Uranus am 24.11. 2021 - Zeichnung und mein erstes Foto!

  • Liebe Planetenfreunde,


    ideal waren die Beobachtungsbedingungen gestern Abend auf meiner Terrassensternwarte mitten in Wien nicht, denn der Himmel war ringsherum aufgehellt und das Seeing (2-3) war gerade durchschnittlich. Hinzu kam noch ein schneidend kalter Wind, sodass sich die 2°C Außentemperatur und 80% Luftfeuchtigkeit empfindlich kälter anfühlten.


    Mein Ziel für diesen Abend war der Gasplanet Uranus, der mit 5,5 mag und einer Höhe von gut 15° ja leicht aufzuspüren sein sollte. Um 20 Uhr MEZ zentrierte ich Uranus im TeleVue Delos f=3,5 mm Okular und meinem 200/1000 PDS Newton. Bei 286-facher Vergrößerung konnte ich Uranus deutlich als kleines, etwas grün-gräulich verwaschenes Scheibchen erkennen. An den Rändern war das Scheibchen recht unscharf. Nördlich und südlich von Uranus erblickte ich jeweils einen Stern mit 10 mag. Monde konnte ich jedenfalls keine erspähen.


    Den Anblick durchs Okular habe ich auch in einer Zeichnung festgehalten:



    Mit dem Baader Mess-Okular versuchte ich den scheinbaren Durchmesser von Uranus zu bestimmen. Das Scheibchen misst ungefähr 1/3 eines Teilstriches, was ca. 7 Bogensekunden entspricht. Lt. Sterne und Weltraum 11/2021 sind es tatsächlich nur 3,8 Bogensekunden.



    Danach machte ich noch meine ersten Aufnahmen von Uranus mit der ZWO ASI 178 MC. Mein erstes Uranus Foto möchte ich hier mit euch teilen, auch wenn es nicht so besonders gut geworden ist.



    Aufnahmedaten:

    Ort und Datum: 1020 Wien, 24.11. 2021, 20:52 MEZ

    Optik: SkyWatcher Newton 200/1000 PDS, TeleVue 2,5x Barlow
    Montierung: EQ6-R Pro

    Aufnahmebereich: 640 x 480 Pixel
    Belichtung: 125 ms / Frame, Gain 250
    Bildbearbeitung: AutoStakkert3 - 15% von 3000 Frames (3x Drizzle), PhotoShop


    Clear skies und liebe Grüße,


    Christian

  • Hallo Christian,

    toll - die Mühe hat sich gelohnt! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Bei uns geht leider gerade nichts - wenn es mal eine Lücke gibt, dann ist der nächste Regenschauer nicht weit...


    Weiterhin CS und Gruß nach Wien,

    Jochen

  • Grüß Dich Christian,

    danke für's zeigen Deiner Zeichnung und Deines Bildes. Uranus habe ich bisher sehr selten beobachtet und Deine Beschreibung eines verwaschenen grün gräulichen Scheibleins trifft es gut. So ähnlich war es auch in meiner Erinnerung. Der Rand war im Gegensatz zu Neptun nicht scharf begrenzt und während es bei Neptun ein kräftiges blau ist, so war es bei Uranus so ein fahles verwaschenes Türkis (grünlich bläulich, fast a bisserl dreckat wirkendes fahles türkis) mit unscharf wirkender Begrenzung am Rand.

    Man sieht ja auf Deinem Bild auch, dass die Helligkeit zum Rand hin merklich abnimmt.

    Meine letzte Beobachtung war in der Sternwarte in Köngsdorf (Tölzer Land). Obwohl es ein 50 cm Spiegel war, konnte ich damals leider keine Struktur auf Uranus sehen. Wenn das Wetter mal wieder mitspielt, dann werde ich es auch mal probieren. Hier ist es die letzte Zeit nachts meist neblig und es soll bald schneien... Schaung mar amoi ... :)


    Ich wünsch Dir und uns klaren Himmel und ich bin schon gespannt auf die nächsten Uranusbilder. :)

    Manchmal scheint es auch etwas Struktur auf dem blassen Uranus zu zeigen.

