Deep Sky mit ASI 462 MC und Skywatcher APO 72/420?

  • Hallo Zusammen,


    ich bin astrofotografisch gerade etwas ernüchtert. Nachdem ich gestern einen ersten Testlauf mit der im Titel aufgeführten Kamera/Teleskopkombination durchgeführt habe, frage ich mich, ob damit überhaupt vernünftige Deep Sky Fotografie möglich ist bzw. was ich falsch mache.


    Die Idee war, kleine Deep Sky Objekte wie planetare Nebel, den Pferdekopfnebel oder weit entfernte Galaxien zu fotografieren. In der Stellarium-Simulation sah das soweit auch alles vernünftig aus.

    Bei den ersten Testbildern habe ich zwar eine sehr gute Empfindlichkeit der Kamera festgestellt, aber die Sterne wirken alle sehr "flächig" und scheinen von einer Art Halo umgeben. Die Schärfe hätte eigentlich stimmen sollen, da ich vor den Aufnahmen mit einer Bahtinov-Maske justiert habe.


    Nun frage ich mich, was das Problem ist:

    a) Überbelichtung (30 Sekunden, mittlerer gain)? Habe den gain zwischenzeitlich auch auf low reduziert, was das Bild zwar dunkler machte, aber nicht wirklich besser

    b) Atmosphäre/Feuchtigkeit in der Luft? Das Objektiv war definitiv nicht beschlagen, aber die Luftfeuchtigkeit lag im Bereich von 80%

    c) Ist eventuell die Auflösung des Teleskops für den sehr kleinen Chip (1936x1096) zu gering, so dass gar keine scharfe oder gar punktförmige Abbildung der Sterne möglich ist?


    Von den anderen Problemen, wie dem manuellen Auffinden von Objekten bei dem sehr kleinen Bildausschnitt, möchte ich gar nicht erst anfangen...


    Wie schätzt ihr das ein: Ist es möglich, mit dieser Kombination kleine Deep Sky Objekte zu fotografieren oder liegt hier ein prinzipielles Problem vor und ich muss mich mit der Kamera auf Planetenfotografie beschränken.

    Habe bislang nur mit einer Canon EOS fotografiert und hier liefert der APO auch sehr schöne und scharfe Bilder.


    Anbei zur Demonstration noch ein Bild, wie das Ergebnis momentan aussieht (~5 Minuten Belichtungszeit)


    Viele Grüße,
    Marco


  • Hallo Marco,


    aufgrund des kleinen Sensors und der fehlenden Kühlung ist Deine Kamera natürlich eher für Lucky Imaging an Planeten prädestiniert. Wenn Du mir der Canon EOS in den Fokus gekommen bist und nun Probleme hast, dann bitte den Unterschied im Auflagemaß beachten. Die ASI 462 MC ist im IR voll durchlässig, daher benötigst Du einen IR cut Filter. Zum Kennenlernen der Kamera würde ich Dir empfehlen, einmal bei Unity Gain zu starten und dann ein paar Belichtungsserien (30s, 60s, 120s, 180s) durchzuführen. Anhand des Histogramms und der Sättigung in den Sternen kannst Du dann beurteilen, welche Belichtungszeit geeignet ist. In Deinem Bild mit 5min Belichtungszeit sind die Sterne schon ausgebrannt, also viel zu lange belichtet.


    Ich weiß nicht, welche EOS Dir zur Verfügung steht, aber eine einigermaßen aktuelle EOS mit APS-C Sensor ist in Verbindung mit einem 70mm APO f/6 sicherlich viel besser als Wide-Field Setup für AP geeignet.


    Ich hoffe das hilft Dir ein wenig.


    CS - Oliver

  • Hallo Rolf, hallo Andreas, hallo Oliver,


    vielen Dank für die schnellen und sehr hilfreichen Antworten. Einen UV/IR Sperrfilter habe ich tatsächlich nicht. Würde man diesen auch für Planeten- und Mondaufnahmen benötigen?


    Oliver: Danke auch für den Tipp mit Unity Gain. Das ist eine gute Idee und ich werde einfach mal ein paar Test-Serien starten.


    Aktuell fotografiere ich mit einer Canon EOS 200D und bislang ausschließlich auf einem N 200/1000. Die Bilder sind nicht perfekt, aber ich bin einigermaßen zufrieden, da ich erst vor 2 Jahren mit der Astrofotografie begonnen habe. Anbei ein Beispielbild und mit dem APO wird das Ganze ja dann noch weitwinkliger...



    CS, Marco

  • Einen UV/IR Sperrfilter habe ich tatsächlich nicht. Würde man diesen auch für Planeten- und Mondaufnahmen benötigen?

    Hallo Marco,


    ja, den benötigst Du immer, außer Du ...


    • ...verwendest einen VIS cut Filter, für gezielte NIR Aufnahmen,
    • ...setzt einen anderen Filter (z.B. Schmallbandfilter, Lichtverschmutzungsfilter) ein, der den NIR Bereich auch blockt.


    CS - Oliver

  • Hi Marco,


    Generell ja. Der APO bricht IR anders als sichtbares Licht, daher musst du dein Spektrum eingrenzen. Die 462 wird mit hoher IR-Empfindlichkeit beworben und das geht im nahen IR sehr weit runter.

    Bei Planetenbrauchst du dann UV/IR-Cut und wenn du im IR was machen willst einen IR-Pass, der das sichtbare Licht blockt. Dann gibts noch Methanband-Flter wenn du auf die Gasriesen los willst.


    Im DS werden gewöhnlich gekühlte Cams genutzt und etwas größere Chips. Wenn du da feiner werden willst, wären auch kleinere Pixel cool, da wäre die 178 eine gute Wahl gewesen.

    Mit deinem Setup könntest du ins Lucky Imaging gehen und PN mit nur wenigen Sekunden belichten, dann mehrerererere hundert Belichtungen machen und die dann stecken. RAM und CPU vorausgesetzt. Damit könntest du das Rauschen wegdrücken.

    Nur so als Idee.


    Den IR Cut brauchst du aber in allen Fällen.


    CS

    Andreas

  • Hallo Oliver, hallo Andreas,


    danke für die Zusatzinformationen und die sehr guten Anregungen. Dann fange ich einfach mal mit dem UV/IR-Cut an und experimentiere mit verschiedenen Objekten und Einstellungen.

    Planetare Nebel finde ich auch sehr faszinierend und wenn ich mit der Kamera bei Planeten, Mond und planetaren Nebeln ein bisschen was rausholen kann, wäre das prima.


    Nochmals danke und CS

    Marco

  • ...also, der UV/IR Cut von ZWO ist nun eingebaut und als es gestern etwas aufklarte, habe ich eine erste Testaufnahme vom Zentrum der Andromedagalaxie gemacht (Teleskop: Skywatcher AP 72/420 EvoStar) .


    Die Einzelbilder wurden mit gain "low" und 30 Sekunden Belichtungszeit erstellt (ASI Studio). Da es nur ein Test war, habe ich nur lights gestackt, also keine darks, flats, bias und dennoch hält sich das Rauschen in Grenzen (Gesamtbelichtungszeit ca. 90 Minuten).


    Bin froh, dass ich mich langsam an die Kamera herantaste und der Hinweis auf die benötigte UV/IR Sperre war absolut entscheidend. Wie gesagt nur ein Testbild, bei dem ich nicht viel investiert habe.


    Viele Grüße,
    Marco


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