Hands on: Unistellar eVscope 2

  • Hallo allerseits,


    im Vaionis-Thread habe ich ja schon angekündigt, dass ich ein eVscope 2 vorübergehend zum Testen hier habe. Den Bericht gibt es auch in meinem Blog auf https://kerste.de/?p=13704, aber hier dürfte er auf mehr Interesse stoßen:-)


    Der Bilder wegen musste ich ihn hier auf ein paar Beiträge splitten.


    Beste Grüße,

    Alex

    Hands on: Unistellar eVscope 2

    Irgendwie scheine ich es langsam zum Influencer zu schaffen – Letztes Jahr hatte Unistellar bei mir angefragt, ob ich nicht Interesse hätte, ihr neues Teleskop zu testen. Weil ich Astrofoto-Buch und Blog und so habe. Pünktlich zum schlechten Wetter um Weihnachten kam dann ein Paket bei mir an.

    Daher als Vorwarnung zu diesem Beitrag: Ich habe das Teleskop zwar von Unistellar kostenlos bereit gestellt bekommen, erhalte für den Test aber kein Geld. Alle Meinungen sind also meine.

    Sauber verpackt: Das eVscope 2 mit Rucksack im Versandkarton.

    Auf den ersten Blick ist das Unistellar eVscope 2 ein schicker kleiner Newton. Im Karton stecken ein großer Wanderrucksack, der Teleskop mit Montierung am Stück aufnimmt, sowie ein Stativ auf dem Level eines guten Fotostativs (Alu, leicht und ausreichend stabil) sowie etwas Zubehör: Die Schnellstartanleitung, ein Satz Schraubenzieher, das Lade-/Netzteil. Das sieht so schön und sauber aus, wie man es gerne von einem Komplettset erwartet.

    Für einen Listenpreis von 3799,-€, für den das Teleskop ab Februar 2022 auf den Markt kommt, wäre das natürlich mager, wenn es nur ein normales Goto-Teleskop wäre. Schließlich ist die Optik nur ein 4,5″ /450 Newton.

    Der Trick ist, dass es kein klassisches Teleskop ist – das Okular sitzt an der Höhenachse und ist digital (ähnlich einem Kamerasucher), statt einem Fangspiegel gibt es eine Kamera mit Sony IMX347 Sensor, und statt Handcontroller oder Feintrieben eine App für das eigene Smartphone. Das Ding macht EAA – also “elektronisch unterstützte Astronomie” (Electronically Assisted Astronomy). Seit in den letzten Jahren die Kameras immer besser geworden sind, ist das ein neuer Trend: Die Kamera macht recht kurzbelichtete Aufnahmen des Himmels und addiert sie automatisch zusammen, sodass man live zuschaut, wie das Teleskop Photonen sammelt.


    Blick ins eVsope 2: Kein Fangspiegel, dicke Spinne für die Kamera

    Der große Vorteil gegenüber dem visuellen Beobachten: Das Auge macht 24 Bilder pro Sekunde, wer mehr sehen will, braucht ein größeres Teleskop – hier wird das Licht gesammelt.

    Der große Vorteil gegenüber der Astrofotografie: Man spart sich die stundenlange Nachbearbeitung der Bilder.

    EAA ist also weder klassisches Beobachten noch klassische Astrofotografie, sondern eher Beobachten mit einem Nachtsichtgerät. Noch vor Corona hatte ich einen Abend lang mit dieser neuen Sparte herumprobiert: Auf der Sternwarte haben wir eine ATIK Horizon, die ebenfalls Live-Stacking unterstützt. Das hatte sogar einigermaßen funktioniert; leider hat ATIK eine eher unintuitive Software, und das Teleskop sitzt klassisch auf einer großen, schweren und exakt eingenordeten parallaktischen Montierung. Daher war es mühsam, die Ergebnisse waren aber schon ganz gut.

    Das eVsope verspricht nun, dass man eben keine schwere Montierung aufbauen und einnorden muss, sondern das Teleskop einfach nur hinstellt und loslegt. Klappt das?

    Der erste Test

    Das eVsope 2 auf meinem Balkon. Im Hintergrund ein 80/910mm Refraktor.

    Auch wenn der Rucksack perfekt ist, um das Gerät auf den Acker zu bringen: Ich entschied mich gleich für den Härtetest auf dem Balkon im Dorf. Nicht besonders dunkel, aber ein durchaus brauchbarer Himmel. Und ein auf Komfort ausgelegtes Teleskop wird wohl eher im Garten als in den Hochalpen aufgebaut werden.

    Also erst einmal den eingebauten Akku aufladen, die App installieren und dann eine prognostizierte drei-Stunden-Wolkenlücke nutzen. Das Stativ ist ruckzuck aufgebaut, das Teleskop wird mit zwei Schrauben gesichert. Kleine Kritik: Es gibt keinen Messingspannring, die Schrauben gehen also direkt auf das Metall. Und die Schrauben haben keine Verliersicherung, sondern können ganz herausgedreht werden. Zwei Ersatzschrauben gehören sicherheitshalber zum Lieferumfang. Das Teleskop hat anders als z.B. ein Celestron Evolution keine Tragegriffe, ist aber noch handlich genug, um es auf das Stativ zu setzen – bei dem Preis wären mir Griffe dennoch ganz lieb, schließlich hält man einen guten Brutto-Monatslohn in der Hand. Dann die Montierung anschalten, Staubschutzkappen abnehmen, das Handy mit dem WLAN verbinden und die App starten – los gehts.

    Erster Eindruck: Die deutschsprachige (!) App ist übersichtlich strukturiert und macht auch ohne eigene Anleitung keine Probleme; Tooltips erklären die Funktionen beim ersten Benutzen. Die Verbindung erfolgt über den WLAN-Accesspoint, den das Teleskop bereit stellt. Mit dem iPhone 13 Mini: Gar kein Problem, und ich kann das Teleskop über die Richtungstasten in der App auf ein Stück klaren Himmel richten. Vorbildlich.


    Das elektronische Okular

    Und jetzt beginnt die Magie: Die Kamera nimmt ein Bild des Himmels auf, zeigt es sowohl im digitalen Okular als auch auf dem Handy, macht ein Platesolving (also analysiert und identifiziert den Himmelsausschnitt), und das war’s: Die Montierung weiß, wo das Teleskop hinzeigt, die Nachführung läuft, die App macht Beobachtungsvorschläge – perfekt. Ich muss nur noch scharf stellen; den Hauptspiegel hinten am Teleskop, und das elektronische Okular mit dem Dioptrienausgleich direkt am Okular. Eine Justage der Optik spare ich mir – das Bild sieht ordentlich aus, und die Schärfe eines schnellen Newtons ist nicht mein Hauptinteresse in dieser Nacht.

