Wieder mal was Skuriles: ein vermutlicher uralter Brite

  • Moinsen allerseits,


    Da konnte ich den Weiten des Netzes mal wieder was Spannendes entlocken - einen über 100 Jahre alten 125/2000mm-Refraktor vermutlich britischer Herkunft. Ich machte das Ganze aus meinem Urlaub "klar" und - jaab heute isser da, der oller lange "british Dude".

    Das Kistchen kam regelrecht "verlaust" hier an: der extrem nette holländische Verkäufer ist mit seiner Liebsten gerade hier in S zu Besuch; wir hatten uns eigentlich in der Stadt zwecks Übergabe verabredet; aber mich hat eine scheiss Erkältung (nein kein CoVid) dermassen aus dem Latschen gehauen, das ich ihn drum bat, vorbeizukommen, was er dann auch gerne machte. Super!


    Ja, und da ist nun das alte Blechröhrchen; anbei ein 5" Objektivsonnenfilter, 2 Masayuma-Plössl-Okis (15/7.5mm) ein China-Plössl 20mm, ein 7x50er Sucher und musealen aber praktisch eigentlich unbrauchbaren Original-Okulare.


    "Verlaust": Nun, da war fungus auf den Linsen (habe ich aber schon runter - und mangels Vergütung - sowas gibts ja erst seit den 40er/50er - war das auch kein Problem.


    Auch sonst: ca 110 Jahre hinterlassen eben ne Menge Siff. Spannend: der Okulartrieb: das erinnert einen an den Telementor 2; ein Triebrädchen im Haupttubus montiert, der dann die Okular"sektion" rein und rausfährt. Da muss ich aber auch mal ran, das Ding läuft sehr rauh.


    Natürlich habe ich den Ollen sofort man auf die GP gesetzt; nun mit den vielleicht 7 oder 8 Kilo eigentlich keine Sache ... aber der Hebel ... da hatte die arme GP zu tun; hat das aber treuselig (bislang) erledigt. Und die Optik (vermutlich verkitteter 2-Linser) scheint richtig was zu können: auf der Sonne natürlich die Flecken und diese mit viel Detail; Granulation in ruhigen Momenten überhaupt kein Thema.


    Mal sehen, was am Stern/Planeten damit so geht - aber - klaro ist angesagt, dass das Wetter s e l b s t v e r st ä n d l i c h verkacken soll die nächte Zeit. Das "Amen" in der Kirche ist - im Vergleich zum Verkacken des Wetters, wenn es nicht passt - noch eine hochunsichere Sache. Na schauen wir mal.


    Jetzt geht natürlich auch die Recherche los: was für einer ist das? Welches Alter, welches Fabrikat? Wird spannend.Vielleicht hilft ja Euer aller Schwarmwissen; hier mal ein paar Bilderchen ..

    Anbei mal ein Vergleich zwischen dem Langen und dem schon nicht so kleinen Vixen 90/1300er FH ;)




    Greetzles Hannes




    Hier mal n paar pics - weiteres die zeit auf der Seite ...


    Greetzles Hannes

  • Gibt es irgendwelche Gravuren Hannes ? Evtl. Cooke & Sons ? Zumindest hatten die Cooks diese typische Einhand-Fokussierung.


    Vielleicht kann auch unser "Engländer" @ JSchmoll etwas dazu sagen ? Jürgen vor !!! 😉



    LG Micha

  • Hi MIcha & all ... wo der Lange wohl herkommt? Derzeit "nähere" ich mich Watson & Sons London an("Century"-Telescope), kann das aber nicht sicher sagen. Sagen kann ich aber: Alter Schwede, auch die Briten (so das denn wirklich ein "Brite" ist) konnten damals Optik. Einige Wolkenlücken liessen erste Blicke zu: -mit 133 fach war Jupiter - soweit denn keine Wolken davor herumschmotzten - eine detailreiche Scheibe. Besonders spannend war die Fast-Bedeckung zweier Monde, vermutlich Ganymed und Europa, die nur wenige Bogensekunden auseinandstanden: man konnte schon bei besagter 133fachen die unterschiedlich großen Mondscheibchen deutlich sehen. Dann natürlich eps Lyrae (eine Wolkenlücke gabs noch: ich sag nur: Zeiss-Qualität - "Lehrbuchhaft" - Pinpoint-Abbildungen und was man noch so an Urteilen der hohen optischen Klasse nennen kann. So ruhig und entspannt habe ich die Doppel-Doppelten auch selten gesehen. An Wega dann den Intra-Extra-Fokus Test: hier konnte man zwischen beiden Anblicken kaum Unterschiede feststellen: runde Scheibchen mit etwas dickerem Rand und diversen Beugungsringen. Sicher kein schlechtes Qualitätsmerkmal. Für den 125er habe ich natürlich auch schon den Grenztrenner-DS auf Lager: STT 371 in der Leier (7m0 & 7m6 / 0“9). Wird er machen - bin ich sicher.


