Nochmal Lacerta - diesmal Region um/bei NGC 7209 und NGC 7243

  • Servus beinand,


    neulich hatte ich ein paar Sternhaufen in der Grenzregion Lacerta / Cepheus gezeigt: Grenzregion Lacerta / Cepheus - viele Sternhaufen

    Jetzt kommt das zweite Foto aus dieser Nacht. Hier ist nun NGC 7243 in der Bildmitte und daher besser zu erkennen. Zudem konnte ich so auch noch NGC 7209 mit auf's Bild bringen:



    (P.S.: Tippfehler im Foto: es muss ASCC 119 heißen, nicht ASSC 119)


    Das Foto besteht aus 60 x 30s-Lights, also insgesamt 30 Minuten Beleichtungszeit mit meinem 200er Tele bei Blende 2.8 (also Offenblende). Mehr ging nicht, da dann der Nebel dicht gemacht hat (der Bodennebel). Und eine andere Location zu suchen, die nebelfrei gewesen wäre, lohnte nicht, da während des Abbauens dann auch der Himmel weiter oben zuzog.


    NGC 7209 ist auch visuell im Teleskop hübsch, was ich ja im ersten Thread zur Eidechse schon beschrieb: Ein Spaziergang durch die Eidechse (Lacerta) – von einem offenem Sternhaufen zum nächsten (rein visuell, nur Schilderung der Beobachtungen) - die Tiefe der Fotografie ist mehr, als ich im 8-Zöller visuell erkennen kann. Man muss also einiges an Hintergrundsternen wegdenken, um sich den visuellen Eindruck vorzustellen.


    Bei NGC 7243 sieht man jetzt besser, dass er in zwei Hälften bzw. in einzelne Teilhäufchen zerfällt und zudem insgesamt zweigeteilt erscheint:



    Ich hab mal aus dem Originalfoto einen Ausschnitt gemacht, damit es nicht von der Forensoftware zu stark runtergerechnet wird. Im Teleskop föllt die schräg verlaufende, sternarme Region auf, die den Haufen zweiteilt. Die restlichen Sterne Bilden mehrere, kleinere Grüppchen. Ich habe hier mal 9 bis 10 der Grüppchen eingezeichnet. Dazu kommen im Randbereich diese Sternketten, die ich hier noch zusätzlich eingezeichnet habe. Ich bin aber unsicher, ob die noch alle zum eigentlichen haufen gehören. Auch ohne die Ketten ist das Erscheinungsbild im Teleskop irgendwie zerfleddert. Damit nicht alles im Rotstift untergeht, habe ich links den Haufen ohne Markierungen dazugenommen.


    ASCC 119 geht im Hintergrund mehr oder weniger unter. Vielleicht kann man im Fernglas da was erkennen. Ich denke aber, dass auch da kein auffälliges Muster erkennbar sein dürfte.


    NGC 7209 liegt leider im Randbereich des Fotos, weshalb die Sterne verzeichnet sind. Ich habe aber trotzdem mal versucht, darzustellen, was mir eben visuell aufgefallen ist:



    Vermutlich habe ich die "Schlange" nicht genau so getroffen, wie ich sie im Teleskop wahrgenommen habe (den linken "Fünfeckstern" hatte ich, glaube ich, nicht mit einbezogen). Ich habe links wohl einen Bogen abgekürzt. Es geht aber mehr ums Prinzip. Es sah im Teleskp so aus, als könnte man den Haufen fast als eine einzige, gewundene Schlange erkennen (ähnlich wie beim Spiel "Snake", falls das noch wer kennt, wenn man noch nicht extrem enges Geschlängel macht).

    Wie auch immer, im Teleskop sah das sehr nett aus, zumal das Fünfeck (grün markiert) alles sehr schön einrahmt (der Stern oben ist dabei heller als die anderen vier "Fünfecksterne", was an einen Bildaufhänger denken lässt (Rahmen mit Aufhänger, abgebildet ist eine Schlange).


    Diese Deutung ist natürlich völlig unwissenschaftlich und rein ästhetisch. Aber darum geht es hier ja, um den visuellen Eindruck. Und da finde ich NGC 7209 richtig hübsch. NGC 7243 hingegen finde ich nicht hübsch, sondern faszinierend. Ich frage mich da, woher das zerfledderte Aussehen kommt. Waren das Teilwolken, die kollabiert sind, ist es reiner Zufall oder hat irgendwas den Haufen zu zerlegen begonnen?


