Mein 19. Mond im Sonnensystem

  • Hallo ihr Lieben,


    es ist schon wieder 4 Jahre her, als ich mich zuletzt über Triumphe in der Sammlung von Monden im Sonnensystem ausgelassen hatte. Blickt ihr hier zurück auf den entsprechenden Beitrag in einem Nachbarforum, denn ich habe ihn hier nicht gefunden oder damals hier nicht gepostet hatte:

    Monde im Sonnensystem beobachten - ATDS


    Als nächsten Kandidaten, nachdem ich mir knapp neben dem grellen Jupiter bis heute nach Amalthea die Augen vergeblich ausgeglotzt hatte, war die weit äußere Himalia, deren Helligkeit trotz ihrer eben nur 170km Durchmesser fast der des Saturn-Mondes Hyperion entspricht, den ja einst zuerst meine Schüler erblickt hatten, wie ihr im oben verlinkten Bericht nachlesen könnt, und den man locker auf Anhieb direkt erblicken konnte.


    Angesichts der südlichen Deklinationen liefen erste Versuche schief, denn ich gelangte zu einem Aufsuchsternchen, neben dem einst Himalia stand, das eine ganze Magnitude heller als Himalie war und selbst schon das Äußerste des Erreichbaren blieb.


    Am letzten Samstag verriet mir Stellarium, dass Himalia verhältnismäßig nahe bei Jupiter stand, aber eben soweit, dass der helle Planet außerhalb des Gesichtsfeldes stehen musste, dafür aber genügend helle Aufsuchsternchen. Da nun die Deklination Jupiters auch in „verbraucherfreundliche“ Breiten aufrückte und der kontrastreich und farbenfroh aufsteigende Erdschatten in der Dämmerung evtl. auf eine klare Ausnahmenacht hoffen ließ, stellte ich mir Himalia gleich aufs Beo-Programm.


    Zudem sollte gegen 21:00 Uhr die hinter Jupiter auftauchende Thebe sich mit der vor Jupiter schiebende Amalthea zu einem etwas helleren Gesamteindruck verbinden – also auch ein Versuch wert.


    Leider entwickelte sich die Nacht sowohl für Deebsky als auch Planeten als eher durchschnittlich. Jupiter präsentierte zugleich im Refraktor und im Newton fast ähnlich als nur halbwegs ordentlich. Dabei erwarte ich in der Regel vom Refraktor mehr, vom Newton wenig, aber nur mit Letzterem konnte ich Himalia ja am Samstag nur erreichen.


    Während Jupiters Kulmination war die Himmelsgegend von Himalia schnell angesteuert, aber Jupiters Helligkeit war doch noch im Gesichtsfeld oder als Streulicht im Strahlengang etwas zu spüren. Die mittelhellen Aufsuchsterne waren sichtbar, aber jene nicht, die fast ähnlich schwach wie Himalia waren.


    Als nächstes stellte ich die Teleskopsteuerung auf ein langsames Tempo, bei dem einem Jagdtier bewegliche Ziele leichter auffallen (8x) und die Vergrößerung erhöhte ich auf knapp 400x. Die schwächeren Aufsuchsterne waren nun Blickweise zu erscheischen.


    Nun zeigt ein Newton mit 25% Obstruktion bei fast 400-fach keine knackigen Sterne mehr. Die letzte Justage zusammen mit Heiko lag auch lange zurück, aber die infra- und extrafokalen Beigungsbildchen sahen am stationären Newton immer noch ordentlich aus.


    Zuletzt erinnerte ich mich daran, dass nun Überblick nicht mehr so nötig sein muss, dafür mehr Transparenz des Okulars. Also die sieben Linsen eines Naglers durch Tak LE ersetzt, welches sogar mal eine bessere Transparenz gezeigt hatte als ein günstiges Huygens (wie ich im verlinkten Beitrag oben bereits schrieb.)


    Nun waren alle Aufsuchsternchen zu erblicken und an passender Stelle ein Lichtfleckechen, was von Himalia stammen musste. Im Kopf rotierte es noch, ob man das als Sichtung verbuchen dürfe, aber ich merkt, wie meine Gesichtszüge sich bereits zu einem verzückten breiten Grinsen aufgehellt hatten.


    Der Kopf blieb zwar noch eine Weile skeptisch, aber mein Unterbewusstsein hatte schon entschieden: Menschen, die mich beim Malen oder Zeichnen beobachtet konnten, kennen auch, dass ich unbewusst immer den Gesichtsausdruck einnehme von der Person, die ich gerade zeichne oder male.


    So entschied ich mich, meine Beobachtung euch heute hier anzuzeigen im Bewusstsein, dass man sie in den kommenden Jahren leichter noch mal wiederholen wird.


