WY Cassiopeiae – ein schöner Mirastern

  • Servus beinand,


    manchmal findet man per Zufall Dinge (oder Sterne)... Ich habe ja gestern NGC 7789 vorgestellt. Ich hatte 2020 schonmal diesen Sternhaufen geknipst (da muss man wirklich sagen, geknipst, denn ich habe nur 3 Minuten 40 Sekunden dafür verwendet...). Damals mit dem Omegon Mintrack LX 3 nachgeführt und der war nicht optimal eingestellt. Trotzdem vergleicht man ja solche Fotos von früher mit den aktuellen. Und siehe da, unterhalb des Sternhaufens leuchtet auf der 3-Minuten-Aufnahme ein intensiv orangerot gefärbter Stern, der auf dem aktuellen Foto so nicht da ist. Da ich damals nur mit DSS gearbietet hatte und ich da nicht auf die Sternfarben kalibirieren konnte wie bei APP bzw. generell die Sterne blasser rüberkommen, war das dann doch sehr überraschend.


    Also nochmal das neue Foto geprüft – und siehe da, er ist auch drauf, auch in Orange, aber sehr sehr schwach, obwohl es immerhin 11 Minuten belichtet wurde.


    Also ein Blick in die "Pretty Deep Maps" und da ist er eingetragen: m schwankt zwischen 10,0 und 16,9 mag bei einer durchschnittlichen Periode von 476,56 Tagen. An der Zufallsentdeckung meinerseits auf den beiden Fotos sieht man, dass ich neu in die Astronomie einsteige, denn sonst wäre mir der Stern sicher bekannt gewesen.


    Hier nun die beiden Bilder (Ausschnitte):


    Die Ausschnitte sind mir nicht gleich groß gelungen, was aber für das Ergebnis egal ist. Das linke Bild ist vom 16.9.2020 (3 Minuten 40 s belichtet) und das rechte vom 3.8.2021 (11 Minuten belichtet).


    Man sieht nebenbei den Fortschritt - beides mit der gleichen Kamera und Objektiv, links zu kurz belichtet und nicht gut bearbeitet, rechts aktuell... Der Helligkeitsunterschied ist aber beachtlich. Ich habe im Netz dann dieses gif gefunden: https://epod.usra.edu/blog/200…ellation-cassiopeiae.html ("amazing variable star" trifft es sehr gut, finde ich).


    ich werde in Zukunft also weitere Fotos von NGC 7789 machen, um WY Cas noch ein bisserl zu "beobachten". Es ist der Hammer, wie dynamisch das All ist, wenn man nur genau hinsieht. Der Unterschied ist mir direkt aufgefallen, als ich die beiden Fotos in meinem Irfan-View nacheinander per Pfeiltaste durchgeklickt habe. Was hier besonders schön ist: die intensiv orangerote Färbung (o.k., das ist ja bei allen Mira-Typ-Sternen so).


    Wer WY Cas anschauen will, hat also im Moment etwas Pech, da er gerade lichtschwach ist. ^^


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    Wahnsinn, mir wäre das nie aufgefallen.


    Aber wenn es um anschauen und lichtschwach geht, passt am Besten ein etwas verändertes Sprichwort: es kommt nicht immer auf die Helligkeit an ;)  ^^


    VG, Micha

  • Servus Micha und Marwin,


    danke für die nette Rückmeldung :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • Servus Christoph,


    was dir alles auffällt :thumbup: :) . Hammer!


    Ich habe kürzlich ein Bild vom Embryo-Nebel gesehen und als ich heute in Stellarium geguckt habe, wo der zu finden ist, habe ich festgestellt, dass ich ihn sogar auf einer Weitwinkelaufnahme mit drauf habe. Zwar nur winzig klein - aber hey, er ist da. Und vorher ist er mir gar nicht aufgefallen.


