Wie stark darf ein OTA schwingen

  • Hallo zusammen,


    der Titel mag auf den ersten Blick wirr klingen, da eine erste spontane Antwort "gar nicht" sein dürfte.

    Auf den zweiten Blick aber wird klar: jedes Feder-Masse System (egal ob mechanisch oder elektronisch) schwingt mehr oder weniger. Die Kunst besteht nun darin, aus den diversen Anforderungen und Grenzen einen Kompromiss zu finden, der gut genug ist.

    Das zeigt sich überigens immer mal wieder, wenn jemand nach der Tragfähigkeit einer Montierung fragt. Diese Frage ist (in Grenzen) der Frage, wie sich das Feder-Massesystem aus OTA und Montierung verhält, untergeordnet. Ein 10kg Newton hat ein viel kleineres Massenträgheitsmoment als ein 10kg Refraktor. Trotzdem wird bei den meisten Händlern nur mit der Tragfähigkeit geprah^^^geworben :rolleyes: .


    Nun, wenn es um Elektronik geht, kann der Herr Inscheniör mitreden, bei mechanischen System fehlt mit aber das Detailwissen resp. die praktische Erfahrung :S .

    Um was geht es nun konkret? Ideen und Details für den "Tubus" meines 150er Teleskops sind schon recht weit fortgeschritten. Allerdings stehe ich bei einem Problem an. Die Idee ist, den OTA ähnlich aufzubauen, wie es Kurt und Holger (Cleo) vorgestellt hatten: "Einbaum", Spiegel in einer Zelle, Fangspiegel und Focuser in einer zweiten. Stathis' Idee, wie er sie in seinen Zwillingen umgesetzt hat, habe ich wieder verworfen, da ich keinen Dobson baue, sondern das Teleskop an einer Montierung befestige. Der "Einbaum" oder genauer gesagt, ein Alurohr wird über eine Prismenschiene mit der Montierung verbunden. Ich weiss noch nicht, ob ich das in drei Teile zerlegbar mache oder aber mit einem 900mm Stange lebe und rumrenne.


    So, nun haben wir also ein Feder-Masse System gebaut. Ich gehe mal von folgenden Annahmen aus:

    • Prismenschiene und Alurohr stellen eine feste EInspannung in der Mitte des Rohrs dar
    • das Rohr ist eine Feder
    • die zwei Zellen sind Massen
    • Das Rohr wird also einerseits durchgebogen (Biegemoment), anderseits verdrillt (Torsion). Nun müssen wir wieder zwei Fälle unterscheiden: statisch und dynamisch.
    • Statisch: das Rohr wird gebogen und verdrillt und bleibt dann da wo man es hinzwingt. Das führt zu einer Fehlstellung der optischen Elemente zueinander.
    • Dynamisch: das Rohr führt eine (mehr oder weniger harmonische) Schwingbewegung aus. Linear als Biegung, Drehend wegen der Torsion. Das führt zu einer ständig wechselnden Fehlstellung der optischen Elemente zueinander.
    • Schwingungen können durch geeignete Massnahmen gedämpft werden (sie werden durch reale Verluste verheizt).
    • Der statische Fall ist "nur" in Form von gleich bleibenden optischen Verzerrungen sichtbar.
    • der dynamische Fall zeigt sich als sichtbare welchselnde Veränderung des optischen Bildes.
    • Die zu erwartenden Biegungen und Torsionswinkel lassen sich ausreichend genau berechnen.
    • Entscheidend ist aber die Frage: was ist noch ok, was ist zuviel.

    Und damit kommen wir zum Punkt. Ich habe das mal mit drei verschiedenen Geometrien kurz durchgerechnet, einem 50x20x2, einem 80x30x2 und einem 50x50x2 Rechteckrohr. Ich bin von einer Balkenlänge von 500mm ausgegangen. Am besten hat, wenig überraschend, das quadratische Rohr abgeschnitten. Ein Rundrohr wäre übrigens noch schlechter. Praktische wären aber die flachen Profile, da das ganze dann nicht so aufbaut (Hebel weg von der Montierung). Die Durchbiegung kann vernachlässigt werden, sie beträgt bei zu erwartenden Kräften von ca. 50N (< 1kg Masse, Teleskop lässt sich leicht bewegen), weniger als 50um. Viel mehr schenkt die Torsion ein, da verdreht sich das Rohr schon mal so, dass der HS um 0.2mm oder mehr verschoben wird. Was bedeutet das nun?

