Servus beinand,
falls das Christkind (i.w.S.) heute abend keinen Himmelsatlas in Geschenkpapier eingepackt hinterlegt haben sollte, gibt es natürlich auch Möglichkeiten, online Himmelsatlanten zu finden. Für Einsteiger ist es vielleicht hilfreich, anstatt im Netz suchen zu müssen, hier finden zu können. Deshalb möchte ich vier Werke kurz vorstellen, die man herunterladen und privat nutzen darf (mit Links zu den entsprechenden Seiten).
Den Beobachter-Atlas für Kurzentschlossene (BAfK) muss ich vermutlich nicht groß vorstellen, zumal die Protagonisten auch hier im Forum aktiv sind (ich mache es trotzdem). Der Titel "Atlas" passt eigentlich nicht wirklich, denn man findet hier keine Sternkarten, in die die zu beobachtenden Objekte eingetragen sind, sondern "nur" eine Liste mit interessanten Objekten. Trotzdem fange ich mit ihm an. Das, was den BAfK so wertvoll macht, sind die Beschreibungen der Objekte, die letzten Endes zusammengefasste Beobachtungsprotokolle sind. Sprich: Eigenerfahrung des Autorenteams. Dazu Angaben, mit welcher Instrumentengröße die Objekte wie beobachtbar sind und meist kleine Abbildungen mit den Objekten. Wer sich übrigens für Asterismen interssiert, wird hier einige finden, die zwischen "kann man sich einbilden, wenn man meint" bis zu "cool, das ist ja frappierend" anzusiedeln sind ;-). Man merkt, dass die Zusammenstellung von Praktikern für Praktiker ist. Es muss eine Heidenarbeit gewesen sein, das alles zu beobachten und zu dokumentieren – Hut ab! Hier gibt es den BAfK: https://www.freunde-der-nacht.net/projekt-bafk/
Die Seite Freunde-der-Nacht lohnt sich auch so zum Anschauen. Man findet hier neben Infos auf den Seiten selbst noch weitere pdfs (bzw. teils als html-Seite) bei den "Beobachtungsprojekten" – so z. B. verschiedene Kataloge, eine Liste von Sternmustern, Zusammenstellungen von Planetarischen Nebeln, Arp-Galaxien oder Super-Thin-Galaxien (man sollte hier auch in "exotischere" Listen, wie die UGC-Galaxien schauen – UGC 3697 ist eine der schönsten und faszinierendsten super-dünnen Galaxien und schon im 8-Zöller visuell machbar).
Für mich ist der BAfK eine "Muss man haben"-Zusammenstellung. Da aber "nur" die Objekte enthalten sind, die auch vom Autorenteam beobachtet wurden, ist die Zusammenstellung natürlich nicht vollständig (was ja eh nicht geht).
Taki's 8.5 Magnitude Star Atlas nutze ich sehr oft. Es handelt sich um einen himmelumfassenden Sternatlas, der alle Sterne bis 8m5 enthält und zudem viele Deep-Sky-Objekte – man kann mit einem 8-Zöller die meisten der eingetragenen Objekte visuell beobachten. Sterne bis 8m5 sind genug, um die Objekte dann auch per Star-Hopping zu finden, aber nicht so viele, dass die Karten unübersichtlich würden. Der Himmel wird hier auf 146 Karten dargestellt – es gibt einen Kartensatz mit eingezeichneten Konstellationen und einen ohne (ich nutze letzteren). Man kann das pdf also auch komplett ausdrucken und sich so einen eigenen Atlas z. B. als Ringbuchordner erstellen und in die Seiten Anmerkungen oder Markierungen einfügen, denn man kann die Einzelseiten ja jederzeit wieder neu drucken und ersetzen.
Toshimi Taki bietet auch einen kompakteren Übersichtsatlas mit größeren Karten und geringerer Grentgröße. Zudem, finden sich z. B. ausführliche Listen von Doppelsternen, Positionskarten von ausgewählten, nahen und relatriv schnell sich umkreisenden Doppelsternen (also Orbit mit Position und Jahresangabe), oder eine Übersicht, welche POSS-Karten welchen Himmelsbereich abdecken – es geht um die Palomar Observatory Sky Survey I und II.
Takis Homepage ist eine kleine Fundgrube. Auch für das Plate Solving bietet er Software zum Download an.
Online findet man alles hier: http://takitoshimi.starfree.jp/
(Seite ist auf englisch, im Menü findet man direkt den Atlas)
Der Deep Sky Hunter Atlas von Michael Vlasov entspricht Takis Atlas, geht aber weiter in die Tiefe – Sterne bis 10 mag und mehr Deep-Sky-Objekte. Hier wird der gesamte Sternhimmel auf 101 Karten dargestellt (man kann sich also auch hier bequem den Atlas ausdrucken). Zudem werden besondere Bereiche auf 21 Detailkarten gezeigt. Diese betreffen aber vor allem Galaxienhaufen (20 Karten), es wird aber auch die Sagittarius-Wolke auf einer Detailkarte aufgedröselt. Die Detailkarten beziehen sich nur auf Bereiche, die von mittleren Breiten der Nordhalbkugel beobachtbar sind. Sprich die südlichste Detailkarte geht "von -38° bis -44° (Centaurus-Cluster Abell 3526).
Neben dem Atlas gibt es weiteres, sehr praktisches Material – so auch einen Illustrated DSO Observer Guide, der 7000 Deep Sky Objekte enthält, deren Grunddaten angibt und dann jeweils ein Foto des Objekts zeigt.
