Im Anschluß zu "Was man beim Kauf von Großferngläsern (und Teleskopen) beachten sollte-Teil1"
Hallo Sternfreunde!
Beim Lesen des Teil1 wird sich so mancher Leser gefragt haben, warum ich so auf der AP=7mm herum geritten bin (überall Angaben dazu gemacht habe).
Tatsächlich bin ich darauf die Antwort schuldig geblieben, was ich jetzt nachholen will.
Die Antwort ist– für mich selbstverständlich, aber nicht für den Leser – daher dieser Nachtrag:
Ich habe eine gemessene, maximale, dunkeladaptierte Eintrittspupille (=EP) von über 7,0 mm und unter 7,1 mm.
Diese, seine EP, sollte jeder Astronom unbedingt wissen, um das richtige Fernglas erwerben und die richtigen Okularbrennweiten erwerben/einsetzen zu können,
denn diese beiden Größen sind abhängig von dem Durchmesser seiner dunkeladaptierten Eintritts-Pupille (=EP) (dunkler Beobachtungsplatz!),
welche deckungsgleich mit der Austrittspupille (=AP) seines langbrennweitigsten Okulars sein sollte
(um kein Licht zu verschenken! - wird trotzdem mehr Gf gewünscht, werden auch noch länger brennweitig Okulare eingesetzt).
Egal ob Erik Wischnewskis “Astronomie in Theorie und Praxis” oder Wolfgang Steinickes “Praxishandbuch Deep Sky”, oder Ronald Stoyans “Deep Sky Reiseführer”,
alle reden sie von der maximalen AP und bleiben eine Antwort bezüglich der (Messung der) EP, welche diese ja erst festlegt, schuldig.
Die Methode der Messung der EP auf 0,5 mm (un)genau:
Die Messung ist mit Spiral-Bohrern von 4mm bis 8mm nur ungenau zu machen, da es diese nur mit Abstufung von 0,5mm gibt.
Man hält einen solchen mit Fingern zwischen Auge und Stern und schaut, bei welchem Durchmesser dieser gerade noch zu sehen ist.
Diese Methode wurde schon auf Teleskoptreffen angewandt und eine derartige Erklärung/Anleitung zur Messung verdanken wir dem Maggelani Peter Krebs, zu finden hier:
Doch nun zur Methode der Messung der EP auf 0,1 mm genau:
Herstellung eines Meßsatzes:
1. Für Besitzer einer Drehbank eine einfache Sache:
8mm Baustahl wird in 0,1mm Stufen (in auf- oder absteigende Länge, dass der Durchmesser beim nächtlichen Test daraus ersichtlich wird) für den gewünschten Durchmesserbereich (6mm bis 7,5mm dürfte für den Großteil der Probanten reichen) abgedreht und mit einer Schieblehre auf 0,1mm genau überprüft. Wer diese Bolzen körnen und mittig klein anbohren kann, um diese dann auf einen zugehörigen Stift stecken und vor Auge halten zu können, erleichtert sich den Test, aber diese Methode ist aufwendig (ich ließ es nach körnen und 1. Bohrversuch bleiben!), läßt aber bis auf den Stift (also unten) den gesamten Umfang des Bolzens bei Sternprobe frei!
2. Einfacher ist ein Meßsatz aus (wiederum unterschiedlich abgestufte Längen) abgesägten 6mm Schrauben (vorzugsweise lange Schloßschrauben werden mit der Flex oder Eisensäge abgeschnitten – Grate entfernen um eine möglichst exakte Rundung herzustellen!) und glattem, dünnen, nicht transparentem Klebeband herzustellen:
(Ich habe mir einen Meßsatz (Schieblehre!) von 6mm, 6,1mm, 6,3mm, 6,5mm, 6,7mm, 6,9mm, 7,0mm, 7,1mm, 7,2mm, 7,3mm, 7,5mm, 7.9mm und 8mm hergestellt,
wie auf dem Foto zu sehen ist, aber nach gesammelter Erfahrung empfehle ich folgende Vorgehensweise:)
Man umwickelt die abgesägten 6mm Bolzen mit Klebeband.
Eine einmalige Umwicklung mit dem roten Klebeband erhöht den Durchmesser eines Metallstifts um etwa 0,1mm.
So stellt man je nach Anzahl der Umwicklungen die unterschiedlichen Durchmesser (im gewünschten Durchmesserumfang) her.
Damit die Sammlung der Meßbolzen nicht zu umfangreich wird, werden zunächst nur 0,2mm Abstände gewählt/hergestellt.
Die von mir eingesetzte Zange mit runden, kleinen Enden (ich weiß nicht wie man diese nennt) eignet sich bestens, da nur wenig Kontakt mit dem Bolzen entsteht,
dieser also fast den gesamten Umfang des Bolzens, (um den herum das Sternenlicht ins Auge scheint), frei läßt.
Nach Herstellung eines Bolzensatzes kann die Sternprobe bei dunkel adaptiertem Auge erfolgen.
Man beginnt mit kleinem Durchmesser, so dass der Stern noch wenig verdeckt, also gut gesehen werden kann und kann dabei auch noch üben, die vorgehaltenen Hand mit Zange und Bolzen, möglichst ruhig zu halten!
Da ergibt sich dann automatisch ein dafür geeigneter Abstand von Auge zu Hand!
Nun tastet man sich, in jeweils 0,2mm größer werdenden Stufen so lange hoch (das Sternenlicht wird immer mehr verdeckt und erscheint daher immer schwächer!) bis zur Unsichtbarkeit des Sterns.
Hier entsteht nun eine letztlich verbleibende Ungenauigkeitslücke von 0,1mm.
Beispiel: mit 7,0mm kann der Stern gerade noch gesehen werden, mit 7,2mm schon nicht mehr (immer voraus gesetzt, dass der Himmel sehr dunkel und das Auge gut adaptiert ist!).
Man könnte nun den 7,0mm Bolzen einmal umwickeln und mit dem daraus entstandenen 7,1mm einen letzten Test machen:
Ist der Stern eventuell mit diesem (gerade) noch sichtbar?
Ich empfehle mehrere Zurückwicklungen des Klebebands des 7,4mm Bolzens (auf die 7,1mm), da dieser nicht mehr gebraucht wird und somit die anderen Testkandidaten erhalten bleiben.
Früher bin ich für mich von einer EP von 7mm ausgegangen, aber diese habe ich mit 57 Jahren immer noch!
Da mit dem Alter der Pupillendurchmesser abnimmt, sollte man alle paar Jahre einmal eine neue Messung durchführen.
Dann beschränkt nur noch die Qualität des Nachthimmels ( ich sage jetzt ´mal einfach: etwa SQM-L=21,0 – also durchschnittlicher Landhimmel - sollte es schon sein)
die eingesetzte AP von Fernglas (=Durchmesser der Optik geteilt durch die gegebene Vergrößerung) bzw.
Okular (max. lichtgewinn bringende Okularbrennweite= Öffnungszahl des Teleskops x EP (in mm)).
Grüßle, Sterngucker Helmut