Geschätzte Leserschaft,
Manchmal muss man nehmen, was einem geboten wird.
In der Perseidennacht vom 11. auf den 12. August folgte ich den Versprechern der Wetterdienste und baute erwartungsvoll meinen
neuerworbenen 16" Gittergebrauch(t/s)rohrdobson im Garten auf. In einer vorherigen Nacht mit bedeutend weniger Wolken, dafür aber seeing-
limitiert, hatte ich bereits gelernt, dass ich eigentlich noch garnicht am Stern kollimieren kann. Ich lernte viel in dieser Nacht, beobachtete
wenig. Als Erkenntnis blieb: Viel Rumschrauben hilft nicht viel, sondern verstellt nur viel. Und: Der Hantelnebel ist sehr, sehr gross und hell,
wennauch nicht zwingend detaillierter als im 8" Dobson, vorbehaltlich Seeing.
Zurück zur Perseidennacht
Diese immerhin enttäuschten nicht, freiäugig.
Nun Concenterjustiert stand der Riese auf der nun zu kleinen Beobachtungsterasse (2x2m).
Mein Plan war es, den Irisnebel, die Feuerradgalaxie und den Cirrusnebelkomplex zu beobachten und mit meinen Erfahrungen im Achtzöller
zu vergleichen. Irisnebel wäre jedoch etwas Neues für mich. Ebenso hatte ich mir vorgenommen, mindestens eine der Novae zu sehen,
am liebsten die im Schlangenträger.
Okulare Unwissenheit und schwindender Durchblick
Wolken in verschiedenen Höhenlagen sowie ziemlich viel Tau machten mir zu schaffen. Lange sass ich vor den Sternkarten und suchte nach
Möglichkeiten. Irisnebel: Komplett Fehlanzeige. Eine Mischung aus vielleicht falscher Vergrößerung und wohl der falschen Suchstelle.
Äussere Faktoren: Wolken, beginnende zutauende Optiken, die böse Sternkarte war auch schuld, im Klartext also fehlerhafte Objektwahl,
fehlender Tauschutz (keine Taukappe am Sucher, Rigel fahrlässig unabgedeckt, Fangspiegelheizung nicht genutzt, obwohl der voll freiliegt, anders
als am Achtzöller, der eine ca. 50cm lange Isomattentaukappe/Streulichtkappe hat). Ringnebel als Kalibrierobjekt für Vergrößerung und Selbstvertrauen. Andromedagalaxie, denn vielleicht hilft ja Größe und bekannte Lage, um das Ego wiederherzustellen. Nein, eine Andromedanacht war es ebenfalls nicht. Kurz davon geträumt, den Saturnnebel anzusteuern, nicht weit davon Saturn selbst. Panik, dass der Spiegel aus der Halterung kippt.
Saturn immerhin war noch ein schöner Anblick. Die Ringteilung, zumindest an den Ringen vor Allhintergrund, die weisse Bauchbinde und der Planetenschatten auf den Ringen waren zu sehen. Der Ein- und Anblick der Objekte ist wirklich entspannter in der großen Optik. Leider kann ich nicht mehr so schön bequem sitzen bei der Beobachtung, Vieles ist noch unausgegoren. Etwas verwunderte mich, als ich den Zirrusnebelkomplex aufsuchte. Zunächst zeigte der sich äusserst zaghaft, ein Resultat von betautem Fangspiegel und Bewölkung. Als ich aber den ES OIII-Filter in den tollen Filterschieber schraubte und erstmals klick-klack zwischen Filter und freiem Blick wechseln konnte, war der Anblick schon echt beeindruckend. Etwas schmierig vielleicht, klar, bzw. getrübt, aber toll gross und hell immerhin. Frage an die Erfahrenen: Mit dem Baader Aspheric 36mm kann ich im f/6 Achtzöller eigentlich den ganzen Bogen sehen, im 16" f/4,5 sah ich aber nur vielleicht den halben Bogen. Ich war der Ansicht, ein weiteres Feld zu überblicken mit der f/4,5 Optik. Aber gilt da Brennweite absolut? 1200mm zu 1800mm? AP ist mit 8mm auch zu verschwenderisch, ich plane noch auf ein 24mm, was die Feldgröße aber auch nicht verbessert.
Soweit erstmal, die Liste ist noch lang.
CS,
Henning