Hilfe für einen Einsteiger

  • Moderne Weitwinkel-Okulare bieten dir vor allem drei Dinge:

    • Größeres Bildfeld bei selber Vergrößerung. Das hängt auch von der Feldblende ab, aber ganz allgemein zeigt dir ein Okular mit 80° mehr vom Himmel als eines mit 68°, und das wiederum mehr als ein Plössl oder Ortho mit rund 50° Eigengesichtsfeld (40-50° beim Ortho, je nach Konstruktion). Okulare unter 40° machen wenig Spaß, weil man das Gefühl von Tunnelblick hat – in meinem letzten Foto schrumpft das Eigengesichtsfeld von rund 50° auf rund 30-40°. Weitwinkelfeeling kommt bei den 68°-Okularen auf (ich habe lange die Baader Hyperion verwendet, sehr angenehmer Einblick), bei rund 80° stört der Bildfeldrand überhaupt nicht mehr, und bei 100° kannst du das Bildfeld nicht mehr völlig überblicken – das ist der SpaceWalk-Effekt. Viele stehen darauf, mir ist es lieber, wenn ich den Bildrand (die Feldblende) noch sehe, sie aber nicht stört (ab etwa 78° – ich bin bei den Morpheus-Okularen gelandet).
    • Größerer Augenabstand: Der schrumpft bei den einfachen Okularkonstruktionen wie Plössl mit der Brennweite; Okulare unter 10-15mm haben einen unangenehm kurzen Augenabstand, und du klebst mit dem Auge irgendwann fast am Okular. Mit Brille sollten es mindestens 20mm sein, ohne geht deutlich weniger. Achte darauf, dass du Okulare mit flexibler Gummi-Augenmuschel verwendest, die sind bequemer.
    • Klareres, schärferes Bild: Das liefern dir auch bessere Plössl; Schärfe und Transmission gehen halt in den Preis ein. Ich war jahrelang mit den Hyperion glücklich und verwende sie auch heute noch gerne; die doppelt so teuren Morpheus sind spürbar besser, ebenso wie Orthoskopische Okulare – die schärfer sind, aber nur ein kleines Bildfeld haben und vor allem für Planeten erste Wahl sind.

    Danke fuer die Erklaerung! Jetzt macht das gleich viel mehr Sinn :)

    Demnach habe ich mir mal fuer die Planetenbeobachtung mit der maximalen Vergrößerung dieses hier ausgesucht:


    82° Gesichtsfeld und 200x Vergrößerung

    Teleskop-Express: Omegon Okular Oberon 7mm - 82° Feld - 1,25" Steckhülse


    Und ein 32mm fuer den Überblick, aber nur mit 50°: (Wobei ich sagen muss ich haette da auch lieber eines mit mehr Gesichtsfeld gehabt, aber finde keines? Und wenn dann nur mit 2"? :/ )

    TeleVue Plössl Okular 32mm 1,25" (astroshop.de)


    Ich bin auch bereit gleich die teuren Morpheus zu kaufen, aber die sind fast alle 2". Garnicht so einfach zu finden in 1,25".

  • Hallo Phil,


    genau - ein Okular ist wie eine Lupe, die das Bild vergrößert, das das Teleskop projiziert - das kann man schön nachvollziehen, wenn man es auf den Vollmond richtet und ein Blatt Papier dahinter hält: Dann sieht man einen schönen scharfen Mond. Alles, was von diesem Bild in die Steckhülse eines 1,25"-Okulars passt, kann man im Okular sehen. Mit 32mm und ca. 50° überblickt man alles, was in die Steckhülse passt; mehr Bildfeld würde nur das Innere der Steckhülse zeigen.


    (Deshalb bringt ein Einschraub-Reducer auch nichts bei langbrennweitigen Okularen - er sitzt ja auch in der Okularsteckhülse –, sondern nur bei kurzen Brennweiten, die wegen der hohen Vergrößerung nur einen Teil des Bildes zeigen können.)


    Die Oberon-Okulare kenne ich nicht – in Anbetracht des Preises bieten sie wohl keine perfekte Schärfe, aber dafür ein angenehm großes Bildfeld. 200x ist schon ziemlich am Limit deiner Optik (da muss eigentlich alles passen), daher wäre etwas weniger Vergrößerung für den Anfang kein Fehler, aber prinzipiell sollte das Okular passen. Ggf. erst einmal eines kaufen, das nicht ganz so hoch vergrößert, und das für 200x später nachkaufen - je nach Geldbeutel. Im Augenblick stehen die Planeten eh ungünstig, sodass man nicht so hoch vergrößern kann.


