Ferngläser - ein Erfahrungsbericht ... oder eine Ode an die Freude

  • Hallo Ralph,


    vielen Dank für Deinen netten Kommentar und wunderbar, dass Du den Thread um weitere Aspekte bereicherst.


    Die Okularheizungsidee ist ja genial. Was habe ich mir schon manche Nacht eine solche Heizung gewünscht. Die tauen echt immer eher zu als die Objektive. Und im Ernstfall vor jeder Beobachtung jedesmal wild mit den Händen vor den Okularen zu fächeln, ist auch anstrengend.


    Ich habe mich diesen Sommer im Übrigen auch so ausgestattet, dass ich mich in Nächten, wo es nicht zu kalt wird, auch aufs Fahrrad schwingen kann. Auf das Stativ würde ich trotzdem nicht verzichten wollen und dieses an die Stange meines MTB kletten.

    Das im Konjunktiv, weil ich es mir bislang nur vorgenommen habe. Aber irgendwann wird es ernst, es gibt nämlich bei mir in der Lieberoser Heide einen Beobachtungspunkt, zu dem man nur mit dem Fahrrad gelangt. Norman hat ihn ja bewundern dürfen, die zweithöchste Erhebung 30 Höhenmeter über den normalen Niveau.


    Bei Deinem ersten Bild dachte ich erst, dass sich das FG mit Deiner Atmung auf und ab bewegt. Aber das kompensierst Du durch die zwei Beine, die sich hier nur sehr gut in Deiner Jacke(nfalte) versteckt haben?

    Das Caonon 15x50 macht bestimmt viel Freude, das wäre genau auch meine Kragenweite. Ich mache es inzwischen mit 15x56 ohne IS, dafür auch 1,2 Kg.


    Norman, wusste ich doch, dass Dir der Trommler gefällt. Das sind alles Brüder und Schwestern von Deinem Hüpfer seinerzeit smilie_hops_169.gif. Mir gefallen die foreneigenen Smileys nicht wirklich, deswegen halte ich immer nach Alternativen Ausschau.


    Beste Grüße


    Rene

  • Hallo zusammen,

    Gestern haben Norman und ich die letzte klare Nacht genutzt um neue Beobachtungsplätze im Münchner Süden auszutesten. Teleskope hatten wir zwar dabei aber mangelnde Transparenz und und das erneut geweckte Interesse an der Zweiaugenastronomie bescherten uns ein paar lustige Stunden aber auch einige Erkenntnisse über Ferngläser am Himmel.

    Wir haben uns mein Leica Ultravid 8x20, Normans Kowa Genesis 10x22, Swaro NL Pure 12x42 und ein halbes Minolta Activa 10x50 geteilt.

    Norman hat wie immer die Situation stilvoll fotografisch festgehalten.



    Norman hatte bei Tag schon diese äußerst praktische Aussichtsbank erspäht, die sich nicht nur für den Südhimmel sondern mit etwas Kreativität auch für den Zenith hervorragend eignet.



    Hätte nichts dagegen, diese Art Bank auch an anderen Standorten aufzufinden. Nur die fixe Ausrichtung limitiert den Spaß ein bisschen, drehbar müsste sie noch sein.

    Mit 2 Stativbeinen auf der Liege konnte mein Leica auf der Schleifklotzhalterung sein "First Light" feiern. Funktioniert sehr gut. Wackelfreies, absolut bequemes Beobachten mit dem Stativ und feine Optik.


    Unter ordentlichem Himmel kann man mit solch kleinen Gläsern tatsächlich Nächte füllen mit allerlei interessanten Objekten, von einfachen Showpieces zu spannenden Grenzbeobachtungen. Die Sternhaufen im Fuhrmann, die Region um Cassiopeia mit h+chi, M52, M39, Caroline's Rose und dem Eulenhaufen waren nicht nur im 12x42 ein absoluter Genuss (Das Teil BADET die Augen in Sternenlicht, sowas hab ich noch nicht erlebt.) sondern auch in den kleinen Optiken ein toller Anblick.

    Die Ferngläser verwöhnen natürlich mit guter Schärfe bis zum Rand, was mir tatsächlich mittlerweile wichtig ist. So kann man sich mehr auf das Gesehene konzentrieren und alles im Gesichtsfeld verwerten. So wäre zB. M15 im 8x20 sehr schwierig geworden wenn die Sterne nicht fein abgebildet wären.