    Außerdem war der erste Test sehr gehetzt: Am 31. Dezember, zwischen dem, was zum Jahreswechsel 2021/22 als Silvesterfeier durchgeht und den aufziehenden Schießpulverschwaden aus der Nachbarschaft, die irgendwoher doch Böller bekommen hat, war nicht so viel Zeit. Also blieb etwa eine Stunde in der späten Abenddämmerung. Normalerweise sage ich, dass man sich zwei bis drei Abende gönnen sollte, um ein neues Teleskop kennenzulernen, bevor man ernsthaft ans Beobachten geht. Mir bleibt jetzt eine gute Stunde, und ich bin angenehm überrascht: Nachdem ich das Gerät angeschaltet habe, verbinde ich mein Handy ohne Probleme mit dem Teleskop und fahre ein Stück klaren Himmel an. Kurz darauf ist das Platesolving abgeschlossen – wir reden hier von Sekunden – und das Teleskop weiß, wo es hinzeigt, und ich kann Objekte anfahren. Nach ein bisschen Herumprobieren bietet die Bedienung per App keine Rätsel mehr: Ich kann Objekte suchen und anfahren, wenn ich das Live-Bild auf dem Monitor zoome, verändert sich auch der Zoom im Okular, und es gibt Grenzen, unterhalb derer keine Objekte angefahren werden – aber die App zeigt an, wann die Ziele hoch genug stehen. Wer will, kann diese Grenzen auch ändern.

    Die automatische Bildverbesserung wird separat aktiviert, nun wechselt die Anzeige vom Livebild zum Livestacking: Dabei werden wie bei echter Astrofotografie die einzelnen Bilder übereinandergelegt, sodass das Bildrauschen verschwindet und die eigentliche Bildinformation zu Tage tritt. Nach ein, zwei Minuten sieht man schon deutlich mehr als direkt nachdem ein Objekt angefahren wurde.

    Es gibt zwei Möglichkeiten, das Bild anzuschauen: Auf dem Smartphone oder in dem elektronischen Okular. Das elektronische Okular von Nikon ist der größte Unterschied zu den Konkurrenzprodukten von Vaionis oder den kleineren Modellen von Unistellar. Zusammen mit der Fokussiermöglichkeit gibt es einem das Gefühl, wirklich an einem Teleskop selbst zu beobachten. Leider ist das Bild im Okular schlechter als auf dem Handydisplay oder im Sucher einer Kamera: Wo das Handy recht kleine Sterne zeigt, sieht man im Okular Blobs – vergleichsweise fette, aufgeblähte Sterne. Dafür ist der Einblick gut und unkompliziert möglich, selbst wenn man das Handy in die Tasche gesteckt hat, während das Teleskop Licht sammelt.


    Der Affenkopfnebel nach einer bzw. neun Minuten

    Auf die Schnelle – mit der Objektsuche habe ich mich noch nicht vertraut gemacht – schlägt mir das Teleskop den Monkey Head Nebula als Beobachtungsziel vor, nachdem ich an Beteigeuze scharf gestellt habe – der Orionnebel steht noch zu niedrig. Jetzt muss ich zugeben, dass ich den Affenkopfnebel NGC 2174 bislang nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Mit 40 Bogenminuten Durchmesser ist er auch kein offensichtliches Ziel für diesen Standort (man kann in der App in drei Stufen wählen, wie gut der Himmel ist). Aber gut, für einen Test wird es langen.

    Nun hat das Teleskop ein Bildfeld von 37×54 Bogenminuten, damit ist der Nebel bildfüllend und dementsprechend schwer auszumachen. Aber es tauchen immerhin einige Sterne mehr auf, die Bildaddition funktioniert also. Sie sind nicht ganz rund – aber dafür, dass das Teleskop ungeschützt vor Wind auf einem Balkon auf einem vollständig ausgezogenen Stativ steht, ohne Autoguider und azimutal montiert, ist das gar nicht schlecht. Und man bedenke: EAA ist keine Astrofotografie, sondern elektronisch unterstütztes Beobachten. Es geht um die Live-Beobachtung.

    Ich bin durchaus beeindruckt. Wenn alle Teleskope sich so einfach in Betrieb nehmen lassen würden, wären einige meiner Bücher überflüssig….

    Aber bevor mir noch Silvesterböller in das teure Leihteleskop fliegen (und ich als Silvesterfeier-Boykottierer in die Nerd-Ecke gestellt werde), breche ich diese Sitzung ab: Deckel drauf und am Stück reintragen. Eine Beobachtung mit dem Fernglas ist auch nicht weniger aufwändiger…

  • Die zweite Nacht

    Am nächsten Abend ist es überraschenderweise auch klar. Also das Teleskop noch einmal rausstellen, auf einen klaren Fleck am Himmel zwischen dem Dach des Nachbarhauses und der Markise vom Balkon richten, und dann ein sinnvolles Objekt in diesem Beobachtungsfenster suchen. Der Gewinner: M1, der Krebsnebel.


    Der Krebsnebel M1.

    Das Teleskop fährt ihn flüsterleise an, korrigiert noch ein bisschen, et voilà: Da ist er. Nach zwei Minuten ist er deutlich besser zu sehen, ob ich ihn dann zehn oder 15 Minuten im Okular lasse, macht keinen großen Unterschied. Im Okular sieht er hübsch aus, auf dem Handy sieht man, dass es ein paar Nachführfehler gab. Andererseits ist das auch kein Wunder, wenn man beim Beobachten mit dem Okular an das Teleskop kommt. Wenn es um hübsche Bilder geht, sollte man die Stativbeine weiter spreizen, sie nicht vollständig ausfahren, und vor allem das Teleskop nicht berühren. Dann sollten die runden Sterne möglich sein, die auf der Unistellar-Seite abgebildet sind.

    Auf dem Handy sieht das übrigens so aus:




    Die Unistellar-App für iOS


    Der Krebsnebel passt als Ziel deutlich besser zum eVscope als der Affenkopfnebel – und das Bild ist besser als das, was mir das C14 von unserem Verein in der Stadt zeigt. Das kleine Gerät hat Potential.

    Wie schlägt es sich an den anderen Paradeobjekten des Winterhimmels?


    Die Plejaden sind zu groß für die Brennweite des eVsope 2.

    Erstes Ziel sind natürlich die Plejaden, während der Orionnebel noch höher steigt. Das Bildfeld ist leider zu klein, sie passen nicht komplett drauf. Das passiert einem bei langbrennweitigen Teleskopen natürlich auch; dieser Sternhaufen ist eher ein Ziel für ein Fernglas oder ein Rich-Field-Teleskop. Interessanter Effekt: Nach etwa 10 Minuten wird das Bild nicht mehr spürbar besser, ein Hauch des Reflexionsnebel ist zu erahnen.

    Etwa 20 Minuten lasse ich das Teleskop laufen. Und in der Zwischenzeit? Wie bei echter Astrofotografie ist mir langweilig, und ich werfe einen Blick durch den kleinen Refraktor, den ich daneben aufgestellt habe. Im echten Okular ist von dem Plejadennebel nichts zu sehen (M1 probiere ich ohne Lichtverschmutzungsfilter gar nicht erst), dafür gibt es die nadelscharfen Sterne, für die ich Refraktoren liebe.