    Mich würde interessieren, was die Selbstbauer unter euch als Designvorgaben verwenden resp. für Erfahrungen (inklusive Fehlschlägen) gemacht haben. In meinen Fall handelt es sich um einen 6" F6, das dürfte also im Vergleich zu einem schnellen 16" relativ gutmütig sein. Trotzdem wäre es schade, wenn ich hier aufgrund einer vielleicht naiven Idee einen Wackelpudding baue. Sicher, das lässt sich durch ein besseres Design ersetzen, aber eigentlich möchte ich tatsächlich mal fertig werden und beobachten 8o.


    Vielen Dank für euren Input und herzliche Grüsse


    Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert, Deine Überlegungen waren 1935 auf dem Mt. Palomar Observatory für die Erfindung von Mark Serrurier des Truss Tubus ausschlaggebend. Er hat genau die statischen und dynamischen Verschiebung bei der Tubuskonstruktion berechnet, damit minimale Abweichungen (u.a. gleichbleibende Parallelität von HS und FS) gewährleistet werden kann.


    Mit nur einem (Halte-)Arm muss die Steifigkeit sehr viel höher sein. Tatsächlich sind deine Gedanken soweit nachvollziehbar.


    Schau Dir doch mal im Internet an was zu Mark U. Serrurier und seiner Erfindung zu finden ist.

    CS Peter

  • Hallo Robert,


    Hier ein Link zu einem sehr verwandten Thema:



    50x50x2 und 80x30x2 halte ich aus dem Bauch raus für auf jeden Fall ausreichend, eher überdimensioniert. Werde da aber demnächst auch meine Erfahrungen machen mit 80x40x3 für einen 8" f/8 (weil ich das gerade rumliegen hab), das gibt dann einen weiteren Datenpunkt neben den 50mm Fichte-Vierkant für den 6" f/8.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Robert


    Da das Torosionsmoment und das Torosionsträgheitsmoment (bei konstanten Querschnitt)

    konstant ist reicht es den größten Teil des Rohrs zu versteifen . Du kannst den Bereich um die

    Prismenschine auslassen , oder wenn Du nicht mehr wie 30 mm aufbauen willst , hast Du

    die Möglichkeit die flache Seite des Profils im Bereich der Prismenschiene zu versteifen .

    Ein Aluflach von 10mm x 30mm auf die flachen Seiten und du hast das Torosionsträgheitsmonent

    fast verdoppelt zusammen mit der Prismenschine noch mehr als das .

    Die Bereiche außerhalb der Prismenschine lassen sich mit Hohlprofilen versteifen .


    Gruß Rainer

  • Hallo zusammen,


    herzlichen Dank erst mal an all die Antworten. Ich werde kurz hier darauf eingehen und dann berichten, wie es bei mir weiter gegangen ist.


    Zum Serrurier-Truss: klar, kenne ich. Ich hatte im Dezember 1999 die Gelegenheit, Mount Palomar zu besuchen, zumindestens den öffentlich zugänglichen Teil. Es ist ein imposantes Teleskop in einem noch imposanteren Gebäude. Das alles ist noch nach der Prämisse viel Masse hilft viel gebaut worden, auch wenn der Spiegel eine "Leichtbau"-Wabenstruktur hat.

    Dieses Design geht von der Prämisse aus, dass zwei optische Baugruppen (HS- Zelle , Primärfokus- / Cassegrainspiegelzelle) in einem gemeinsamen Schwerpunkt von Streben gehalten werden. Die Streben sind nun so ausgelegt, dass beide Zellen gleich weit durchhängen und damit die optischen Achsen relativ zueinander gleich bleiben, auch die Winkel zueinander.

