Hallo zusammen,
Die Götter waren mir wieder gnädig und alles hat sich zusammengefügt um einen Ausflug zwecks Deep Sky Beobachtung zu wagen: Schöner Himmel und Vorhersage für die Nacht, ein flach stehender und früh genug verschwindender Fast-Halbmond, Wochenende Sa(14.8.)->So(15.8.), keine familiären Verpflichtungen.
Also tagsüber am Samstag alles ins Auto geschleppt, ein vorab Nickerchen und abends spät, so 21:30 hatte ich alles beisammen um los zu ziehen, nach einem 30-Grad warmen Tag. Die Fahrt zum Beobachtungseld im Odenwald dauerte etwas über eine Stunde, die letzten Kilometer mit einigen Großtraktoren gesprenkelt - oha!
August ist immer gefährlich für den Feldastronomen... Und tatsächlich, angekommen auf "meinem" Feld(-rand) war einige Aktivität (Feldmaschinenlärm) zu hören - hoffentlich kommen sie nicht zu mir. Es ist zwar 22:30, aber ich hab schon Einiges erlebt. Aber da bin ich nun und das Auto wird ausgepackt und das Teleskop auf dem Feldweg aufgebaut. Wie immer: Newton 8" f/5 auf der HEQ5. Um 23:00 war ich beobachtungsfertig und der Mond winkte schon zum Abschied über den Hügelkamm - "Tschüß, Danke und Guten Schlaf, Mond"!
Es war sehr angenehm, leichter Wind mit 17 Grad, die Milchstraße reich und strukturiert, selbst mit Rest-Mondlicht, das versprach gut zu werden. Ich schlenkerte noch ein wenig rum, die gute Luft, die Optik, der Himmel ... und prompt flog eine helle grünliche Sternschnuppe mit schöner kurzlebiger Spur. Klasse! Stand ich doch vom 12.8. auf 13en auf dem Balkon rum und hab keine Einzige gesehen. Und wieder eine helle! Hey !!!
Also eine tolle Einstimmung. Dann ging ich, da ja noch nicht völlig dunkeladaptiert, auf die beiden Planeten Saturn, Jupiter los. Mit dem 8-Zöller hab ich nicht oft Möglichkeiten dazu. Jaaaa, diesmal könnte es was werden, "normales" Seeing mit verwaschenem Bild, nicht besser als vom Balkon mit dem 4" Refraktor, aber für ganz kurze Moment zeigte mir der Skywatcher was er eigentlich kann, wenn man ihn lässt. Aber - später vielleicht.
Als nächstes brannte ich darauf meine Neuerwerbung zu testen, einen H-beta Filter. Den will ich schon viele Jahre holen und habe immer auf den Gebrauchtmarkt geschielt. Vergebens - nur ein mal wurde einer angeboten, aber dann war der sofort weg. Und nun liest man über saftige Preiserhöhungswellen und drohender Euro Inflation und da wird die Neukaufschwelle ganz niedrig. Lumicon ist schon (wieder) im Mondorbit mit seinen Preisen, also Astronomik - die sind immer noch und das nach vielen Jahren, beim gewohnten Preis von 200 Euro. Angeblich bei 8" noch nicht sooo sinnvoll, aber mit UHC kriege ich den California Nebel und den Pferdekopf einfach nicht hin. Und im Zweifelsfall kann ich den Filter immer los werden, siehe oben.
Perseus steht noch viel zu tief um 23:00, aber da sind ja jede Menge Nebel am Sommerhimmel. Namentlich im Schützen. Keine ausgesprochene H-beta Nebel, aber wo rot ist (H-alpha) auf den Fotos, ist Wasserstoff und wo Wasserstoff ist, da wird wohl auch blau (H-beta) sein? Ein sehr schönes Blau hat der Filter übrigens so am Tage besehen, das nebenher :-)!
Gut, also mal die Lagune aufgesucht (M8) und erst mal wie gewohnt, OIII. Alles an seinem Platz. Und jetzt den H-beta: Wau - mehr als erwartet. Durchaus helle Nebelpartien, aber M8 sieht deutlich anders aus, ein besonders heller Teil ist viel prominenter als mit OIII. Na das lohnt ja richtig :-)!
So ermutigt, dann zum nächsten Nebel Highlight, dem Schwan (M17). Auch hier, durchaus hell im h-Beta und klar anders, weniger "Schwan" und schon gar kein "Omega".
Test bestanden, Filter wird behalten :-).
Jetzt konnte ich an mein kleines "Arbeitspensum" im Schützen ran. An den Adler Nebel und die Säulen der Schöpfung. Oft aus dem stand aus versucht, aber nie gesehen. Wie Norman mir jüngst aber geraten hat, dieses mal mit Bildern zum Vergleich. Ich habe mir die Augen verrenkt, Okulare gewechselt, OIII immer drin, aber ...schwierig, sehr schwierig im 8-Zöller. Im Bild/Foto stark kontrastiert, dunkel aber real, hmm indirekt etwas blasser das "V" aber nur indirekt und mit einem kleinen "viellecht" und "ist es überhaupt ein V?". Am Besten noch mit dem 12mm Nagler - 2,4mm AP - V=83x (vor 8mm Delos und 27mm Panoptik). Ich muss noch dazu schreiben, daß ich im Laufe der Nacht den Verdacht eingefangen habe, daß die Transparenz eher A- war als AAA, um im Börsen Jargon zu sprechen.
