Objektiv beschlägt von innen

  • Moin, mein Objektiv Canon 70-200 mm ist heute wohl bemerkt von innen beschlagen, als ich Andromeda fotografieren wollte.

    Ist mir dann 10 min nach Aufnahmebeginn aufgefallen.

    Mich hat das sehr geärgert.

    Durch Handwärmer, welche ich am Objektiv mit Gummibändern befestige, sollte sowas eigentlich verhindert werden.

    Mit der Linse hatte ich vom aussen auch nie Probleme.

    Hat vielleicht jemand von euch Lösungsvorschläge so einen mist zu verhindern?

    Danke!

    CS

    Tom

  • Hallo Tom,

    das ist in der Tat aergerlich. Bei kompletter Innenfokussierung koennen optische Systeme mit einem inerten Gas gefuellt werden (meist Stickstoff oder Argon), wodurch diese Kondensation verhindert wird. Man findet das zum Beispiel bei Feldstechern mit Innen- oder Einzelokularfokussierung. Bei Zoomobjektiven ist das schwierig zu bewerkstelligen, da sich die Baulaenge je nach gewaehlter Brennweite drastisch aendert und deshalb die Bewegungen nicht komplett nach innen zu verlegen sind.

    Normalerweise beschlaegt das Objektiv von aussen, wenn die Linsentemperatur unter den Taupunkt geraet. Wenn es diesmal von innen stattfand, heisst das, dass die Nacht zwar kalt, aber relativ trocken war - das Objektiv innen aber nicht! Aus irgendwelchen Gruenden ist die Luft im Innern feucht, der Taupunkt schnellt dann nach oben und die kalte Linse beschlaegt von innen. War das Objektiv laengere Zeit in feuchter Umgebung oder ist Spritzwasser beim "zoomen" nach innen gelangt?

    Ein oft vorgeschlagender Trick ist, das Objektiv fuer einige Tage in eine extrem trockene Umgebung zu verlegen. Eine luftdichter Behaelter (Gefrierdose aus dem Haushalt beispielsweise) wird mit einem hygroskopischen Material beschickt und das Objektiv mit hineingelegt. Das Material kann Silicagel sein, oder auch einfach roher Reis. Man kennt den Trick ja aus dem Haushalt - ein paar Reiskoerner im Salzstreuer vermeiden das Klumpen, weil sie Feuchtigkeit binden.

    Ein anderer Trick ist das Ausbacken. Ich habe mal eine Kamera im Regen liegen lassen (lange Story, warum ...) und ich konnte das Objektiv im Backofen wieder trocken bekommen. Das klingt brutal, aber ich habe im Umluftherd die kleinste Temperatur gewaehlt (um die 50 Grad) und den Herd nach ein paar Minuten sicherheitshalber ausgeschaltet. Da war dann warme und trockene Luft drin, die das Objektiv erfolgreich dehydrierte. Aber aufgepasst! Sonst gibt es Linsensuppe mit Plastik ueberbacken. ;) In Bezug auf das Risiko wuerde ich es erst mit der Reis- oder Silicagelmethode versuchen.

  • Moin,

    das Wetter war/ ist heute nacht mild 15-17 Grad aber ziemlich Feucht es bildete sich schon ganz leichter nebel. Da habe ich allerdings keine Angst vor gehabt, da Andromeda nach 00:00 hoch genug steht. Die ersten Aufnahmen waren auch scharf.

    Dann bin ich einmal kurz ein Bierchen holen gegangen (30min) und habe die Aufnahmen kontrolliert und ein weiteres Heizpad "aktiviert". Dann bei der Kontrolle ist es mir aufgefallen.

    Die Heizpads sind 1 Euro Dinger vom Tedi, die ihren Job aber sonst sehr gut machen.

    Ich koche die dann immer ab, sodass ich sie wiederverwenden kann.

    Dann fixiere ich sie am Objektiv alle 45 minuten wechsel ich sie... damit bin ich eigentlich ganz gut gefahren.

    Eigentlich dürfte sich das Objektiv ja nich daran Stören, ob die Wärme von einem Pad oder einer Heizung/Manschette kommt.

