Jupiter 11.11.2021

  • Hallo Planetenfreunde,

    konnte gerade eben nochmal Jupiter ablichten und kurz ausarbeiten:



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:03 RG-RGB-Bild

    System I 230,6°, II 119,5°, III 325,2°

    Durchmesser 40,3"

    27° über Horizont

    Rossfeld Panoramastraße bei Berchtesgaden

    S4/10 T7/10

    12"f5.3 Newton bei 5500mm Brennweite

    ZWO ADC

    Baader RGB

    ZWO ASI290MM


    Seeing war schlecht, die Umgebungstemperaturen konfus (Schneedecke ca. 0°C, Luft ca 7°C). Bild bekomme ich sicher noch etwas besser hin. Die Saison ist nun langsam zu Ende.


    N1:


    Meckern darf man immer, vor allem über das Seeing. Die Stimmung am Rossfeld war trotzdem beeindruckend. Es war völlig windstill und trocken. In den Tälern ringsum waberte der Nebel. Salzburg Stadt leuchtete den Nebel von unten an. Ich war mindestens 800m darüber. Die hohen Berge ringsum sind bereits schneebedeckt und wurden vom Mond angeleuchtet. Die Lufttemperatur war problemlos auszuhalten. Kritisch ist halt jetzt die Wärmeabstrahlung, die zu einer starken Abkühlung von Boden und Umgebung führt, obwohl die Luft eigentlich noch warm ist. Da bekommt man keinen gescheiten Wärmeausgleich zusammen. Wegen dem niedrigen Planetenstand muss man durch diese Waberschicht durchschauen. Da ist dann die Frage, wo man am besten aufbaut: Direkt an einer steil abfallenden Kante? Auf der etwas wärmeren Straße, die am Roßfeld mit Parkflächen über 20 m breit ist? Sicher jedenfalls nicht im Schnee. Dort ist es am kältesten. Da wäre dann leichter Wind sogar hilfreich.


    Hab jetzt alle Filme gesichtet. Was erheblich besseres als schon gezeigt hab ich nicht gefunden. Im Vergleich mit den alpo Bildern spiele ich damit maximal in der 8" Liga. Hab mir allerdings vorgenommen, bevorzugt den 12" auszuführen und den 8" zu Hause zu lassen. Das seeing blieb über fast eine Stunde ziemlich unverändert - halbwegs brauchbar im Rotkanal, deutlich schlechter im Grünkanal und fast unbrauchbar im Blaukanal. Erstaunlicherweise läßt sich damit immer noch eine brauchbare Farbe anmischen. Hier mal ein Versuch, das ganze etwas größer darzustellen:



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:07 L(70%R)-RGB-Bild


    Trotzt Verwendung kleinerer Schärfungsfilter sieht man in dieser Größe die Schärfungsartefacte deutlich. Die Kunst wird jetzt, das vernünftig auszuarbeiten. Kleindetails und Farbe sind jedenfalls da.


    N2:



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:06 L(R80%)-RGB-Bild

    weitgehend Artefactefrei


    N3: oder so



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:08 L(RG)-RGB

    Durch 15 Minuten Derotation ist die Fase fast ganz verschwunden


    N4: noch eine Variante



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:07


    LG

    Robert

  • Hier ein paar Versuche, das ganze zu verbessern. Die Basis sind folgende Summenbilder:





    Von oben nach unten Rot-, Grün- und Blaukanal aus mehreren Einzellfilmen.

    Der Blaukanal ist mager an Details.


    Daraus läßt sich folgendes machen:



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:06 RG-RGB-Bild


    Bei Umwandlung des .tif in 8-bit Format z.B. .jpg bekommt Bild Artefacte, die im .tif nicht zu sehen sind. Erinnern an Zwiebelringe. Auch eine Streifelung ist zu sehen. Da muss man genau hinsehen. Ich bin noch nicht zufrieden. So ähnlich, aber ohne Artefacte, wird das Endergebnis aussehen.



