Unverhofft kommt oft… oder: Wetterapps sind nicht genau!

  • Hallo Freunde,


    alle Wetterberichte aller unserer Apps sagten tagsüber geschlossene Bewölkung für den Abend voraus.

    So machten wir den durch Lavaasche eingestaubten 18“Dobson sauber und reinigten auch den Spiegel, um am nächsten Tag alles zurück zum Einlagern zu bringen.

    Nach Einbruch der Dämmerung schauten wir noch einmal zum Himmel und konnten plötzlich die schmale Mondsichel und die Venus sehen.

    Alle Viertelstunde wurde vorsichtshalber der Himmel gecheckt und gegen halb neun Uhr war es völlig wolkenlos!

    Dazu war es windstill und immer noch 18° warm.

    Nix wie raus mit dem Dobson und alles wieder fürs Beobachten hergerichtet. Also erst die Rockerbox auf die drei flachen Steine gestellt, den Tubus reingehoben, alle Anbauteile wie Sucher, Rigel und Paracorr angebracht, dann den Spiegel eingesetzt und gleich justiert, die Sucher am Jupiter ausgerichtet und als erstes Objekt Carolines Rose NGC7789 eingestellt. Prächtig, wunderschön und nadelscharfe Sternchen waren zu sehen.

    Gleich danach konnten wir M52 mit dem 31er Nagler zusammen mit dem Bubblenebel sehen. Da hatten wir vor einigen Tagen Schwierigkeiten, den Bubblenebel überhaupt zu erkennen.


    Die Durchsicht und das seeing waren also gut und ausreichend für eine unerwartete schöne Beobachtungsnacht.


    Wir wollten später eine Linie von Galaxien durch Cetus und Sculptor verfolgen, wenn dieser im Süden stehen.

    Zuvor wurden viele Objekte der letzten Session nochmal aufgesucht - einfach weil sie so schön sind.

    Bevor er in die tiefer liegenden Passatwolken eintaucht, war das der kleine Kugelhaufen NGC6229. Die Position hat nun auch der Dietmar verinnerlicht, so dass er schnell gefunden wurde. Ebenso M92 und M13, die aber doch schon recht tief standen und nicht mehr so spektakulär waren.

    Hoch oben stand der Schwan und deshalb gleich etwas Schwaches: NGC6888 - halt - von schwach kann keine Rede sein! Im 17er Ethos ein geschlossenes Oval, recht kontrastreich und fast das ganze Gesichtsfeld füllend.

    Dann der Sturmvogel, Pikerings Triangel und der Cirrus.

    Prächtig mit dem OIII-Filter, in dem man unglaublich viele Details erkennen konnte.


    Jetzt kamen noch ein paar Planetaries dran, über dich ich ja schon in den anderen Berichten schrieb.

    Zuerst der Fötusnebel NGC7008, den Dietmar in Sekunden einstellte. Mit dem 8mm Ethos konnten wir sehr gut die Form erkennen und drei Sternchen im Inneren sehen.

    Der Blinking Planetary NGC6826 wollte nicht blinken, sah aber mit seinem eingebetteten hellen Zentralstern interessant aus.

    Dann folgte der Flying Carpet NGC7027, der mit dem 6mm Ethos seine eckige Form sehen ließ.

    Bevor Jupiter hinter dem Haus verschwinden konnte, schnell noch ein Blick draufgeworfen… aber bitte mit dem schlechteren Auge, um nicht die Adaption zu versauen.

    Dann kam der Neptun dran und mit SkiSafari war er schnell gefunden. Ein winziges blaues Scheibchen, aber leider ohne Triton, der nur 10“ entfernt war.

    SkySafari wies uns auch den Weg zu Uranus, der schnell gefunden war. SkySafari zeigte uns auch, dass drei Monde hell genug und in der richtigen Entfernung waren. Titania und Oberon waren erkennbar, aber Ariel war sehr schwierig.

