Hallo zusammen,
habt ihr euch schon mal den Wecker gestellt, um in der zweiten Nachthälfte aufzustehen und zu beobachten? Ja? Ich auch … ich bin bis jetzt aber immer liegen geblieben.
Letzte Nacht bin ich ohne Wecker aufgewacht … 3:15 Uhr … zu zeitig ins Bett gegangen und mir war klar, jetzt schläfst Du nicht mehr ein, liegst wach und wälzt Dich hin und her. Doof. Blick nach draußen … boah, was für ein Sternenhimmel, ein Funkeln wie schon lange nicht mehr.
Am Tage hatte es geregnet. Nach 5 Wochen Trockenheit. Der Himmel schien freigespült. Die Bedenkzeit dauerte noch so ein, zwei Minuten, dann war mir klar, heute Nacht stehst Du auf und gehst raus zum Beobachten …
… nur 20 Minuten später … ein Michelin-Männchen auf der Wiese in Garten, so gut eingepackt habe ich mich nach draußen gewagt. Das Thermometer an der Hauswand zeigte 2° C, der Rasen war aber schon schön überfroren, in Bodennähe also Temperaturen knapp unter den Gefrierpunkt. Nicht schlimm, wenn man Moonboots hat.
Manch einer wird sich fragen, wie schafft es der Kerl in nur 20 Min. raus und einsatzbereit zu sein. So hier:
Das Bild habe ich heute mal am Tag nachgeholt. Das ist echtes grab & go, nur einmal raus und fertig. Na gut, noch nicht ganz fertig. Ein Gang zur Straßenlaterne vor dem Haus ist immer noch dabei. Dort die Sicherungen raus gedreht und fertig der 6.3 bis 6.5 mag Himmel. Gestern wohl eher 6.5 mag.
Mein Fernglas 12x42 NL Pure hatte sein fourth light (kein Schreibfehler). Meine spannendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt waren, wer länger durchhält in dieser Nacht, das Fernglas oder ich. Manchmal knicke ich ein, bevor die Okulare oder Objektive des Fernglases beschlagen. In dieser Nacht wollte ich dem Fernglas einen kleinen Vorteil geben und habe überwiegend horizontnah beobachtet.
Zu den Objekten diese Nacht. Ich lasse diesmal nix weg. Wer Doppelsterne nicht mag, überspringt den ersten Teil.
Die Deep Sky Objekte habe ich mit einer Farbcodierung versehen: Grün jupp, konkret gut / Gelb geht so / Orange hab mir einen abgebrochen / Rot nix gewesen außer Spesen):
Zum Warmwerden und zur Dunkeladaptionsanpassung ein paar Doppelsterne im Drei-Sternbild-Dreieck Ori-Tau-Eri wie 62 Eri (A strahlt B fast weg trotz 66“ Abstand!), S 457 (unscheinbar, aber leichter zu trennen als 62 Eri trotz geringerem Abstand von nur 44“), STTA 53 (zwei graue Mäuse), STTA 49 (getrennt, mehr gibt’s nicht zu schreiben), STTA 45 (schicker, dezenter Farbkontrast).
So, dann mal abtauchen Richtung Süden ins Sternbild Eridanus, Cleoprata's Eye wartet. Stop, noch ein Doppelstern auf dem Weg STF 576 (12,3“ Abstand - nur leicht länglich erkennbar, aber ein schöner Prüfstern für 12-fache Vergrößerung). Ah, verdammt, noch ein Doppelstern … STF 560 (trennbar und wie so oft wirkt B mausgrau, weil die Komponente deutlich schwächer ist).
Nun aber, NGC 1535. Ich meine, den PN lokalisiert zu haben und beschreibe die Stelle, wo ich ihn wahrnehme. Im Nachgang bei meinen Recherchen habe ich einen Stern südwestlich von der richtigen Stelle für den PN gehalten. Doof gelaufen. Schade, dass ich keine Aufsuchkarte dabei hatte. Gehen sollte er mit einer Gesamthelligkeit von 9.6 mag und einer Größe von 0,8‘, das heißt die Flächenhelligkeit liegt bei 9.0 mag. Na, der Bursche kommt diesen Winter auf jeden Fall nochmal dran.
Weiter gen Osten ins Sternbild Hase eintauchen und zum nächsten PN IC 418 vorkämpfen. Auf dem Weg liegt - wie soll es anders sein - ein Doppelstern, S 473, hier verschätze ich mich mächtig mit dem Helligkeitsunterschied (es sind nur 1.5 mag statt den von mir geschätzten 3 mag).
Oh, ein mit der Hand in den Atlas eingezeichneter Doppelstern, also eine Empfehlung von irgend jemandem, S 470 (beide Komponenten gleich hell bzw. schwach, ein zartes Sternpaar im FG).
Ich schweife ab, denn nicht unweit steht S 476, sehr schick im FG, ein auffallendes Sternpaar mit ordentlichem Farbkontrast.
Dann noch HJ 3759 ein schön enges Paar, A ist gelblich weiß, B wirkt zart kupferweiß, wenn es die Farbe geben sollte.
Noch weiter weg vom eigentlichen Ziel steht Gamma Leporis (H VI 40), ein Augenöffner und sehr imposanter, heller Doppelstern, B wirkt bräunlich weiß gegen die strahlend weißgelbe Komponente A.