    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    wenn ich mir die drei Kanalbilder so ansehe, dann ist das, was Du draus gemacht hast, wahrscheinlich das erreichbare Maximum. Natürlich könnte man da noch dran herumschärfen, aber dabei würde der Bildeindruck zwangsläufig unnatürlicher werden.


    In Anbetracht des wirklich schlechten Seeings, das seit der dritten Oktoberdekade herrscht, ist Dein Ergebnisbild wirklich bemerkenswert gut. Ich habe in dieser Zeit Jupiter sechsmal visuell beobachtet. Die dabei gemessenen GRF-Transits waren durchweg extrem schwierig zu verfolgen, und gestern Abend musste ich sogar ohne Resultat aufgeben. Zwar ist Jupiter noch immer größer als 40“, aber er geht nun schon sehr früh unter, und außerdem ist der Herbst erfahrungsgemäß die Jahreszeit mit dem schlechtesten Seeing.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,

    danke für moralische Unterstützung. Mit Schärfung ist da wenig zu holen. Mit Stackung von mehr guten Bildern kann man noch etwas herauskitzeln:



    Rotkanal aus insgesamt 5 Fimen a 1 Minute, Verwendung zwischen 35...72%

    Mehr Bilder lassen sich sich dann zarter schärfen



    Grünkanal aus nur 2 Filmen. Die vorher verwendete Variante harmonierte nicht mit dem Rotkanal



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:06 RG-RGB-Bild - sehr nah an einem echten RGB



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:06 L(80%)R-RGB-Bild - feinere Details dank mehr Rotanteil


    Artefacte bin ich komplett losgeworden. Das mag jetzt vielen als zu wenig geschärft vorkommen. Es zeigt dafür möglichst wenig vergröberte Details. Daran erkennt man, dass das doch einn größeres Teleskop war.


    Wetter war bei uns im Oktober häufig föhnig (warmer Südwind) - das ist immer schlecht für das Seeing. Trotzdem hat es bei uns im Herbst meist das beste Seeing. Im Frühjahr geht es auch, wenn der Schnee weg ist, also Ende März. Meist hat es im April dann schon wieder "Aprilwetter". Im Sommer heizt sich die Luft und Umgebung zu stark auf. Da kann man meist nur in den Morgenstunden mit passablem Seeing rechnen. Ab Mitte August ist es bei uns dann langsam kühler und es stellen sich gerne längere Hoch ein. Heuer und auch letztes Jahr hatten wir im September wirklich brauchbares Seeing. Meine besten Seeings hatte ich in den letzten 20 Jahren im Spätherbst, bevor es richtig kalt wird. Schnee ist meiner Meinung nach für Seeing nicht hilfreich, da Oberfläche häufig kälter als Luft. Derzeit ist die Schneeauflage an meinen Beobachtingsplätzen noch o.k. . Bald ist es aber vorbei. Dann komme ich an einige Plätze mit dem Auto gar nicht mehr ran. Die Inversion schiebt sich über den Winter immer höher und liegt im Tiefwinter bei uns zwischen 800 und 1000m. Da muss man einiges drüber, um in ruhigere Luft zu kommen. Da bin ich dann auch sicher über Nebel.



    Blick heute vom Feistenauer Schafberg zum Gaisberg (1280m). Das ist der Berg in der Mitte des Bildes. Da führen zwei Straßen rauf, die im Winter immer geräumt sind.



    Meistens beobachte ich vom Rossfeld (1530m), das nochmal 300 m höher liegt. Das ist die bewaldete Kuppe in der Mitte des Bildes. Da liegt momentan schon mehr Schnee. Bild ist aus dem Sommer.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    ich kann Deinen Perfektionismus verstehen, denn es geht mir ähnlich. Ich bin immer noch nicht mit dem Material von der 2020er Marsopposition fertig, weil ich unbedingt das Beste herausholen möchte. So günstig bekomme ich Mars wahrscheinlich nie wieder. Andererseits sollte es auch noch Spaß machen. Wenn man bis aufs Blut hinterm Computer hockt, ist das eigentlich kein Hobby mehr. Je älter ich werde, umso mehr genieße ich es, einfach nur visuell zu beobachten, ohne hinterher stundenlang EBV machen zu müssen.


