First Light meines Teleskops und Fortsetzung der Berichte über Pleiten, Pech und Pannen (mit Erfolgserlebnissen)

  • Servus beinand,


    ich hatte ja schon ein paar wenige Berichte geschrieben, wie es mir als Wiedereinsteiger ins Hobby Astronomie erging und ergeht – also der Kampf mit dem neuen Teleskop. Langsam aber sicher scheine ich ihn zu gewinnen. Doch der Reihe nach...


    Nachdem ich ein paar Nächte lang visuell mit meinem Teleskop "gespielt" habe, wollte ich jetzt endlich anfangen, mit ihm zu fotografieren. Das ist das, was ich hier als "First Light" bezeichne, denn visuell kam natürlich schon Licht auf den Spiegel. Es hat ja das meiste gut geklappt. Einnorden mit dem iPolar ist kein Problem (dachte ich, sah immer gut aus), GoTo-Steuerung geht nach drei-Stern-Kalibirierung wirklich gut (und immer genauer, wenn man weitere Objekte nutzt, um nachzukalibrieren). Als der Okularauszug mit Kamera ständig durchrutschte, wurde mir klar, was die untere Schraube am OAZ soll (steht auch in der Gebrauchsanweisung).


    Also los... Montierung, Kamera, Teleskop und raus in die Nacht (vom 9 auf den 10. August), alles aufgebaut, eingenordet, Kamera dran, Objekt eingestellt (es sollte erstmal M14 werden, zum Üben), dann PHP2 gestartet wegen Autoguiding und siehe da: es sei ein Firmwareupdate nötig. Kurz gesagt, PHP2 konnte mit der Montierung nichts anfangen... also doch keine Fotos, wieder visuell beobachtet (und dann eben Teleskop runter, Kamera drauf und nur mit Kamera plus Teleobjektiv fotografier).


    Tags drauf – zuhause, also Firmwareupdate... die Montierung war kein Problem, aber die Handsteuerung... ich habe eine serielle Schnittstelle amLaptop, das Kabel von der Handsteuerung auch. Dass da aber Weibchen auf Weibchen stieß, war mir nicht bewusst. Ich brauche also einen Adapter. Da aber die Handsteuerung vorher lief, nur die Moniterung nicht mit dem Autoguiding, bin ich, nichts böses denkend, die nächste Nacht wieder rausgefahren, habe alles aufgebaut – und siehe da, die Handsteurerung erkennt jetzt die Montierung nicht mehr (wegen des Firmwareupdates). Also geht gar nichts... außer Klemmem zu lösen und im manuellen Dobson-Modus visuell zu beobachten.


    Wieder tags drauf: Auf in einen Elektromarkt, um den Adapter von Weibchen seriell auf USB zu kaufen. Gibt's aber nicht mehr, nur zu bestellen. Habe diverse Märkte und Händler angerufen, nachdem ich für umsonst vom Dorf in die Stadt (Weilheim) gefahren bin. Nirgends gibts den Adapter mehr (früher gab es den überall). Braucht keiner mehr *hihi* außer Astrofreaks mit Uraltschnittstellen an moderner Gerätschaft. Schließlich habe ich einen Computerhändler in Landsberg gefunden, der einen vorrätig hat (wollte ja am Abend wieder raus). Also gekauft, Update gemacht und abends wieder raus. Jetzt war der Himmel natürlich diesig, später bedeckt, Zumindest konnte ich jetzt alles starten und PHP2 probieren (um zu merken, dass es nicht das tat, was es hätte tun sollen).

    Also wird der Schritt Autoguiding erstmal außen vor gelassen. Die Montierung läuft ja gut genug, um zumindest so um die 30 Sekunden hinzubekommen, dachte ich. Und siehe da, kleine Strichspuren (die bei den allerersten Testfotos, als ich das Scharfstellen geübt hatte, so nicht da waren). Also Belichtungszeit runter auf 10 Sekunden und die Sterne waren o.k. Da musste also nachgearbeitet werden.


    Hier erstmal das Ergebnis des ersten (nicht-Test, sondern g'scheiten) Astrofotos mit meinem Teleskop:



    Die Eule – NGC 457 – ich habe sie hier einfach mal aufgerichtet, so schräg kopfunter sieht sie ja seltsam aus. Mehr als die nicht ganz 7 Minuten Belichtung war nicht möglich, denn dann kamen die Wolken... Dem Foto fehlt daher Tiefe und ich habe es jetzt nicht allzusehr bearbeitet. Aber es ist ein erster Schritt...