  • Hallo Hannes, es kann natürlich sein, dass sich irgendwo unter dem Lack ( wer weiss, ob es noch der original Lack ist ) eine schwache Gravur findet. Weisst Du noch ? Genau wie damals, als ich deinen Steinheil restauriert habe - da kam die Gravur auch erst nach Abtrag der runzeligen Lackschicht zutage. Aber deswegen würde ich nun nicht extra am Lack schleifen, wenn der sonst noch gut ist - und so sieht es ja zumindest anhand der paar kleinen Bildchen hier aus . (?)

    Im Übrigen : wenn sich deine ersten optischen/mechanischen Eindrücke bestätigen, hast Du ja wirklich Glück gehabt,denn weiß Gott nicht alle englischen Teleskope zeicheneten sich durch übermäßig feine Mechainik aus, sondern hatten oft ähnlich TAL eine robuste Landmaschinen-Haptik 😉

    Schön also, wenn Du so ein feines Exemplar von einem offenbar "besseren" Hersteller erwischt hast ! :thumbup:


    LG Micha

  • Hallo Hannes,


    Gratulation zum Neuerwerb. Ein wunderschönes altes Teleskop. Es ist immer wieder faszinierend und spannend wenn man so etwas altes erwerben kann und dann auf Spurensuche geht. Ich kann das ein bisschen nachvollziehen weil ich aus einem anderen Hobby von mir einen Gegenstand aus 1884 erwerben konnte.


    Also viel Spaß damit und gute Besserung nach S....


    Gruß Michael

  • Von den Bildern her alleine faellt mir auch nichts ein. Ich vermute mal, dass der Tubus aus Messing ist. Messingtuben mit der Einhandfokussierung waren eine weit verbreitete Konstruktion in England. Cooke, oder Throughton & Simms (ich habe hier einen "Cooke, Throughten & Simms" eingelagert, da die drei fuer etwa ein Jahrzehnt gemeinsame Sache machten). Dollond waere auch noch moeglich. Aber ohne Gravur ist das schwer einzuordnen.

  • Hi allerseits,


    zunächst habe ich heute mal die OAZ-Einheit gereinigt und neu gefettet, so daß das nun besser läuft. Dabei habe ich nach einer Gravur gesucht, keine gefunden. Wohl aber viel Messing, was verarbeitet wurde ... ich recherchiere im Netz herum - ja dieser Lange ist ein harte Nummer. Mal passen die optischen Parameter nicht, dann sitzt das Fokusrad "an der falschen Stelle" - und es gibt da ohnehin nur wenig Materialen zu britischen Teleskopen dieser Zeit im Netz.

    Micha - ja einstweilen werde ich den als fast schon Grab&Go Teleskop auf dem Balkon. Das geht! Und zudem habe ich den nun auf die Giro-Montierung gepackt, so daß der Lange in 5 Minuten einsatzklar ist. Und was die Mechanik betriff - nunja, allerfeinstes ist es nicht. Aber funktionionell (mit ein bischen Pflege). Dafür - zumindest bei diesem hier - umso besser: die Optik. Hoffe mal, das die blöde Wolkensuppe heute abend mal den Abflug macht und ich den langen Briten mal in Ruhe nutzen kann ...


  • Aber lieber Hannes,


    Zitat

    Besonders spannend war die Fast-Bedeckung zweier Monde, vermutlich Ganymed und Europa, die nur wenige Bogensekunden auseinandstanden

    Das waren gestern doch Ganymed und Kallisto (die Gelbe Io und weiter außen die Europa standen duch gegenüber vom Jupi).

    Da würde ich aber bei dem beeindruckenden Refri erwarten, dass man das mit dem erkennen kann (Ich hab´s mit meinem 80mm Schnellspechtel-Refri ohne vorher nachzusehen erkannt.)


    Vielleicht muss da doch mal ordentlich geputzt werden (bei aller gebotener Behutsamkeit.)


    Aber auf alle Fälle Glückwünsche zur Rettung des hübschen Lulatschs!


    CS.


    Hubertus

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