    Fünf Minuten Orionnebel

    Endlich steht auch der Orionnebel hoch genug, dass ich ihn anfahren kann.

    Nett: Schon nach kurzer Zeit sind Farben zu erkennen. Wer sagt denn, dass Deep-Sky-Objekte schwarzweiß sind? (Klar – jeder erfahrene Beobachter, der ihnen in großen Geräten höchstens einen Hauch von Farbe zugesteht.) In kleinen Geräten und an lichtverschmutzten Standorten zeigen praktisch nur Doppelsterne Farbe. Oder dieses eVsope…

    Ja, die Sterne sind fett und etwas verwackelt, und das Zentrum ausgebrannt, aber das geht schon sehr in die Richtung von dem, was ich gerne während einer öffentlichen Führung zeigen würde. Da habe ich zu oft erlebt, dass ich vom Anblick einer Galaxie begeistert war, und die Gäste das mit einem “Dieses Nebelfleckchen?” kommentierten.

    Das Gerätchen liefert, wobei M42 natürlich auch kein schweres Ziel ist. Die App gibt noch ein paar Möglichkeiten zur Belichtungssteuerung, und wie lange die einzelnen Aufnahmen belichtet werden – damit dürfte sich noch mehr herausholen lassen. Aber da ich für diesen Test nicht bezahlt werde, belasse ich es bei den Standardeinstellungen und überlege mir die nächste Gemeinheit: Der Pferdekopfnebel.

    Dieser berühmte Staubnebel vor den leuchtenden Emissionsnebeln im Orion ist visuell eine echt schwere Nuss; mit meinem 80mm-Refraktor und an diesem Standort brauche ich das gar nicht erst probieren.

    Und das eVscope? Es schwenkt ohne Murren dieses Ziel an, das ich noch nie im Teleskop probiert habe, und fängt an, mich beim Beobachten elektronisch zu unterstützen.


    Der Pferdekopfnebel

    Nach 10 Minuten ist das Pferdchen zu erahnen, nach einer halben Stunde ist die beste Sichtbarkeit erreicht. Die Sterne sind rund, und die Silhouette ist auch nicht schwerer zu erahnen als im Okular eines großen Dobsons an einem guten Standort.

    Das ist meine erste Beobachtung (und Aufnahme) des Pferdekopfnebels.

    Mit einem 4,5″-Telesköpchen, das ich einfach auf den Balkon gestellt habe.

    Mitten im Dorf.

    Eigentlich eine Unverschämtheit.

    Ich habe damit nur ein Problem: Das war zu einfach. Ich war zwischendrin im warmen Wohnzimmer und habe mir den Verlauf auf dem Handy angeschaut, oder draußen mit dem Refraktor ein bisschen Jupiter beobachtet. Mir war langweilig, und ich habe nicht das Gefühl, ihn wirklich selbst beobachtet zu haben. (Und trotzdem: Mein erstes Pferdchen!)

    Danach baue ich ab, der Akku ist nach zwei Nächten am Ende. Die Ladezeit nutze ich, um die Bilder über mein Heim-WLAN zu Unistellar hochzuladen: Zur möglichen wissenschaftlichen Auswertung sammelt Unistellar die Daten. Es ist auch möglich, die gesammelten Gigabyte an RAW-Dateien wieder herunterzuladen, der direkte Zugriff ist nicht vorgesehen: Man muss den Support kontaktieren und erhält dann einen Downloadlink. Das geht recht flott, aus den RAW-Dateien konnte ich aber auch nichts besseres herausholen. Ein Direktzugriff auf den Speicher des Geräts ist aber nicht möglich.

    Außerdem sind gleich drei Bereiche vorgesehen, in denen Unistellar-Nutzer die Wissenschaft unterstützen können: Asteroiden-Beobachtung, Exoplaneten-Jagd und “Planetare Verteidigung” vor möglichen Meteoriten-Einschlägen. Damit gewinnt das “Just-for-Fun”-Beobachten sogar wissenschaftlichen Nutzen, es bleibt im Idealfall nicht bei der vergänglichen Beobachtung im Okular.

  • Eine dritte Nacht


    Mit dem Rucksack ist alles griffbereit für den spontanen Einsatz

    Wofür das eVscope wirklich hervorragend geeignet ist: Spontan beobachten! Es ist ein echtes Grab-and-Go-Teleskop, weil alles im Rucksack ist. Man braucht nur noch das eigene Smartphone und ggf. ein Ladekabel – unten an der Montierung des eVscope ist ein USB-Ausgang, der wohl zum Laden des Handys genutzt werden kann.

    Am 10. Januar gab es eine überraschende Wolkenlücke, und ich nutzte die Zeit, um mir den Rucksack mit dem eVscope, etwas zu trinken und meine Jacke zu schnappen, um auf den nächsten Acker zu fahren, wo ich einen deutlich dunkleren Himmel habe als auf dem heimischen Balkon.

    15 Minuten später – davon 10 Minuten Fahrzeit – war das Gerät auch schon einsatzbereit. Im Nordosten drohte bereits die nächste Wolkenbank, aber noch war über mir klarer Himmel.

    Da ich in der letzten Nacht ein paar verwackelte Sterne hatte, stellte ich das Stativ zuerst einmal niedrig ein: Die Beine nicht ausfahren, und maximaler Spreizwinkel. Das sollte noch etwas mehr Stabilität bringen. Die Initialisierung verlief wieder problemlos: Das Teleskop grob in die Zielrichtung ausrichten (senkrecht nach oben wollte ich es für die Orientierung am Himmel dann doch nicht zeigen lassen, etwas einfacher darf das System es schon haben), die Sternerkennung aktiviert und fertig. Ab zur Objektsuche in der App, die zahlreiche Vorschläge macht.



    Klarer Blick zum Mond, und Wolken im Nordosten

    Das erste Ziel: M27, der Hantelnebel. Ein nicht zu kleiner Planetarischer Nebel, der auch in kleineren Teleskopen ein hübscher Nebelfleck ist. Im eVscope dauerte es keine zwei Minuten, bis er in Farbe zu sehen war. Chic, was da auf meinem Handy-Display auftauchte. Um Erschütterungen zu vermeiden, schaute ich währenddessen nicht in das elektronische Okular, und werde mit runderen Sternen belohnt.



    M27, der Hantelnebel

    Nach zwei Minuten war das Bild bereits hübsch, nach sechs Minuten nicht wesentlich besser. Also schon weiter zum nächsten Ziel? Warum nicht… Die App schlägt NGC 6946 vor – die Feuerwerksgalaxie im Cepheus mit 9. Größe. Schauen wir mal. Surrr… die Montierung fährt das Ziel schön leise an; mit dem Kaffeemühlengeräusch vieler Goto-Montierungen hat das nichts zu tun.

