Zeichnung: Übergeordnete Struktur in der Granulation - Was könnte das sein?

  • Hallo!


    Die Herstellung dieser Zeichnung liegt schon einige Monate zurück, aber ich rätsle noch immer, was genau ich da beobachtet habe :/ . Seeing und Transparenz waren an diesem Tag auf jeden Fall richtig gut, denn ich konnte die Vergrößerung bis 225x hochjagen und die Granulation war noch immer 1a zu sehen. Jede einzelne Pore fein abgegrenzt über die gesamte Sonnenscheibe - es war ein Spektakel! Beim eher allgemeinen Blick auf die Sonnenscheibe (nennen wir es mal indirektes Sehen, was bei der Sonne freilich ansonsten nicht wirklich sinnvoll ist), konnte ich aber eine weitere, dunklere und größere Struktur beobachten. Dieses Detail war auf jeden Fall sehr dezent und erstreckte sich wabenförmig über die gesamte Sonnenscheibe. Meine Recherche zu diesem "Phänomen" erbrachte keine wirklichen Ergebnisse. Das Schlagwort "Supergranulation" tauchte zwar auf, jedoch ist diese ja nicht mit dem freien Auge sichtbar und scheidet also aus.


    Was bleibt also übrig? Ein Kontrastphänomen meiner Augen, die aus dunkleren Stellen der Granulation diese Muster "strickten"?

    Vielleicht hat ja jemand von euch eine zündende Idee.



    LG Michael

  • Hallo Michael,


    ich hätte jetzt auf eine optische Täuschung getippt.

    Aber nach dem durchsehen meiner Detailaufnahmen der Sonne, ist mir das auch aufgefallen.

    Also scheint es real zu sein.

    Auf der rechten Seite meiner Aufnahme ist das recht deutlich zu sehen.

    Eine Erklärung dafür habe ich aber auch nicht.


    Sonnenfleck AR2385 vom 3.7.2021


    VG Cl.-D.

  • Hallo,


    das ist real. Wenn man mit kleinen Teleskopen (50 oder 60 mm Objektivdurchmesser), die die Granulation nicht auflösen können, die

    Sonne im Weißlich beobachtet, sieht man diese Art von Makrogranulation als Schummerung der Photossphäre ganz deutlich.


    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    ich fand dazu Chromosphärisches Netzwerk in https://ulrich-von-kusserow.de…bare_Sonnenphaenomene.pdf und http://www.sternwarte-eberfing…ung/Sonne-imH-alpha1.html und sollte eher in der Kalzium-Linie zu beobachten sein... worauf hast Du denn fokussiert - obwohl der TOA ja alle Wellenlängen zeigt.


    Womöglich kann man Temperaturmuster aus der Chromosphäre teilweise in der Fotosphäre sehen?


    Nachtrag: siehe hier: http://www.spaceref.com/news/viewnews.html?id=666 - ist doch in der Fotosphäre. :)


    lg

    Niki

  • Hallo,


    Ich meine es handelt sich um die "Supergranulation" der Photosphäre.

    Das sollte dem normalen Granulation mit rund 1.00km Durchmesser eine übergeordnete Struktur sein mit Granulen von 15.000 bis 30.000 Kilometer im Durchmesser.


    Ich weiß nicht ob ich diese Strukturen schon bewusst beobachtet habe, ich werde bei meinem Sonnenbeobachtungen aber darauf achten.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo

    Irgendetwas in der Richtung habe ich auch schon auf meinen Bildern beobachtet. Aber ich bin immer vorsichtig mit irgendwelchen Vermutungen, die sich im Nachhinein als irgendein Blödsinn herausstellen.