    Ich habe nochmal mit Nachdruck erfahren, dass unabhängig von Vergrößerung und Öffnung vorallem die Austrittspupille eine Rolle im Sehgenuss spielt. Für 5mm AP war der Himmel gestern einfach zu hell, zwischen 2,2 und 3,5 lag irgendwo der Sweetspot für viele Sterne vor dunklem Himmel. Für einzelne Objekte variiert das natürlich, das war nur mein Eindruck beim genüsslichen Abfahren der Milchstraße.

    Eine große Überraschung in Sachen Bildstabilisierung ist tatsächlich die Stirnstütze am NL Pure. Im Liegen auf der Isomatte hatte ich so bei 12x ein ruhigeres Bild als sonst mit 8x. Zusammen mit dem großen Gesichtsfeld kann so wirklich entspannt beobachten.
    Mit dem FG auf dem Stativ M42 betrachtend wird aber klar, dass so noch eine wesentlich genauere Beobachtung möglich ist.


    Mein Fazit:


    -Deep Sky beginnt auf jeden Fall schon weit unter 8" Öffnung
    -Gute Optik ist ihr Geld wert
    -Passende AP entscheidend
    -Lieber bequem ohne Stativ als unbequem mit Stativ
    -Norman ist ein 1a Astrokollege
    -Eine Niere genügt hoffentlich

    Viele Grüße

    Alex

    Edit1: Uranus und Neptun hab ich gefunden, ich weiß leider wirklich nicht mehr mit welchem Fernglas.
    Edit2: Fast vergessen, Norman Credits für seine Fotos zu geben, Asche auf mein Haupt

  • Moin Alex,


    eine wunderschöne Zusammenfassung und ein Plädoyer für alle ultramobilen Fernglasfreunde, die nicht mal eben das schwere Stativ im eigenen Garten aufstellen oder ins Auto packen können. Von Sonnenliegen mal ganz abgesehen, das war wirklich unsensibel von mir.


    Dein Fazit zur Stirnstütze teile ich. Im schwarzen Forum habe ich unsere Tests (Robert und ich) mal so zusammengefasst:

    Brillenträger haben mehr von der Stirnstütze, da sie in der Regel keinen Kontakt zum FG haben (d.h. Brille berührt nicht die Okularmuscheln), mit Stirnstütze dann schon.

    So zumindest mein Kumpel. Er fand das Bild in bestimmten Situationen bei 12x mit Stirnstütze genauso ruhig wie bei 8x ohne.

    Ich als Nichtbrillenträger, der immer eine Braue oder die Nasenwurzel leicht als Kontakt am FG habe, schätze den Effekt nicht ganz so stark ein und tendiere eher zu 12x > 10x.

    Und es kommt immer darauf an, was man gerade beobachtet. Tagsüber am 200 m entfernten Waldrand fühlte sich der Effekt besser an als nachts am untergehenden Mond. ie Kondition spielt sicher auch eine entscheidende Rolle. Wenn ich keine Kraft mehr in den Armen habe, dann hilft die Stütze auch nicht mehr viel bei horizontaler Beobachtung. Bei Beobachtungen in Richtung Zenit ab 45° ist der Effekt mitunter größer. Alles in allem eine Verbesserung, aber anwender- und situationsbedingt mal stärker, mal schwächer.


    Die Sternhaufen im Fuhrmann, die Region um Cassiopeia mit h+chi, M52, M39, Caroline's Rose und dem Eulenhaufen waren nicht nur im 12x42 ein absoluter Genuss (Das Teil BADET die Augen in Sternenlicht, sowas hab ich noch nicht erlebt.) sondern auch in den kleinen Optiken ein toller Anblick.

    Schau mal, das war mein Einschätzung zum NL Pure bei unserem FG-Vergleich:

    Irgendwie hat zwar jedes Fernglas, das nach dem 12x42 NL Pure am Nachthimmel zum Einsatz kam, ziemlich abgek... .Das NL Pure zaubert ein Sternfeld, das unter Ferngläsern seinesgleichen sucht. Ich mag das Wort "nadelfein" eigentlich überhaupt nicht in Sternbeschreibungen, aber hier trifft das zu.