    Hier lohnt sich die längere Belichtungszeit: Zunächst ist nichts zu sehen, wenig später schälen sich die Spiralarme immer besser heraus. Hübsch.


    Die Feuerwerksgalaxie NGC 6946

  • Und jetzt? Ein Blick zu den Wolken, die näher kommen… ach was soll’s, weiter zum nächsten Ziel. M33 steht hoch über mir, die Dreiecksgalaxie. Kein leichtes Ziel, da sie größer als der Vollmond ist, und der halbvolle Mond obendrein den Himmel aufhellt. Surr, Verbesserte Sicht starten, Blick auf’s Handy: Check, da ist sie. Nach wenigen Minuten sind die Spiralarme erkennbar und nach zehn Minuten deutlicher. Bei Nacht und auf dem Handy sind sie übrigens deutlich schöner als bei Tag auf dem Laptop. Umgebungslicht macht sich auch hier bemerkbar.



    M33, die große Galaxie im Dreieck

    War ja einfach, wobei die Galaxie wohl von etwas mehr Belichtungszeit profitieren würde. Ich nutze die Zeit, um die Bilder nach Hause zu schicken. Zurück kommt die Frage, was ich davon halte, dass vom Sofa aus genauso viel zu sehen ist wie bei mir in der Kälte? Tja, da ist was dran – es fühlt sich nicht wie Beobachten an, da ich doch immer nur auf’s Handy schaue.


    20 Sekunden M82

    Aber was soll’s, wenn ich schon mal draußen bin, wird die Zeit genutzt. Über dem Großen Wagen tut sich eine Wolkenlücke auf, also ab zu M82. Die “Zigarre” ist eine hübsche unregelmäßige Galaxie und ein hübsches Paar mit M81.

    Es dauert keine Minute, bis die Zigarre mit ihren Staubbändern zwischen den Sternen zu sehen ist.

    Eigentlich eine Unverschämtheit, wie gut das funktioniert.

    Immerhin sind die Sterne nicht ganz perfekt, und ich entscheide mich, den Fokus zu überprüfen. Ab zu Albireo, der ist hübsch hell, und ich kann mal sehen, was das kleine Gerät an Doppelsternen kann.

    Im Staubschutzdeckel ist eine Bahtinov-Maske versteckt, die ein Beugungsmuster verursacht, anhand dessen man die Schärfe wunderbar beurteilen kann. Um es einfacher zu haben, parke ich das Teleskop zwischendrin kurz und bringe das Stativ auf seine maximale Höhe. So kann ich bequem durch das Okular schauen, während ich Albireo fokussiere.

    Wie erwartet sind Doppelsterne keine Spezialität des eVscope 2 – da braucht man Vergrößerung, Licht sammeln bringt wenig. Albireo wird nicht wirklich getrennt, aber ich kann gut sehen, dass es zwei Sterne sind, und ich im Fokus bin.




    Fokussieren mit dem eVscope

    Für schärfere Sterne müsste ich es mal mit Justage des Spiegels probieren, aber darauf habe ich gerade keine Lust. Außerdem: Das Stativ ist nicht das stabilste, und das Teleskop wackelt ziemlich, sodass schon das Fokussieren nicht ganz trivial ist. Aber für meine Zwecke langt es – leider kann ich es auch nicht einfach auf ein stabileres, schwereres Stativ setzen.

    Lieber noch ein wenig Beobachten statt zu justieren – zurück zum Großen Bären: M81 ist nach drei Minuten so strukturlos, wie ich das vom klassischen Teleskop gewohnt bin, M82 bleibt hübsch.



    Je drei Minuten bei M81 und M82

    Dann machen die Wolken im Norden dicht, und was bietet sich als Ziel an? Natürlich der Mond! Unter “Moon” finde ich ihn in der App, und bald ist er bildfüllend auf dem Handydisplay.


    Der Mond zeigt wunderbar das Bildfeld des eVscope 2

    Die Bildverbesserung bringt hier übrigens nichts (außer dass er kurz überbelichtet wird). Höher Vergrößern macht nur bedingt Spaß: Es bleibt halt digitaler Zoom, kein optischer. Leicht erschreckend ist der Blick ins Okular, wo er lila eingefärbt erscheint – auf dem Handy sieht er deutlich farbechter aus.

  • Damit fehlen in meiner Sammlung nur noch offene Sternhaufen. Ein schneller Schwenk zu h Persei, dann manuell ein Stück zur Seite, um h&Chi Persei gemeinsam einzufangen.



    h und Chi Persei

    Ganz nett, wobei hier die fetten Sterne natürlich stärker auffallen – sie machen zwar die unterschiedlichen Sternhelligkeiten deutlich, aber der Anblick ist doch anders als im Teleskop. Und längere Beobachtungszeit ändert gar nichts am Bild. Ein Blick nach oben: Oha. Wolken.

    Das habe ich beim Blick ins Okular gar nicht mitgekriegt. Der Stacking-Algorithmus ist so intelligent, dass er Wolken erkennt – oder schaue ich doch nur auf ein Dia? Nein – wenn ich auf das unverbesserte Livebild gehe, sind auch nur noch Wolken zu sehen. Also doch kein Fake… Der beliebte Trick, die Hand vor das Objektiv zu halten, um zu zeigen, dass man keine Bild sieht, funktioniert am eVscpoe übrigens auch nicht.

    Damit mache ich Feierabend. Das geht wunderbar schnell: Teleskop parken, Staubschutzdeckel aus dem Auto holen, Teleskop in den Rucksack und das Stativ daneben. Keine fünf Minuten.

    Und zumindest eines hat der Abend mit einer klassischen Beobachtungsnacht gemeinsam: Es wird irgendwann kalt, wenn man auf dem Acker steht.

    Fazit: Das Teleskop


    Größenvergleich alt gegen neu: Ein computergesteuerter 80mm-Refraktor und das eVscope 2

    Diese kurze Testphase mit dem eVscope war wie ein Reinschnuppern in die Zukunft der Amateurastronomie: Ein vollständiges, ordentlich verpacktes Teleskop, das einem die ganzen Technikprobleme abnimmt, sich vollständig automatisch am Himmel orientiert und die Objekte anfährt und verfolgt, die man auswählt – sei es aus der Datenbank oder über Koordinaten. Das elektronische Okular und die manuelle Scharfstellung geben einem noch mehr das Gefühl, selbst zu beobachten, als bei denjenigen robotischen Teleskopen, die das Bild nur auf dem Handy-Display zeigen. Der Preis dafür ist, dass man es gelegentlich doch (wie jeden Newton) justieren sollte. Aber das ist kein Problem, und auch Out-of-the-Box liefert es gute Ergebnisse.

    Was ich noch verbessern würde

    Amateurastronomen sind fast alle Bastler, und obwohl das eVscope 2 ein rundes Komplettset ist, das sofort funktioniert und keine Nachkäufe benötigt, gibt es natürlich ein paar Dinge, die ich verbessern würde.