    Nun wäre es etwas vermessen (ausser aus purem Wahnsinn und Spass an der Freude), ein 6" Design so aufzubauen. Dazu sind die involvierten Massen zu klein und einfachere Strukturen mehr als ausreichend. Trotzdem ist es sinnvoll, den Designgedanken im Hinterkopf zu behalten.


    Der Thread, den Holger erwähnt hat, war mir glatt durch die Lappen gegangen. Hier steht schon mal eine Zahl, die man als Hausnummer verwenden kann: 0.1mm. Werde ich natürlich weiter verfolgen.


    Rainers Hinweis ist auch sehr wertvoll. Man könnte sich jetzt überlegen, z.B. an ein 50x20 Rechteckrohr an den schmalen Seiten je ein 1mm Blech anzunieten. Das Blech könnte von Ende her von 20mm auf z.B. 50mm verlaufen. Das muss ich mir mal überlegen. Demnächst mehr.


    So, nun zurück zum Theoretiker :P . Was ich gestern mit Papier, Bleistift und Taschenrechner auf dem Sofa durchgespielt hatte habe ich heute in Excel sauber durchgespielt. Ausserdem habe ich mir nochmals Gedanken gemacht, wie sich das mechanisch (sogar zerlegbar) umsetzen liesse. Da folgt später mehr. Im Moment nur so viel:

    An der Prismenschiene wird ein ca. 400mm langes 50x50x2 Rohr angebracht. An dieses Rohr werden beidseitig (90° zur Prismenschiene) 460mm lange 50x20x2 Rohre angeschraubt, eines für den HS, eines für den FS-RIng. Gemäss meinen Rechnungen ergibt das bei 50N (da hängt also jemand zu den 10N(1kg) von HS resp. Fangsspiegel, Okular und all dem Gedöns noch 4kg ran oder reisst mit 40N dran rum :evil1: ) einen Versatz von weniger als 0.08mm (Torsion) und 0.1mm (Durchbiegung). Mit den zusätzlichen Seitenblechen wären es weniger als 0.02mm. Um den Kreis zum Serrurierdesign zu schliessen: Der Winkelversatz durch durch Torsion eines Endes (z.B. okularseitig) beträgt bei 50N weniger als 4' (Bogenminuten), der Winkelversatz aufgrund der Durchbiegung so wenig (<.0.2"), dass wir ihn als nichtexistent betrachten wollen.

    Also alles halb so wild, ausser ich hab einen groben Fehler bei den Rechnungen gemacht (resp. die Formeln nicht korrekt eingetragen). Bei je 1kg Gewicht der beiden optischen Baugruppen können wir statisch mit 10N rechnen.

    Leider kann ich die Exceldatei nicht hochladen (aus SIcherheitsgünden verständlich). Bei Interesse einfach eine private Nachricht mit Emailadresse.

    Ich werde mal meine letzten Ideen in Freecad skizzieren und dann hier reinstellen.


    So, zurück zum Reissbrett, aehm CAD...


    Herzliche Grüsse


    Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo zusammen,


    so, eine "super schnell mal hingemalt" Skizze:



    zwei je 460mm lange 50x20x2 Rechteckrohre mit 1mm Blech an der Seite angenietet. Ein 50x30x2 Rechteckrohr und eine Prismenschiene.


    Zusammengebaut sieht das dann so aus:



    Wie gesagt, erst eine Skizze, aber die Idee sollte in etwa klar sein. Damit hat man drei Teile, die sehr kompakt verpackbar sind. Das Komplettgewicht sollte so um 1.3 bis 1.5kg sein. Damit sind <4kg für das komplette Teleskop drin.


    Könnte funktionieren ;)


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert,


    gefällt mir gut, auch vom Design (im Sinne von Aussehen) her. Du bist da ziemlich professionell unterwegs im Vergleich zu mir :) ...:



    Das muss reichen...


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Robert,


    da ich mal vor dem gleichen Thema stand. Fertige stranggezogene Profile, Beispiel


    Aluprofil 40x160 S
    Preis pro Meter:   66,00€ inkl. MwSt. zzgl. Versand Profilzuschnitt:     4,24€/Stk. inkl. MwSt. zzgl. Versand Herstellerlänge beträgt 6000mm +80mm.
    www.shop.alpu-gmbh.de


    Ich habe den Einarm allerdings aufgegeben. Er schaut zwar - je nachdem - galant aus, aber die Materialrechnung gegenüber dem Lochblechrundrohr schaute nicht gut aus.