  • Hallo Michael,


    schön, dass du mal Weißlichtphänomene auf der Sonne ansprichst, für die man keineEinordnung/Kategorisierung finden kann. Ich habe im letzten Sommer an einem Tag, an dem partout nicht ein Sonnenfleck oder gar eine Pore zu sehen war über eine Stunde die Sonne mit meinem Lulatsch mit Herrschellkeil visuell "abgescannt". Dabei vielen mir einige Weißlichphänomene auf, die ich in Variationen in ähnlicher Weise zum damals aktuellen Zeitpunkt auf verschiedenen Stellen beobachten konnt, die also nicht singulär waren und die ich bisher im Sternwartenverein in Herne mal vorstellte.

    Ich werde dazu gleich mal ein eigenes Thema aufmachen.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo Leute,


    danke schon mal für die Rückmeldungen, die Fotos und den regen Meinungsaustausch! Mich freut es auf jeden Fall, dass ich bei dieser Struktur nicht phantasiert habe, sondern dass sie real ist ;) .

    Da die Frage aufgetreten ist: Habe normal im Weißlich beobachtet mit einem Herschelkeil. Strukturen, die man im H-Alpha-Licht oder in der Kalzium-Linie sehen kann, dürften also vermutlich wegfallen.

    Zur Supergranulation: Korrigiert mich, falls ich falsch liege, aber die lässt sich ja visuell nicht beobachten, oder? Immer wenn ich von der Supergranulation lese so ist es in Verbindung mit Dopplermessungen. Habe ansonsten auch noch diesen Link gefunden. Hier wurde versucht die Supergranulation fotografisch festzuhalten, was jedoch nicht so recht gelang -> Sonne 19.4.2019 (astrode.de)


    Hubertus: Wo finde ich dein Thema?


    LG Michael

  • Hallo,


    Das ist sehr interessant was das für ein Phänomen sein kann.

    Ich denke aber nicht, das diese Strukturen mit der Chromosphäre zusammenhängen. Die Fibrillen sehen im Teleskop anders aus und die gesamte Chromosphäre ist eigentlich zu schwach um sich in der Lichtfülle der Photosphäre bemerkbar zu machen. Noch dazu emittiert diese nur in einer schmalen Linie.

    Ich denke, die Ursache dieser Strukturen sind in der Photosphäre zu finden und dort in der Granulation.


    Jetzt im Winter wird es wenig Sinn machen nach diesen Phänomenen in der Weißlichtbeobachtung Ausschau zu halten. Die atmosphärischen Einflüsse werden bei der tief stehenden Sonne zu stark sein und eine Beobachtung verfälschen.

    ich werde mich daran beteiligen, ob ich ebenfalls solche Strukturen in der Weißlichtbeobachtung sehen kann.


    Viele Grüße

    Gerd

  • H-alpha der Chromosphäre ist eine Absorptionsline, die nur dann in Emission zu sehen ist, wenn mit einem Filter das Kontinuum weggefiltert wird. Und da sind einige Features, die sowohl im Kontinuum alsauch in H-alpha (dh. ohne Kontinuum) oder Ca K zu sehen sind - in unterschiedlicher Ausprägung. Heißere Teile in der Photosphäre haben dann entsprechende Auswirkungen in der Chromosphäre, kältere Features ebenfalls. Photosphärische Fackeln sieht man am Rand der Sonne, ihre Auswirkungen im Ca K-Licht auf der ganzen Scheibe.

  • Ach übrigens, Michael,


    habe gestern in älteren Beiträgen gestöbert und einen älteren Beitrag von dir gefunden, in dem du eine Randaufhellung auf dem Uranus beobachten und auch gezeichnet hast.

    Der war mir seinerzeit entgangen. Da wollte ich meine herzlichsten Glückwünsche nicht nur zum heutigen Weihnachtsfest, sondern auch zu besagter Sichtung nachsenden.

    Ich bin ja auch ausschließlich visuell unterwegs und habe zwar schon 4 Monde des Uranus erheischt, aber selbst eben noch keine Phänomene in seiner Athosphäre.


    Mein Glückwunsch zur damaligen Sichtung nachträglich!!!


    CS.


    Hubertus

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