    • Das Stativ hat keine Ablagemöglichkeit z.B. für das Handy. Es gibt Stativablagen aus Stoff oder Nylon, die zwischen die Stativbeine gehängt werden und so eine kleine Ablagefläche bereitstellen. Kann man für eine Handvoll Euro nachkaufen.
    • Das Teleskop kann auf mehrere Geräte Bilder übertragen, kennt aber nur einen (Haupt-)Benutzer, der es steuert. Bei meinen Tests wurde ich öfter auf einen Gast-Status zurückgesetzt. Nachdem ich das einmal kapiert hatte, konnte ich die Kontrolle über das Teleskop aber problemlos zurückbekommen. Hier wäre zumindest ein Infofester nett, das einen über den Statuswechsel benachrichtigt – der umso unerwarteter war, da ich es alleine benutzte. Davon abgesehen funktioniert die App einwandfrei, auch wenn das Handy sich in den Ruhemodus begeben hat und die WLAN-Verbindung getrennt hat.
    • Die Akku-Anzeige ist in der App versteckt und hat nur einen groben Ladestandsindikator statt einer Prozentanzeige. Das macht Apple mit dem iPhone auch nicht besser, aber es stört mich trotzdem.
    • Das Nikon-Okular hat noch Luft nach oben, was die Schärfe angeht. Die Sterne sind fett, ein wenig erinnert es mich an alte Dias in einem Diabetrachter. Das kann der Sucher meiner Panasonic besser.
    • Die beiden Klemmschrauben, mit denen das Teleskop auf dem Stativ befestigt sind, sind nicht unverlierbar. Aber vorbildlich: Zwei Ersatzschrauben liegen gleich bei.

    Aber das sind Kleinigkeiten, und die Hälfte per App-Update lösbar. Unter dem Strich ist das eVscope 2 sein Geld wert. Das mag bei knapp 3800€ Einführungspreis verwegen klingen, aber: Es ist ein Komplettpaket mit Transport-Rucksack. Für einen ähnlichen Preis erhalte ich wahlweise einen gut transportablen Refraktor mit Goto-Montierung und wirklich gutem Zubehör, der weniger zeigt (oder zumindest anders) und für den ich mir eine Transportmöglichkeit selbst anfertigen muss, oder z.B. ein CPC925, das einen ähnlichen Komfort bietet, ebenfalls beeindruckende Bilder zeigt, aber nur mit dem Auto transportabel ist. Natürlich erhält man für weniger Geld auch schon sehr schöne Pakete, aber wenn das Gesamtpaket ähnlich viel Spaß machen soll, kann man in ähnliche Preisregionen kommen. Ich erinnere nur an das Schmierfett, das bei günstigen Teleskopen gerne am Okularauszug klebt – wer sich mit so etwas abgibt, bleibt in Preisregionen weit unterhalb des eVscope. Für Pfennigfuchser ist es nichts.

    Gelegentlich wird es mit dem iPhone verglichen: Nicht billig, aber “It just works”. Und das tut es – wer sich für EAA begeistern kann, ist hier richtig.

  • Fazit: EAA – Electronically Assisted Astronomy



    “Klassische” EAA am Laptop

    Das war meine erste erfolgreiche Begegnung mit EAA, nach den ersten Tests in dieser Richtung mit einer ATIK Horizon und der Infinity-Software am großen Sternwartenteleskop. Zwischem dem Livestacking mit der ATIK und dem EAA-Beobachten mit dem eVscope liegen Welten: Mit der ATIK am fest aufgestellten Teleskop habe ich noch richtig was zu tun, um Ergebnisse zu erhalten (richtiger Abstand zum Reducer, um ein scharfes Bild mit dieser Kombination zu bekommen…), und die Software hatte den Rechner ins Stottern gebracht, weil der Prozessor mehr als ausgelastet war. Bis da alles lief, hat es gedauert, und der Aufwand am Teleskop ist nicht viel geringer als bei der Astrofotografie. Das eVscope ist dagegen echtes, unkompliziertes Grab-and-Go.

    Jetzt muss ich zu meinem Urteil über EAA dazu sagen: Ich mache seit bald 30 Jahren Astronomie, visuell (meist so einfach wie möglich mit einem Rich-Field-Refraktor, bei dem die einzige Elektronik der Leuchtpunktsucher ist, aber auch mit großen Goto-Teleskopen) als auch Astrofotografie (mit der üblichen Materialschlacht).

    EAA ist nichts für mich. Vielleicht romantisiere ich das, aber ein Reiz der Astronomie liegt für mich darin, die Objekte selbst zu finden und im Okular zu sehen – zu wissen, dass die Photonen nach zig Lichtjahren ausgerechnet in meinem Auge liegen. Der andere Reiz liegt für mich darin, die Technik zu verstehen und zu beherrschen– wobei ich natürlich auch Technik mag, die einfach funktioniert, und die ich nur noch an ihre Grenzen bringen muss.

    Das eVscope nimmt mir das alles ab und zeigt mir gleich die beeindruckenden Bilder, die man erwartet – verwöhnt von einigen Jahrzehnten bunter Hubble-Bilder als auch dem (mittlerweile) klassischen Vorspann von Star Trek & Co.

    Nur: Ich muss dafür überhaupt nichts machen, sondern bekomme es fertig serviert. Das ist einerseits toll – es funktioniert einfach, und man sieht was! – , andererseits ist das ein bisschen wie wenn ich auf eine Foto-Safari mitgenommen werde und am Ende die Bilder vom Reiseleiter aufs Handy geschickt bekomme, ohne selbst mehr dazu beizutragen als Wünsche, was ich gerne sehen würde. Das ist gleichzeitig faszinierend und langweilig. Für mich wäre der Haupteinsatz wohl, dass es neben mir ergänzend auf dem Acker steht und die Grenzen des Beobachtbaren verschiebt, während ich rein visuell beobachte. Oder für einen sehr unkomplizierten und schnellen Blick auf Deep-Sky-Objekte während einer Wolkenlücke vom heimischen Balkon aus, für die ich ansonsten einen Sternatlas oder eine Goto-Montierung bräuchte (und dann doch nicht viel sehen würde).

    Gesamt-Fazit: Toll, aber nicht für jeden

    eVscope und “klassisches” Goto-Teleskop stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.


    Ganz klar: Das eVscope funktioniert problemlos und tut das, was es soll: EAA, also mit der Elektronik beim Beobachten helfen, sodass man das Universum endlich auch ohne Vorkenntnisse oder Bedienungsanleitung lesen in Farbe und bunt sieht, sobald es eine größere Wolkenlücke gibt. Viel unkomplizierter geht es nicht, und das elektronische Okular gibt einem noch das Gefühl, nicht nur aufs Handydisplay zu starren.

    Aber: EAA ist eine eigene Sparte. Es ist keine Astrofotografie (es geht nicht um perfekte Fotos) und kein echtes visuelles Beobachten (bei dem man nur mit Auge und Teleskop beobachtet), sondern etwas eigenes, am ehesten vergleichbar mit einem Restlichtverstärker. In Form des eVscopes wurde EAA so perfektioniert, dass man sich nicht mit der Technik beschäftigen muss, sondern einfach loslegen kann.