    NGC 7295(=7296) hatte ich ja schon mehrfach thematisiert. Den würde ich gerne mit dem Teleskop aufnehmen, da er so kompakt ist, dass er größere Brennweite benötigt. Ich denke, dass er dann richtig schön rüberkommt.

    IC 1434 wurde ja bereits von anderen Beobachtern rückgemeldet: visuell auch in größeren Teleskopen unspektakulär. Sieht hier wohl auf dem Foto kompakter aus, als er dann wirklich rüberkommt.


    FSR 0342 dürfte visuell auch nicht sehr auffallen. Wie ich jetzt gelernt habe, wurde er 2007 auf Infrarotaufnahmen (2Mass-Katalog) entdeckt und definiert. Froebrich, Scholz & Raftery (2007) haben Sternverdichtungen auf den Infrarotaufnahmen analysiert und dabei 1012 Kandidaten für Offene Sternhaufen und 9 Kandidaten für Kugelsternhaufen entdeckt (manche waren schon vorher bekannt und tragen daher auch andere Bezeichnungen). Jedenfalls glaube ich nicht, dass FSR 0342 visuell lohnenswert ist. Vielleicht hat aber jemand Lust, mal dorthin zu sehen. Vielleicht hilft die Karte / das Foto beim Auffinden.

    FSR 0341 wiederum ist so klein, dass er wohl gar nicht auffallen dürfte. Auf dem Foto ist es nur ein heller Vordergrundstern und wenige Einzelsterne um diesen herum. Und das vor dem Milchstraßenhintergrund. Zudem ist da auch eine kleine Dunkelwolke. Vielleicht ist der kleine Haufen auch darin etwas versteckt (wie gesagt: Infrarot...).


    Bei 5 Lacertae ist noch der Planetarische Nebel PK 100-8.1, aber der ist zu winzig, um auf dem Foto auch nur irgendwie aufzufallen. Ein paar Galaxien verstecken sich in den vielen kleinen Flecken/Sternen, so z. B. UGC 11909 nördlich von NGC 7209, die mit 12m3 visuell erkennbar ist und immerhin 1,6 x 0,5 Bogensekunden groß ist. Visuell hat man da aber eben nur den kleinen, länglichen Wattebausch. Fotografisch ist die Galaxie gar nicht so uninteressant. Hier findet man beispielsweise ein Foto: http://www.anysllum.com/Selecc…GC%2011909%2031072011.jpg (die große, längliche, fluffige Galaxie).


    Soweit erstmal meinerseits von der Eidechse. Sollte der Himmel beim nächsten Neumond wochenends doch mal wieder aufklaren (und es nicht mehr so unsäglich nass/nebelig sein), werde ich vielleicht dazu kommen, ein paar der Objekte mit dem Teleskop zu fotografieren, wenn ich nicht von anderen Motiven abgelenkt werde - es gibt ja sooo viel zu entdecken, wenn man endlich ein eigenes, für meine Verhältnisse großes Teleskop besitzt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Nochmal kurz zu den ASCC-Clustern. Diese Offenen Sternhaufen wurden erst 2005 publiziert: Kharchenko et al. (2005) - hier als open access lesbar: https://www.aanda.org/articles/aa/pdf/2005/34/aa2740-05.pdf


    Die Autoren haben die Daten des All-Sky Compiled Catalogue of 2.5 Million Stars (ASCC-2.5) ausgewertet und so 109 Offene Sternhaufen entdecken können. Der Nachweis gelang über die Daten zur Eigenbewegung der Sterne und des Abstands zur Erde. Es wurden also nicht klassische Sternverdichtungen, sondern direkt die physikalische Zusammengehörigkeit der Sterne geprüft. Die Haufen selbst sind daher oft recht unauffällig, da sie ja vorher nicht als solche erkannt wurden.

    Einzelne Ausnahmen gibt es, wie z. B. ASCC 10 (= Alessi-Teutsch 9), ASCC 22 (= Ferrerro 11), ASCC 32 (=Alessi 33), ASCC 41 (=Herschel 1) oder ASCC 49 (=Teutsch 38). In diesen Fällen wurde eben gezeigt, dass es keine Asterismen, sondern echte Offene Haufen sind.


    Der Katalog ist auch online mit links auf die einzelnen WEBDA-Seiten: https://webda.physics.muni.cz//coascc.html


    Wer sich also mal an selten fotografierte und/oder wenig beachtete Offene Haufen wagen will, kann den Katalog ja mal durchforsten.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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