Kurz gesagt: http://www.deepskywatch.com ist eine ausgesprochen wertvolle Seite. Michael Vlasov zeigt hier auch viele Zeichnungen von Deep Sky-Objekten.
Den Atlas gibt ers hier direkt: https://www.deepskywatch.com/f…Sky-Hunter-atlas-full.pdf
Als letztes stelle ich die Pretty Deep Maps vor. Hier kann ich nur sagen: Wow. Martin Cooke bietet Karten des gesamten Himmels mit Sternen bis zur Grenzgröße von 18 mag! Zudem in Teilbereichen (z. B. Sternhaufen) dann punktuell noch tiefer gehend. Insgesamt werden ca. 600 Millionen Sterne, darunter 277827 variable Sterne, ca. 110000 Doppelsterne, 2167 Offene Sternhaufen, 157 Kugelsternhaufen, 2411 Planetarische Nebel, 2,4 Millionen Galaxien, 168070 Quasare bzw. aktive Galxienkeerne und vieles mehr (Dunkelnebel, helle Nebel, Relexionsnebel usw.) dargestellt. Man muss in die Karten sehr stark hineinzoomen, dann kann man zu den Galaxien, Sternhaufen, Sternen usw. Informationen herauslesen (z. B. Helligkeit, Entfernung, Alter, Abstand bei Doppelsternen usw.). Die Helligkeiten sind allerdings nicht die visuellen, da muss man aufpassen, damit man sich nicht wundert. Ich nutze dann eben die Katalognummer und hole mri die Daten aus den einschlägigen Datenbanken.
Martin Cooke hat die Gaia-Daten für den Atlas verwendet. Man kann alles als zip-Dateien herunterladen (ca. 10 Gigabyte). Die Karten sind in die Zirkumpolarregionen und den restlichen Nord- Und Südhimmel in je die vier Jahreszeiten gruppiert. Man kann also z. B. im Ordner "Winter North" ein pdf anklicken (z. B. eine der Ausschnitte des Orion). Man sieht dann die Karte, einen sehr kleinen Ausschnitt des Orion, in die man sehr stark hineinzoomen kann (erst dann kann man die Details lesen). Zum Ausdrucken bräuchte man hier einen seeeehr großen Drucker und seeehr großes Papier). Links ist dann eine kleine Übersichtskarte zu finden. Hier kann man nun per Maus hineinklicken und dann wird jeweils die Detailkarte dieser Region automatisch geladen. Also ein interaktives pdf-System, wenn man die Ordnerstruktur so belässt. Allerdings kann man nur innerhalb der 6 Ordner so navigieren. So kann es sein, dass man bei manchen Sternbildern nur bis zu einem bestimmten Punkt interaktiv klicken/navigieren kann und für den Rest den Ordner wechseln muss und dann dort die Karte finden muss.
Für das Mitnehmen nach Draußen sind die Pretty Deep Maps nicht geeignet, man kann sie auch nicht wirklich komplett ausdrucken. Sie eignen sich aber sehr gut, um Fotos auszuwerten (was man dort alles finden kann) oder um eine Beobachtung vorzubereiten, indem man sich die Himmelsregion sehr ausführlich ansehen kann.
Was die Pretty Deep Maps für mich besonders interessant macht: es sind sehr viele neueste Kataloge enthalten, so z.B alls FSH-Haufen oder Kataloge, von denen ich vorher nie gehört habe. Natürlicha uch alle Teutsch-, Alessi-, Dolidze- usw.Haufen. Nicht alle Offenen Sternhaufen sind als solche bestätigt, da eben auch Kandidaten für Offene Sternhaufen enthalten sind. Auch dass Galaxien bis jenseits von 18mag enthalten sind, finde ich spannend (für Fotos). Manche Karten enthalten mehr Galaxien als Sterne. Dass der Atlas eine Übernahme von Fotografien ist, erkennt man daran, dass rund um sehr helle Sterne nichts dargestellt wird (der auf dem Foto überblendete Bereich).
Da bei eine so großen Zahl von Objekten der Autor nicht per Hand korrigieren kann, muss man immer auch davon ausgehen, dass Zuordnungsfehler enthalten sind. Es gibt ja z. B. manche NGC-Objekte, bei denen unklar ist, zu welchem Objekt sie sicher gehören. Man sollte also durchaus in der Literatur prüfen, was der aktuellste Stand ist. Es kann auch sein, dass ein Offener Sternhaufen zu groß eingetragen ist – recherchiert man dann nach, wird man einen sehr aktuellen Fachartikel finden, der den Haufen überprüft hat, die Sterne anhand der Parallaxen und Radialgeschwindigkeiten überprüft hat und den Sternhaufen neu definiert (z. B. kleiner und lichtschwächer). Der Autor kann ja nur auf die teils veralteten Datenbankeinträge zurückgreifen. Wie sollte man manuell für ein paar Millionen Objekte aktuellste Fachartikel nachrecherchieren? Das ist daher keine Kritik am Atlas, sondern nur als Hintergrundinfo gedacht.
Für mich sind die Pretty Deep Maps einfach nur umwerfend, eine Informationsquelle, die man einfach auf der Festplatte haben muss. Ich nutze sie regelmäßig. Der Auto hat ihr auch eine eigene doi-Nummer gegeben (10.5281/zenodo.3522809), weshalb die Karten gut auffindbar sind. Hier kann man die Pretty Deep Maps herunterladen: https://zenodo.org/record/3522809
Stand des Atlanten ist September 2019.
Vermutlich habe ich gerade Eulen nach Athen getragen. Vielleicht ist aber die eine oder andere Seite nicht allen bekannt.
Liebe Grüße und ein frohes Fest,
Christoph