    Beste Grüße,

    Alex


    Nachtrag: Statt dem TeleVue-Plössl kannst du auch ein Baader Classic Plössl nehmen (habe ich – sehr angenehm ist die aufgesteckte Augenmuschel, die macht den Einblick sehr viel einfacher) oder das, was weiter oben aus dem Intercon-Shop verlinkt wurde, und das gesparte Geld in ein Okular für 150-160x stecken, das du besser für Planeten verwenden kannst. TeleVue ist gut, aber um die Unterschiede zu sehen, brauchst din wirklich gutes Teleskop mit erstklassigem Zenitspiegel.

  • Hi,

    Und ein 32mm fuer den Überblick, aber nur mit 50°: (Wobei ich sagen muss ich haette da auch lieber eines mit mehr Gesichtsfeld gehabt, aber finde keines?

    Da wirst du auch keines finden, bei 32mm Brennweite und 1,25" Steckhülse geht nicht mehr als 50° eGF. Aber du kannst deutlich günstigere finden, als das von Televue. Das hier Okular Plössl 32mm multicoated hatte ich dir schon mal gelinkt, bei TS findest du es hier TS-Optics Super Plössl Okular 32 mm unter anderem Namen und etwas teurer.


    Für die hohe Vergrößerung würde ich kein 7mm empfehlen, das liegt an der Grenze der guten Nutzbarkeit. Mit z.B. diesem Explore Scientific 82° Ar Okular - 8,8 mm Brennweite hast du zwar etwas weniger Vergrößerung, wirst aber trotzdem annähernd alle Details sehen können und das mit etwas hellerem Abbild als dir das ein 7mm zeigen kann.


    Wobei mir ein Okular für mittlere Vergrößerung so im Brennweitenbereich 13-15mm wichtiger wäre als das für maximale Vergrößerung. Passend zum anderen wäre Explore Scientific 82° Ar Okular - 14 mm Brennweite


    Gruß Stefan

  • Hallo,

    200x Vergrößerung

    Das würde ich nicht tun.


    Es gibt in der Beobachtung mit Teleskopen ein paar Kennwerte, nach denen man sich richten kann. Eine davon ist die Austrittspupille (AP). Diese berechnet sich:


    $AP=\tfrac{Durchmesser\ der\ Optik}{Vergrößerung}$

    Für normale Optiken kommen Austrittspupillen von 1 bis 0,7mm für hohe Vergrößerungen in Betracht. Für noch kleinere Austrittspupillen müssen:


    • Die Bedingungen bei der Beobachtung wie die Luftruhe (das Seeing) passen.
    • Es wird eine gute und auch eine gut justierte Optik benötigt.
    • Auch sollte der Beobachter etwas Erfahrung haben.


    Wird die Vergrößerung zu hoch angesetzt, dann lässt sich diese zu selten gewinnbringend einsetzen. Abstriche gibt es dann entweder weil das Bild im Okular nur noch schwer zu fokussieren ist. Oder weil die Luftruhe zu ungünstig ist, um überhaupt noch ein scharfes Bild zu erhalten.

    Bei zu hoher Vergrößerung wird das Bild auch dunkel. Dazu kommt noch, das bei jeder Berührung vom Teleskop das Bild im Okular lange benötigt, bis es sich wieder beruhigt.


    In deinem Fall würde ich eine Austrittspupille von einem Millimeter bis allerhöchsten 0,7mm nicht unterschreiten. Das entspricht einer Vergrößerung von 100 bis 143x. Das entspricht Okulare mit Brennweiten von 14 bis circa 10mm.


    Die Vergrößerung (Vx) wird errechnet:


    $V\mathrm{x}=\tfrac{Brennweite\ Teleskop}{Brennweite\ Okular}$


    Mein Fazit:

    Die Vergrößerung nicht zu hoch ansetzten. Diese lässt sich zu selten oder überhaupt gewinnbringend einsetzen.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Alex, Stefan und Gerd,


    Super danke, alles klar! :) :thumbup:


    Dann werden es:


    Teleskop-Express: TS-Optics Super Plössl Okular 32 mm 1,25"

    Teleskop-Express: Explore Scientific 82° Ar Okular - 8,8 mm Brennweite - 1,25" - argongefüllt

    Teleskop-Express: Explore Scientific 82° Ar Okular - 14 mm Brennweite - 1,25" - argongefüllt


    Zu dem Rechner von Alex noch eine Frage:



    Warum wird hier als maximal sinnvolle Vergrößerung "nur" ein 9,9mm Okular angegeben? Dachte es ist 7mm. :/


    Austrittspupille ist auch zwischen 0,7mm und 1mm. Langsam fügen sich alle Puzzleteile in meinem Kopf zu einem ganzen Bild. :)


    Beste Grüße,

    Phil

  • Hi!