    Die Ferngläser verwöhnen natürlich mit guter Schärfe bis zum Rand, was mir tatsächlich mittlerweile wichtig ist. So kann man sich mehr auf das Gesehene konzentrieren und alles im Gesichtsfeld verwerten.

    Dito, früher war ich auch sehr unkritisch die Randschärfe betreffend. Wenn man aber einmal mit einem Fernglas beobachtet hat, das einigermaßen randscharf ist, dann freut man sich über jedes Objekt (meist Sternhaufen), die am Gesichtsfeldrand auftauchen, einen anschimmern und rufen: "Hier bin ich, komm und schau mich an". Das klappt mit Ferngläsern ohne Randschärfe einfach nicht mehr und führt er zu frustrierenden Situationen. Ein Paradebeispiel ist das 10x40 Habicht, ein Porro von Swarovski, das es zwar neu zu kaufen gibt, aber selbst jetzt noch gebaut auf Basis einer Jahrzehnte alten Konstruktion. Die Randunschärfe war so stark und begann so zeitig, dass ich nach wenigen Minuten entnervt das Fernglas wieder eingepackt und zurückgeschickt habe.


    Die kleinen von Leica Ultravid/Trinovid finde ich auch astrottauglich und bin damit auch schon oft an die Grenzen gegangen. Vom Einblick halt nur etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man den aber erstmal hat, dann macht das richtig Laune.


    Und was sehe ich da, Norman spendiert seine Swaro-Provisionen, damit er in Berichten anderer lobend erwähnt wird ;). Deine Aussage unterschreibe ich sehr gerne mit Alex.


    Beste Grüße


    Rene



  • Hi Alex,

    hui, so ein nettes Lob... vielen Dank ... und das trotz dem Rüffel für´s laute Organ in stiller Dorfnacht ^^ ;) Nein, nicht die Niere ist gemeint ;)

    Weiß ich sehr zu schätzen und gebe ich sehr gerne zurück Alex.


    Das Fazit möchte ich noch gerne ergänzen:


    Auch jedes Fernglas hat seinen Himmel. Beispiel: eine Kulisse, wo der Orion mit seinem Schwert knapp vor einer dunklen nahen Baumsilhouette stand - im Fernglassichtfeld, war im kleinen 8x20 eindrücklicher und schöner als im NL Pure 12x42!


    Zusätzlich kam übrigens eine Sternschnuppe genau durchs Sehfeld in dem Augenblick. Magisch.


    Und der Orionnebel offenbarte stativgestützt sogar ein paar seiner Trapezsterne im 12x42, was ich Alex erst kaum glauben wollte, stimmte aber. Alex und ich waren uns aber uneinig über die genaue Position des dritten Sterns.

    Jedenfalls war es schon etwas aufzulösen. Für mich allerdings nur mit zusätzlichem Brilleneinsatz wegen Asti, den ich freihändig zum Glück kaum merke, weshalb es zum Kauf gekommen ist.

    Behalte lieber Deine Niere Alex, was nützt dir das Glas, wenn dafür zuhause der Kopf abgerissen wird ;)


    Hi René,

    super differenzierte Abhandlung zum Thema Effektivität der Stirnstütze! Ist ein Thema für sich, sehr unterschiedlich, genau.


    Mit Sicherheit glaubt das mittlerweile irgendeiner mit der Swaro-Connection :D Auch Dir danke für die Blumen :)


    Schöne Grüße und CS

    Norman

  • Hallo Rene,


    dein Berg scheint ja in einer richtig dunklen !!!! Gegend mit super viel schöner Natur !!!! zu liegen, das kann sehr mystisch und entrückend sein dort das Fernglas in den Himmel zu richten. 30m über dem Rest kann bei Bodennebel schon einen mächtigen Unterschied machen. Und 30m Höhe befreien den Blick viel stärker, als die Zahl das vermuten lässt. Ich drücke dir die Daumen, dass die Reise mit dem Fahrrad zum kleinen Berg gelingt.


    Du hast recht, auf dem Bild bleiben die Beine des Stativs in der Jackenfalte verborgen. Um unstabilisierte Gläser stabil zu bekommen verwende ich dann längere, verstellbare Beine, mit denen ich nicht auf der weichen, wackeligen Matte, sondern auf dem festen Boden daneben aufsetze. Sonst würde der Herzschlag allzu sehr durch das Gesichtsfeld rumpeln.