    EAA mit vollautomatisierten Teleskopen ist nichts für alle, die

    • gerne selber Hand anlegen wollen
    • die nadelscharfen Sterne sehen wollen, die einem ein guter Refraktor zeigt
    • die Puristen sind und die Dinge selbst sehen wollen statt auf einem Display
    • die Herausforderung darin sehen, “Faint Fuzzies” im Okular zu jagen
    • Pfennigfuchser sind (wobei ein gutes visuelles Teleskop auch nicht billiger ist und weniger zeigt)
    • Mit denselben Ansprüchen an EAA geht wie an die Astrofotografie

    Ein eVscope ist dagegen wohl ideal für alle, die

    • unkompliziert eindrucksvolle Ergebnisse sehen wollen
    • von Deep-Sky-Objekten mehr als Nebelflecken sehen wollen, ohne ein großes Teleskop an dunkle Standorte schleppen zu müssen
    • ein Komplett-System wollen, das einfach funktioniert
    • einfach mal Abends das Teleskop auf die Terasse stellen wollen, um einen Blick in den Himmel zu werfen – gerne auch mit Freunden an einem
    • gemütlichen Abend, statt dafür alleine an einen möglichst dunklen Ort in den Hochalpen zu fahren
    • technik-begeistert sind, aber nicht an der Technik herumschrauben wollen
    • einen einfachen Einstieg in die Astronomie suchen und das nötige Kleingeld haben
    • alle, die Öffentlichkeitsarbeit machen: Auf einer Sternwarte als Ergänzung zu den Beobachtungen mit klassischen Teleskopen kann ich es mir sehr gut vorstellen.

    EAA ist also nichts für jeden. Aber wer in die Zielgruppe fällt, erhält mit dem eVscope ein durchdachtes, rundes Gesamtpaket, das begeistert. Ich werde es mir nicht zulegen – aber z.B. für die öffentlichen Führungen an meiner nächsten Sternwarte wäre es durchaus eine interessante Ergänzung.

    Den stolzen Preis sehe ich dabei wie gesagt gar nicht einmal als Problem: Ein guter visueller Setup ist auch nicht billiger, und zeigt gerne weniger.

    Mich hat vor allem mein dritter Beobachtungsabend sehr an meine erste Beobachtungsnacht mit einem Celestron CPC1100 erinnert. Das Gerät kostetete vor einigen Jahren mit etwas Zubehör ähnlich viel, ist deutlich größer und schwerer (Kofferraum und Rückbank eines Ford Fiesta waren voll), aber ebenfalls rasch aufgebaut, und das Goto hatte einwandfrei funktioniert (Heute ist das CPC925 in derselben Preisklasse, das nicht viel schlechter ist als sein größerer Bruder, und sich mit einem StarSense-Modul ebenfalls automatisch am Himmel orientiert). Auch hier hatte ich in einer Nacht sehr viele Objekte angeschaut und wenig wirklich beobachtet. Aber andererseits hatte ich die Galaxien auch mit eigenem Auge gesehen und nicht nur auf dem Bildschirm.

    Das ist vielleicht mein größtes Problem mit dem eVscope: Ich schaue ohnehin schon den ganzen Tag auf irgendwelche Monitore und Displays, da will ich das in meiner Freizeit nicht auch noch. Dann lieber ein echtes Okular, mit schwachen, aber nadelscharfen Sternen und geisterhaften Nebelfleckchen, hinter denen sich Galaxien, Sternhaufen und Gasnebel verbergen.

    Aber wer sich für EAA begeistern kann, erhält ein Rundum-Sorglos-Paket, das einer neuen Gruppe von Astronomie-Begeisterten den Einstieg in die Himmelsbeobachtung ermöglicht.


    Uff – das war's mit meinem Review. Ich hoffe, es interessiert den ein oder anderen.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Moin Alex,


    vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast!

    Da steckt viel Arbeit drin und ich habe es sehr interessiert gelesen - Ich habe für jeden Abschnitt einen Pokal verteilt! :)


    CS, Jochen


    PS: ein bisschen neidisch bin ich aber schon - ich wäre auch gerne "Influencer". Ich dachte da an "Jogi's Beauty Channel" oder so... 8o

  • Guten Abend zusammen


    sehr Spannender Bericht. Neues Berufsfeld würde zu Dir Passen Kerste... Astronomie Influencer / in ev. Geld damit verdienen; schon ist fast alles Richtig gemacht worden... ;) :saint: :thumbup:


    Influencer ist ein Beruf.. 8o :thumbup:


    meine Freundin meint ich soll umsteigen.... der Hacken... meine Montierung die Avalon M-UNO ist mit einem Preis von mehr als 8000 Franken fast Doppelt so teuer wie die Unistellar eVscope 2. damals kannte ich das nicht zum anderen hatte mein Händler so ein Gerät noch nicht erhalten.


    sehe es wie Ihr. Verbesserungen sind wünschenswert, was mir noch nicht so gefällt an den Geräten ist das end Bild. klarer wie mit einer CCD/ DSLR/M Kamera währe mir Persönlich lieber.


    ob es mal eins gibt mit einem 20 cm Ø ? :/ das währe was für mich. :) es dürfte nicht mehr kosten als meine M-UNO samt Setup. :saint:


    Viel Spass/ erfolge am Nacht Himmel Grüsst Euch

    Ale

    C8EHD, Guider Asi 120MM-S 60/240 Steuerung über Eagle 3 auf der Avalon M-UNO

    Kamera Nikon Z6, Hyperion 8/10/36 und Celestron 40 mm Okular

  • Hi!


    Als Influencer wäre ich nur nicht frei in dem, was ich schreibe – da beschränke ich mich lieber auf's Bücher schreiben :)


    Wie gesagt, die EAA-Astronomie ist was ganz eigenes mit einer neuen Zielgruppe. Kann Spaß machen, aber es kommt darauf an, was man erwartet. Auf jeden Fall ist es eindrucksvoll, was schon alles möglich ist.


    Clear skies,

    Alex

  • Hallo Alex,


    So viele Pokale habe ich noch nie vergeben. Ein sehr detailreicher, ausgewogener und gut zu lesender Bericht. Du solltest das weiter ausbauen und weitere Produkte bewerten:-).


    Einen Aspekt möchte ich nennen. Das sich auf die Natur einlassen. Also erfahren mit den Sinnen, abschalten aus dem Alltag. Mir geht das schon verloren wenn ich beim visuellen beobachten ein Handydisplay sehe. Da ist der Reiz der Nacht für mich dahin. Und ein Display spricht für mich keine Sinne mehr an. Auf demselben Display kann ich das Objekt mit Google in besserer Qualität zaubern.


