Mond am 6.1.2022

  • Der zunehmende Mond vom Dreikönigstag


    Am 6.Januar 2022 war der Wettergott den Astronomen in Nordhessen wieder einmal wohlgesonnen. Schon am Nachmittag zeigte das Satellitenbild, dass sich die alles beherrschende Wolkendecke vom Norden kommend nach Süden verziehen würde.

    Auch gab es schon am Vormittag ein paar Wolkenlücken, bei denen es seit langer Zeit mal wieder möglich war, die Sonne abzulichten. Es war, astronomisch gesehen ein arbeitsreicher Tag.

    Der SkyWatcher Maksutov (Skymax 15/1800 ) wurde schon gegen acht Uhr am Morgen auf dem Balkon aufgebaut und „eingesüdet“. Einnorden geht nicht, weil der Norden vom Balkon aus nicht sichtbar ist, da es sich beim Standort um einen Südbalkon handelt. Daher musste eine andere Lösung zur Justierung des Fernrohres gefunden werden.


    Mit Hilfe von Google Earth wurde so genau wie möglich die Südrichtung bestimmt. Sie lag von meinem Balkon aus gesehen am gegenüber liegenden Haus, genau in der Mitte des Badezimmer Fensters. Die exakte Polhöhe wurde mit einer Winkelmesser App des Smart Phones ermittelt. Das hat sich als sehr praktikabel herausgestellt, da man für Sonne und Mondfotografie keine stundenlangen Belichtungszeiten benötigt. Zehn Minuten Nachführgenauigkeit sind so einwandfrei machbar. Die Sonnenflecken waren an diesem Tag nicht besonders spektakulär. Aber das Wetter hielt sich bis zum Abend und der Maksutov konnte wunderbar auskühlen.


    Als der Mond am stahlblauen Himmel in den Gesichtsbereich rückte, wurde es auch schon ziemlich kalt und das Seeing war auch nicht so pralle. Aber es galt das neue Equipment wie Rotfilter und Filter Rad zu testen. Die ASI Kamera war sehr schön hinter dem Filter zu montieren und sie kam auch in den Fokusbereich. Man konnte den Mond mit dem Rotfilter wunderbar kontrastreich auf den Laptop Monitor sehen, obwohl es noch sehr hell war.


    Was für ein Bild ! Und es wurde immer kälter. Also rein in die warme Bude und erst mal aufwärmen. Das ist der unschlagbare Vorteil einer Balkonsternwarte. Es darf nur keiner unterhalb des Balkons seine Zimmer lüften.

    Ein gut gelegener Balkon hat noch mehr Vorteile. Man braucht kaum eine sperrige Taukappe. Insbesondere dann nicht, wenn man einen zurückgebauten Balkon hat, der nicht komplett an der Außenwand eines Hauses hängt.


    Der untere Teil der Mondsichel war knackscharf auf dem Monitor zu sehen. Die Software wurde so eingestellt, dass der Verstärkungsfaktor, also der Gain-Wert auf 150 lag. Dann hat man eine Belichtungszeit von weniger als 35 Millisekunden pro Bild. Damit lässt sich das Seeing ziemlich gut austricksen.


    Es wurden pro Auslösung 200 Bilder gemacht, die am nächsten Tag mit der Freeware AutoStakkert zu einem Bild zusammengerechnet wurden. Dabei erkennt das Programm automatisch die schlechten Bilder die dann auch nicht verwendet werden. Bei den Bilderserien wurden immer zwischen 110 und 160 Bilder von dem Programm als gut erkannt. Das ist bei 200 Bildern ein Zeichen, dass das Seeing doch nicht so schlecht war.


    Selbst die Bilder mit einer zweifachen Barlow Linse waren noch recht brauchbar. Nicht supergut aber nach entsprechender Bearbeitung doch noch recht ansehnlich, wie die Beispiele zeigen. Bei den Filtern zeigte sich, dass die Skyglow und Moon Filter dem Rotfilter nicht das Wasser reichen konnten. Zumindest bei dieser Mondphase nicht. Der Kontrast mit dem Rotfilter war überragend.

  • Hallo Horst-Dieter,

    deine Bilder sind super. Aber noch mehr freue ich mich, dass du dich freust. :D Hast aber auch Grund dazu.

    Viele Leute lächeln über Balkonsternwarten, ich selber habe mir das abgewöhnt, da gibt es doch ganz interessante Rahmenbedingungen die vielleicht unterschätzt werden. Dass der Rotfilter am besten funktioniert ist kein Wunder, je länger die Wellenlänge um so besser das Seeing.

    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Horst-Dieter,


    Deine Bilder gefallen mir gut. Mir gefällt auch, das du nicht mal so viele Bilder aufgenommen hast, um auf diese Ergebnisse zu kommen.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Leute


    Herzlichen Dank für die Blumen. Ich habe in endlosen Versuchen festgestellt, dass das Seeing an meinem Beobachtungsort ganz eigene und recht merkwürdige Gesetzmäßigkeiten hat. Über unserer Siedlung weht immer ein laues Lüftchen, was im Winter im Schutz des Balkons nicht so heftig aufs Gemüt schlägt. ^^

    Das Seeing tritt sporadisch auf und kommt sekundenweise von 4 bis 5 runter auf 2 bis 3. Manchmal auch Sekundenlang bis 2. Das hängt vermutlich mit den Luftwirbeln um ein paar Hochhäuser zusammen, die in 100 m Abstand im Osten stehen. Ich denke dass es sich dabei um Lee-Wirbel handelt, die sich gegenseitig beeinflussen bzw. sich gegenseitig auslöschen.

    Auf dem Laptop kann man das Seeing wunderbar beobachten und die Abstände der tobenden Luft-Unruhe Wellen zählen. Es ist zwar jeden Tag anders aber es zeigt sich immer ein regelmäßiger Rhythmus.

    Wenn die Luft ruhiger wird, wird ausgelöst. Bei 200 Bildern hat man immer über 100 gestochen scharfe Aufnahmen.


    Da ich mich intensiv mit dem Stacking von Mikrobildern beschäftige, weiß ich, dass weniger sehr oft mehr sein kann. Wenn ich von 500 Bildern 300 so lala Bilder zusammenrechne ist das Summenbild schlechter als 150 sehr gute unter Seeing Kontrolle. Der Witz dabei ist, dass das Seeing meistens nach 200 Bildern wieder schlechter wird und diese ohnehin wieder in die Tonne gehen.


    Danke für eure Stellungnahmen und viele Grüße

    Horst-Dieter

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