    Mein 55mm Objektiv macht solche Faxxen nicht.

    Ich bekomme übermorgen ein Canon 300mm Objektiv, deshalb würde mich echt interessieren, wie man solche "Unfälle" vorbeugen kann.

    Soweit ist in das 200mm Objektiv kein Spritzwasser gekommen

    Ich probiere es aus zu trocknen, wenn es nicht geht ist es auch nicht schlimm, denn es hat die besten Tage hinter sich.

    Prävention ist mir dann für das 300 wichtiger.

    CS

    Tom

  • Hi Tom,


    Zitat

    Dann bin ich einmal kurz ein Bierchen holen gegangen (30min)


    der Kuehlschrank koennte naeher an das Teleskop gebracht werden. ;)

    Okay, ernsthaft - Du hast ein Problem mit feuchter Luft im Objektiv. Wenn es ein altes Objektiv ist, koennten eventuell vorhandene Dichtungen (eigentlich gegen Staub) marode sein. Andererseits, wenn die Feuchte erstmal drin ist, kommt sie so schnell nicht wieder heraus.

    Ich hatte das mal mit einem Vixen ED102SS - Zweilinser. Nach einer extrem feuchtkalten Starparty hier in Nordostengland bemerkte ich, dass der Luftspalt zwischen den Linsen beschlug. Ich hatte zuviel Schiss, das Objektiv zu zerlegen (war teuer) und habe stattdessen eine zunaechst unmoeglich anmutende Methode gewahlt: Die elektrische Herdplatte. Was nach dem Schmiedehammer klingt, muss erklaert werden. Ich habe das Objektiv in der Zelle abgeschraubt. Dann habe ich die flache Hand auf die elektrische Herdplatte gelegt und diese ein paar Sekunden lang eingeschaltet. Als es anfing, warm zu werden, habe ich abgeschaltet und noch laenger gewartet, um sicherzugehen, dass das nicht zu heiss wurde. Dann habe ich die Linsenzelle dort aufgelegt und beobachet, wie der Taubeschlag im Innern langsam verschwand. Danach hatte ich das Problem nicht wieder.


    Das war 15 Jahre her, und heute wuerde ich stattdessen die "Reismethode" waehlen.

  • Hallo Jürgen,


    das mit der Herdplatte klingt echt brachial, das würde ich mir nicht trauen. Zum Glück hatte ich in meinen langen Beobachterjahren noch nie das Problem des innenbeschlagens. Kann ich mir aber echt enorm lästig vorstellen.


    Tom: Die Heizpadds sind ja relativ klein, könnte es nicht sein dass durch die puntuelle Eewärmung am Objektiv sowas ähnliches wie eine Kältebrücke entsteht? Wo platzierst du das Pad, über der Linse oder am Bajonettverschluss?

  • Hallo Tom,

    welches 300er bekommst du denn? Das 300/4 L IS ist ein sehr gutes Tageslicht Objektiv, als Astro-Linse habe ich sie aber durch einen kleinen APO ersetzt, da es sehr schwierig zu fokussieren ist. Der manuelle Schneckengang ist sehr steil und es wechselt zwischen rotem und grünen Farbsaum um Sterne mit fast nicht vorhandener Neutralzone.

    Etwas abgeblendet (Blende 6,3) wird es etwas besser, man hat dann aber auch schöne Spikes an den Sternen. Für Sonnen- und Mondaufnahmen hat man mit dem Frontelement, einer Planglasscheibe zu kämpfen. Diese ist nötig, da das folgende Linsenelement aus einem nicht ganz witterungsbeständigen Sonderglas besteht.


    Tagsüber ein sehr gutes, sehr scharfes Foto-Objektiv. Das IS-Element ist aber stoßempfindlich und sehr teuer auszutauschen. Das Objektiv steckt auf seinen ganzen Länge voller Linsen, 15 Linsen in 11 Gruppen. Ein gutmütiges Juwel unter den Canon - Objektiven.


    Aber wenn es dieses Objektiv ist, bitte beheize es nicht ungeregelt! Es hat neu über tausend Euro gekostet.

    Grüße

    Dietrich

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!