3 neue Refraktoren entstehen, Teil 1 ED80 / 600mm

  • Die Motivationen einen Refraktor selber zu bauen sind unterschiedlich.

    Bei mir lagerte ein ED 80 / 600mm, den es als „Beifang“ zu einer im Forum erworbenen Montierung gab. Testen konnte ich ihn nicht- selbst mit einer 50mm Verlängerung und voll ausgefahrenem OAZ kam man mit einer Vollformat DSLR nicht in den Fokus. Mit Okular oder Planeten-Cam erst recht nicht.

    astrotreff.de/index.php?attachment/6333/

    So lag er dann im Regal bis zu dem Tag, an dem ich ihn auf meine optische Bank packte. Zuerst habe ich an einen Rechenfehler gedacht…doch nach mehrmaliger Kontrolle stand fest: Der ED 80 / 600mm ist genau an seiner theoretischen Auflösungsgrenze. Das hat mir dann keine Ruhe mehr gelassen und ich habe ihm eine 3“ Schiene verpasst, um ihn auf meiner Montierung zu befestigen. Testobjekt war der zunehmende Mond im Frühjahr. Selbst im 3,5mm Nagler war noch „Luft nach oben“(Vergrößerung 171fach, AP 0,47mm). Mit der ASI183MM habe ich dann noch ein Video gemacht und später am Rechner die Krater ausgemessen. Das Ergebnis passte mit meinen Messungen auf der optischen Bank. Da stand für mich fest: Dieses besonders gute Objektiv verdient es, neu aufgebaut zu werden.

    Zuerst einmal den „ist“-Zustand feststellen:

    1. Der Tubus ist zu kurz und im Durchmesser zu klein (nach meiner Blendenberechnung)

    2. Das Objektiv ist zum OAZ nicht kollimierbar.

    3. Der OAZ hat nur Grobtrieb und „kippelt“ sehr stark. Für eine Planentencam nicht zu gebrauchen. Die 2“-Klemmung hinterlässt üble Dellen auf dem Zubehör. Der OAZ ist nicht drehbar.

    4. Die Blenden im Tubus sind nicht an den richtigen Stellen

    Ok… bleibt nur die Taukappe übrig.

    Überlegungen zur Neukonstruktion: Die Fassung darf auf keinen Fall geändert werden, bleibt nur eine Adaption übrig. Der OAZ wird ein schon vorhandener 2“ Baader Steeltrack. Die geringste Arbeit macht ein Tubus aus pulverbeschichtetem Alurohr 100x2mm. Der Refraktor soll nicht viel schwerer werden und soll ebenso kompakt bleiben.

    Der alte Refraktor wurde kurz skizziert und bemaßt.

    astrotreff.de/index.php?attachment/6335/ astrotreff.de/index.php?attachment/6336/

    Mit vollausgezogenem OAZ fehlen noch ca. 60mm bis zum Fokus (dreimal abgesägt und der Tubus war immer noch zu kurz) ^^ . Die Brennweite ist für eine Konstruktion nicht wirklich zu gebrauchen… in der Konstruktion arbeitet man immer mit der Schnittweite (das ist die Entfernung vom letzten Linsenscheitel bis zum Fokus). Bei dem Refraktor hier 585mm.

    Zur mechanischen Auslegung die Frage: Was soll alles an den Refraktor angeschlossen werden?

    Natürlich die Planetencam’s, die 2“ und 1,25“ Okulare , die Vollformat DSLR und natürlich der Solarfilter für die Sonnenbeobachtung. Damit liegt die Länge des Tubus fest. Auf der Strecke geblieben ist der 2“ 90° Zenitspiegel… einen Tod muss man halt sterben. Der 1,25“ Zentspiegel passt aber (locker).

    Mit drei neuen Teilen kann man den Refraktor neu aufbauen: Tubus, Aufnahmeflansch und Adapterring für das Objektiv.

    astrotreff.de/index.php?attachment/6338/ astrotreff.de/index.php?attachment/6340/

    Ein Miniproblem gibt es noch: Der OAZ lässt sich nicht zum Objektiv kollimieren, es sei denn… man dreht in den genau laufenden Tubus eine Passung für den OAZ.

    astrotreff.de/index.php?attachment/6341/ astrotreff.de/index.php?attachment/6342/

    Der neuaufgebaute Refraktor im Schnitt

    astrotreff.de/index.php?attachment/6343/

    ...und auf der Montierung

    astrotreff.de/index.php?attachment/6344/


    Wenn ich wieder ein bißchen Zeit zum Schreiben habe geht es weiter mit dem Teil 2: Umbau Refraktor 100 / 1000mm