    In der Nacht drauf habe ich es dann wieder versucht – wolkentechnisch war es aber noch nerviger. In der Nacht vom 12. auf den 13. August, in der ich die Eule fotografierte, war klar, dass ich einpacken muss. Trotz Perseidenmaximums. In der Nacht vom 13. auf den 14. war es aber nerviger, denn es sah erst ganz gut aus. Als ich dann aufgebaut habe, zog es zu, dann wieder Lücken, Einnorden fast nicht möglich (wegen ständiger Wolken), dann wurde der Süden frei und Pegasus war zu sehen (NGC 7814 stand auf dem Programm).

    Die Folge: die Deklination rutschte relativ schnell durch und auf vielen Lights waren schwache Wolkenstrukturen. APP hatte seine Probleme, den Hintergrund hinzubekommen. Ich habe das Foto noch etwas abgedunkelt, weil der Hintergrund schon arg heftig aussieht (senkrechte Streifen wegen des Durchrutschens der Deklination, zudem Wolkenschleier). Und trotzdem ist es gelungen, das abzubilden, was ich abbilden wollte: die Supernova 2021rhu:


    30 Minuten Belichtungszeit sind viel zu kurz, um Details rauszukitzeln, zumal ich nicht maximal gestretcht habe (Hintergrundchaos), aber man sieht die Supernova sehr klar, auch den Staubstreifen der Galaxie (Kleine Sombrerogalaxie, NGC 7814). Die schwächsten Sterne sind knapp unter 18. Größenklasse (mit dem AAVSO-Plotter habe ich im Umkreis von 25' Sterne bis 18m0 geplottet und alle sind hier zu sehen).


    Im Vergleich die Aufnahme ohne Teleskop nur mit dem Teleobjektiv:



    Die Tiefe ist ähnlich (schwache Galaxien erscheinen sogar deutlicher) bei nur 19 Minuten Belichtungszeit (daher auch hier großes Rauschen), aber die Auflösung des 8-Zöllers ist natürlich viel viel besser, kleinere Strukturen sind erkennbar, Details werden aufgelöst und die Sterne haben kleinere Beugungsscheibchen.


    In der Nacht darauf wollte ich das Deklinationsgerutsche prüfen. Also den iPolar nochmal neu kalibirert (durch Drehen der R.A.-Achse) und siehe da, jetzt ist nach genauen Einnorden die Deklination stabil. 30 Sekunden Nachführung gehen plötzlich. Und die Nacht war sternenklar, aber erst nach Mitternacht, vorher gab es Wolken, Wind, Wetterleuchten und Donnergrollen. Eine Gewitterzelle streifte mich gerade noch und verzog sich dann. Also konnte ich endlich nach Mitternacht in aller Ruhe fotografieren (APP arbeitet gerade, noch ist nichts fertig).


    Auf dem Programm standen M2 und M15 zum Üben. Um das Zentrum nicht auszubrennen, habe ich doch viele Kurzzeitaufnahmen gemacht. Und wieder einen Anfängerfehler... für das Vorschaubild belichte ich immer erstmal mit ISO 40.000, dann sehe ich sofort, ob das Objekt in der Bildmitte ist. Für M15 habe ich vergessen, das wieder runterzudrehen. Also habe ich knapp 200 Lights, die ich weggwerfen kann (Darks hatte ich zwischen M2 und M15 gemacht, mit richtiger ISO). Ich habs auch nicht groß gemerkt, da ich für das nächste Objekt ja eh die Vorschau nutzen wollte...


    Weiter gings mit NGC 7009, dem Saturnnebel, der ein gleichschenkliges Dreieck mit Jupiter und Saturn bildet (also jetzt gerade). Und ich muss sagen: wow! Schon die Einzelbilder zeigen den hellen Planetarischen Nebel mit Struktur. Ich bin echt begeistert und gespannt, was APP rauswerfen wird.


    Dann kam der Übermut: NGC 514, eine lichtschwache Spiralgalaxie, in der ich 2020 eine Supernova mit dem Teleobjektiv fotografiert hatte. Mit dem 8-Zöller muss das ja viel besser gehen (ohne Supernova natürlich). Leider war da das NGC 7814-Foto noch nicht fertig. Sonst wäre mir klar gewesen, dass ich hier sicher mindestens 2 Stunden brauche. Ungefähr eine Stunde habe ich belichtet, bevor es zu dämmern begann.