    Servus,

    Roland


    Nachtrag: Etwas weiß ist es schon draußen. Es war letzte Nacht nicht nur neblig sondern es hat auch schon etwas geschneit.

  • Hallo

    Finde das Foto und die Zeichnung gut :thumbup:

    Erinnert mich an den Anblick in meinem 9cm Refraktor , vom 24.2.2017 und 14.2.2019 , als Mars an

    Uranus vorbeizog.

    Gruß Johann

  • Lieber Jochen, Roland und Johann,


    vielen Dank für eure positiven Kommentare über die ich mich sehr gefreut habe. Das Uranus-Foto schaut ja eigentlich recht unspektakulär aus, aber mehr kommt mit meinem Set-Up leider nicht raus.


    Roland: ich freue mich, dass deine Sichtungen ähnlich waren. Dann weiß ich, dass es nicht nur an den Bedingungen gelegen hat. Jörg hat in seinem Uranus-Bericht ja davon berichtet, dass er Strukturen bzw. Farbunterschiede in der Wolkenhülle ausmachen konnte. Davon habe ich leider nichts bemerkt.


    So, und nun schneit es in Wien auch schon dicke Flocken. Somit gibt es in den nächsten Tagen wieder einmal Schreibtisch-Astronomie. :)


    Liebe Grüße,


    Christian

  • Hallo Christian,


    dass Du keine Strukturen gesehen hast, ist möglicherweise die Regel. Ich habe auch schon öfter nichts gesehen. Strukturen zu erkennen, ist eher die Ausnahme. Seeing ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Es kann sein, dass die Luft in größerer Höhe recht ruhig ist, aber im lokalen Umfeld Deines Beobachtungsplatzes wabert irgendwas herum. Letzteres sieht man nicht scharf, möglicherweise fällt es nicht einmal auf, aber es vermindert den Kontrast erheblich. Umgekehrt gibt es mitunter in den höheren Schichten eine – dann fokal sichtbare – Unruhe, aber darunter ist die Luft ausgeglichen. Im Ergebnis ist das Bild zwar bewegt, aber der Kontrast ist erstaunlich gut, und das Gehirn kann „neuronales Detailstacking“ veranstalten. Dazwischen gibt es alle erdenklichen Abstufungen, so dass das Seeing eigentlich jedesmal anders ist.


    Eine Frage hätte ich zu Deinem Foto: Der Uranusrand erscheint mir unnatürlich scharf. Kann es sein, dass Du da in PS einen Kreis drum gelegt und das Äußere mit Schwarz gefüllt hast? Ich will Dir nichts unterstellen und es soll erst recht kein Angriff sein, aber für mich sieht es danach aus. Ich halte das für legitim und mache es meistens auch, aber ich lasse immer einen 2 bis 3 Pixel breiten Saum um den Planeten frei. Wenn man dann noch eine weiche Kante von 2 Pixel anwendet, ist man sicher, dass das Schwärzen der Umgebung nicht die Randverdunklung des Planeten anfrisst. Das ist besonders dann wichtig, wenn man nicht nur schöne Bilder machen, sondern auf ihnen Positionen messen will.


    CS, Jörg

  • Eine Frage hätte ich zu Deinem Foto: Der Uranusrand erscheint mir unnatürlich scharf. Kann es sein, dass Du da in PS einen Kreis drum gelegt und das Äußere mit Schwarz gefüllt hast? Ich will Dir nichts unterstellen und es soll erst recht kein Angriff sein, aber für mich sieht es danach aus. Ich halte das für legitim und mache es meistens auch

    Hallo Jörg,


    ja, das habe ich in der Tat so gemacht. Sollte man das nicht machen?


    Hier ist das gestackte, unbearbeitete Bild, welches ich allerdings um 50% vergrößert habe:



    Ich kann den Kreisdurchmesser auch größer wählen, damit man den unscharfen Rand besser erkennen kann.


    LG Christian

  • Ich kann den Kreisdurchmesser auch größer wählen, damit man den unscharfen Rand besser erkennen kann.