Ja und dann hab ich mir aus einem der Beobachtungsberichte den OS NGC6645 notiert. Der ist wenige Grade östlich vom Schwanennebel zu finden. Ja, der ist prima. Fällt im Übersichtsokular gut auf und im 12er sieht der Puderzucker Haufen sehr schön aus, auch das Umfeld. Ich weiß nicht ob meine Augen mir einen Streich spielten, aber beim "Danebensehen" wurde mir ein rundes schwarzes Loch mitten im Haufen suggeriert, umringt von einem Sternenkreis. Ganz subtil jetzt, beim Direkten Sehen ist es ein ganz normaler feiner OS. Ich müsste jetzt den Diskussions Thread finden, was da so geschrieben wurde. Welcher Beitrag war das nur...?
OK, der Rest der Nacht war halt normales Beobachten aus dem Handgelenk, also Standards wie M2, M15 usw. Den Teil des sich jetzt bietenden Himmels hatte ich ja schon mindestens ein Jahr nicht beobachtet und damals auch sicher das Eine oder Andere ausgelassen. Wie auch jetzt wieder. Die Nächte sind einfach zu kurz. Den Schwan, Kepheus hab ich wieder völlig außen vor gelassen, schade.
Dafür aber so Früh Herbstler wie M31, M33, M78. sehr schön, aber die kamen auch schon mal besser rüber, kein AAA. Vielleicht A+.
Und dann, war endlich, so gegen 2:00, der Perseus hoch genug für meine Ungeduld. Der König des h-Beta, der sich soo mit anderen Filtern ziert, California Nebel. Natürlich habe ich gelesen, daß er, typisch h-Beta Objekt, nix mit Filter-Knallern wie Zirrus, M42 etc. zu tun hat. Klar soweit. Also mal Xi PER im Sucher eingestellt, das 27mm Panoptik mit h-Beta "Extension" und .... TADAAAA,... äh , ne: tadaa?...hmmm....ta.? Himmel auch - wo isser? Gut, durchatmen. Ist es überhaupt Xi, Ja ist es. Wie groß wie weit weg, Karte, OK. Jetzt die Richtungen im Okular feststellen mit den Richtungstasten der Montierung, R.A., ach so. Deklination rauf/runter, aha. Oben-Unten ist links-rechts im Okular. Aber wo oben(Nord), wo unten(Süd) ? Kurz selbst das Teleskop mit der Hand rauf gedrückt. OK, alo "Nördlich" ist rechts im Okular, aber hmm, jaaa....nein... nicht klar. Mehr AP muss her.
Also Pano 27mm (5,4 AP) raus und den Filter auf mein Overkill Okular, TSWA 37mm gesetzt (7,4mm AP 2,7 Grad Feld). Jaaaaaa, jetzt sehe ich es, klar und jetzt auch nicht mehr zu diskutieren. Okularfüllend. Schon seeehr hauchzart, aber eindeutige Aufhellung und mit "Form", wenn auch nicht scharfkantig, wo ist jetzt san Franzisco, wo Los Angeles, also welches der Ränder die Pazifik Küste?. Na vielleicht ist die Transparenz mittlerweile auch etwas perdü.
Leute, ehrlich - nur dafür wären mir die 200 Euro eindeutig zu viel gewesen. Aber die Ergebnisse an den anderen Nebeln waren ermutigend. Übrigens verschwand M57 mit dem h-Beta vollständig - nix mehr da! Auch lustig ;-).
Ja gut also, das wollte ich mal näher beschreiben in diesem Bericht: H-Beta Inauguration mit 8 Zoll.
Mittlerweile drohte eine dunkle (dunkle!) Wolke am aufgehellten Südost Horizont. Jetzt vielleicht 8 Grad hoch. Da habe ich mich wieder der Großplaneten entsonnen. Sowieso Zeit abzuschließen, irgendwie war ich erstaunlich müde schon um 2:30, eigentlich merke ich das nicht, die Kälte übertüncht immer die Müdigkeit. Und wau! Dieses mal durfte der 8er Newton mal zeigen was die offenbar wirklich gute Optik drauf hat. War das ein schöner Saturn und Jupiter. Besonders Jupiter! Immer zwar nur Sekundenbruchteile mit vollster Auflösung, aber die hatten es in sich. Fast fotorealistisch und doch so anders. Visuell hat man so ein ganz anderes Kontrast- und Farbspiel als auf gestackten Fotos im Computer. Einfach genial. Die Vergrößerungen 220x und 280x gefielen mir am Besten. Die Details dann teils fadendünn, aber kontraststark und der Jupiter fein ziseliert/marmoriert. Und man hat einen guten Fokussierpunkt für das Auge (mein Auge hat sich damit wohler gefühlt). Interessanterweise sind das die gleichen Okulare (9mm und 7mm) mit denen ich Jupiter am TAL100 am liebsten beobachte. Nur am Newton eben mit 2x Barlow.
Tja, dann war ich auch an den innernen Reserven dran, die dafür erhalten mussten noch fast 1/2 Stunde alles abbauen und verstauen, noch etwas Himmel genießen und noch im völlig dunkeln ab nach Hause zu fahren. Die Fahrt war dieses mal spürbar anstrengend. Selten zu vor bin ich mit so einer Wonne ins Bett gefallen :-).
Eine sehr schöne Nacht und das war auch mal wieder nötig. Hoffentlich wird der Rest des Jahres nicht so mager wie 2020, da schenkte mir nur noch der September eine schöne Beobachtungsnacht.
Ich hoffe, der Bericht hat Euch auch Spaß gemacht, vielleicht auch etwas informativ geesen. Ich freue mich schon auf den Austausch :-).
CS,
Walter