Verständnisfrage Okulare 2" / 1,25"

  • Hallo!


    Ich bin noch nicht so lange aktiv mit der Teleskopiererei und bin gerade dabei, den mir teils geschenkten, teils beim SW 150-750 PDS dabeigewesenen Okularpark zu "optimieren".

    In diesem Zug habe ich mir als Planetenokular jetzt das Baader Morpheus 6,5 gekauft.

    ich habe es erst seit gestern und hatte noch keine Gelegenheit, es zu testen, aber eine Frage ist mir direkt gekommen, als ich das gute Stück ausgepackt habe:


    Eins der Entscheidungskriterien, weshalb ich dachte, 2 Zoll Okulare 1,25 Zoll Teilen vorzuziehen war, dass ein 2 Zoll Okular durch die teleskopseitig größere Öffnung mehr Licht durchlässt, als das schmalere 1,25 Okular. (Oder hab ich das total falsch im Kopf?)

    Nun habe ich mich bei der Suche u.a. deshalb auf die 2 Zoll Varianten beschränkt. Und das Baader Morpheus steht auf Astroshop mit "Anschluss teleskopseitig: 2" vermerkt.

    Halte ich das gute Stück nun in der Hand, ist der Haupttubus tatsächlich sehr breit, und der unten befindliche Teil ist eben genau 2 Zoll breit, damit ich es in den 2" OAZ einsetzen kann, wo es auch reinpaast. So weit, so gut.


    Nun ist aber der 2 Zoll Tubus unten "zu", und raus guckt unten nochmal ein 1,25 Zoll Tubus, der eine vielleicht maximal 2cm breite Lichteintrittsöffnung /-linse hat.

    Das finde ich doch irgendwie etwas fragwürdig, kann es aber mangels Fachwissen nicht wirkich einschätzen. Denn alle meine 1,25 Billig-Plössel (bis auf eins) und mein ~40 Euro SW 2" 28mm Übersichtsokular haben deutlich breitere Lichteintrittsöffnungen teleskopseitig, im Fall des 2 Zöllers bestimmt das dreifache.


    Frage: Ist das Bauernfang? Ein Okular als 2 Zoll anzupreisen, wo dann aus dem 2 Zoll Tubus ein 1,25er Tubus rausguckt? Wenn ich mir das so überlege, hätte ich mir auch ein gutes 1,25 Zoll Okular für meinen 1,25->2" Adapter kaufen und es einfach da reinstecken können... Zumal die Lichtöffnung teleskopseitig nahezu winzig ist... Macht das dann keinen Unterschied?


    Dass Größe und Lichteintrittsöffnung nicht das einzige Qualitätskriterium eines Okulars sind, ist mir natürlich klar. Aber irgendwie kommt mir das doch etwas komisch vor...


    Denke ich falsch? Wenn ja, wo und wie?


    Vielen Dank für Erleuchtungen :)

  • Hallo,


    Okulare mit großen Gesichtsfeldern können bauarbedingt, wenn sie große Brennweiten haben (die niedrige Vergrößerungen ergeben), nur in ein 2" Gehäuse eingebaut werden.

    Ein Beispiel:

    Das Explore Scientific, 30mm, 82° Okular hat einen Durchmesser der Feldblende von 43mm. Diese passt nur in ein 2" Gehäuse.

    Das Explore Scientific, 14mm, 82° Okular hat einen Durchmesser der Feldblende von 18,9mm. Das kann in einem 1,25" Gehäuse untergebracht werden.


    Weiter spielt das Design der Okulare eine große Rolle. Extreme Weitwinkelokulare die für schnelle Öffnungverhältnisse korrigiert sein müssen lassen sich nur in großen Gehäusen unterbringen, auch wenn die Feldblende in 1,25" untergebracht werden kann.


    dass ein 2 Zoll Okular durch die teleskopseitig größere Öffnung mehr Licht durchlässt, als das schmalere 1,25 Okular. (Oder hab ich das total falsch im Kopf?)


    Es geht nicht um den Lichtdurchlass, sondern wie schon geschrieben um dem Durchmesser der Feldblende die bei Okulare mit kleiner Brennweite (die eine hohe Vergrößerung ergeben) der Faktor ist, wie die Okulare designt werden können. Für Okulare mit kurzer Brennweite reicht ein 1,25" Anschluss aus.


    Nun ist aber der 2 Zoll Tubus unten "zu", und raus guckt unten nochmal ein 1,25 Zoll Tubus, der eine vielleicht maximal 2cm breite Lichteintrittsöffnung /-linse hat.