    Hallo Christian,


    probier doch einfach mal verschiedene Durchmesser und unterschiedlich breite weiche Kanten aus, bis Du die gefunden hast, die den Hintergrund gut abdunkeln, ohne den Rand des Planetenscheibchens anzutasten. Wenn Du nicht sicher bist, mach einen Vorher-Nachher-Vergleich. Das Ganze ist Erfahrungssache, und wie immer in Photoshop: Probieren, probieren, probieren …

    Außerdem muss man nicht zwingend mit Schwarz füllen, sondern kann auch die Tonwerte/Gradation so verändern, dass der Hintergrund im Umfeld des Planeten dunkler wird. Auf einen unveränderten Planetenrand sollte man dann aber trotzdem achten.


    Es gibt Leute, die das Abdunkeln des Hintergrundes als unzulässige Verfremdung sehen (und gleichzeitig skrupellos schärfen). Ich gehöre nicht dazu. Übrigens, die Veränderungen, die man sich durch das Schärfen holt, sind auch nicht zu unterschätzen. Die Grenzen kontrastreicher Details können dadurch nach außen verschoben werden, so dass sie bei einer Vermessung größer erscheinen, als sie möglicherweise sind. Meines Wissens hat das aber noch niemand gründlich untersucht.


    CS, Jörg

  • Außerdem muss man nicht zwingend mit Schwarz füllen, sondern kann auch die Tonwerte/Gradation so verändern, dass der Hintergrund im Umfeld des Planeten dunkler wird.

    Hallo Jörg,


    vielen Dank für deine Tipps. Dann werde ich weiter üben - ich bin da ja noch ein Anfänger. :)

    Den Hintergrund habe ich aber gar nicht verändert. Ich habe das Uranus-Scheibchen ausgeschnitten und dann nur die Saumreste wegretouchiert. Danach habe ich Uranus wieder in den Hintergrund reinkopiert (siehe oben #7 das gestackte Original).


    Vielleicht ergibt sich in den nächsten Tagen noch einmal eine Möglichkeit, Uranus zu beobachten bzw. aufzunehmen.


    LG Christian

  • Hallo Jörg,


    ja, das habe ich in der Tat so gemacht. Sollte man das nicht machen?

    Servus Christian,

    das würde ich nicht empfehlen.

    Welches Programm hast Du zu Stacken benutzt und welches zum Schärfen?

    Ich benutze zum Stacken autostackert. Das kann auch Schärfen. Allerdings verwende ich zum dezenten Schärfen, damit der Anblick möglichst natürlich ist, Registax6.

    Leider hab ich bisher noch nie Uranus aufgenommen. Im Okular war Uranus deutlich schärfer begrenzt wie aud dem gestackten Bild von Dir. Ich habe aber auch schon Mars bei unterschiedlichem Seeing gesehen, so dass einmal der Rand relativ scharf begrenzt war und im anderen Fall nicht.

    Hier ein Marsvideo von mir bei gutem Seeingim 6" f/8 Newton und bei Mars bei hochfrequentem Seeing.

    Das Bild vom gutem Video bei gutem Seeing und beim bei hochfrequentem Seeing

    Rand und der Hintergrund ist von mir unbearbeitet.

    So ähnlich würd ich es auch versuchen. Mein Ziel ist immer so natürlich das Bild aussehen zu lassen wie möglich (von den Kontrasten, Farben und Planetenrand so wie bei gutem Seeing im Okular).

    Servus,

    Roland

  • Welches Programm hast Du zu Stacken benutzt und welches zum Schärfen?

    Hallo Roland,


    im Artikel habe ich die Bildbearbeitungsprogramme eh angeführt. Zum Stacken habe ich auch AutoStakkert verwendet. Geschärft habe ich das Bild gar nicht, sondern nur in Photoshop weichgezeichnet.


    Es war meine erste Uranus-Aufnahme. Wenn sich demnächst noch einmal eine Gelegenheit ergibt, werde ich aus der Stadt rausfahren und bei hoffentlich besserem Seeing eine weitere Aufnahme machen. :)


    Danke für deine Links - sehr interessant.


    LG Christian

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