    Die Entfernung zum Planeten war nur 12“, deshalb waren wir nicht sicher, ihn auch gesehen zu haben.

    Schnell noch den Helix eingestellt… keine 10 Sekunden und Dietmar rief: hab ihn! Gefunden mit dem UHC-Filter.

    Endlich ging es zu unserer vorbereiteten Galaxientour.

    Angefangen mit der Skulptor Galaxis NGC253, im 13mm Ethos diagonal fast das ganze Gesichtsfeld füllend.

    So viele Details, unglaublich. Mit dem UHC konnten wir ein halbes Dutzend HII-Regionen herausarbeiten.

    Nördlich davon stand NGC247, die nur eine geringe Flächenhelligkeit hat. Da haben wir uns nicht lange aufgehalten, weil auch von der Burbidge Chain nichts zu sehen war.


    Viel spannender ist die NGC255, eine runde 2’x2‘ große Galaxie mit 11,7mag, weil sie zusammen mit dem Skull-Nebel im Gesichtsfeld steht.


    Keine 5 Grad nordwestlich davon besuchten wir dann die NGC157, bei der mir sofort ein Spiralarm auffiel, der sich mit dem Uhrzeigersinn auf zwei kleine Sternchen zu drehte.

    Die NGC157 sieht echt gut aus und wäre am Nordhimmel eine häufig beobachtete Galaxie.


    Weiter ging es zu einer kleinen 4° östlich liegenden Gruppe mit der Doppelgalaxie NGC274/275 und daneben NGC273 nahe an einem Stern.

    Absolut sehenswert!

    Noch eine schöne Gruppe etwa 13° östlich mit NGC584 mit winziger NGC586 direkt daneben und in gleicher Richtung NGC596, die recht hell erscheint. Gleich daneben noch die ovale Galaxie NGC615.

    Damit war die mehr als Hälfte unserer Planung geschafft.

    Leider stieg die Luftfeuchtigkeit an, was sich zuerst an den beschlagenen Okularen bemerkbar machte.

    Also zum Abschluss um Mitternacht schnell noch ein paar Kracher.

    Zuerst stellten wir die mit freiem Auge sichtbare M33 ein!

    Im 31er Nagler unglaublich kontrastreich, kein Wunder, sie stand ja fast im Zenit. Die Strukturen waren so deutlich sichtbar, dass der Wunsch nach Zeichnen hochkam.

    Schade, dass ich sowas nicht kann… aber M33 wäre ein perfektes Objekt gewesen.


    Die nächste Herausforderung wäre M31 gewesen, wenn wir Zeichner wären. Unfassbar wie weit sich unsere Nachbarin ausdehnte. Die Staubbänder dunkel und weit nach außen zu verfolgen. NGC206, die Sternwolke, richtig auffällig und der restliche Spiralarm hörte fast nicht mehr auf.

    Der Begleiter M110 wurde nun auf die schwachen dunklen Stellen abgesucht, die aber nur schwer festzumachen waren.

    M32 mit hoher Vergrößerung betrachtet zeigte einen sehr hellen Kern und erschien uns viel größer als erwartet.


    Weil wir gerade die M31-Begleiter hatten, durften natürlich NGC147 und 185 nicht fehlen. Beide passten eben so ins 31er Nagler Gesichtsfeld. Wir hatten sie aber auch einzeln beobachtet.

    Beide haben eine geringe Flächenhelligkeit, aber der 18-Zöller zeigte sie recht leicht.


    Da er ganz in der Nähe stand, folgte noch der Blue snowball, der mit dem 6mm Ethos eine Schalenstruktur erkennen ließ.

    Den Zentralsten, schon im 20-Zöller gesehen, konnten wir aber nicht sehen.

    Dietmar fiel noch Jones 1 ein und im 31er Nagler mit OIII war er schnell gefunden. Noch besser sah er aber im 17mm Ethos aus.

