Grenzregion Lacerta / Cepheus - viele Sternhaufen

  • Servus beinand,


    vor Kurzem hatte ich einen Bericht über die visuelle Sichtung von ein paar Offenen Sternhaufen in der Eidechse / Lacerta berichtet: Ein Spaziergang durch die Eidechse (Lacerta) – von einem offenem Sternhaufen zum nächsten (rein visuell, nur Schilderung der Beobachtungen)


    In der Nacht vom 11. auf den 12. September 2021 konnte ich dann endlich auch Fotos machen. Es war zwischendurch sternenklar, aber leider stieg Nebel auf. Meist hatte ich auf meinem Beobachtungshügel Glück, doch in dieser Nacht kam der Nebel bis ganz nach oben. Entsprechend nass war alles. Das Teleskop brauchte ich gar nicht erst aufzubauen. Also habe ich meine Kamera auf die Montierung gesetzt und gewartet, bis der nebel etwas nachließ. Ganz nebelfrei war es dann nie, aber zwischendurch zumindest relativ gut. Da die Eidechse im Zenit stand, musste ich nur wenig Nebel durchblicken. Ich konnte aber nur 25 Minuten belichten, dann wurde es wieder nebeliger. Ich hatte dann in einer zweiten nebelarmen Pause noch die südlichere Region der Lacerta aufs Korn genommen. Obs was geworden ist, weiß ich noch nicht (muss noch stacken). Da habe ich dann nochmal fast 30 Minuten geschafft (muss schauen, wieviele Lights ich wegschneißen muss).


    Hier nun das beschriftete Foto (ich hoffe, es wird von der Forensoftware nicht zu sehr komprimiert, denn dann sieht man fast gar nichts mehr ;-).



    Bei NGC 7243 kann man hier die Zweiteilung ganz gut erkennen, finde ich, die ich in dem Beobachtungsthread beschrieben hatte. Bei 25 Minuten Lichtsammelaktion ist der Streifen natürlich nicht ganz sternenfrei. Man sieht aber, finde ich, gut, dass der Haufen aus mehreren Teilgruppierungen von Sternen besteht (auch wenn am Bildrand der Abbildungsfehler meines Teleobjektivs deutlich ist - ist eben Blende 2.8, wollte Licht sammeln...).


    NGC 7296 (=NGC 7295) - in einer meiner Sternkarten steht 7296, daher hatte ich ihn hier wieder versehentlich so beschriftet - ist wirklich sehr kompakt. Man erkennt aber auf dem Foto, dass er einige recht helle Sterne enthält und mich so eben rein prinzipiell an die Plejaden erinnert (andere Sternenformation, aber eben auch um die 10 helle und viele schwächere Sterne).


    IC 1434 sieht hier nach viiiieeeel mehr aus, als visuell erkennbar. Ist ja oft so auf Fotos...


    IC 1442 - hier war ich verwirrt. Das, was ich als Haufen interpretiert hatte, ist offenbar nur ein Asterismus. Der eigentliche Haufen scheint wirklich kleiner zu sein und seitlich versetzt. Habe ich jetzt auf mehreren Karten so gesehen. Im Teleskop sah ich zwei hellere Sterne (die hier im Foto auch da sind, aber hier sehr nah beinander stehen) und drunter und rundherum viele Sterne. Für mich wie im Parallelthread beschrieben an einen "Space Invader" erinnernd. Der eigentliche Haufen ist aber nur ein seitlicher Ausläufer, den ich nicht als "den Haufen" erkannt habe.


    NGC 7245 werde ich visuell inbedingt nochmals versuchen. Er ist übrignes größer als der kleine Fleck zwischen "den drei Sternen", den ich gesucht hatte. Er reicht über das Dreieck hinaus, was aber eher unauffällig ist (und wohl in erster Linie auf Fotos klar wird). Und ob man mit 8 Zoll visuell auch noch King 9 rauskitzeln kann? Mit größerer Öffnung müsste es ja eigentlich gehen.


    Damit bin ich mit den Objekten durch, die ich visuell versucht hatte, zu erkennen (bis auf NGC 7209, der südlich von des Bildausschnitts liegt (Norden ist oben).


    Ich habe noch einige, weitere Objekte, also v. a. Offene Sternhaufen oder Sternassoziationen eingetragen. Manche sind sogar recht deutlich, sodass sie auch visuell gut gehen müssten. Berkeley 98 zum Beispiel. Die FSR-Objekte dürften visuell mit einem 8-Zöller gar nicht gehen.