    Es ist damit ja nicht getan, die Ringe für den Hauptspiegel und Fangspiegel müssen jeweils ausreichend steif an dem Tragarm befestigt werden.


    lochblech - Google Suche


    … die Prismenschiene direkt anmontiert.


    Wohlwissend, dass ein runder Tubus aus Sicht des Trägheitsmomentes schlechter abschneidet als ein Vierkanttubus.


    Das Ergebnis meiner Bemühungen ist die Erkenntnis, dass Schwingungsprobleme bei Amateurteleskopen auf Deutscher oder Halbgabelmontierung eher nicht in der Tubuskonstruktion zu finden sind. Eher in der Art seiner Befestigung und die Kraftableitung durch die Montierungselemente und Stativbeine in den Boden.


    Viele Grüße


    Reinhold

  • … das schaut im Sinne einer Brückenkonstruktion sehr gut aus. Du erhöhst den Widerstand gegen Verdrehung, indem du aussen ein weiteres Vierkantrohr kraftschlüssig befestigst. Allerdings ergibt das eine - bereits erwähnte - deutlich Abstandserhöhung zur Rektazensionsachse.


    Diesen Abstand bei - einer gegebenen - Montierung so knapp, wie nur irgend möglich zu konstruieren, bringt im Quervergleich sehr sehr viel. Unter anderem müssen die Flanken des Schneckenrades die Schwingungskräfte auffangen und ableiten. Und das können sie um so besser, je kleiner das Drehmoment ist, dass aus der Schwingung heraus auf sie wirkt. Da ist fast jeder Millimeter Gold wert.


    Das kleine Vierkantrohr ist zwar verwindungssteifer als ein Rundrohr, aber noch steigerungsfähig.

    Ich hatte folgenden Gedanken. Viele 10mmx10mm dünnwandige Vierkantrohre mit Metallkleber zu einem „Losmandy“-Brett verkleben ….


    Die Vierkantrohre können allseitig gelöchert werden, um sich konstruktiv einem Tragmastkonzept zu nähern und Gewicht zu sparen …

  • … ich hatte für meinen 150/750 Newton noch eine andere Bauvariante in Planung. Da mir der Umgang mit CFK nicht behagt und ich auch dafür nicht gerüstet bin, bin ich auf eine Aluminiumwabenkonstruktion ausgewichen.


    aluminiumwaben honeycomb - Google Suche


    -> Stichwort Schwingungsdämpfung:


    Die Aluwabe wird auf ein Rechteckblech gewünschter Abmessungen geklebt. An dessen Enden werden die Waben halb (!) mit Quarzsand gefüllt. Darauf wird dann ein Rechteckblech geklebt. Weitere Schichten darüber je nach Bedarf.


    Dahinter steht das Wirkprinzip des rückschlagfreien Hammers.


    Dieses „Losmandy“-Brett ist gemessen am Gewicht und Dicke ungemein verwindungssteif und zudem schwingungsdämpfend.


    Ein Gedanke?

  • Moin Robert,


    ich halte die Konstruktion in der gezeigten Form für nicht ganz unproblematisch.

    Sind die Bleche "starr" auf dem Rohr aufgenietet, wird es bei der Montage klemmen, es sei denn, da ist etwas Spiel. Das Spiel verhindert dann aber eine sichere Verschraubung am Unterbau, wodurch die Steifigkeit der Verbindung reduziert wird.

    Schau mal unter dem Stichwort Doppelpassung.


    Ansonsten denke ich, dass sich der Steifigkeitszuwachs nicht in der erwarteten Form einstellen wird. Um den zu realisieren, müssten die Bleche verklebt oder mit sehr vielen Nieten oder Schrauben verbunden werden, damit in der Verbindung Schubkräfte übertragen werden können.