    CS.


    Hubertus


    PS.: Vor lauter Mühen um Himalia hatte ich den Augenblick, da Thebe und Amalthea sich berühren sollte, glatt um eine Stunde verpasst! Außerdem vergaß ich noch zu erwähnen, dass ich bei der Himalia-Sichtung zuletzt bequem saß, während ich Anfangs breitbeinig und gekrümmt stand und dabei unwillkürlich etwas schwankte. Man spult wider besseres Wissen all diese Unterstützungsmaßnahmen erst dann ab, wenn die schnelle Sichtung nicht gelingt.

  • Hallo Markus,


    (ich bin nicht der Freund davon, wenn unter jedem Beitrag die Liste "Ach, was hab ich doch für tolle Teleskope" angefügt ist) Wer meine Astro-Bude im Sauerland kennt, weiß es ja eh:


    Dort steht auf der niedrigen Südsäule ein parallelaktischer 16" Newton (mit dem ich Himalie guckte. Sonst nutze ich auf der hohen Nordsäule z. Zt. noch einen 6"/f15.3 Halbapo, dem nach der Corona-Pause ein 8"er folgen wird.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo Hubertus,


    Eine tolle Sammlung an beobachteten Monden hast du.

    Ich persönlich bin ohne unseren eigenen Mond gerechnet auf 13 beobachtete Monde in unserem Sonnensystem gekommen.


    Das ist für mich sehr wichtig beim beobachten:

    Sichtung zuletzt bequem saß, während ich Anfangs breitbeinig und gekrümmt stand und dabei unwillkürlich etwas schwankte.

    Unbedingt bequem sitzen. Meiner Erfahrung nach ist dann das Beobachten deutlich entspannter und ich kann mich deutlich besser auf kleine Strukturen konzentrieren.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Hubertus,


    schöner Bericht, Glückwunsch zur erfolgreichen Beobachtung!


    Mit 11" will ich Himalia auch noch beobachten, aber dieses Jahr geht das wegen der überschaubaren Höhe über dem Horizont wahrscheinlich noch nicht.


    Gruß

    Ronny

  • Ja, Danke für eure Blumen!!!


    Es hat mich schon lange erheblich gestört, dass ich nach dem Erdmond zwar an Jupiter die ersten vier weiteren Monde sehen durfte, aber am gleichen Planeten erst nach etwa 40 Jahren einen weiteren erspähen konnte. (Da sind die Saturnmonde dankbarere Objekte).


    20 Monde hatte ich mir mit meinem vorhandenen Equipment zum Ziel gesetzt. Wer könnte das nun werden? Rein nach den Magnituden müssten Amalthea oder was von den Marsmonden dran kommen, aber wegen der hellen Mutterplaneten müsste man eine sehr effektive Abschattung der Planeten erfinden. Es bliebe noch die Aussicht auf Jupiters Elara, wenn Jupi auf dem Höchststand der Ekliptik steht.


    Schaun ´mer mal (in ein paar Jahren).


    CS.


    Hubertus

  • Hallo,


    aber wegen der hellen Mutterplaneten müsste man eine sehr effektive Abschattung der Planeten erfinden


    Ich habe da mal mit dem Gedanken gespielt, in das Filtergewinde vom Okularauszug ein passendes langes Rohr einzuschrauben und an dessen Ende einen einfachen Klarglasfilter zu schrauben. Darauf mit dicker Farbe in die Mitte des Klarglasfilters einen Punkt setzen, so das ein Koronograf entsteht.

    Den Planet unter diesem Punkt setzen um ihn dann abzuschatten.


    Wie geschrieben ist das ein Gedankenspiel, von dem ich nicht weis, ob so etwas funktionieren könnte.

    Darauf gekommen bin ich über einen "Planetary Coronagraph - Planetary Moon Viewer" von BelOptik, der aber anscheinend nie gebaut wurde.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Gerd,


    das habe ich auch schon versucht, aber schwarze Farbe erweist sich dann doch noch als etwas transluzierend und der Farbtropfen nimmt unwillkürlich beim Trocknen ein leicht linsenförmiges Profil ein.

    Du müsstest (wie ich im oben verlinkten Beitrag bereits schrieb) ein optisch neutrales Plexiglas winzig anbohren, die schwarze Farbe tief darin einfügen und den Farbüberstand abwischen bzw. ganz durchbohren und einen geschwärzten Mini-Nagel wie beim Protuberanzenansatz einsetzen. Diese Nägelchen gibt es aber nicht mit 0,1mm Durchmesser, wie mir mein Optiker in Aussicht stellte, ein optisches Plexiglas anbohren zu können.


    CS.


    Hubertus

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