    Aber ich bin wohl zu altmodisch. Vielleicht liegt es daran. EAA wird einen wachsenden Freundeskreis haben und auch die runden Sterne perfektioniert bekommen. Die Chips werden weiter aufgerüstet werden und am Ende ist es dann bei der Astrofotografie a la Kurzzeitbelichtung angekommen, wo der Trend wohl eh hingehen mag.


    Eigentlich Ist EAA wie automatisierte Astrofotografie, wie man sie auch mit NINA plus EBV Schleife aufsetzen kann.


    Das tolle an dem von dir vorgestellten Gerät ist für mich das out of the box Konzept. Das ist eine technische Leistung die richtungsweisend ist. Den Preis dafür halte ich auch für angemessen.


    Bin gespannt wo wir in 5 Jahren stehen.


    CS

    Dirk

  • Hallo Dirk,


    besten Dank :) Für eine Goto-Steuerung (oder natürlich Astrofotografie) "dulde" ich ein Display auch, aber ich bin sehr gerne rein visuell unterwegs, wenn die einzige Elektronik am Teleskop die vom Leuchtpunktsucher ist.


    Wenn Unistellar die Montierung mit einer Vixen-Schwalbenschwanzschiene und einem stabilen bzw. Standard-Stativ anbieten würde, könnte ich schwach werden und hätte auch mit der App-Steuerung keine Probleme – ist eine runde Sache.


    Ich kann dir noch meinen Erfahrungsbericht zum SunDancer II anbieten, der im Gegensatz zum eVscope bei mir geblieben ist :) – und höhere Folgekosten hat, jetzt steht ein Bino-Ansatz auf der Einkaufsliste...


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo Alex,


    Danke für deinen ausführlichen und schönen Bericht. Wohin bei mir die Reise geht steht derzeit noch nicht fest aber nach deinem Bericht über das eVscope und JogiNet Bericht über das Stellina, stehe ich dem Thema aufgeschlossen gegenüber, obwohl ich mich eher als visuellen Beobachter verstehe. Derzeit versuche ich von der Planetenfotografie zu Deepsky zu kommen und finde einfach keinen Zugang, da ist "betreutes-Sterne-Gucken" schon recht verlockend.


    Grüße


    Peter

  • Hallo, Alex,


    ebenfalls Danke für Deinen aufschlussreichen Bericht! :thumbup:

    habe mir auch den Bericht von Jochen über das Stellina vollständig durchgelesen. Vom Preis her passen sich die beiden Systeme allmählich an?


    als reiner Fotograf (kein Visueller), ohne Sternwarte, also immer Auf- und Abbauen, käme bei mir eher "Jochens" Stellina infrage, denn

    dort ist ein justagestabiler ED oder APO verbaut und ...man ist alleine Herr aller Daten (.tif, .fits)!

    Diese Systeme sehe ich als reine RAW-Daten Lieferanten an. Da ich leider älter werde und allmählich die schwere Montierung und größere Teleskope ungern nachts raustrage, wären diese Systeme ideal für mich.

    Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die Kamerachips beider Systeme recht klein und die Auflösung sehr schlecht? Das wären Mängel, die ich derzeit für einen Kauf nicht akzeptieren würde. Da bin ich sicher durch das Fotografieren mit einer APS-C Canon DSLR verwöhnt... :)

    Wenn die beiden Firmen in Zukunft auch die Fotografen kleinerer Öffnungen ansprechen wollen, sollte sich da etwas bewegen...

    Zudem ist mir der Preis derzeit noch zu hoch. :) 50% der heutigen Neupreises wären o.k. für mich.


    viele Grüße und häufiger cs

    Andreas

  • HI Ale


    An Hardware hast du genug,

    Für 4000SFR sollte eine Software so arbeiten können wie ein Smart Teleskop, brauchst du noch ein Ipolar und eine Software oder nur Software die dich durchs Einnorden führt, die Schrauben muss man ja von Hand drehen. Bleibt Aufbau und Verkabelung, ist aber auch nicht dein Problem.


    Gruß Frank

  • Eigentlich Ist EAA wie automatisierte Astrofotografie, wie man sie auch mit NINA plus EBV Schleife aufsetzen kann.


    Wie gesagt, die EAA-Astronomie ist was ganz eigenes mit einer neuen Zielgruppe

    Aufschlußreicher Bericht, danke an Alex.

    Aber setzt EAA bitte nicht mit der Verwendung von Smart Teleskopen gleich. EAA muss weder vollautomatisiert sein, noch ist ein Smart Teleskop ausschließlich nur für EAA geeignet.

    Jede empfindliche Kamera mit halbwegs Echtzeit - Bildschirmdarstellung fällt in den Bereich EAA, und wer z.B. wie Jochen schon mal stundenlang draufhält macht eben auch mehr als EAA.


    Grüße

    Norbert

  • Eigentlich Ist EAA wie automatisierte Astrofotografie, wie man sie auch mit NINA plus EBV Schleife aufsetzen kann

    Nina hilft automatisch beim Einnorden?

    Macht Autoaligment?

    Ich meine ja nur PHD kann mit der Hauptkamera durchs irgendwo hinzeigende Teleskop Einnorden unterstützen.

    Plate Solve von irgendwelche Himmel der frei ist und die Koordinaten an die Steuerung senden kann auch nicht wirklich ein Problem sein.


    Gruß Frank

  • Hallo zusammen

    Danke Frank für deine Rückmeldung. der Ipolar kann ich wie den Standard Polsucher nicht verwenden. ein Baum verdeckt mir die Sicht auf Polaris.


    Grüsst

    Ale

    PS: sobald das Ganze richtig Funktioniert, versuche ich das nächste Objekt im Süden an zu peilen.

    C8EHD, Guider Asi 120MM-S 60/240 Steuerung über Eagle 3 auf der Avalon M-UNO

    Kamera Nikon Z6, Hyperion 8/10/36 und Celestron 40 mm Okular

  • Hallo Alex,


    Klasse Bericht, sehr umfangreich und unvoreingenommen.

    Dank auch von mir dafür.

    Da hast du dir ja viel Mühe gemacht.

    Bei der Gelegenheit will ich mal auf einen weiteren Bericht zum eVscope 2 verweisen denn der passt hier ja auch sehr gut rein wie ich finde.


    Unistellar eVscope 2 - Informationen (4,5" Newton)


    Mein Namensfetter hat sein eVscope 2 bereits Anfang Dezember erhalten.

    Was auffällt ist das bei den Beispielen mit dem eVscope meist relativ kurze Gesamtbelichtungszeiten von nur wenigen Min gewählt wurden.

    Das merkt man dann natürlich auch an den Ergebnissen, sollte im Gegenzug aber auch honorieren das diese Ergebnisse in wirklich sehr kurzer Zeit erreicht wurden.

    Wenn ich das richtig sehe ist das längste in den Beispielen hier 10Min.

    In einigen Fällen aber auch deutlich weniger.

    Beim Stellina wählt man ja gerne etwas längere Gesamtbelichtungszeiten.


