Mehr von der Vulkaninsel La Palma

  • Hallo Freunde,


    im ersten Bericht hatte ich mehr über die Umstände während des Vulkanausbruchs geschrieben, jetzt kommt es umgedreht mit mehr von der Astronomie.

    Zuerst aber muss man an den Körper denken – bei einem wunderbaren Essen im Restaurante Ascona.




    Dann holten wir den 18-Zöller unter der Überdachung hervor und bauten ihn auf dem Beobachtungsplatz auf.




    Die Bedingungen dort sind recht gut, denn man kann etwa 80% des Himmels überblicken. Lediglich im Süden fehlt ein handspannengroßes Stück Himmel.

    Man kann aber trotzdem bis -45° sehen, so dass neben NGC55 auch noch Ankaa, der Hauptstern im Phönix sichtbar ist. Im Westen fehlt auch ein großer Teil des Himmels, aber das ist ja nicht schlimm, denn die Objekte der Begierde kommen früher oder später sowieso vorbei.

    Das 150m tiefer gelegene Städtchen Puntagorda bringt wenig Aufhellung, denn 1988 wurde zum Schutz La Palmas vor Lichtverschmutzung das erste einschlägige Gesetz erlassen. 2012 wurde La Palma als weltweit erstes UNESCO-Starlight Reserve zertifiziert.

    Das merkt man deutlich, denn nur 1000m entfernt vom Zentrum Puntagordas ist der Himmel perfekt.


    Nach Überprüfung der Kollimation (auch perfekt) wurde als erstes Objekt Struves Zwilling 2470/4 eingestellt.

    Ein wunderschönes Zwillingspärchen, bei dem zwei Doppelsterne 10‘ voneinander entfernt stehen. Das Besondere: Sternchen in jeweils etwa 15“ Abstand bei gleicher Helligkeit und gleichem Positionswinkel – Epsilon Lyrae im Großformat. In dem üblichen Chaos am Himmel sieht diese Symmetrie richtig gut aus.

    Der gleich nebenan stehende Ringnebel M57 war das nächste Objekt. Vom Zentralstern war nichts zu sehen, da ganz zarte Wolkenschleier es verhinderten.

    Ganz so schlimm konnten die Zirren aber nicht sein, denn der folgende NGC6229 war gut erkennbar. Dieser Kugelhaufen ist etwa 100 000 Lichtjahre entfernt und erschien uns deutlich körnig.

    M13 und M92 folgten und über diesen Anblick muss man eigentlich nichts sagen! Höchstens: einfach genial…



    Es ging weiter mit den gestern „übersehenen“ Planetaries im Adler und Delfin. Der erste war NGC6781, der zuerst zwischen den falschen Sternen gesucht wurde. Zum Glück gibt es ja den Deep Sky Reiseatlas, der uns auf die richtige Spur brachte. Der Snowglobe Nebular ist ein 120“ großes Scheibchen mit zarter Ringstruktur, zeigt aber keinen Zentralstern.

    Nicht weit von Atair findet man den kleinen NGC6804, der nur ein Drittel so groß ist wie sein Nachbar aber gleich hell. Mit UHC-Filter erkennt man eine schwach angedeutete Ringform.

    Etwa 10° südlich davon steht der jupitergroße NGC6778, ein länglicher kleiner PN. Leicht zu finden, weil er etwas versetzt zwischen zwei hellen Sternen steht.

    Weiter ging es in den Delfin zu NGC6891. Mit Filterblinken war der winzige, 10mag helle Planetary gut zu identifizieren.

    Genau so fanden wir auch den Winzling IC4997.

    All diese Planetarischen Nebel hätten wir schon in der letzten Beobachtungsnacht aufsuchen können, aber schlichtweg vergessen.

    Im Delfin findet man zwei Kugelsternhaufen, NGC7006, den wir schon letztens gesehen hatten und NGC6934.

    Der ist deutlich heller, größer und viel näher als NGC7006.

    Mit den großen Kugelhaufen aber sind beide nicht zu vergleichen, was man an den folgenden Kugelhaufen M2 und M15 gut sehen konnte. Der 18-Zöller zeigte nadelscharfe Sternchen, dicht gedrängt und bis zu Mitte hin aufgelöst.

    Noch einige Planetaries wurden wieder beobachtet, einfach weil sie so schön sind. Das waren der Helixnebel, der Hantelnebel, der Fötusnebel und der Flying Carpet, NGC7027.

    Bei dem Scull-Nebel NGC246 wollten wir auch die Galaxis NGC255 ansehen, weil sie beide gleichzeitig im 17er Ethos stehen.

    Noch besser sieht es im 31er Nagler aus, auch wenn die 255 mit 11,8mag ein bisschen schwach auf der Brust ist.

    Einige schöne Doppelobjekte müssen immer sein. Neben dem Scull-Nebel auch H und Chi oder M52 und der Bubble-Nebel.


