Jupiter 2021 mit 12" ONTC-Newton

  • Hallo zusammen,

    die Jupitersaison 2021 neigt sich dem Ende zu. Grund genug, das Erreichte einmal im Astrotreff zu zeigen.

    Meine Sternwarte ist für den diesjährigen tiefen Stand von Jupiter im Norden einer 6000 Seelen Gemeinde leider recht ungünstig platziert und ich muss knapp über Nachbars Dach und viele weitere Häuser schauen, wenn ich ihn Richtung Süden erwischen will. Entsprechend unruhig ist meist die Luft und Augenblicke mit brauchbarem Seeing sind selten. Trotzdem sind mir drei Aufnahmen gelungen, die ich hier zeigen möchte.

    Obwohl die guten Phasen an einer Hand abzuzählen waren, gab es gelegentlich Zeitfenster von mehreren Minuten, die schon im Livevideo Feinstrukturen erkennen ließen. Die drei Bilder sind die Resultate dieser besseren Phasen.

    Aufnahmegerät war ein 300mm f/5 ONTC-Newton mit Hauptspiegel aus Quarz und Antares Fangspiegel. Als Brennweitenverlängerung kam ein Baader FFC zum Einsatz. ADC war ein PierroAstro MK3.

    Aufnahmekamera war eine QHYIII462C. Der Newton hat hinter der Hauptspiegelzelle einen saugenden Lüfter, der die Warmluft des HS direkt nach hinten absaugt. Dadurch ist der Newton extrem schnell einsatzbereit. Weitere Aufnahmedetails sind in der Fusszeile der Bilder enthalten. Die Seeingangaben in der Fusszeile beschreiben das durchschnittliche Seeing. Gerade am 20.09. war während des Videos das Seeing ziemlich gut für meine Verhältnisse. Mit einem guten Standort sind meine Bedingungen wohl trotzdem nicht vergleichbar.


    Über Anmerkungen und Kritik würde ich mich sehr freuen!


    Beste Grüße,

    Burkhard


  • Servus Burkhard,

    Deine Aufnahmen von Jupiter gefallen mir sehr gut. Sowohl die feinen dezenten Farben wie auch die vielen Details kommen sehr gut herüber.

    Servus,

    Roland

  • Hallo Burkard,


    sehr schöne Bilder, die Du hier zeigst. Danke. Auch für die wirklich umfassenden Angaben zu den Bildern. Das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich. Die sehr gut herausgearbeiteten Details zeigen, dass mit 300 mm Öffnung eine Menge geht, trotz des in diesem Jahr überdurchschnittlich schlechten Seeings. Ich hab deshalb in dieser Saison nur visuell beobachtet, konnte 25 Positionsbestimmungen des GRF machen, hatte dabei aber sehr oft so unruhige Luft, dass der GRF kaum zu erkennen war.


    Du hast für Deine Bilder die astronomische Orientierung (Süden oben) gewählt. Das finde ich gut, denn so muss ich sie nicht auf den Kopf stellen, um den für mich gewohnten Anblick zu haben. Das einzige, was mich stört, ist die starke seitliche Verkippung. Das bringt bestenfalls eine künstlerische Dynamik, hat aber keine wissenschaftliche Basis. Jupiters Rotationsachse ist nur 3 Grad gegen seine Bahnebene geneigt. Also sollte man ihn eigentlich gerade rücken. Wohlgemerkt: sollte. Denn wir sind hier nicht unter Profis, sondern unter den glückseligen Amateuren, von denen es jeder so handhaben kann, wie er gerne möchte.


    CS, Jörg

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die netten Kommentare!

    Ja, das überdurchschnittliche schlechte Seeing kann ich bestätigen, wobei es so tief unten immer ordentlich wabert.

    Die Orientierung der Bilder kommt von meiner Kamerapositionierung. Wenn ich deep sky mache, schau ich immer, dass die Kamera zur Fangspiegelspinne ausgerichtet ist, damit die Spikes genau horizontal und vertikal verlaufen. Bei der Planetenfilmerei schlägt wohl die Macht der Gewohnheit zu. Muss die Bilder zukünftig per Software geraderücken ;)


    Grüße,

    Burkhard

  • Hallo Burkhard,

    eine sehr schöne Arbeit, finde ich auch. Nicht zu viel und nicht zu wenig Bildbearbeitung und die Details und die Farbe kommen sehr "echt" herüber.

    Du hast einen sehr guten Spiegel lese ich, das scheint schon viel auszumachen und die Farbkamera ist in so einem Fall wirklich ein Gewinn. Ich mache das auch oft so, einfach draufhalten und hoffen, dass mal 90 brauchbare Sekunden dabei sind.


