Der bemerkenswerte Doppelstern Furuhjelm 46

  • Hallo zusammen,


    das hier ist mein erster Beitrag im Beobachterforum, hoffentlich findet ihr ihn interessant.


    Im Herkules liegt der ganz spezielle Doppelstern Furuhjelm 46 (Gliese 661), den ich am 03.09. beobachtet habe. Leider fliegt dieses Objekt weit "unter dem Radar" der Amateurastronomie, weshalb man im Internet rein gar nichts an Beobachtungsberichten findet … was auch ein Grund für diesen Beitrag ist.


    Furuhjelm 46 ist das sonnennächste System im Herkules und eines der sonnennächsten Sternsysteme überhaupt (Entfernung = 19,5 Lj). Es besteht aus zwei roten Zwergen mit Helligkeiten von 10,0 mag + 10,3 mag und den Spektraltypen M3 + M3,5. Die Winkeldistanz beträgt zzt. 1,1". Die Umlaufzeit beträgt gerade einmal 12,95 Jahre! Damit dürfte Furuhjelm 46 eine der kürzesten Umlaufzeiten unter den für Amateure trennbaren Doppelsternen überhaupt besitzen. Zum Vergleich: Beim ähnlichen, viel bekannteren Objekt Kruger 60 sind es 44,7 Jahre.


    Zu meiner Beobachtung: Ausgehend von Iota Herculis und M 92 war Furuhjelm 46 schnell gefunden. Getrennt habe ich das Paar mit meinem 16"-Dobson (Spacewalk Telescopes) - zuerst bei 390x, leichter und deutlicher aber bei 590x. Die meiste Zeit war Furuhjelm 46 gut zu trennen. Jedoch machte sich bei dieser Vergrößerung jeder Wind und jede leichte Berührung bemerkbar, auch konnten Momente unruhiger Luft die Trennung stören. Ausgerichtet war der Doppelstern ziemlich genau in Ost-West-Achse. Nach einer Weile konnte ich die westliche Komponente sicher als die schwächere identifizieren, was aufgrund der geringen Helligkeitsdifferenz (0,3 mag) nicht sofort klar war. Der Farbeindruck war bei 590x nur noch dezent rötlich.


    Es war schon ein tolles Gefühl, dieses 12,95-Jahre-System trennen zu können und immer wieder durchs Okular wandern zu lassen …


    Die Abstände und Positionswinkel aus dem 6th Orbit Catalog:

    2019,0: 0,76", 280,6°

    2020,0: 0,92", 267,5°

    2021,0: 1,03", 257,8°

    2022,0: 1,10", 249,6°

    2023,0: 1,14", 242,3°


    … und hier noch ein Bahndiagramm (erstellt mit "Binary Star Calculator"):


    Grüße,


    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    vielen Dank für Deinen gut recherchierten und präsentierten Beitrag. Das ist ja wirklich schick: ein System, dessen kompletter Umlauf in einem Amateurleben 6mal oder gar 7mal - wenn man früh genug anfangen würde und ein hohes Alter erreicht - verfolgt werden könnte! Da ich schon meinen Sargdeckel knirschen höre wäre ich mit einem Umlauf ganz zufrieden. Zwergsterne finde ich überhaupt schick.


    Da habe ich ein neues Ziel für den 7-Zöller. Die rote Färbung beider Komponenten wird die Sichtbarkeit in kleiner Öffnung sicher erschweren. Vielleicht auch mit 7 Zoll schwierig - bin gespannt!


    Beste Grüße, Christopher

  • Hallo Jürgen,


    ich bin eigentlich nicht so der Doppelstern-Fan. Aber den finde ich sehr spannend. Am Wochenende auf dem SHT werde ich mich mal daran mit dem 16“er versuchen.


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Jürgen,


    vielen Dank auch von mir. Nachdem ich irgendwie bei Krüger 40 nie zu fassen gekriegt habe (nicht gefunden) und aufgegeben habe, wäre das ein Kandidat an dem ich mich versuchen würde mit 8".


    Hast Du eine Aufsuchkarte? Mein Triatlas Ausdruck (bis 10mag) hat ihn nicht sonderlich beschriftet ausgezeichent, wo isser denn?


    CS,

    Walter

  • Hallo Walter,


    dafür kann ich auch Wikisky empfehlen: http://www.wikisky.org. Wenn du im Suchfeld "Gliese 661" eingibst, wird der Stern im umgebenden Sternfeld angezeigt - mit der Möglichkeit zum rein- oder rauszoomen links. Und bei vielen Objekten liefert Wikisky durch Anklicken auch eine Menge an zusätzlicher Information.


    Servus

    Ben

  • Hi Ben, Lothar,


    Danke, jetzt habe ich ihn dank Wikisky in meiner Karte identifiziert als Pünktchen und eingekreist. Lothar, bei Deiner Karte stimmt was nicht. Die R.A. passt nicht. Aber Ben's Link zeigt die richtige Position, wenn ich die Daten (R.A. und Dekl) aus Wikipedia heran ziehe.


    Hoffentlich klappt es in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag. Eigentlich wollte ich heute raus, aber die Vorhersage hat sich für heute Nacht zum Negativen geändert. Bin gespannt, ob ich ihn finde - aber M92 ist auch ein ganz guter Aufhänger als Start alternativ zu iota Her ...


    CS,

    Walter

  • Hallo zusammen,


    na hoffentlich wird sich bei Dir, Christopher, noch mehr als ein Umlauf ausgehen xD. Da sind wir aber schon beim Problem: Die meisten visuellen Doppelsterne haben nach menschlichen Maßstäben lange Umlaufzeiten, und jene mit kurzen Umlaufzeiten sind für Amateure zu eng. Die Idee war es also, gezielt sonnennahe Systeme im WDS-Katalog nach Machbarkeit abzuklappern. Es wäre auch sehr spannend, den Umlauf fotografisch festzuhalten, da man hier schnelle Resultate hat, aber als Dobson-Beobachter habe ich dazu nicht die Mittel …


    Was die Öffnung angeht, so würden - wenn man rein nach Abstand und Helligkeit geht - in der Theorie schon 5" reichen. In der Praxis wird man auf jeden Fall ein paar Zoll draufschlagen müssen. Im Gegensatz zu nebeligen Objekten muss man diese kleinen Dinger direkt beobachten, da man ja scharf sehen muss. Wenn man dann noch hoch vergrößert und der Himmel nicht ganz dunkel ist, kann es schnell passieren, dass einem "das Licht ausgeht". Über allfällige Berichte, wie gut es mit 7" oder 8" funktioniert, würde ich mich aber sehr freuen.


    Kleine Korrektur noch: Die Helligkeiten sind nach WDS 10,0 mag + 10,3 mag (nicht wie eingangs erwähnt 10,3 + 10,5).


    Und weil Walter nach einer Karte gefragt hat …


    Grüße,

    Jürgen

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