    Höchstvergrößerung = doppelte Öffnung in Millimeter ist keine feste Größe, sondern ein Erfahrungswert, wenn alles passt.

    Ein anderer Erfahrungswert ist, dass ab 1mm Austrittspupille die Auflösung des Teleskops weitestgehend ausgereizt ist und weitere Vergrößerung keine weiteren Details zeigt.

    Das Feld dazwischen ist Biologie und Physiologie: Wie gut sind deine Augen, und erkennen sie die vorhandenen Details besser, wenn du höher vergrößerst? Beobachtest du kontrastarme Details oder scharfe Kontraste? Planeten, Doppelsterne oder Nebel? Hast du eine unobstruierte, perfekte Optik, die du auch in die Übervergrößerung treiben kannst, ohne dass das Bild matschig wird, oder ein System mit Obstruktion (also Fangspiegel im Strahlengang), die den Kontrast ohnehin runtersetzt? Monokular oder binokular?


    Der Kollege von star-shine.ch ist da eher zurückhaltend bei der Empfehlung der Höchstvergrößerung.


    Ein Mak hat Obstruktion, und Bresser ist keine High-End-Marke, daher ist es sinnvoll, bei der Höchstvergrößerung lieber konservativ zu sein. In dem Vergrößerungsbereich macht auch der Zenitspiegel einiges aus – mein letzter Neuzugang war ein gebrauchter Vixen 80/910 Refraktor mit unbrauchbarem Amici-Prisma. Aber auch mit einem sehr guten Zenitspiegel sind seine rechnerischen 160x nicht wirklich toll, da stört der Farbfehler. (Den Vixen habe ich für die H-alpha-Sonnenbeobachtung gekauft, da stört der Farbfehler nicht.) Mit meinem ED80/600 kann ich bei selber Öffnung und kürzerer Brennweite an die 160x gehen, ohne dass das Bild zu schlecht wird, und mit meinem alten 125/3500 Schiefspiegler kann ich gut in die Übervergrößerung gehen, ohne dass die Planeten matschig werden. Von daher ist die doppelte Öffnung ein Richtwert, den man austesten kann, aber auch bei guter Optik nicht in jeder Nacht nutzen kann – und der durchaus enttäuschen kann. Und immer vorsichtig sein: Im ED80/600 war ich vom ersten Jupiter bei 170x auch sehr enttäuscht – und hatte komplett übersehen, dass er da auch sehr niedrig stand. Da wäre mehr gegangen; das 3,5mm-Okular habe ich trotzdem nicht mehr.


    Deshalb: 200x kann funktionieren, und wenn das Kleingeld da ist, ruhig ausprobieren, aber ein Okular für rund 150x wirst du wesentlich öfter einsetzen.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo zusammen,

    Nach etlichen dokus und Bücher will ich nun alles mit eigenen Augen sehen und möchte mit ein Teleskop anschaffen. Ich bin mit aber überhaupt nicht sich welches. Ich hatte an das NATIONAL GEOGRAPHIC Automatik 70/350 Teleskop gedacht. Würdet ihr es mir empfehlen? Liebe Grüße

  • Hallo Sailor Saturn,


    Ich empfehle unbedingt ein neues Thema aufzumachen, sonst wird dieses hier zu unübersichtlich, das hilft niemandem. Um solide antworten zu können, braucht es mehr Details. Bitte vorab auch das Basiswissen für Einsteiger durchlesen.


    An die anderen: Bitte in diesen Thema nicht darauf antworten.

  • NATIONAL GEOGRAPHIC Automatik 70/350

    Nein, würde ich nicht empfehlen. Denn für ca. 200 EUR mehr bekommst Du mehr Öffnung und mehr Tragfähigkeit mit einer Montierung, die sich auch problemlos zum "Robotic Telescope" erweiteren lässt (Stichworte: ASCOM, INDI, PLatesolving etc.) und dann eine preisgünstige Alternative zu Unistellar und Vaonis Angeboten wird, die gleich mehrere 1000 EUR mehr kosten.

    Das ist dann also auch eine Zukunftsinvestition.

    https://www.teleskop-spezialisten.de/shop/Teleskope/Newton/150mm-6-Zoll/SKYWATCHER-STAR-DISCOVERY-P150I-MIT-WIFI-AZ-GOTO-MONTIERUNG::3749.html?MODsid=adc45a878e67f282e506d871644c0321

    https://www.youtube.com/watch?v=h4jkkkzWZI0


    Gruß,

    Peter

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