    Da du ausdrücklich nach Anregungen fragst: (Mit Kritik kann ich nicht dienen ;-))

    Die 90 s sind auch bei AS!3 nicht das Limit. Wenn du alle Ausrichtungskästchen weg nimmst, die den Rand abbilden, stattdessen evtl neue, kleinere hinzufügst, die nicht über den Planetenrand ragen, dann kannst du deutlich mehr Bilder stacken. ich habe es bis zu 4 min. gemacht und keinen Unterschied zur Derotation gefunden.

    Dein letztes Bild zeigt eine gewisse Unschärfe in Ost-West Richtung. Das habe ich auch oft, und zwar wenn das Seeing schlecht ist und es wenig "Ost-West-Details" gibt. Ich vermute, dass die SW Schwierigkeiten hat ein Detail in O-W-Richtung dann genau zu positionieren. (Während N-S-Richtung immer mit mehr Detail verbunden ist). Diese Unschärfe gleiche ich in PS mit einer selektiven Schärfung aus. (Bewegungsunschärfe). Hierbei nehme ich einen relativ großen Radius, z.B. 20-30 Px aber eine sehr geringe Wirkung, z.B. 40%. Das ganze bringt zwar nicht mehr Details, aber das Bild sieht danach irgendwie besser aus.


    Viele Grüße,

    ralf

  • Hallo Burkhard,

    schöne Bilder mit vielen Details und harmonischer Ausarbeitung. Hab diese Saison mit ähnlichem Teleskop (ONTC 300mmf5.3 mit OOUK Spiegel, Antares Fangspiegel), aber mit der ASI290MM s/w aufgenommen. Da war trotz ADC immer gewaltiger Unterschied zwischen Qualität der Rot- und Blaukanäle, der primär aus Seeing kommt. Auflösung im Rotkanal war eventuell besser als bei Dir, dafür hatte ich meist Probleme mit ausgewogener Farbe, weil Blau und Grün hinterhergehinkt sind. Für mich erstaunlich, dass Dir diese Aufnahmen mit einer Farbkamera geglückt sind.


    Ich mach lieber kürzere Filme als sehr lange. Nach meiner Erfahrung ist 40 Sec bei Jupiter und 12" Teleskop eine optimale Aufnahmezeit, die AS3! ohne Probleme verarbeiten kann. Bei richtig gutem Seeing und 14"-Öffnung geh ich dann sogar auf 30 sec herunter. Da kann ich schneller eingreifen und z.B. nachfokussieren, falls nötig. Damit produziere ich weniger Ausschuss. Mit winjupos kann man meist 10 Minuten ohne Probleme aufaddieren, ohne irgendwelche Randprobleme einzufahren. Häufig sogar länger. Das bringt meistens noch Gewinn, falls möglich und falls die Filme ähnliche Qualität haben. Rauschen läßt sich damit drücken. Man kann damit auf kleinere Filter zum Schärfen gehen. Mit s/w Kamera muss ich sowieso den Weg über winjupos gehen.


    Du kannst ja mal probieren, was das bei deinem Material bringt. Längeren Film auftrennen ist z.B. mit PIPP kein großes Problem. Ergebnisse anschließend mit winjupos addieren. Sollte mal die Verwendungsrate zu gering gewesen sein, kann man Filme auch addieren und dann erst durch AS3 jagen. Grundsätzlich ist beides nachträglich kein Problem, aber Mehraufwand. Für Optimum hat wohl jeder seinen eigenen Workflow.


    Nachtrag:

    Hab Dein Bild vom 20.09.2021 vergrößert und einem brauchbaren verkleinertem Bild von mir vom 25.09.2021 gegenübergestellt:




    Oben bzw. links Dein Bild vom 20.09.2021, unten bzw. rechts mein Bild vom 25.09.2021.

    Sehr schön sichtbar die Veränderung in den Wolkenstrukturen über die 5 Tage Abstand


    Die Auflösung in beiden Bildern ist ziemlich ident (was bei sehr ähnlichen Teleskopen und gutem Seeing zu erhoffen war). Das Bild mit der Farbkamera hat die bessere Farbbalance, rauscht dafür etwas stärker. Durch Addition mehrere Filme ähnlicher Qualität in winjupos ließe sich das Rauschen sicher optimieren. Bei 300 mm Öffnung funktioniert Farbkamera gut. Vergleich ist jedenfalls kein gutes Argument für die Verwendung einer s/w Kamera.


    LG

    Robert


    PS: schlechtes Seeing: Für den wirklich niedrigen Jupiterstand sind die verschiedenen Ergebnisse aus dem deutschsprachigen Raum doch ganz gut ausgefallen. Ende Juli und August waren ziemlich verregnet. Das fand ich eher störrend.

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