Ich wünsche euch einen schönen Abend,
nach einer kleineren Pause und einem Ausflug in die Astrofotografie melde ich mich wieder zurück. Vorab meine wirklich große Bewunderung für alle Astrofotografen. Eure Frustgrenze erscheint mir rückblickend beeindruckend hoch. Meine ist in den letzten Wochen leider mehrmals deutlich überschritten worden.
Nach mehreren Fehlversuchen und unzähligen Runden am Computer habe ich zwar ein paar vorzeigbare Ergebnisse, aber wenn das immer so langwierig ist, dann kuck ich lieber wieder durch meinen 8 Zöller in die Sterne.
Vor einem Jahr habe ich mir aus Neugierde den Mini Track LX3 geholt um erste Gehversuche mit meiner System-Kamera zu unternehmen. Ganz locker, mit kurzen und wenigen Belichtungen, einem Weitwinkelobjektiv war das auch immer ganz spaßig. Einmal habe ich mich an 270mm versucht (auf KB gerechnet) und M33 und den Orion Nebel eingefangen. Beide sind ganz ordentlich aber mit 5-10 Belichtungen um die 30 Sek. sehr knapp bemessen.
Also wollte ich jetzt die Sache richtig angehen, mit längeren und vor allem mehr Belichtungen. Sehen was maximal mit dem kleinen Tracker und meinen alten günstigen Objektiven so möglich ist. Also habe ich mir eine Polwiege zugelegt und ein Heizband. Mein erstes Ziel war das Sternbild Schwan mit dem Nordamerika Nebel, den wollte ich immer schon mal fotografieren. Die Polwiege ist eine große Erleichterung und kein Vergleich gegenüber meinem alten 3-Wege-Kopf. Auch zeitlich geht das Einnorden schön zügig.
Die Brennweite moderat, 100mm (auf KB gerechnet) also ein Widefield. Beim letzten Tageslicht alles eingestellt und doppelt geprüft. Das Scharfstellen am Stern ist mit modernen Focus-by-wire Objektiven gar nicht so einfach wie es immer beschrieben wird. Die Bildschirmanzeige bei meiner Kamera ist leider ein wenig verzögert. Wirklich zu erkennen, wann der Stern am kleinsten ist, hört sich in der Theorie leichter an als es in der Praxis ist. Kurzum der Fokus saß nicht exakt aber noch vertretbar. Was leider auch nicht 100% gestimmt hat, war die Polausrichtung denn zu den Rändern waren die Sternabbildungen nicht sauber. In der Kombination also kein brauchbares Bild. Dafür war der Bildausschnitt gut … (wenigsten etwas)
Also habe ich mich optimistisch am 2. Abend an den nächsten Versuch gemacht. Ein toller Sternenhimmel wartet, perfekte Durchsicht. Eigentlich reizt es mich den Dobson in den Garten zu holen, aber ich wollte ja nochmal Fotos machen. Diesmal mit einem manuellen Objektiv ohne Fokusproblemen, dachte ich anfangs. Abgeblendet auf 2.8, saubere Polausrichtung, jeweils doppelt und dreifach geprüft. Und dann fällt mir auf das ich das Heizband vergessen habe. Also ganz vorsichtig angelegt ohne irgendwas zu verstellen. Bildausschnitt geprüft, passt.
Schärfe… diesmal muss ja „nur“ bis zum Anschlag drehen.. tja falsch gedacht… irgendwie habe ich dann doch die Schärfe verstellt was mir natürlich nicht aufgefallen ist. Auch bei dem Kontrollblicken am kleinen Monitor habe ich es übersehen, erst ab 100% Vergrößerung war klar, die Sterne sind nicht scharf, sondern hübsche kleine unschärfe Scheibchen. Jetzt war ich erstmal bedient, die zweite Nacht in Folge, ca. 2 Stunden verspielt und keine brauchbaren Ergebnisse.
Hätte ich doch lieber mit dem Teleskop beobachtet…
Zum Glück hat mir eine Schlechtwetterfront eine Zwangspause verordnet. Somit konnte ich mich wieder sammeln bis meine Wut verflogen war. Eine Woche später also der 3. Versuch. Es muss doch klappen… und wirklich diesmal funktioniert es. Nach 60 Minuten und 25 Belichtungen (so lange läuft der Skytracker mit 1x aufziehen) muss ich nachdrehen, dabei verrutscht mir der Bildausschnitt, was ärgerlich ist und zu Mehrarbeit später am Computer führt. Trotzdem, ziehe ich den Ausschuss ab komme ich auf 42 Bilder mit knapp 60 Minuten Belichtung.
Hier also mein Ergebnis nach unzähligen Runden in Siril und Finetuning in Photoshop. Ja, zumindest bin ich einigermaßen zufrieden aber das Verhältnis zum Aufwand stimmt noch überhaupt nicht…
An alle die soweit gelesen haben vielen Dank für euer Interesse, und sorry für das geheule, aber ich musste mir das einfach von der Seele schreiben. Vielleicht kennen ja einige von euch ähnliche Geschichten und können meinen Frust nachvolziehen…
Mein Fazit
Mir ist bewusst, je öfter ich die einzelnen Schritte wiederholt um so schneller und sicherer werde ich, aber die potentiellen Fehlerquellen bleiben ja weiter bestehen (das ist zumindest mein Eindruck). Wenn man sich die Tutorials ansieht klingt das immer so einfach. Ich bin froh, dass ich noch nicht viel Geld investiert habe und mit relativ einfacher Ausrüstung die ersten Gehversuche gestartet habe, andersrum wäre ich sicher hart frustriert.
Für mich war es eine holprige Lernkurve. 1. Geduld, 2. Geduld, 3. Geduld und wenn alles eingerichtet ist, nix mehr anfassen…
Aber ob ich es irgendwann wirklich schaffe, neben dem visuellen Beobachten die Kamera mitlaufen zu lassen, das bezweifle ich im Moment stark.
Ich brauch jetzt erstmal Abstand und dazu hol ich wieder mein Dobson raus und beobachte ganz entspannt und mach vielleicht auch ein paar Zeichnungen, jedenfalls ohne Technik Stress
Schöne Grüße
Christian