    Aber Du hattest recht, die Artefakte sind weg. – Der Lohn der Mühe.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,

    mir macht es noch Spaß, das ganze zu kitzeln. Wenn ich keine Lust habe, höre ich auf und mach was anderes. Vermutlich waren das eh die letzten Aufnahmen in dieser Opposition meinerseits, jedenfalls mit 12". Deshalb hab ich mir die späteren Uhrzeiten noch vorgenommen. Sieht dann etwas anders aus, wohl aber nur für Insider erkennbar.



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:08 L(70%R & 30%G)-RGB-Bild - bessere Farbe dank späterer Grünkanäle

    Rand leidet bei so langer Derotoation - das sind über 15 Minuten

    Durch lange Derotation ist die Fase fast ganz verschwunden


    Vor 15 Jahren hätte ich mich über so ein Bild gefreut.

    Und vor 30 Jahren hätte mir das keiner geglaubt, dass sowas mit 12" machbar ist.


    Deutlich abfallend dagegen das letzte Bild, das ich in dieser Nacht aufgenommen habe:



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:20 L(RGB)-RGB-Bild

    Farbe vernünftig, aber keine guten Rotkanäle mehr.

    So ähnlich haben die Bilder zur Chemiezeit ausgesehen.


    Danach hab ich mir nochmal den Saturn visuell angeschaut. Der stand nur noch knapp über dem hohen Göll. Farbverschiebung ohne Ende, aber putzig - was fürs Herz <3 .


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,

    ich schließe mich dem Jörg an. Die letzten Bearbeitungen von Dir sind wieder sehr schön geworden. Auch wenn das letzte nicht die Schärfe der vorigen beiden zeigt, gefällt es mir gut.

    Die entwickelten Analogfotos aus den 70gern aus Frankreich kenne ich nicht. Das war allerdings eine andere Welt in der Zeichnungen noch mehr Details gezeigt haben, als wie die Analogfotos. Dafür haben Farbanalogfotos immerhin die Farben etwas festhalten können. Ich hab auch mal Jupiter durchs Okular analog fotographiert, allerdings ohne Halterung. Dadurch ist es auch noch verwackelt. Ich hab dann einfach visuell geschaut und versucht ein bisserl zu zeichnen. Beim Zeichnen Ende der 80ger und Anfang der 90ger war ich aber leider schlecht ;)

    Wie ich dann die ASI 120 MC neu hatte, hab ich dann auch wieder ein paar Mal gezeichnet. Zuerst beobachtet und gezeichnet und dann gefilmt. Das hat den Vorteil, dass man das Gezeichnete mit dem später gestackten Bild vergleichen kann. Die Details waren besser gezeichnet, aber richtig zufrieden war ich noch nicht.

    Da hätte ich mehr üben müssen und aus Bequemlichkeit bin ich dann beim Beobachten und Filmen geblieben.

    Servus,

    Roland

  • Hallo Planetenfreunde,

    bin dabei, meine Ergebnisse 2021 abzulegen. Dazu bringe ich die besten Bilder auf den selben Maßstab. Konnte nicht wiedersstehen, auch das Bild vom 11.11.2021 noch etwas größer zu gestalten:



    Jupiter 11.11.2021 MEZ 19:06 Durchmesser 40,3"


    Im Vergleich zu einem meiner besten Jupiter in der Saison 2021 sieht das dann gar nicht mal so schlecht aus, da ja Jupiter nur noch 40,3" groß war.



    Jupiter 07.09.2021 MESZ 23:20 Durchmesser 48,5"


    Selbes Teleskop, selbe Brennweite nur halt näher an der Opposition - das bringt dann auch noch deutlich Auflösung. Außerdem waren Seeing im September schon etliches besser, wenn auch nicht wirklich toll.


    PS: hab früher viel gezeichnet. Heute mit den größeren Teleskopen wäre ich an Jupiter überfordert. Der dreht sich einfach zu schnell X/ . Da ist mir die Kamera lieber.


    LG

    Robert

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