Keine Nacht ohne Sternmuster, hier O’Neal 4
Sechs gleich helle relativ schwache Sterne bilden ein auffällig gleichseitiges Dreieck, die drei Sterne auf den Seiten verteilen sich unregelmäßig auf je einer Flanke. Westlich dieses Dreiecks ist noch ein ähnlich heller Stern zu erkennen, der ebenfalls dazu gehören soll. Südlich und östlich kann ich zudem einige noch schwächere Sterne ausmachen.
Ach, unmittelbar nördlich noch O’Neal 5. Ich zähle neun locker verteilte Sterne, die in Zweier- und Dreiergruppen angeordnet sind. Die Stelle ist im FG noch nicht als Verdichtung erkennbar, unauffällig.
Ein Veränderlicher, RX Lep, nehme ich immer gern mit. Der Stern schimmert in einem feinen, zarten Orange.
Endlich! Der zweite PN dieser Nacht, IC 418, der Spirographennebel. Dieser ist relativ einfach direkt erkennbar, stellar und leider ohne Farbe. Ich hatte wohl vergessen, dass die Farbe nur in mittelgroßen Teleskopen sichtbar wird. Der PN wirkt etwas heller als der 9 mag helle 20' südwestlich stehende Stern HD 35734.
Schaut mal hier, habe ich bei der Nachrecherche gesehen, was könnte das Blaue im Bild wohl sein :
So, das sollte reichen zum Warmlaufen, eigentlich habe ich viel zu viel Zeit vertrödelt mit Doppelsternen.
Jetzt aber ab nach Osten in das Paradies für Sternhaufenfreunde, in die Wintermilchstraßensterhaufenreichensternbilder Großer Hund, Einhorn und Achterdeck.
Als erstes M 41. Wenn ich viel diktiert habe, hat mir das Objekt immer gut gefallen, so auch hier: „… der OS streift Beobachtung am Baumkronenrand entlang - wunderschön, M 41 wirkt komplett aufgelöst und leicht rechteckig - im Zentrum dominieren zwei helle Sterne - ringsherum viele kleine Sprenkel - nach Osten fächert der Haufen etwas auf - gut 20 helle und unzählige schwächere Sterne sind erkennbar“.
Hier habe ich erstmals das Gefühl, das Fernglas lässt die Muskeln spielen und die besonders feine, saubere Sternabbildung kommt der Beobachtung hier zu Gute. Ungefähr fast so habe ich den Haufen auch gefühlt wahrgenommen:
Dann ein großer Sprung nach Norden ins Sternbild Einhorn zu Lorenzin 15 (auch Pakan‘s 3 genannt). Ein sehenswertes Sternmuster. Eine doppelt gebogene Spur feiner Sterne, der Form einer 3 entfernt ähnlich. Ich sehe eher das M wie bei McDonald's, naja, nicht ganz so spitz die Bögen.
Nicht weit entfernt nordwestlich das Sternmuster Harrington 5, indirekt eine auffällig neblige Verdichtung, die wie ein spitzes Dreieck nach Norden zeigt. Dieses Muster trägt bezeichnenderweise den Namen Arrowhead.
Bei NGC 2306 blinken indirekt ab und an ein, zwei Sterne auf, ohne dass der Hintergrund heller ist. Je länger ich auf die Stelle schaue, desto mehr Lichtfünkchen glimmen auf, aber immer sehr zentral. Das ist zu wenig. Im Nachgang betrachtet scheint der Haufen zu locker verteilt zu sein, als dass sich der Eindruck einer nebligen Verdichtung ergibt, wie ich es bei Sternhaufen in Ferngläsern so sehr liebe.
Dafür hat mich M 50 schon immer vom Bildfeldrand angelacht, na gut Bursche. Bist dranne. Vier helle Sterne, angeordnet wie ein Parallelogramm, dominieren den Haufen. Dazwischen wuseln viele schwächere Sterne. Indirekt wirkt der Haufen schön granular und leicht länglich.
Weiter gen Osten zu Alessi 11. Der Haufen sieht aus wie ein nach Südosten abstürzender Vogel, die Sterne sind ähnlich angeordnet wie ASCC 101 im Sternbild Leier. Der Haufen fällt trotzdem nur mäßig auf in diesem sternreichen Umfeld.
Dann ein Doppelsternhaufenfeld leicht nördlich von Alessi 21. Dias 3 und NGC 2349. Dias 3 zeigt sich indirekt eine neblige, leicht granulare Verdichtung. Ich habe das Gefühl, dass der Durchbruch erster Lichtpunkte kurz bevor steht. Von NGC 2349 keine Spur. Dias 3 ist der erste Sternhaufen dieses Kataloges, den ich zu sehen bekommen und ausgerechnet da sticht dieser einen benachbarten NGC-Haufen aus, der den visuellen Entdeckern des 17. Und 18. Jahrhunderts aufgefallen ist, Dias 3 dagegen nicht. Naja, mit den Sternhaufen ist das so eine Sache.
NGC 2353, die hellsten Sterne bilden einen unförmigen Umriss, ähnlich einem verschrumpelten Pilzkopf.
- weiter in Teil 2 -