    LG Phensri

  • Hallo Phensri,


    mit großer Bewunderung habe ich Deinen Beitrag gelese, das ist ganz große Klasse, wie Du aus diesem Teil ein Teleskop gemacht hast. Man hat den Eindruck: als erstes braucht man als Sternfreund mal eine Drehbank. Die Lösung mit dem Aufnahmeflansch und Adapterring für ein Objektiv könnte aus vielen der standardmäßig nur aufgeschraubten Objektivfassungen ein ordentlich kollimierbares System machen, es erstaunt, daß es das nicht serienmäßig zum Nachrüsten gibt. Vielleicht könntest Du da in eine Lücke stoßen ?


    Besonders bewundernswert finde ich, daß die fertige Lösung genau so aussieht, wie wenn es von Anfang an so gewesen wäre und zwar richtig.


    Viel Freude mit dem schönen Refraktor.


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Hi!


    Das ist der Celestron ED80? War wirklich ein schönes Gerät, schade, dass er nicht mehr gebaut wird.


    Ursprünglich wurde er mit einem 1,25"-Amici angeboten, mit dem er auch in den Fokus kam. Als ich mir einen 2"-Spiegel geleistet hatte, kam ich auch nicht mehr in den Fokus. Ich hatte zuerst die Okularklemme gegen was kürzeres getauscht, und später den kompletten (visuell brauchbaren) Okularauszug ebenfalls gegen den Baader Steeltrack getauscht. Damit war eine neue Sucherhalterung fällig, und weil der Schwerpunkt nach hinten gewandert war, noch neue Rohrschellen mit Prismenschiene. Damit sind auch bei mir nur Tubus, Objektiv und Taukappe original, wobei die Blenden ganz gut aussahen (beim Blick von hinten in den Tubus). Mit der Kollimation habe ich keine Probleme, daher ist die Fassung unverändert.

    War ein guter Kauf, weil das Gerät von Anfang an gut nutzbar war, und die Upgrades auch nicht wesentlich teurer waren, als wenn sie von Anfang an dabei gewesen wären. So war es im Prinzip Ratenzahlung.


    Visuell komme ich auch noch mit einem Filterschieber am 2"-Spiegel in den Fokus – seit über 15 Jahren ist das mein endgültiges Gerät, das als Richfielder ebenso wie am Planet so viel Spaß macht, wie gut transportable 80mm Öffnung machen können.


    Clear Skies,

    Alex

  • Hallo Phensri,

    echt klasse Arbeit. Ich bin ja manchmal ein wenig auf die Metallbauerfraktion neidisch. Mit einer Drehbank lassen sich natürlich echt präzise Passungen machen.

    Mit meiner semiprofessionellen Holzwerkstatt werden meine Arbeiten leider auch immer nur semiprofessionell.

    Was mich allerdings nicht davon abhält, aus vorhandenen Linsen Teleskope selbst zu bauen. Der gesamt Prozess, von der Konstruktion bis zum fertigen astronomischen Gerät, ist unglaublich lehrreich.

    Und wenn es hinterher auch noch funktioniert, um so besser.

    Hier mal zwei meiner Werke.

    1. Der Myer Görlitz 117 f3,6 Weitfeld-Spaßrefraktor:

    Die Linse ist aus einem alten Pentascop-Projektor. Hier haben mich einfach die Werte getriggert. Anfänglich war ich mit der Abbildung nicht wirklich zufriede. Es stellte sich allerdings herraus, dass dies an dem verwendeten 90° Zenitprismas lag. Mit der Unterstützung eines metallverarbeitungsbegabten Freundes habe ich dann einen justierbaren 2" Zenitspiegel gebaut. Dies hat die Qualität der Abbildung wesentlich verbessert und aus dem Optolyten ein nettes Spaßscope gemacht. Vielleicht mache ich demnächst auch mal einen astrofotografischen Test damit, obwohl ich mir hier nicht ganz so viel erhoffe.


    2. Scopos 80/560 Apo Triplet:

    Diese Linse und den dazugehörigen Hartpapiertubus habe ich von einem Bekannten geschenkt bekommen, der meinte, dass er zu beschäftigt ist, um das Scope fertig zu bauen. Die nötigen Teile wie Blenden, Streulichtblende und Tubusschellen habe ich auf dem 3D-Drucker mit PETG gedruckt.


    Klar, so präzise wie dein ED sind die bestimmt nicht, aber für meinen Anforderungen genügen die vollauf.

    Bin gespannt auf deine nächsten Arbeiten.

    Gruß und CS,

    Guido

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!