    Ich werde mir mal eine Liste machen mit all den Doppelobjekten unterschiedlicher Natur. Ein Paradebeispiel ist Abell 70, bei dem eine Galaxis im Hintergrund steht.

    Oder NGC6440 und 6445, einem Pärchen aus Kugelhaufen und Planetary, beide nur 21‘ auseinander.


    Weiter mit gestern Nacht: ein absolutes Muss war wieder der Cirruskomplex, aber es war alles ein bisschen schwächer. Auch der NGC6888, der Crescentnebel waren nicht so gut,

    weil die Kontraste deutlich schlechter waren.

    Ein Grund, um Mitternacht noch schnell ein paar Kracher zum Ausstieg mitzunehmen. Das waren Carolines Rose NGC7789 und M31 mit Begleitern.

    Der Dobson wurde wieder unter dem Dach abgestellt und mit einem Glas Rotwein endete diese schöne, wenn auch kurze Nacht.


    cs

    Timm

  • Hallo Timm,


    ich sehe schon: Unsere Wünsche zu deinem letzten Bericht waren euch Befehl, und ihr habt weiterhin eine gute Zeit auf der Insel ;) .


    Ich werde mir mal eine Liste machen mit all den Doppelobjekten unterschiedlicher Natur. Ein Paradebeispiel ist Abell 70, bei dem eine Galaxis im Hintergrund steht.

    Abell 70 ist wirklich genial. Wo wir uns im August 2012 bei dem legendären Bielerhöhe-Wochenende getroffen haben, hab ich ihn zum ersten Mal gesehen: "Roland Herrmann's 24-Zöller zeigte gut die Galaxie, welche am Rand des kleinen Planetarischen Nebels Abell 70 durchscheint, sodass dieser eine helle Kante zu haben scheint."


    Der erste war NGC6781 ... Der Snowglobe Nebular ist ein 120“ großes Scheibchen mit zarter Ringstruktur, zeigt aber keinen Zentralstern. ... findet man den kleinen NGC6804, der nur ein Drittel so groß ist wie sein Nachbar aber gleich hell. Mit UHC-Filter erkennt man eine schwach angedeutete Ringform.

    Das erinnert mich an eine hervorragende Nacht mit dem 16-Zöller auf der Eisentalhöhe: " ... und bei NGC 6804 vor allem die innere Schale mit angedeuteten Aufhellungen. Und gleich nebenan zu NGC 6804 noch der sehr kleine, helle NGC 6803 und - geisterhaft aber klar mit OIII-Filter auszumachen - Abell 62. Und NGC 6781 zeigte bei 140x sehr schön das nach Norden geöffnete Hufeisen."


    Servus

    Ben

  • Hallo Timm,


    gut, dass ich schon zu Abend gegessen habe! Euere Beobachtungen machen erneuten Appetit - auf das Kredenzen von Himmelsobjekten.


    "Das 150m tiefer gelegene Städtchen Puntagorda bringt wenig Aufhellung, denn 1988 wurde zum Schutz La Palmas vor Lichtverschmutzung das erste einschlägige Gesetz erlassen."

    Sehr interessant, denn auf dem Foto sieht Puntagorda schon sehr hell und störend aus.


    Bei uns in Südbayern wurde vor einigen Jahren die Winklmoosalm zum Sternenpark gekürt. Aber die vielen Hotels und Gasthäuser sind beleuchtet. Ob das stört, und wo man sich hinverziehen muss, habe ich noch nicht getestet.


    Dann sonnt euch mal im Licht der vielen Sterne!


    Alles Gute, der Helmut

  • Hallo Helmut,


    unser Beobachtungsplatz liegt etwas versetzt hinter einer Mauer.

    Da sieht man nichts von den schwachen, tiefer liegenden Lampen.

    Das Foto zeigt viel mehr Lichter und Aufhellungen als das Auges es sieht.


    cs

    Timm

  • Aha - das habe ich mir fast schon gedacht! Man sieht auf dem Foto ja viele auch schwächere Sterne, da brennen natürlich die Lampen aus.


    Kann man dann auch IN Puntagorda beobachten, wenn man nahe Straßenlampen abdeckt? Du siehst, so ganz habe ich den Umzugsgedanken nicht fallen gelassen.


    Frohes Spechteln, Timm!

  • Hallo Helmut,


    Puntagorda selbst liegt meist über 750m und damit auch schon über den Passatwolken.

    In der Stadt selbst ist es zwar ziemlich dunkel, aber es gibt halt Straßenlampen.

    Besser ist es, wenn man um 900m hoch geht und die Straßenlaternen fehlen, so wie bei unserm Ferienhaus.

    Nachdem beim Vulkanausbruch 2500 Häuser verloren gegangen sind, wird es in der nächsten Zeit eine rege Nachfrage danach geben.

    Die momentan obdachlosen und in Notunterkünften untergebrachten Menschen brauchen ja neue Unterkünfte.

    Das gilt auch bei Mietwohnungen. Also keine gute Gelegenheit, etwas zu finden.


    cs

    Timm

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