    Liebe Grüße

    Sabine

    Meine Ausrüstung
    Montierung: ioptron CEM40, Skywatcher Star Adventurer Pro

    Kamera: Altair Hypercam 26C, Canon EOS700Da

    Teleskop: TS Photoline 80 mm f6 (380/480 mm)

    Objektive: Canon 200 mm, Samyang 135 mm, Sigma 18-35 mm, Canon 60 mm

    Guiding: MGEN3

  • Hallo Christoph,


    Du steigst in die Astronomie ein, aber gleich richtig. Auf solchen Bildvergleichen, die von Hand und mit dem bloßen Auge oder unter einem Mikroskop/Binokular gemacht wurden, hat man Ende des 19. Jhd. die wesentlichen Entdeckungen gemacht, auf denen die Grundlagen der modernen Kosmologie beruhen. Gerade die Suche nach und die Klassifikation von veränderlichen Sternen hat dabei manche Zufallsfunde ergeben, die sich für die Theoriebildung als grundlegend erwiesen.


    Die Damen, die das machten, nannten man "Computer". Man hat erst in der letzten Zeit Ihre Beiträge zur Astronomie gewürdigt.




    Beste Grüße an die Damen


    Dietmar

  • Servus Sabine und Oliver,


    das war wirklich nicht schwer. Man sieht ja, wie blaustichig und flau die kurz belichtete, alte Aufnahme ist. Da fallen rote Stewrne eben auf. Und dann schaut man eben, ob die auch auf dem aktuellen, besseren und farbkalibirierten Bild auch so rot sind - und dann fehlt einer. So einfach und so zufällig. Wäre er nicht direkt bei NGC 7789, wäre es mir sicher nicht aufgefallen. :)


    Lieber Dietmar,


    schöne Fotos ais den alten Zeiten - danke! Ich muss ein bisserl einschränken: ich steige wieder ein. Als ich die Pause begann, war noch Film und Dunkelkammer (zum Pushen und Bearbeiten) angesagt. Deshalb war ich in erster Linie visuell unterwegs (habe z. B. damals in den 80ern bei der Halley-Watch mitgemacht). Die jetzigen digitalen Möglichkeiten hauen mich allerdings vom Hocker. Und ja, auch in den 80ern hat man durchaus Aufnahmen verglichen, um Kometen und/oder Atseroiden zu entdecken. Oder auch ältere Aufnahmen von Großteleskopen (z. B. wurden die Palomar-Haufen so entdeckt). Das waren noch Zeiten...


    Ich selber bin da noch ein bisserl im Damals, denn ich mag es, Aufnahmen durchzugehen, zu prüfen, was die Grenzgröße der Aufnahme ist oder was an Objekten erkennbar ist. Deshalb schaue ich, wenn ich die Zeit finde, meine Aufnahmen gerne genauer an und vergleiche sie mit Sternkarten. Damals mit dem Atlas Stellarum (den ich noch habe), jetzt mit Aladin oder den Pretty Deep Maps, die ich sehr hilfreich finde. Die Zeiten ändern sich. In dem Fall sehr ins Positive, da man viel leichter Informationen recherchieren kann und die Technik sehr viel ermöglicht, was damals für Laien unmöglich war.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • P.S.: über meine Vereinsmailingliste habe ich noch weitere Informationen über WY Cassiopeiae bekommen. So auch der Tipp, in der VSX-Datenbank nachzusehen:


    VSX : Detail for WY Cas


    Demnach gehört WY Cas sogar zu NGC 7789, was den Haufen ja noch größer macht, als ich dachte. Äußerst spannend. Dementsprechend wurde WY Cas in Catalogue of variable stars in open cluster fields von Zejda et al. (2012) aufgenommen.

    Ein Vereinskollege von mir hat aktuelle Daten zur Lichtkurve geprüft und das letzte und nächste Maximum berechnet. Demnach war das letzte Maximum am 15.12.2020 - ich hatte also nicht die hellste Phase getroffen (wäre auch extremer Zufall). Das nächste Maximum wird am 11.4.2022 erwartet (gut, dass Cassiopeia zirkumpolar ist). Jeweils natürlich ungefähr, da Mira-Sterne ja nicht so ganz genau ticken.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • Servus beinand,


    das Maximum habe ich leider völlig verpasst. Nichtsdestotrotz habe ich in der Nacht vom 12. auf den 13.9.2022 nochmals WY Cas fotografisch aufgesucht. Natürlich wollte ich primär NGC 7789 fotografieren, also Carolines Rose, da ich ihn noch nicht mit meinem Teleskop auf den Chip gebannt habe. Die Nacht war aber suboptimal. Zum einen war es luftfeuchter, als eigentlich vorhergesagt, da es doch rasch auf lauschige 8°C abkühlte und dadurch der Taupunkt fast erreicht war. Das Teleskop wurde klatschnass und am Ende beschlug sogar der Hauptspiegel (hatte ich bisher noch nicht). Die Fangspiegelheizung hat aber den Fangspiegel frei gehalten, sodass ich doch recht lange fotografieren konnte.