    Die kurze Belichtungszeit erkennt man daran, dass der "Zauberer" SH2-142 nur angedeutet rot ist (und auch, weil ich keine astromodifizierte Kamera habe). SH2-135 ist noch schwächer geworden. Ich sehe eigentlich nur zwei Teilbereiche rötlich. LBN 127 ist auch nur halbwegs erkennbar, aber die beiden winzigen Haufen darin sind irgendwie nett (aber wohl nur fotografisch mit einer entsprechenden Brennweite). Aber darum ging es auf dem Foto ja auch gar nicht. Ich habe vielleicht auch ein bisserl zu sehr gestretcht, aber ich wollte auch schwächere Haufen rauskitzeln. Das Original-jpg ist deutlich größer. Das verkleinerte jpg, das ich hier eziegen wollte, hat knapp unter 2 MB, wird hier aber auf 435 kB runterkomprimiert, obwohl bis 2 MB erlaubt wären.


    Vielleicht dient die beschriftete Aufnahme auch dem einen oder der anderen Sternbegeisterten als Ideengeber, was man visuell mal probieren könnte. ASCC 120 und 121 sind eher was für ein großes Fernglas, aber vermutlich fallen sie nicht auf, da sie sich nicht/kaum von der Milchstraße / dem Sternengewimmel abheben. Teutsch 126 macht mich ein bisserl neugierig, wie das im Teleskop visuell aussieht. FSR 0342 wäre was für ein großes Rohr - müsste dann visuell eigentlich gehen.


    Hat von euch schonmal jemand die FSH-Liste visuell versucht? Und weiß jemand, wofür FSH steht? Ich finde diese Objekte in den Pretty Deep Maps eingezeichnet, finde aber darübe rkaum Greifbares im Netz.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo, Christoph,


    ein schönes Ergebnis! Die Sterne sehen für ein tele erstaunlich gut aus.

    Für meinen Geschmack ist das Bild zu hell (das kann an dem Forum-Ergebnis liegen, ist bei mir auch immer so...) und die Farbsättigung könnte höher sein.

    Kannst Du etwas Näheres zu dem tele sagen? Ist das ein Canon 200mm f/2.8 und hast Du bei f/2.8, also Offenblende belichtet?

    Musstest Du irgendwie die Sternformen verändern oder kam das so schon aus der Kamera? Dann wäre ich auch an einem solchen tele interessiert.

    ..oder hast Du Glück gehabt, ein besonders für Astro geeignetes Exemplar erwischt zu haben?


    viele Grüße und häufiger cs

    Andreas

  • Servus Andreas,


    danke für das Lob! Es ist das Tele, das ich in meiner Signatur habe. Die Sterne sind so, wie sie aus der Kamera kamen, an der Form habe ich nichts verändert. Das Foto entstand zudem bei leichtem Nebel, könnte besser sein. Vergleiche mal mit den anderen Fotos, die ich mit dem Tele gemacht habe (Galerie, ich habe da einen eigenen Ordner mit den Fotos per Tele). Und ja, es ist das gute alte f/2.8-Tele von Canon und auch ja: bei Offenblende. Das Objektiv gilt generell als sehr astrotauglich.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    FSH, Du meinst sicher FSR = Froebrich, Scholz & Raftery, die drei haben fleißig 2MASS-Katalog, also im Infrarotbereich, nach Sternhaufen gesucht. Ist glaube ich noch gar nicht so lange her.


    Druckst Du Dir die Aufnahmen dann aus und beobachtest so die Haufen?


    Bei IC 1442 werde ich Acht geben.


    Beste Grüße


    Rene

  • Lieber René,


    natürlich meine ich FSR (wie ich auf das H kam, keine Ahnung - im Foto habe ich ja auch FSR geschrieben). Danke, Froebrich, Scholz & Raftery, dann weiß ich, was die Bezeichnung bedeutet und kann leichter danach suchen. Manche dieser Haufen gehen fotografisch auch mit kleinem Gerät, aber visuell dürften die meisten sehr schwierig sein.


    Hier war es ja anders herum - ich hatte erst die kleine Tour gemacht und danach das Foto. Zudem habe ich mein Teleskop noch nicht so lange. Aber genau so ist es angedacht: Foto ausdrucken und als Aufsuchkarte verwenden. Dafür aber in invertierter Form und in Schwarz-Weiß bzw. in gespiegelter Form.


    Das alles ist ja erstmal nur ein Einstieg. Ich muss sehr viel nachholen, was ich in den letzten 30 Jahren verpasst habe ^^. Es gibt sooo viele Sternhaufen, PNs, Galaxien und so wenig klare Nächte und Zeit. Ich dachte erst, dass ich fast nur fotografieren werde, aber auch das visuelle Spechteln hat einen Reiz, finde ich. Und da eben insbesondere Sternhaufen. Deshalb werde ich sicherlich weiter auf kleine, offene Häufchen achten. IC 1442 und Umgebung werde ich bei Gelegenheit mit dem Teleskop fotografieren. Dann kann ich auch zeigen, was ich visuell meinte.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    (und ganz generell: vielen Dank für den vielen Input und die Rückmeldungen!)

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

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