    Man konnte deutlich den unterbrochenen Ring erkennen.


    Jetzt wollte ich noch auf der anderen Seite des Pegasusquadrats die schöne NGC7479 ansehen, bei der ich mich an den sich um ein Sternchen windenden Spiralarm erinnerte. Leider suchte ich vergeblich danach, denn ich suchte bei dem falschen Sternchen. Das kommt in den besten Familien vor.


    Jetzt aber der wirkliche Höhepunkt und zugleich der Abschluss. Ich stellte Dietmar etwas ein und er musste sagen, was er da sehen konnte. Erschwerend kam hinzu, dass er seitlich an den Okularauszug gehen musste und so nicht sehen konnte, wohin genau der Tubus zeigte.

    Ich hatte M1 eingestellt und etwas höher vergrößert. M1 füllte das halbe Gesichtsfeld aus und erschien Dietmar wie eine große, diffuse Galaxie. Erst als er über den Dobson schaute, meinte er, dass er M1 noch nie so groß und kontrastreich gesehen hätte.


    Der letzte Kracher folgte zugleich: der Flammennebel. Ohne Filter ein kontrastreiches Objekt mit vielen Details, wenn man Alnitak aus dem Gesichtsfeld hielt.


    Der allerletzte Kracher noch: der Pferdekopf im H-Beta-Filter.

    So deutlich hatten wir ihn zuletzt im 20-Zöller in Südafrika gesehen und ich ihn im letzten Winter im 28-Zöller.

    Das ist ja auch eine ganz andere Nummer.


    Nun das aller, allerletzte Objekt… und das kann sich jeder denken:

    der Orionnebel (mit 3 Ausrufezeichen !!! ) Puh! Sogar zarte Farbe war zu sehen.

    Wir waren jetzt so zufrieden wie lange nicht mehr.


    Eine unvermutete Beobachtungsnacht, genau richtig für unsere letzte Nacht auf der Vulkaninsel La Palma.

    Danke an Petrus für das gute Astrowetter.

    Morgen früh geht es via Madrid zurück nach Frankfurt.


    cs

    Timm

  • Mensch - mit deiner tollen Schilderung kann man sich ja fast den Flug sparen!


    Habt ihr schon mal Kugelsternhaufen im M31 beobachtet? Aus dem Hubble-Baade Katalog sollte der Nr. 12 ab 300x als Nebelchen zu sehen sein. Daneben steht ein Stern, an dem man scharf stellen kann. Die Nr. 23 und 64 gehen auch, 254 ist sehr lichtschwach, da er wesentlich größer als die vorher genannten ist. Die drei erst genannten hatte ich im 17.5" gesehen, den 254 aber nur im Meter-Spiegel.


    Mit Astro-Grüßen vom Helmut

  • Das stimmt nicht: Bei FORECA war schon aber 16:00 Uhr die Vorhersage, dass es klar wird mit einigen Wolken. So war es auch!


    Ich habe bei den Sternfreunden Erftstadt auch gelernt, dass man nur bedingt den Apps glaubt sondern die Satelliten-Bilder der letzten Stunden z.B. auf Meteo-Blue betrachtet weil man dann sehr schnell einen Blick und eine Einschätzung darauf bekommt, was die nächsten Stunden an Wolken zu einem rüberwehen....


    Guido

  • Hallo Helmut,


    ja, z.B. G1 ( Mayall II ) kann man auch mit 18 Zoll sehen.

    Nicht besonders schwer, zwar echt winzig und doch flächig zu sehen.

    Er ist 13,8mag hell und ein paar Bogensekunden groß.

    SkySafari schreibt sogar 0,6 Bogenminuten, aber so erscheint er nicht.

    Den hatten wir aber nicht im Programm 🙃

    Von den anderen Kugelhaufen habe ich noch keinen gesehen.

    Ich kenne noch G74, aber der ist nur sternförmig.


    cs

    Timm

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