    Als stark übetriebenes Beispiel kann der Vergleich zwischen einem Stabstahl und einem Drahtbündel mit gleichem Querschnitt dienen. Der Unterschied ist, dass im Draht-Bündel zwischen den benachbarten Drähten keine Schubkräfte übetragen werden können. Sie können sich also an den Kontaktstellen gegeneinander verschieben.


    Bezüglich Höhenzuwachs: Ich würde vermutlich die Teilstücke nebeneinander auf die Prismenschiene setzen.

    oder oder ...


    CS

    Harold

  • Hallo Robert


    Deine skizzierte Lösung baut 50mm auf . Da kannst Du besser bei einem 50x50 Profil bleiben .

    Das 50x50 Profil ist ca. 4 x so torosionssteif wie das 50 x20 mit 1mm Blechen und läuft immerhin

    auf die halbe Länge sodas Du insgesamt ca. den doppelten Torosionswinkel bekommst .


    Gruß Rainer

  • Hallo zusammen,


    Besten Dank für die vielen Hinweise und Tipps.

    Ich bin jetzt zu müde nach einem 12h Arbeitstag, werde aber morgen versuchen, dazu etwas zu schreiben.


    Meine schnell dahingemalte Skizze hat zu einigen Missverständnissen geführt, da die Verbindungselemente der verschiedenen Elemente fehlen. Ich werde da morgen noch was nachreichen. Ich hatte heute während der Bahnfahrt Zeit, mir über einige Details, wie die einzelnen (trennbaren) Teile zusammengehalten werden könnten, Gedanken zu machen.


    Stay tuned und herzliche Grüsse


    Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo zusammen,


    So, ausgeschlafen :). Erst mal: ich bin froh um jede Kritik und jeden Einwand zu meinen Ideen. Wenn ich also nachhake dann nicht, weil ich nichts davon hören will, sondern weil mir entweder etwas noch nicht klar ist oder weil ich davon ausgehen muss, dass ich wichtige Details vergessen habe zu erwähnen.


    Zu den Beiträgen von Reinhold:

    Solche Strangprofile sind mMn., bezogen auf das Gewicht, nicht stabiler als ein Rechteckrohr. Unbestrittener Vorteil sind die Nuten, die die Montage vereinfachen. Konstruktionen mit solche Profilen sind meist dreidimensional, d.h. Stabilität und Verwindungssteifigkeit werden durch ebensolche Profile in orthogonaler Richtung erreicht.

    Zu Deinen Ideen mit Sandwichstrukturen: ich habe weder die handwerklichen Fähigkeiten noch eine dazu notwendige Werkstatt, um solche Teile zu bauen. Ich versuche, Material zu verwenden, das ich ab Stange (haha) erhalte oder halbwegs kostengünstig fertigen lassen kann. Andere mögen das anders sehen und bauen das alles selber aus Rohmaterial, ich kann das aber nicht. D.h. erste Frage, wenn ich eine Idee auf Papier kritzle (Einschub an Holger: sieht dann auch so aus wie Deine Skizze :) ) : kann ich das in der nötigen und von mir gewünschten Präzision fertigen resp. zusammenbauen?

    Noch was zur Aufbauhöhe: grundsätzlich gebe ich Dir recht, Hebel sollten so kurz als möglich sein. Aber: der Gesamthebel meiner Konstruktion unterscheidet sich nicht von einem klassischen Rohr mit angeschraubter Prismenschiene. Da ausserdem das Rohr wegfällt (grösstenteils) wird die Gesamtmasse und das Massenträgheitsmoment kleiner sein. Die Belastung für die Montierung (bei mir eine Ayo II, also nichts Schneckenrad) sollte also nicht grösser sein.


    Zu Harolds Beitrag:

    Hier habe ich einige Details weggelassen ("super schnell mal hingemalt" Skizze).

    Die Bleche sind ausschliesslich am 50x20 Rohr befestigt und sollen die Steifigkeit erhöhen. Die zwei äusseren Rohre werden auf das untere Rohr geschraubt, z.B. mit Sterngriffschrauben. Wie ich das löse, muss ich im Detail noch erarbeiten. Was also passieren kann, dass die Bleche von „sehr“ satt bis gar nicht am unteren Rohr anliegen. Die Verbindung der zwei Rohre geschieht ausschliesslich über die Schrauben und die flächige Auflage dazwischen.