    Der Hybridanschluss kann den Vorteil haben, das bei einem Okularwechsel von 2 auf 1,25" nicht der Reduzieradapter gewechselt werden muss. Das ist aber auch schon der einzige Vorteil den ich sehe.



    Das finde ich doch irgendwie etwas fragwürdig, kann es aber mangels Fachwissen nicht wirkich einschätzen. Denn alle meine 1,25 Billig-Plössel (bis auf eins) und mein ~40 Euro SW 2" 28mm Übersichtsokular haben deutlich breitere Lichteintrittsöffnungen teleskopseitig, im Fall des 2 Zöllers bestimmt das dreifache.


    Das ist logisch. Ein 1,25" Okular mit 40mm Brennweite hat eine deutlich größere Feldblende und auch eine größere Teleskopseitige Linse als ein Okular mit 6,5mm, das eine kleine Feldblende hat.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Servus,

    Eins der Entscheidungskriterien, weshalb ich dachte, 2 Zoll Okulare 1,25 Zoll Teilen vorzuziehen war, dass ein 2 Zoll Okular durch die teleskopseitig größere Öffnung mehr Licht durchlässt, als das schmalere 1,25 Okular.

    Ausschlaggebend ist die Größe der Feldblende und die kann bei einem 1,25" Okular max. so um 28mm sein, das ist schon annähernd der freie Innendurchmesser der Steckhülse. Das bestimmt dann auch das mögliche sichtbare Feld bei einer bestimmten Brennweite.


    Bei den kurzen Brennweiten dagegen würde auch das 1,25" Format genügen. Das 6,5mm Morpheus hat eine Feldblende von 8,75mm. Das die Okularserie für 2" und 1,25" ausgelegt ist, hat einzig den Grund, du kannst zwischen vielen Brennweiten wechseln, ohne dabei beim wechseln zwischen 1,25" und 2" Okularen auch den Reduzieradapter mit ein-/ausstecken zu müssen.

  • Moin,


    Stefan und Gerd waren schneller und haben das schon gut erläutert.
    Ich hänge trotzdem noch mal mein Geschreibsel an.


    Die nötige Baugröße hängt davon ab, welches Bildfeld abgebildet werden soll.

    Das Bildfeld ist begrenzt durch die Feldblende. Wenn der Einfachheit halber mal ein einfaches Okulardesign angenommen wird, bei dem die Feldblende vor der ersten, objektivseitigen Linse liegt, ist anschaulich klar, dass der Feldblendendurchmesser immer nur kleiner als die Steckhülse sein kann.


    In ein 2" Okular "passen" maximal etwa 48mm, in ein 1,25" Okular etwa 28mm


    Scheinbares Gesichtsfeld = 2*atan(Feldblendenradius/Okularbrennweite)


    oder andersherum


    tan(Scheinbares_Gesichtsfeld/2)*Okularbrennweite*2=Feldblendendurchmesser


    Mal beispielhaft, welche Okularbrennweiten in etwa bei einem gegebenen scheinbaren Gesichtsfeld in welches Gehäuse passen.

    Problematisch bzw. immer wieder Anlass zu Kontroversen ist der Einfluss der Verzeichnung, der bei Extremweitwinkelokularen zu sehr erheblichen Differenzen führt, wenn man Angaben von Okularen betrachtet. Daher bitte nicht an einigen mm oder gar 1/10mm "aufhängen".



    Also Orientierung sollte es reichen und erklärt auch, warum die Brennweitenbereiche bei bestimmten Okularreihen enden, wo sie enden.


    Ein Nagler mit mehr als den maximal angebotenen 31mm Brennweite ist in einem 2" Gehüse nicht unterzubringen.

    Ein Morpheus stoßt bei etwa den maximalen 17mm an die Grenzen der 1,25" Hülse.

    Hier kommt schon stark zum Tragen was oben angesprochen wurde. Das Nagler "müsste" eigentlich eine größere FB haben, als es tatsächlich hat (42mm). Da liegt die Felblende aber auch innen und das Okular verzeichnet kräftig. Davon unabhängig, muss der Lichtkegel durch die Hülse.


    Was in 1,25" passt, passt auch in 2". Die 2" Bauform ist da aber nicht erforderlich.


    Die Morpheus, Vixen LVW und auch die Hyperion haben eine Bauform, die den direkten Einsatz in beiden OAZ-Baugrößen ermöglicht. Von der optischen Auslegung sind es 1,25" Okulare. Das spart Adapter, erfordert aber relativ große Fokuswege.


    CS

    Harold

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