    Also, weil man ja die letzte klare Nacht (laut Wetterfröschen) komplett nutzen will, noch schnell ein paar Lights von NGC 7662 (Blauer Schneeball) und auch hier: Einzelfotos zeigen schon innere Strukturen, cool.


    Und für mein inneres Notizbuch:

    1.) Steht der Meridianflip an, hört einfach die Nachführung auf, das wird nicht automatisch gemacht (ohne Autoguiding). Hatte ich nicht mitbekommen (betraf auch M15).

    2.) Mein Akku für die Montierung hält "nur" vier Stunden. Suboptimal, wenn die Nächte länger sind. Also später einen stärkeren kaufen oder einen zweiten und dann umstöpseln, hält dann acht Stunden (plus Autobatterie für Notfälle - wäre es nicht eh schon hell geworden, hätte ich mein Auto angeschlossen).


    Fazit der ersten Schritte:

    Es läuft... langsam, aber sicher. Im Moment mache ich noch recht kurz belichtete Fotos, um reinzukommen. Ist aber alles reproduzierbar, wird es sich auch lohnen, mal z. B. drei Stunden ein Objekt zu belichten. Galaxien mit Supernovae: ich komme!


    Da das ein Beobachterforum ist, noch ein paar wenige Dinge aus den visuellen Teilen der Nächte:


    Teleskop:

    NGC 14 ist im Achtzöller indirekt sichtbar.

    NGC 7814 ist indirekt richtig hell, die Supernova auch direkt noch erkennbar, um dann zu verblassen. Ich schätze sie auf knapp 13 mag. Beim Hin- und Herschauen (direkt/indirekt) blinkt die SN richtig, da mal mit, mal ohne Galaxie im Hintergrund)

    M 52 sieht auch im Teleskop wunderschön aus. Erinnert mich an einen Brilliant in einer Fassung (feine Sternenketten bilden die Fassung).

    NGC 457 ist im 8-Zöller visuell ein Genuss (Eulenhaufen) und M 103 auch (der "Weihnachtsbaum").

    (mehr ging nicht wegen Wolken oder wegen Fotografierzeit)


    Fernglas:

    M 74 ist im Fernglas (20 x 70) nicht zu erkennen, zu geringe Flächenhelligkeit für die Nacht, in der ich's probiert habe. NGC 7814 ging aber auch nicht im Fernglas.


    Vielleicht hilft der Bericht anderen Einsteigern, manche meiner Fehler nicht zu machen ;-).

    Mein Fazit: trotz aller Stolpersteine bin ich von meinem Teleskop begeistert. Ich brauche keine Flats, da das Gesichtsfeld ohne Flattener oder Reducer sehr gut zum Vollformatchip passt, die optische Tiefe ist beeindruckend (die SN war so klar sichtbar, obwohl sie offiziell an der Grenze des Teleskops liegt). Und ich kenne ja den C8. Die Brillianz ist größer und der Bildrand besser. Und mangels der Platte nicht die Probleme mit dem Beschlagen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

    Einmal editiert, zuletzt von Lucifugus ()

  • Hallo Christoph,

    das ist ein sehr schöner und sehr authentischer Bericht. Ob du einem Anfänger so helfen kannst ist aber fraglich. Den einen Fehler macht er dann vielleicht nicht, aber den anderen. ;( Vieles von den was du schreibst habe ich selber erlebt, und bei der Bedeutung der zweiten Schraube am OAZ musste ich echt schmunzeln. Das habe ich ganz genau so erlebt.

    Wichtig ist, dass man am Ende irgendwie zufrieden ist, auch wenn man weiß dass es noch viel weiter gehen könnte.

    Danke und viele Grüße,

    ralf

  • Sehr schön Christoph!


    Liest sich genau wie mein Kampf gegen die Elektronik (nur das es da noch USB Adapter gab, diese Hürde hatte ich nicht).

    Aber irgendwann denkt sich jede Steuerung „der Klügere gibt nach“ ;)


    Grüße,

    Rainer

  • Hallo Christoph,


    :D - ohje, du must ja Nerven aus Stahl haben.


    Freue mich schon auf deinen nächsten Bericht.


    Liebe Grüße

    Sabine

    Meine Ausrüstung
    Montierung: ioptron CEM40, Skywatcher Star Adventurer Pro

    Kamera: Altair Hypercam 26C, Canon EOS700Da

    Teleskop: TS Photoline 80 mm f6 (380/480 mm)

    Objektive: Canon 200 mm, Samyang 135 mm, Sigma 18-35 mm, Canon 60 mm

    Guiding: MGEN3

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