Hallo,
Okulare, die mit einem Adapter an ein Teleobjektiv gesetzt werden können, gibt es schon lange. Allerdings ist die optische Leistung eher enttäuschend. Kleine scheinbare Sehfelder, Randunschärfe und ein unbequemer Einblick sorgen dafür, dass diese Teile meist ungenutzt herumliegen oder nach kurzer Zeit wieder verkauft werden.
Wenn man doch nur seine modernen, weitwinkligen Hochleistungsokulare am Teleobjektiv nutzen könnte! Die jeweils geebneten Bildfelder müssten doch bestens zusammenpassen. Natürlich ist hinter einem für den Anschluss an eine Kamera konstruierten Tele kein Platz für ein bildaufrichtendes Element. Aber das brauchen wir erst einmal nicht. Die Bildorientierung wäre die selbe wie beim Refraktor.
Das Thema ließ mir keine Ruhe. Befeuert wurde es, als Thomas (TGM) hier seinen Weitwinkel-Refraktor mit Objektivrevolver vorstellte (Weitwinkel-Refraktor mit Objektiv-Revolver)
Es folgte eine Phase intensiven Pröbelns mit meinen Objektiven, den verschiedensten Adaptern, Okularklemmen und Okularen, und am Ende kam das heraus:
Hinter meinem Zeiss Apo Sonnar 1.4/100 kommt der Nikon-Objektivanschluss der ASI 071 Pro und eine 2“-Clicklock-Klemme. Fokussiert wird über den Schneckengang des Objektivs. Allerdings erreichen nicht alle Okulare den Fokus. Gut klappt es mit dem 41mm und dem 27 mm Panoptic sowie dem 12,5 mm Noblex UWA. Die 31 mm und 20 mm Nagler haben einen zu langen Stutzen, so dass sie nicht tief genug in die Clicklock gesteckt werden können. Auch mit den meisten 1,25“-Okularen wird es nichts. Das kann allerdings an meinen 1,25“-Adaptern liegen, die mindestens 5 mm aufbauen. Einzig das 12,5 mm UWA passt, weil es eine integrierte 2“-Anschlussmöglichkeit hat. Bei ihm muss sogar ein 8 mm breiter Verlängerungsring zwischen Kameraanschluss und Clicklock geschraubt werden.
Die Vergrößerung mit den drei oben genannten Okularen ist 2,4x, 3,7x und 8x. Die Sehfelder sind 28°, 18° und 10° – und die sind jeweils randscharf! Sogar bei Blende 1.4! Natürlich ist dann die Austrittspupille größer als die Eintrittspupille des Auges maximal werden kann, aber das Objektiv lässt sich ja abblenden.
Um diese Kombi dauerhaft freihändig zu nutzen, ist sie etwas zu schwer. Allein das Objektiv wiegt 1,3 kg. Mit dem 41er Panoptic, Klemme und Adapter werden fast 2,5 kg daraus. Aber auch wegen der extremen Schärfe lohnt sich der Einsatz auf einem Stativ. Zur Schande der Firma Zeiss muss gesagt werden, dass sie ihrer weltbesten Linse weder einen eingebauten Stativanschluss noch eine optionale Stativklemme spendiert hat. Kein im Fotobereich üblicher Durchmesser passt. Zum Glück hatte ich noch eine überzählige Rohrschelle vom Vixen FL-S 80, die sich anpassen ließ.
Sternfelder sind mit dieser Kombi ein Genuss. Und damit der Hals nicht steif wird, setze ich sie auf meinen Fernglas-Zenitspiegel (siehe hier: Endlich gebaut: Zenitspiegel für Ferngläser) Der ist zwar etwas zu klein für die große Öffnung des Objektivs, aber die Vignettierung hält sich in Grenzen.
Natürlich ist mir klar, dass die vorgestellte Kombi purer Luxus ist. Aber prinzipiell lässt sich so etwas auch mit nahezu jeder anderen Telelinse bauen. Das hat außerdem den Vorteil, dass das Gewicht deutlich geringer ausfallen dürfte. Das Samyang 2/135, das manuelle Nikkor 2.4/105 bzw. das Micro-Nikkor 2.8/105 könnten gute Kandidaten sein. Prinzipiell geht das auch mit Objektiven aus der Canon-Welt.
Besonders günstig wird es übrigens mit M42-Objektiven. Mit einem sogenannten Russenadapter (M 42x1/T2) lässt sich eine 1,25“-Clicklock-Klemme anschließen, und dann kommt man mit fast jedem 1,25“-Okular in den Fokus. Ich habe sowas mit einem Pentacon Auto 4/200 gebaut:
Die Linse bekommt man mit etwas Glück für 20 € bei Ebay, und ihre Bilder sind ebenfalls sehr scharf. Leider hat das 4/200 einen maximalen Außendurchmesser von 68 mm, so dass man eine sehr große Pupillendistanz habe müsste, um zwei davon als Bino nebeneinander montieren zu können.
Aber mit kleineren M42-Objektiven ist das prinzipiell möglich. Ein entsprechendes Projekt ist bereits im Entstehen. Demnächst dazu mehr.
CS, Jörg