Liebe Sternfreunde
Was macht man bei der Instrumentenauswahl vor allem als Anfänger (wenn man noch gar nicht weiß, was man am Sternenhimmel so alles anschauen/finden kann – und man dann „ALLES“ sehen will) so alles falsch?
Rückblickend betrachtet, nach 40 Jahren, zäumte ich das Pferd von hinten auf, bis ich schließlich und endlich das hatte, was meinen Erwartungen entsprach.
Mit diesem kleinen Ratgeber, will ich das so manch anderem ersparen und für Anfänger ist ein Allrounder oder vielleicht auch nur ein Fernglas nicht das schlechteste.
Nebenbei: Mit Astrofotografie hatte ich nie was am Hut und kenne ich mich nicht aus. Hier erst mal eine Liste aller Instrumente, der Größe nach angeordnet
(die Zahlen dahinter geben die aufsteigende Chronologie an) die ich im Laufe meines Astrolebens hatte, (wobei diejenigen mit „+“ gekennzeichnet sind, die ich noch habe), dass man sieht, wovon ich rede/schreibe.
- (8) 8x30mm Deltrintem (Zeiss) wahres Gf 9°, AP=3,75mm
+ (11) 5x32mm (Miyauchi) wahres Gf 13,25° AP=6,4mm
+ (6) 7x50mm (Fujinon) wahres Gf 7,5° AP=7,15mm
- (10) 7x50mm Binon (Miyauchi) wahres Gf 9,5° AP=7,15mm
- (9) 10x50mm Dekarem (Zeiss) wahres Gf 7,3° AP=5mm
- (7) 16x70mm (Fujinon) Gf 4° AP=4,4mm
- (12) 20+40x100mm ED 4“ mit 90°-Einbl (APM) 20x: Gf 2,7° AP=5mm
- (2) 100mm f/10 4“ Maksutov (Russentonne) nur 31,8mm Okus
+ (4) 150mm f/5 FH- 6“ Refraktor (Farbwerfer) 24x: Gf 3,4° AP=6,25mm
effektive Öffnung 6“
- (1) 200mm f/10 SC 8“ (Meade) 64x (mit 31erNagl): Gf 1,25° AP=3,1mm
effektive Öffnung 5,5“
+ (13) 250mm f/4,8 10“ Reisedobson (R. Schulten) 39x: Gf 2,1° AP=6,4mm
effektive Öffnung 8"
+ (5) 457mm f/4,5 18“ Dobson (Eigenbau) 65x: Gf 1,25° AP=7mm
effektive Öffnung 14,5“
- (3) 500mm f/4,5 20“ Dobson (Eigenbau) 72x: Gf 1,13° AP=7mm
effektive Öffnung 16,5“
Die Gesichtsfelder für die Teleskope sind alle für das 31er Nagler berechnet worden. Für das 4“ Mak mit 31,8mm Okularauszug spare ich mir eine Gf-AP-Berechnung.
Angefangen habe mit einem 8“ SC f/10 (damals, Mitte der 80er, ein großes Gerät, wenn auch nur 5,5“ effektive Öffnung, des 63mm Fangspiegel wegens)
was für anfängliche Himmelserkundung absolut untauglich ist, da man sich, des kleinen Gesichtsfeld (=Gf) wegens, kaum orientieren kann und damals hatte ich auch noch keinen Sky Atlas
geschweige denn eine Uranometria, sondern musste mich mit dem kleinen Schurig-Götz zufrieden geben.
An Sonne, Mond und Planeten hatte ich mich bald satt gesehen, aber deren Fans kommen mit so einem kompakten, langbrennweitigen (=langsamen) Gerät auf ihre Kosten.
Der darauf folgende 4“ Mak diente mehr tagsüber als 1000mm Teleobjektiv, da der Blick damit in den Himmel genau so tunnelig und noch dunkler war, als der vom 8“ SC.
Während meines Studiums in München war dann bezüglich Astronomie Funkstille, ich hatte andere Interessen (abgesehen vom miserablen Großstadthimmel).
Durch Amateurastronomen wurde ich dann während meiner Referendarszeit (die ich dort nach meinem Forstwissenschaftsstudium verbrachte)
in Nürnberg mit Dobsons bekannt gemacht und da eröffnete sich mein ursprünglicher Traum:
Viel Öffnung ohne eine große Montierung (was, die kostet genau so viel wie das Teleskop???) kaufen zu müssen.
So kam es zum Bau eines 20“ f/4,5, denn ich aber wegen Geldmangels
(außerdem war er vom Aufbau für mich alleine her sehr grenzwertig und die große Leiter störte mich, Leichtbauweise kam erst später, ich baute wie Martin Birkmaier, Multiplex, robust),
ich heiratete damals, wieder verkaufen musste.
Wenn mir als 16-jähriger jemand erzählt hätte, dass ich einmal einen 6“ FH
Refraktor besitzen würde, hätte ich ihn ausgelacht. ER war das Showpiece des Kosmos-Fernrohr-kataloges, ein 150mm/2250mm Gerät auf einer gewaltigen Montierung.
Doch der Beginn des 2.Jahrtausend machte es mir möglich, ein 6“ Richfieldteleskop (=RFT), früher lief das unter „Kometensucher“, preiswert (neuwertig) zu erwerben.
Wer mehr Infos zu solch einem Gerät haben möchte:
In interstellarum 5 (Nov1995) auf Seite 30ff ist ein Testbericht von Ronald Stoyan enthalten, der dieses Gerät genau so trifft, wie auch ich es beschreiben würde. Hier ein Auszug:
„ Die Stärke dieses Teleskops liegt eindeutig bei seinen optischen Daten: 150mm Öffnung und 750mm Brennweite erlauben mit einem 40mm Okular
8mm Austrittspupille (=AP) bei 18,8facher Vergrößerung. Die Vorstellung eines refraktorscharfen 3-Grad-Gesichtsfeldes bei vollen 6“ Öffnung erweckt schon einige Hoffnungen.“
Und meine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Noch viel besser ist die Kombination mit dem 31er Nagler, wo ich bei 6,2mm AP ein Gf von 3,4° erreiche. Das ist am Sternenhimmel für viele Objekte das ideale Gf:
Plejaden, Hyaden h+chi, viele Nebel wie Cirrus-, Herz- und Seelen-Nebel (IC1805+1848), IC1396, Schmetterlingsnebel (IC1318),
Rossettennebel (NGC2237+2244), CaliforniaNebel (NGC1499), Nordamerika- und Pelikannebel (NGC7000+IC5070) sind
mit Einsatz eines OIII- oder Hbeta-Filters kein Problem.
Bei meinem 21,3-21,6 SQM-Himmel werden auch SharplessNebel wie S132 und S119 direkt sichtbar.
Große Gx, wie M31 oder M33 oder M103 (mit wenig Flächenhelligkeit) sind toll zu betrachten
Schon Giovanni Donelasci schwärmte in den Magellans von so einem RFT.
(Auch so ein Billigröhrenfan und Niedrigvergrößerer wie ich!)
Teil2 folgt