Liebe Doppelsternfreunde,
ich habe diesen Bericht gerade im schwarzen Forum in einem Thread über Doppelsterne in kleinen Refraktoren gepostet, ich denke, es kann nicht schaden, ihn auch mal hier zu platzieren.
Am 07.09.2021 war ich mit dem 18x70 Nikon im Sternbild Großer Bär unterwegs, um alle möglichen Galaxien abzugrasen, die mit der Mindestöffnung 4" im isDSA vermerkt sind.
Dabei habe ich nebenbei einige Doppelsterne mitgenommen, die lt. isDSA bei der Galaxientour alle mit auf dem Weg lagen:
Warum schreibe ich nicht über die Galaxien? Diese Beobachtungen waren mitunter etwas durchwachsen und oft im Grenzbereich angesiedelt.
Aber die in der Region befindlichen im isDSA markierten Doppelsterne haben mich mit fortschreitender Beobachtung immer mehr fasziniert, waren sie doch bis auf zwei Ausnahmen alle Fernglas-tauglich ... ja gut, ich meine Großfernglas-tauglich.
Ich stelle Euch die Racker mal kurz vor. Angefangen habe ich mit:
BU1077 AC (Sep: 370") auch bekannt unter Dubhe oder Alpha Ursae Majoris, eine Sissy Haas-Empfehlung. Eine der Ausnahmen. Noch unspektakulär. Komponente C zeigt sich im Süden in Riesenabstand zum intensivgelbem A. Komponente C wirkt dagegen wie eine graue Maus und der Helligkeitsunterschied ist so enorm, dass er nicht abschätzbar ist.
Übrigens, Dubhe ist trotz der Bayer-Bezeichnung "Alpha" nur der zweithellste Stern des Sternbilds Großer Bär. Aber genug geklugscheißert.
STF 1495 (Sep. 34,2") ein komfortabel getrenntes Sternpaar mit leichtem Farbkontrast - B steht versetzt nördlich von A und ist 1.5 bis 2 Magnituden schwächer
STF 1520 (Sep. 12,4") ideal für 18x, ein schönes enges Sternpaar - Komponente B prangt nordöstlich von A ganz knapp getrennt und wirkt gut 1.5 Größenklassen schwächer - beide haben eine reinweiße Weste, was ungewöhnlich ist ob des großen Helligkeitsunterschiedes
STF 1553 (Sep. 6,2") der Doppelstern zeigt sich länglich, aber nicht getrennt - die Einschnürung ist auch nur zu erahnen, aber man sieht auf jeden Fall, dass dort kein Einzelstern steht
STF 1608 (Sep. 13,6") wie gemacht für 18x - ein Paar gleich heller Sterne, minimalst getrennt - B scheint im Südwesten zu stehen, der Stern ist nur minimal schwächer
Ich habe mir irgendwann mal als Richtgröße notiert, dass ein 18x70 FG Freihand 17" trennen kann und wenn es auf Stativ befestigt wird, dann sind es 10". Also schon dicht dran.
Aber auch Sternhelligkeiten und der Helligkeitsunterschied spielen eine Rolle. Hier scheint Einiges gepasst zu haben. Ach, ich sehe gerade, bei STF 1520 war der Abstand ja noch kleiner und ein Helligkeitsunterschied dabei ... fein, fein.
STF 1603 (Sep. 22,2") schon wieder so ein schönes Sternpaar, das zu gefallen weiß, etwas mehr als knapp getrennt - B im Nordosten wirkt eine viertel Größenklasse schwächer - leichter Farbunterschied, wobei B zartorange, braunweiß, ockergrau oder so wirkt
STF 1315 (Sep 25,1") ich werde langsam närrisch, ja, der ist ja auch schick - ein gut getrenntes Sternpaar - zwei fast gleich helle Sterne - B im Nordosten ist vielleicht eine viertel Größenklasse schwächer und wirkt warmweiß gegen die kühlweißen A
STF 1350 (AB Sep. 10,2") ein sehr enger Doppelstern, äußerst knapp getrennt … und das auch nur in guten Momenten, ansonsten wirkt das Paar wie eine Ameise - beide Sterne sind gleich hell - ein echter FG-Tester für 18x, juhu, geschafft
Mit meinem Teleskop habe ich auch schonmal die C Komponente mit beobachtet.
STF 1349 (Sep. 19,2") - einfacher als der benachbarte Doppelstern STF 1350 - ordentlich getrennt - Komponente B ist 1 bis 1.5 Größenklassen schwächer
Beide Doppelsterne STF 1349 und 1350 liegen übrigens in einem reizvollen Sternumfeld.
STF 1122 (Sep. 14,9") - noch so ein genialer, heller Stern für 18x-Ferngläser - ein wunderschönes enges Sternpaar, wo drei Blatt Papier dazwischen passen
STF 1127 (AC Sep. 11,6" / A 7,02 mag / C = 9.72 mag) ein Beispiel, dass nicht alles geht, ich konnte C nicht entdecken - von den Rahmendaten ist eine Trennung von A und C eigentlich möglich, aber vermutlich ist der Helligkeitsunterschied zwischen beiden Sternen von 2.7 mag zu groß
Mein Fazit zu dieser Region. Da hat der liebe Gott sein Füllhorn an lohnenswerten Doppelsternen für Großferngläser aber gewaltig ausgeschüttet. Die Doppelsterne haben mir in dieser Nacht die gute Laune gerettet, denn ich hatte in der Tat einige vermeintlich leichte Galaxien dabei, die sich trotzdem schwer zeigen wollten. Das Highlight unter den Welteninseln war am Ende NGC 2403, was für ein Latsch von Nebel. immer wieder schön in jeder Optik.
Also, macht mit, machts nach, machts besser ... ne, machts gut
Rene