe ich noch einige Modifikationen vorgenommen.
Hier eigentlich die einzig wichtige und auch extrem günstig...
Eine 30x30 cm Gehweg-Platte. 3D-Drucker schwingen in sich immer etwas auf.
Das war bei mir nur nicht der Fall, wenn er auf dem Küchenmöbel stand.
Ist die Möblierung darunter schwedischen Designs, wirkt so eine Platte wahre Wunder auch um die Geräuschübertragung in das Möbel zu minimieren.
Die anderen Mod's sind entweder Spaß oder Bequemlichkeit.
Spaß...Indikatoren für die Achsen...
Hier angesteckt...
Hier ein Hamsterrad für X und eine Satellitenantenne für die Z-Achse mit einem angeklebten Magneten.
Die sind einfach als Staubschutz auf die Motoren-Achsen gesetzt und drehen mit.
Sieht einfach lustiger aus wie eine Staubschutzkappe.
Dann habe ich mir relativ schnell noch einen OctoPi installiert.
Das ist ein Projekt für den Raspberry Pi, welches 3D-Drucker über LAN/WLAN steuern kann und jede Menge PlugIns hat.
Z.B. erstellt meiner von jedem Druck völlig eigenständig einen Zeitraffer.
Ich habe ihn aber hauptsächlich, damit ich den Drucker von überall steuern kann und wenn ich mal in einem anderen Zimmer bin, gerade bei sehr langen Drucken, auf dem Handy sehe, was er macht und ihn ggf. anhalten kann.
Das sieht dann so aus...
Bitte keine Diskussion zum unbeaufsichtigten Drucken. Das muss jeder selber entscheiden!
Steht das Gerät im Hobbykeller ist das sehr praktisch.
Damit der Raspberry Pi nicht rumliegt, gab es ein fertiges schickes AddOn zu laden um ihn in das Prusa-Gehäuse zu integrieren.
Das habe ich mir natürlich runtergeladen und gedruckt...
Der Pi sitzt dann hinten auf und ist per USB mit dem Drucker verbunden.
Dazu habe ich mir noch eine Halterung für die 5€ Pi-Kamera ausgedruckt...
Diese hängt über das weiße Flachbandkabel (50 cm) am Pi.
Selbst wenn man jetzt nicht konstruieren kann, gibt es zig tausende Sachen zum Runterladen und drucken.
Was bei dem Gerät übrigens ein Kritikpunkt ist, von dem man immer wieder liest, ist die Konstruktion der X-Achse.
Diese ist nur auf einer Seite an der Z-Achse befestigt. Bei den größeren Modellen wird diese auf beiden Seiten angetrieben.
Man könnte jetzt denken, dass durch die Bewegung und das Gewicht des Druckkopfes die Achse außen sich leicht nach unten bewegt.
Ja, genau das passiert. Die Stammtischbrüder und viele Theoretiker, meistens nie im Besitz dieses Modells gewesen,
können jetzt tonnenweise mit Problemen und Argumenten gegen den Kauf kommen und das machen sie auch.
Aber...genau das hat der Hersteller auch bedacht und korrigiert das per Software.
Ich habe bei meinen Drucken von Anfang an saubere Schichten und alles ist gerade - Punkt.
Dafür nimmt er halt auch kaum Platz weg und das wollte ich.
Geräusch - es werden sehr hochwertige Treiber für die Motoren verwendet.
Diese sind so leise, dass er mich selbst im Arbeitszimmer nicht stört.
Die billig-Klone, die ich schon live erlebt habe sind locker doppelt so laut.
Was baucht man noch...
Einen kleinen Seitenschneider um das Filament vor dem Einführen schräg anzuschneiden.
Eine Schere ist hier ungünstig, da sie schon sehr kräftig sein muss.
Dazu noch eine Sprühflasche Isopropanol um das Druckbett zu reinigen.
Dazu ist ein glattes Druckbett, was ich wunderbar für PLA eignet.
Das reicht für den Anfang, da es das unkomplizierteste Material ist.
Später habe ich mir noch ein strukturiertes Blech für PETG besorgt.
Das funktioniert dafür besser als das glatte, darf aber nicht, wenn es heiß ist, gereinigt werden.
Über Ersatzdüsen usw. braucht man sich am Anfang keinen Kopf machen.
Die Düse hält bei nicht abrasiven Materialien mehrere hundert Stunden.
Ich hab mir noch eine Silikon-"Socke" für die Düse besorgt.
Diese verhindert, dass am Heizblock Material kleben bleibt, was sich dort mit der Zeit sammelt, besonders, wenn mal ein Druck in die Hose geht.
Für den Einstieg finde ich das Gerät ideal, auch wenn er etwas teurer ist.
Bei dem Drucker sind 5m Material dabei um ein paar Kleinigkeiten zu drucken.
Man sollte sich aber gleich mit einer Rolle PLA eindecken.
Ich habe grau genommen, da das für alles geht.
Für den Anfang auch original Prusament PLA. Warum? Ist teuer, auf die Drucker abstimmt, bzw. sind es die Profile in der Software.
Laden - und geht.
Verwendet man andere Filamente muss man in der Regel die Temperaturen anpassen oder auch die Geschwindigkeit.
Es kann das zu vielen typischen Problem kommen, die man erstmal verstehen muss um etwas dagegen zu tun.
Gerade am Anfang tut man sich da schwer. Später kann man sich in der Bucht so einen Beutel mit 10 oder 20 Farben zu 5m pro Farbe kaufen.
So ich hoffe, es ist eine kleine Hilfe, für alle, die den ersten Schritt machen wollen und noch keinerlei Erfahrung haben.
Gruß, Marcel