    Hallo Alex,

    du machst das ganz richtig, Beine vorbeugend hochlagern, falls man vom 12x42 einen Herzkasperl bekommt. So, jetzt habe ich mir so einen extrovertierten Springer bei Rene geklautsmilie_hops_032.giffür deinen Bericht aus den mir gut vertrauten südlichen Gefilden.


    Viele Grüße

    Ralph

  • Hallo Ralph,

    zuerst sah Deine Konstruktion für mich so aus, als hättest du einen Griff in der Hand, mit dem Du ein Nackenkissen aufpumpen und Luft ablassen kannst um den Einblick anzupassen , echt jetzt ^^


    Wäre vielleicht eine weitere Bastelanregung für Dich...


    Schöne Grüße

    Norman

  • Hallo Norman,

    ein ausreichend großes, sehr leichtes Kissen ist tatsächlich noch ein nicht gelöstes Thema.

    Zum Glück ist das Zweibein in der Einstellung sehr flexibel, so dass ich keinen Pumpmechanismus für das Kissen brauche 😅. Die Idee ist aber pfiffig 👍.

  • Hallo zusammen.


    Mit diesem schönen Thread lebt die Freude an astronomischen Fernglasbeobachtungen wieder auf!

    Für mich ist die ultraportable und extrem schnelle Einsatzbereitschaft des Fernglases das wichtigste. Wenn ich wirklich detailliert beobachten will, greife ich zum 160er Dobson. Damit bin ich praktisch gleich schnell einsatzbereit wie mit dem Fernglas auf dem stabilen Stativ, sehe aber deutlich mehr und bin flexibler (Wechselokulare, Filter).


    Also: Mit dem Fernglas muss es ohne Stativ gehen. Hier im Thread kam das Wort Stirnstütze vor. Hmm, gut 150 Euro für so ein Ding...


    So schusterte ich eine Stirnstütze aus einigen Teilen aus der Restekiste zusammen. Die 10mm Dübelstange passt satt in ein Alurohr. Dieses lässt sich in einer kleinen Führung aus einem Stück Eichenholz verschieben und klemmen. Die Stangenhalterung wird mit einer Stativschraube im Stativgewinde hinten an der Brücke des 10 x 50 Fernglases angeschraubt.


    Sehr angenehm! Das hochfrequente Zittern ist stark reduziert, und die Feinmotorik, die für die exakte Ausrichtung des Glases auf die Augen notwendig ist, hat ausgedient.

    Die Stirnstütze funktioniert optimal im Liegen. Sie ist so kompakt und leicht, dass sie in der Originaltasche des Fernglases Platz findet. Die Montage dauert nur einige Momente.





    Kommentar meiner Frau: "Jetzt hast du wirklich ein Brett vor dem Kopf!"


    NACHTRAG: Es stellte sich heraus, dass es zwei unterschiedliche optimale Abstände zur Stirn gibt: Etwas kürzer für die Beobachtung ohne Brille, und etwas länger, wenn ich die Brille trage. Um den Abstand nicht immer wieder neu einstellen zu müssen, wurden zwei Stoppringe aus Eichenholz hergestellt. Jetzt brauche ich nur noch zwischen den beiden voreingestellten Positionen zu wechseln; das ist im Dunkeln sehr praktisch.

    Weiters wurden noch zwei Filzgleiter auf die Stirnplatte geklebt; das ist bequemer und noch etwas stabiler.



    Viele Grüße,


    Guntram

  • Hallo zusammen,


    für das schwere 15x85 Fernglas, habe ich noch den alten Novoflexhalter,


    15x85 binoculars with Novoflex shoulder Pod - Binoculars - Photo Gallery - Cloudy Nights
    15x85 binoculars with Novoflex shoulder Pod uploaded in Binoculars:
    www.cloudynights.com

    https://www.cloudynights.com/uploads/gallery/album_12015/gallery_316833_12015_21710.jpg


    aber sehr praktisch ist diser Halter auch nicht.

    Deshalb mache ich die meisten Beobachtungen frei Hand, oder ich stütze meinen Ellbogen an der Ecke des Hauses.


    Liebe Grüße,

    Jiri

  • Beitrag von Stathis ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().

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