    Ich denke man merkt an den zunehmenden Testberichten und Beispielbildern in letzter Zeit deutlich das die Sache mit den Smart Teleskopen so langsam Fahrt aufnimmt.

    Auch werden die Meinungen diesbezüglich zunehmend versöhnlicher.

    Ich kann mich noch gut an die hier vorherrschende Meinung erinnern als wir hier vor genau 5 Jahren das erste mal über das eVscope diskutiert hatten.

    Man man schon 5 Jähriges Jubiläum wie die Zeit vergeht. :huh:


    @ Mod der Thread sollte auch noch in das EAA Board geschoben werden, danke.


    Und nun ist doch ein spürbarer Wandel in der Haltung eingetreten wie ich finde.

    Klar die Kritiker gibt es nach wie vor aber mittlerweile auch etliche die der Sache zumindest aufgeschlossen gegenüberstehen.

    Na ja vermutlich muss man sich an Neues erst mal gewöhnen.

    Wie heißt es doch so schön, was der Bauer nicht kennt das ist er nicht.

    Und mittlerweile kennt man halt auch Smart Teleskope.


    Smart Teleskope scheinen nun ihren Platz gefunden zu haben, allen Unkenrufen zum Trotzt.

    Und den Haken den Heiko noch vor einem Jahr dran machen wollte kann man wohl vergessen.



    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd,


    ich sehe gerade, dass die Forensoftware die Belichtungszeit der Beispielbilder mit den Bedienelementen vom Bildbetrachter überlagert...

    Nach etwa 10 Minuten hat sich bei mir nicht mehr viel bei den Bildern getan. Vielleicht gibt es in der App noch eine Option, um mehr herauszuholen, aber auf die Schnelle hatte ich nichts gefunden – wobei ich bewusst nur die Automatiken genutzt hatte, weil das für die meisten Käufer so eines Systems wohl das Interessanteste sein dürfte.


    Hier wären 45 Minuten M82 aus der Heilbronner Innenstadt:

    und 55 Minuten Pferdekopf vom Balkon im Dorf


    Die M82-RAWs habe ich noch nicht zu Unistellar hochgeladen (und der Pferdekopfnebel war in meinem Download nicht drin). Mal sehen, wie lange ich das Gerät noch behalten kann – die Wetterprognose für die nächste Woche ist ja eher mäßig.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo Alex,


    ich sehe gerade, dass die Forensoftware die Belichtungszeit der Beispielbilder mit den Bedienelementen vom Bildbetrachter überlagert...


    einfach rechts auf Originalversion klicken, dann sieht man auch alle Daten.


    Nach etwa 10 Minuten hat sich bei mir nicht mehr viel bei den Bildern getan. Vielleicht gibt es in der App noch eine Option, um mehr herauszuholen, aber auf die Schnelle hatte ich nichts gefunden

    Das ist schon sehr Merkwürdig, da tut sich ja mit längerer Gesamtbelichtung so gut wie Garnichts mehr.

    Der M82 den du oben mit lediglich 3Min Belichtung zeigst ist nahezu auf gleichem Level wie der M82 den du jetzt mit 45Min zeigst.

    Und beim Pferdekopf ist es nicht viel anders.

    Da kann man sich in der Tat die langen Gesamtbelichtungszeiten sparen.

    Das Stapeln der Rohbilder Zuhause am PC sollte bei längeren Belichtungen dann wesentlich bessere Ergebnisse bringen.

    Nur schade das sich Unistellar bezüglich der Rohbilder mit dem Umweg über ihren Server so zickig zeigen.

    Dass ist ja keine technische Notwendigkeit sondern wirklich nur dummes gehabe von Unistellar.

    Mit den nötigen Fachkenntnissen lässt sich das aber unter Umständen umgehen und die Rohdaten direkt auslesen.

    Entsprechende Bemühungen hatte ich ja schon mal verlinkt.


    GitHub - jankais3r/Unistellar-eVscope-research
    Contribute to jankais3r/Unistellar-eVscope-research development by creating an account on GitHub.
    github.com


    Grüße Gerd

  • Ich lade die letzte Sitzung mal zu Unistellar hoch und frage dann, ob sie eine Erklärung dafür haben. Hat mich auch gewundert, dass da nicht mehr bei rauskommt – auch wenn es zu unserer schnelllebigen Zeit passt :)


    Ja, die Datensammelei ist etwas seltsam, auch wenn die meisten Kunden wohl auf die RAWs verzichten können. Immerhin ist wohl eine Automatisierung des Datendownloads geplant, sonst ist es eine riesige ABM-Maßnahme für Unistellar, wenn jede Anfrage manuell bearbeitet wird...


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo Alex,


    vielen Dank für diesen so umfassenden Test. Ich hatte vor zig Jahren das Glück, dass ich bei einem Teleskoptreffen durch einen Prototypen schauen durfte. Damals hat mich das Ding dann aber doch nicht sonderlich begeistert. Zugegeben, ich hatte noch die Hoffnung, dass eventuell nur der "Ansatz" ( also Kamera + elektr. Okular) lieferbar wäre. Aber das hat sich im Laufe der Zeit nicht durchsetzen können.

    ->runde Sterne: Deine Bemerkungen zur Sternabbildung finde ich interessant. Auch kann ich mich nicht erinnern, jemals eine Aufnahme mit 55 Minuten Belichtungszeit und so runden Sternen gesehen zu haben!

    ->Belichtungszeiten: Deine Vergleiche mit unterschiedlichen Belichtungszeiten finde ich gelungen. Sie zeigen mir, dass mit diesem Gerät, zB. bei öffentlichen Beobachtungen / Führungen, eben nicht ewig belichtet werden muß. Einfacher kann man wohl einen Einstieg in die Astronomie nicht gestalten.

    cs eike

  • Hallo,


    ich vermute, die Einstellungen fürs Intensitätsstretchen ändern sich nicht wesentlich mit der Belichtungszeit. Dann ist nach ein paar hundert Bildern die 24bit RGB Darstellung ausgereizt.

    Dann wird das intern auf (hoffentlich) 32bit gespeicherte Bild knallhart runter dividiert, und die signifikanten Nachkommastellen sind wegrasiert. Vielleicht sind es intern auch nur 16bit , ähnlich wie der Displayspeicher von Sharpcap. Da würde nur separate Nachbearbeituing der RAWs helfen.

    Ich würde daraus aber nicht schließen, dass man nach 3 Minuten alles rausgeholt hat, was geht. Das zeigen ja die anderen Kurzbelichter hier in den Fotografie Foren.


    Gruß

    Norbert

  • Hallo


    Das Rauschen sinkt um die Wurzel Anzahl Bilder,

    Das wird immer unefektiver, 4 Bilder halbieren das Rauschen, um das nochmal zu halbieren braucht man schon 16 Bilder und nochmal 64 Bilder, nächste Halbierung bei 256 Bildern... Und so weiter irgendwann sieht man kaum noch Unterschied und verplempert nur Zeit.


    Gruß Frank

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