    Das Hauptproblem waren aber die Wolken. Immer wieder zogen sie auf, meist als feine Zirren, aber doch recht großflächig. Dann noch fast Vollmond. Ich hatte nur zwei kurze Zeitfenster, , um auf NGC 7789 zu halten. Genau genommen zwischen 02:10 Uhr und 02:16 Uhr (sic!) und zwischen 03:24 und 03:33 Uhr MESZ. Dazwischen zog die Cassiopeia zu.


    Insgesamt konnte ich 43 × 15 Sekunden verwenden, also 10 Minuten 45 Sekunden. Das reicht aber aus, um den Haufen ganz nett zu zeigen (aber ohne große Tiefe) und für WY Cassiopeiae ohnehin. Da ich jetzt eine bessere Auflösung habe (1624mm vs. 200 mm Brennweite), habe ich jetzt ein paar Vergleichssterne beschriftet (als Aufsuchkarte die Werte habe ich von der AAVSO).


    Hier erstmal das Übersichtsfoto mit NGC 7789, dann ein Ausschnitt in Originalgröße und dann derselbe nochmals, aber beschriftet:





    Ich schätze die Helligkeit auf 13m4. Ich finde, dass der Lichtpunkt einen Tick heller als der 13m5-Stern südwestlich ist, aber deutlich schwächer als der 12m9-Stern westlich (und heller als der 13m7-Stern westlich sowieso).


    Hier nochmal im Vergleich die beiden Vorjahre:


    Vor einem Jahr war er noch deutlich schwächer als der 14m6-Stern südlich von ihm. Man kann das trotz der schlechten Auflösung ganz gut erkennen, finde ich.


    Mein Fazit: ich muss/werde NGC 7789 öfter aufsuchen und fotografieren. Knapp 11 Minuten Belichtungszeit reichen bei meinem Teleskop, um auf 16m zu kommen. Wenn ich also schaffe, mal ne Viertelstunde draufzuhalten, habe ich WY Cas auch im Minimum deutlich abgebildet. Und im Maximum strahlt er mit seinen ca. 7m5 eh heller als alles andere.


    Da WY Cassiopeiae zu NGC 7789 gehört, ist es natürlich selbstredend, dass ich den Haufen wieder mit aufs Bild nehme.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Servus beinand,


    ich habe Ende Mai wieder ein Foto von WY Cassiopieae gemacht – ich sollte mich da echt mal zusammenreißen und standardmäßig einmal im Monat ein Foto mit meinem 8-Zöller machen. Ich habe jetzt die (nur) vier Fotos – eins pro Jahr – zusammengebastelt und die Fotos mit dem 200mm-Objektiv auf den gleichen Maßstab gebracht. Kein pretty picture, aber darum geht es ja nicht, sondern um den Lichtwechsel:



    Bei den beisen crops der Fotos mit dem 8-Zöller habe ich keine roten Balken mehr eingebaut, denn man erkennt auch so die Sternposition. Schön orange ist er und er pulsiert langsam vor sich hin. Laut aavso ist die Periode T = 481,5 d, also etwas länger als es die pretty deep maps angeben. Die Helligkeit schwankt ca. zwischen 7m5 und 16m0 – ca., da eben ein Mirastern. Die Periode ist also länger als ein Jahr. Ob er sich im Mai noch im Anstieg oder wieder im Abstieg befindet, werde ich erst durch ein weiteres Foto sehen können. Ich hoffe, ich komme demnächst mal dazu. Die nächsten Wochenenden sind ein bisserl durch die Arbeit belegt. Mal schauen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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