Ich möchte gerne meinen ersten Spechtelbericht an dieser Stelle veröffentlichen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieses Forum hier die richtige Adresse ist, wir haben nämlich vom Mond über Planeten bis hin zu Deep Sky Objekten eine bunte Bandbreite an Zielen abgedeckt. Schließlich möchte ich noch anmerken, dass ich und mein Spechtelfreund Anfänger sind, erste Erfahrungen wurden mit einem 127/1500 mm Maksutov-Cassegrain (GoTo) beziehungsweise einem 150/700 mm Newton(SynScan) gesammelt.
Auf komplettes Neuland begeben wir uns jedoch mit dem 14 Zoll Dobson-Teleskop, für das wir insgesamt über 700 km Hin- und Rückfahrt in Kauf genommen haben. Kleiner Spoiler: Es hat sich richtig gelohnt! Nachdem wir den Phoenix von Goldammer (350/1790 mm) in die unterfränkische Heimat gebracht hatten, mussten wir uns noch sechs leidvolle Tage gedulden, weil der Nachthimmel sich hier bis dato von seiner schlechtesten Seite zeigte.
Am 22.11.2021 war dann endlich die Zeit für unser First Light gekommen und der Phoenix konnte endlich aus seinem metaphorischen Käfig im Kellerraum freigelassen werden. Wie gespannt wir waren, "Achim" oder den "Lichteimer", wie er hier im Forum liebevoll genannt wird, in Aktion zu sehen.
Leider nimmt das Leben keine Rücksicht auf sternenklare Nächte, das gilt auch für familiäre Verpflichtungen. Zuerst musste ich noch einen Verwandtschaftsgeburtstag über die Bühne bekommen. Aufgrund der derzeitigen Lage war kein rauschendes Fest zu erwarten, es gab vielmehr gezwickte Bratwürste, die im kleinen Kreis um eine Feuertonne im Hof genossen wurden. Ironie des Schicksals, dass mich dort unter freiem, unbedecktem Himmel Jupiter und Venus die ganze Zeit strahlend hell angrinsten. Meine Bemerkung, dass unsere zweijährige Tochter doch bestimmt schon sehr müde sei, fand bei meiner Frau leider keinen Anklang. Schließlich nahm die kleine, bei höherem Bedeckungsgrad mit Sicherheit sehr schöne Feierlichkeit doch ein Ende und ich konnte mich zuhause meiner Astrosucht hingeben. Pünktlich um 19:30 Uhr schaffte ich es zur verabredeten Zeit im heimischen Garten.
Wir haben Quantensprünge erwartet und wir wurden nicht enttäuscht. Nach kurzer Diskussion, welcher Standort im Garten am Besten geeignet wäre, um das Maximum an beobachtbaren Objekten herauszuholen, haben wir uns für aufgrund der Bequemlichkeit für eine relative Nähe zum Haus entschieden. Auch dieses "leichte" Gitterrohrdobson muss erstmal bewegt werden und das Handling will gelernt sein. Weitere Standortoptionen sind im Garten zuhauf vorhanden, lediglich einige hohe Bäume stören die Sicht nach Osten. Lichtverschmutzung ist hier auf dem Dorf in der Vorrhön eher gering, zwei Straßenlaternen trüben leicht den Spaß.
Als einfachstes Objekt zum Aufsuchen haben wir die Plejaden (M 45) auserkoren, auch weil wir noch nicht die Zeit hatten, um uns eingehender mit der vorhandenen Push-To Steuerung (Argo Navis) auseinanderzusetzen. Die einzelnen größeren Sterne des Siebengestirns funkeln uns entgegen und wir sind begeistert. Die Helligkeit ist trotz aufgehendem Quasi-Vollmond atemberaubend. Schnell stellen wir beim ersten Objekt unser Hauptproblem fest: Wir brauchen dringend dem Teleskop würdigere Okulare! Das verwendete Zoom-Okular hat bei größter Brennweite von 21,5 mm ein wahres Gesichtsfeld von etwa 0,6° und zeigt damit einen viel zu kleinen Ausschnitt.
Ein kleiner Standortwechsel um etwa 10 Meter bringt uns freie Sicht nach Osten an den Bäumen vorbei und liefert mehrere bedeutende Erkenntnisse. Zum einen ist der Aufbau des Dobsons trotz seiner Größe zu zweit viel einfacher als angenommen. Innerhalb weniger Minuten hat das Teleskop seine Position gewechselt und wir haben uns als Team eingespielt. Zum anderen gelingt das Auffinden des Orionnebels mithilfe des installierten Rigel-Quickfinders und dem "Karkoschka" (Atlas für Himmelsbeobachter) wirklich sehr schnell. M 42 ist das absolute Highlight des Abends. Trotz immer höher stehendem Vollmond, ungeeignetem Okular und gerade erst knapp über den Horizont aufsteigenden Orion tauchen wir ein in eine uns völlig unbekannte Welt. Die Nebelstrukturen, die in unseren kleinen Optiken bisher nur zu erahnen waren, zeigen sich jetzt völlig klar und ohne die geringste Anstrengung. Hierbei könnten die Stunden dahinfließen...
Leider ist die Zeit begrenzt - es ist ein Montag - und wir entschließen uns zum Finale den "Lichteimer" nochmal auf den zu etwa 89% beleuchteten Mond zu richten. Mit kindlicher Freude lassen wir uns wunderbar blenden und erfreuen uns der Eindrücke, die sich auf unserer Netzhaut einbrennen. Wir brauchen unbedingt einen ordentlichen Mondfilter, weil der verwendete günstige CPL-Filter keinesfalls eine ausreichende Abdunkelung liefert. Eine weitere wertvolle Erfahrung, die uns dieser Abend beschert hat.
Wir bauen das Dobson-Teleskop ab und sperren den Phoenix bis zu seinem nächsten Freiflug wieder in seinen Keller-Käfig. Dort lassen wir den Abend Revue passieren und warten ungeduldig, bis sich wieder eine sternenklare Nacht bietet...
Nachtrag: Schon zwei Tage später zeigt sich der Nachthimmel kurzzeitig einsichtig und wir nutzen unsere Chance, um das Telekop auf einen Planeten zu richten. Hier hat sich Jupiter relativ hoch im Süden angeboten. Ein fantastischer Anblick, auch hier werden aufgrund der Helligkeit dringend geeignete Filter benötigt. Ganymed und Callisto stehen zu diesem Zeitpunkt (etwa 19:15 Uhr) sehr nahe zusammen und werden trotzdem aufgelöst abgebildet. Leider hat ein blitzschnell aufziehender Nebel alle weiteren Beobachtungen an diesem Abend zunichte gemacht...
Wir freuen uns auf viele weitere Beobachtungen mit dem Phoenix .
Christopher