    Die Warnung mit der Nieten habe ich aufgenommen. Ev. muss ich da über eine Kombination Niet-/Schraubverbindung und Kleben nachdenken. Was ich bis jetzt gesehen habe, muss Aluminium vor dem Kleben angerauht und ev. geprimert werden, um die Oxidschicht zu entfernen. Auch wenn das aufwändig klingt, das sollte ich hinkriegen.

    Den Ansatz mit der seitlichen Montage muss ich tatsächlich mal skizzieren.


    Zu Rainers Einwand: verstehe ich. Wie auch Reinhold geschrieben hat sollte der Hebel so kurz als möglich sein. Ich bin aber (noch) nicht überzeugt, dass das hier das grösste Problem sein wird. Die Kräfte sind ja nicht sooo gross, das Gesamtgewicht des Teleskops ist <4kg, daran rumzureissen wie ein Berserker gedenke ich auch nicht.

    Ein entscheidendes Designkriterium ist, dass das ganze in <500mm Stücke zerlegbar ist. Wenn das nicht wäre, wäre ich fertig und würde ein 920mm langes 50x50x2 Rohr verwenden.

    Die Idee dahinter ist, das Teleskop so zerlegen zu können, dass es in einer noch gut tragbaren Kiste von ca. 400x500x200mm verstaut werden kann.

    Da ist dann ausser der Montierung und Stativ alles drin.


    So. Ich skizziere heute Abend mal eure Inputs und meine daraus entstandenen Ideen.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert ,


    okay, verstehe, Ayo II und zerlegbar. Das war mir nicht klar. Ich variiere daher etwas.


    Es ist dein Teleskop mit deiner Montierung, die auf die Reise gehen. Brauchst du dann wirklich eine Prismenschiene? Die Ayo II hat auf der gegenüberliegenden Seite einen Flansch mit fünf Gewindebohrungen. Was spricht dagegen, das (teilbare) Rechteckrohr unmittelbar dort anzuschrauben?


    Das Rechteckrohr bekäme mehrere Bohrungen, damit es im Schwerpunkt platziert werden kann.


    Da es ein 150/750 ist, böte es sich an, das kleine Rechteckrohr durchgehend auf 500mm zu halten, und die Teilungsstelle nah an den Hauptspiegel zu bringen. Der benötigt ja auch noch ein Tragwerk, das verwindungssteif an das lange Tragrohr geschraubt werden muß.


    Bonne chance!


    Viele Grüße

    Reinhold

  • Hallo Robert


    Die seitlichen Bleche verbessern die Torosionssteifigheit nur wenig .

    Die maßgeblichen Größen sind E Modul , Wandstärke und vom Profil umschlossene Fläche .

    Für Torosionsträgheitsmoment I Rohr gilt : I = pi/32 +(D^4 - d^4)

    Eine Näherung für einen Rechteckstab : I = c1 * h +B^3

    c1ist eine Zahl der Wert von h / b abhängt .

    h/b c1

    1 0,141 h = lange Seite ; b = kurze Seite

    1,5 0,196

    2 0,229

    3 0,2,63

    4 0,281

    6 0,298

    8 0,307

    10 0,312

    unendlich 0,333 Einmal für einen Vollstab mit Außenmaß und davon Vollstab mit Innenmaß abziehen


    Das Profil (50 x 50) kannst Du in der Mitte der Prismenschine teilen und dort die Hällten zusammenschrauben und (oder)

    mit der Prismenschiene verbinden .


    Gruß Rainer

  • […] Da es ein 150/750 ist, böte es sich an, das … […]

    Hallo Robert,


    sorry, ich habe das nicht richtig wahrgenommen, du hast einen 6“ F6, keinen F5, da klappt mein Gedanke mit den 500mm so ohne Weiteres natürlich nicht.

    […] Trotzdem wäre es schade, wenn ich hier aufgrund einer vielleicht naiven Idee einen Wackelpudding baue. Sicher, das lässt sich durch ein besseres Design ersetzen, aber eigentlich möchte ich tatsächlich mal fertig werden und beobachten.

    Ich hatte hier alles Material, aus Holz, Mahagoni (!), das zweite Auge schaut mit, und so weiter. Ich habe zwei klasse Montierungen konstruiert und gebaut. Ich habe auch einen 150/1200 Newton. Um es kurz zu machen: Ein Newton ist ein ganz tolles Instrument. Aber es hat auf einem klassischen Dreibein-Stativ, egal ob azimutal oder parallaktisch meines Erachtens nichts zu suchen. Die zu bewältigen Drehmomente und deren Ableitung in den Erdboden werfen mehr Aufwände denn Freude auf. Reisetauglichkeit ist perdu, wenn es beobachtungsfreudig zugehen soll. Der Newton schreit förmlich nach tiefliegenden Schwerpunkt a la Dobson oder Split-Ring (Mt Palomar).


    Persönliche Lösung: Ich habe mir im Nachbarforum gebraucht ein altes C8 gekauft, wiegt vergleichbare 6kg, und macht wegen der kurzen Hebelarme alles was es soll, nur nicht schwingen. Und obstruieren kann es auch … ;) … und Reducer gibts auch … gibts auch von Meade, klar, Lichtenknecker gebraucht, ….


    Ich möchte nicht enden, ohne auf diesen - wie ich finde - phantastischen Newton hinzuweisen


    Propdob Nano: een ultrakleine 20cm reistelescoop | Roelblog


    ….

  • Hallo Reinhold,


    Nach der Diskussion oben finde ich es nicht zielführend, dass Du jetzt wieder mit dem Dobson daherkommt. Selbstverständlich kann man um eine azimutale Montierung herum (vor allem wenn man sie schon hat!) ein schönes reisetaugliches Newton-Setup bauen, zumal mit 6" Öffnung. Der Newton hat hier den Vorteil, dass das Stativ relativ kurz ausfallen kann. Mit einem 6"-Dobson wird man eher noch was drunterpacken wollen, damit die Einblickhöhe nicht zu niedrig wird.


    Du hast recht, wenn es um größere Öffnung oder kompromisslose Flugreise- oder Wandertauglichkeit geht. Ansonsten ist das schon durchaus sinnvoll, was Robert hier vorhat.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Robert,


    Was willst du eigentlich alles an den OAZ hängen? Ohne Filterrad, dicke DSLR muss es oberhalb der Montierungsaufnahme nicht so stark dimensioniert sein.


    Das Vierkant Rohr kann auch etwas kürzer bleiben, wenn man die Spinne wie bei Hubble optics konstruiert.


    Lass dir Zeit beim Planen, wenn du dir unsicher bist. Ich weiß, es juckt in den Fingern und man will sofort anfangen...


    Gruß,

    Martin

  • […] Nach der Diskussion oben finde ich es nicht zielführend, dass Du jetzt wieder mit dem Dobson daherkommt. […]

    Hallo Holger,


    meine Erkenntnisse und Erfahrungen beziehen sich auf die Gefahr, die Robert bei diesem Einarm-Konstrukt selbst sieht. Dass es ein „Wackelpudding“ werden könnte. Die konstruktiven Aufwände, die getrieben müssen, das zu verhindern, sind nicht zu unterschätzen. Und das vor dem Hintergrund Gewicht und Zerlegbarkeit. Ein Dobson (mit großen Höhenrad) oder ein Split-Ring (mit großem Höhenrad) wären in der Lage, den Wackelpudding zuverlässig zu vermeiden. Dabei darf der Fangspiegel und Okularauszug an einem Einarmbrett befestigt sein.


    10" Ultra Complete . . .The
    The 10" Ultra for Manoj in Campbell, California. Broken Down for Transport. Note the 1/2 length struts and handle on the mirror box. ...
    dobstuff.blogspot.com


    Meine Botschaft war, dass ich es habe bleiben lassen, meine Energie in die Entwicklung, Konstruktion und Bau eines transportablen Einarm-Newtons mit Prismenschienenbefestigung zu stecken. Und stattdessen ein funktionsfähigen OTA zu kaufen, das in den Koffer passt und mit dem ich dann loslegen kann.


    Was ist deine Botschaft? Hast du Erfahrung mit Einarm-Newtons?


    Viele Grüße

    Reinhold

  • Hallo Reinhold,


    Ja, ich hab Erfahrung mit Einarm- und mit auf der AYO montierten Newtons, beides mit 6". Allzuviel falsch machen kann man bei der Größe von Optik eigentlich nicht.


    ... Nachtrag: und wenn, dann lässt es sich leicht beheben. Ich würde ja zunächst das Ober- und Unterteil bauen und dann die Größe des Trägers experimentell ermitteln. Oder gleich etwas größer wählen, bei 6" ist das alles überschaubar.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

    Einmal editiert, zuletzt von Cleo ()

  • Hallo Robert,


    weil ich aus anderen Gründen gerade U-Profile einsetze, noch zwei drei Gedanken ergänzt.


    Wie sind die Aussendurchmesser der beiden tragenden Ayo-II-Flansche? Ich schätze mal nicht mehr als 80mm.


    Vierkantrohre sind innen nur schwer zugänglich. Etwa zum nachträglichen Versteifen. Die Trenn- beziehungsweise Verbindungsstelle verlangte auch noch Einiges an Aufmerksamkeit. Daher der Gedanke zum I-Profil zu wechseln. Das ist zwar rein rechnerisch im Quervergleich nicht das Maximumum, eröffnet aber völlig neue Möglichkeiten.


    Beispiel: Aus zwei U-Profilen


    Alu U-Profil 20 x 80 x 20 x 2,0 mm Aluminium AlMgSi0,5 U-Stab Profil Aluprofil U-Stange (100 cm)
    Alu U-Profil 20 x 80 x 20 x 2,0 mm Aluminium AlMgSi0,5 U-Stab Profil Aluprofil U-Stange (100 cm)
    www.amazon.de


    ein I-Profil herstellen. Jeweils versetzt lang zusammengesetzt (geschraubt, geklebt, gepoppt …) und fertig ist in einem Aufwasch die Trennstelle. Anschraubmuttern umgedreht hinein, die wirken gleichzeitig wie ein Passstift. Etwa in der Art


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    Die Trennstelle muss nicht mittig sitzen. Wenn es denn eine Prismenschiene werden soll, kann die innen im neuen I-Profil platziert werden.


    Sollte sich im praktischen Betrieb ein Schwingen bemerkbar machen, lässt sich das I-Profil innen durch Einkleben (Einpoppen oder wie auch immer) geeigneter Inlays aufwandsarm nachträglich versteifen.


    Gleichzeitig stünde ausreichend Anbaufläche für Okularauszug, Fangspiegel und Hauptspiegel zur Verfügung.


    Viele Grüße,

    Reinhold

  • Hmm... vor über 20 Jahren hatte ich Baustatik. Da ist mir diese Satz Hängengeblieben.

    "Die Anwendung auf U- und C-Profile ist nur dann erlaubt, wenn dabei keine planmäßige Torsion auftritt"


    Bei einem Dobson kann das funktionieren. Bei einem Einarm-Newton wird es schwierig.


    Gruß,

    Martin

  • … aus zwei U-Profilen wird ein I-Profil hergestellt. Da schaut das Flächenträgheitsmoment schon besser aus, als beim U.


    Am Ende sollte es besser dastehen als das 50mmx50mm Quadratrohr. In einer Richtung sind es 44mm statt 50mm, in der anderen Richtung 80mm statt 50mm. Dafür sitzt der Teleskopschwerpunkt 46mm (50mm minus 4mm) näher am Flansch. Das Drehmoment, das Torsion auslöst, ist daher bei diesem I-Profil deutlich geringer, als beim 50mmx50mm Quadratrohr.


    Der Versuch mit dem I-Profil würde ungefähr 22€ Material bedeuten … will sagen, ideal ist diese Aufhängungsart nicht, könnte aber gut ausgehen.


    Anders herum betrachtet, in der 50mmx50mm Ausführung handelte es sich um eine 1m lange Vierkanttorsionsfeder. Das Problem ist fest eingebaut. Das hat Robert aber selbst schon festgestellt. Es geht nur um die Frage des Ausmaßes …

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