Kann man mit Flextube GoTo Steuerung Astrofotografie durchführen?

  • Hallo liebe Astrofreunde,


    ich bin noch Anfänger und lege mir gerade nach und nach ein paar Dinge zu. Bisher habe ich mit einem 90mm Reflektor gelernt 😊


    Da ich später auch gerne ein wenig Astrofotografie betreiben möchte, will ich nicht alles 2-3-mal kaufen. Daher meine Frage mit der Bitte um eure Erfahrungen.


    Kann man mit einem Flextube mit GoTo Steuerung auch Astrofotografie betreiben? Mir sagte jemand, das ginge nicht, daher bin ich jetzt etwas verunsichert. Ohne GoTo Steuerung glaube ich das gerne, aber mit der Nachführung sollte es doch kein Problem sein oder lege ich da falsch??


    Freue mich sehr über eure Erfahrungen.


    Viele Grüße

    Achim

  • Hallo Achim,


    was ist ein Flextube mit Goto-Steuerung? Mir sagt das nix...


    Ich glaube, Du reflektierst auf die Tatsache, dass man nur mit einer parallaktischen Montierung lange Nachführzeiten hin bekommt. Das wird wahrscheinlich auch für Go-To-Dobsons gelten, da sie ja auch in einer Gabelmontierung statt eine parallaktischen Montierung sitzen. Aber Du kannst sicher Deinen Dobson (wenn so was ein "Flex-Tube" ist...) mit einer separaten EQ-Plattform ein-achsig sauber nachführen. Nur die Kosten dafür sind signifikant und fangen irgendwo bei 500 € an...


    Aber das ich gar nicht dein primäres Problem: Was ich Dir sagen kann: Ich habe eine ZwoASI 178MC Kamera und ein Meade LX200 mit Reducer, ein Orion XT10i Dobson und einen Vixen 102 Refraktor. Und das Problem ist immer die lange Brennweite. Man erfasst immer nur Bruchteile des Mondes, der Sonne usw.. Wenn Du mit großem Aufwand Deep-Sky von kleinen Objekten machen willst, dann mag das gehen aber mit echt immensem Aufwand an die Montierung und Nachführung.

    Ich hätte vor dem Beginn meiner Experimente mit Astrofotografie niemals geglaubt, dass ich nach einem kurzbrennweitigen Apo mit lächerlichen 60 oder 70mm Öffnung lechzen würde, aber aktuell ist es so. Schau mal in die Videos von "Astrofotocologne". Für mich jetzt absolut (!) nachvollziehbar wird sowas hier als idealer Einstiegsgerät empfohlen:

    https://www.teleskop-express.d…76-mm-Oeffnung-F-4-5.html


    Ich kann es mittlerweile nachvollziehen und hätte so einen kleine Apo gerne als Werkzeug für meine Astrofotografie. Alles über etwa 700mm Brennweite schafft für den Einsteiger nur tausende Probleme und die lassen sich nur mit tausenden Euren für ein z.B. Skywatcher EQ-6R aufwärts (!) lösen....


    Guido

  • was ist ein Flextube mit Goto-Steuerung? Mir sagt das nix...

    Hallo Guido,

    ein "Flextube" ist ein Skywatcher Dobson, die gibt es auch mit Goto.

    Z.B.: https://www.astroshop.de/teleskope/skywatcher-dobson-teleskop-n-305-1500-skyliner-flextub...


    Kann man mit einem Flextube mit GoTo Steuerung auch Astrofotografie betreiben?

    Lalilu73 : es gibt hier einige, die mit einem Dobson Astro-Fototgrafie (auch Deepsky!) betreiben und sehr schöne Bilder produzieren. Spezialist ist da z.B. der Benutzer "03sec".

    Ich kenne mich persönlich mit Dobsons nicht aus, aber der Schlüssel zum Erfolg sind hier wohl kurze Belichtungszeiten (siehe die Aufnahmen von 03sec i.d. Galerie).

    Das erfordert schon einiges Knowhow, das Handling ist sicher nicht einfach und es produziert riesige Datenmengen (denn Du brauchst viele Belichtungen).


    Guido hat schon recht - mit einem kleinen Apo wird der Einstieg leichter. Damit hast Du dann ein weites Sichtfeld und kannst schöne Übersichtsaufnahmen produzieren (= da passt der ganze Nebel auf das Bild). Je gößer die Öffnung, desto kleiner der Bildausschnitt. Ich persönlich habe ich mit einem 203/1000er Newton angefangen. Eigentlich ein perfektes Teleskop. Allerdings - je größer, desto schwerer.

    Da braucht es auf jeden Fall eine Montierung, die das Gewicht auch trägt. Unterhalb z.B. Skywatcher EQ6Pro / EQ6R würde ich da nicht anfangen, das führt nur zu Frust.


    Viele Grüße, Jochen

  • Hallo Guido und Jochen,


    vielen Dank für eure Erfahrungen. 😊 Da ich wie gesagt noch am Anfang stehe ist es so das ich nicht alle Zusammenhänge verstehe, die dann aber äußerst wichtig sind. Mir hatte Jemand erklärt, dass viel Öffnung (also viel Licht) sammeln das „a“ und „o“ sei.


    Mein Wunsch wäre ein Teleskop für eine gute Planeten und Deep Sky Beobachtung. Visuell, wie auch später mit Fotografie. Es soll immer so ne Mischung bleiben. Mein Gedanke war, dass das Dobson mit der GoTo Führung und der dazugehörigen Box gerade für die visuelle Beobachtung gerade auch im Hinblick auf einen angenehmen Stand beim Beobachten perfekt sei. Bei eine EQ6 in Verbindung mit einem Dobson, muss man sich doch sicher stellenweise ganz schön Verrenken oder habe ich da einen Denkfehler? Ist halt gerade blanke Theorie. Bei einem Teleskop wie Guido meinte, mit dem Okularauszug am unteren Ende habe ich die Probleme natürlich nicht mehr.


    Spezialist ist da z.B. der Benutzer "03sec".

    Wie finde ich diesen Nutzer? Hatte ben mal bei den Suchfunktionen geschaut, bin leide rnicht fündig geworden :(



    Guido hat schon recht - mit einem kleinen Apo wird der Einstieg leichter. Damit hast Du dann ein weites Sichtfeld und kannst schöne Übersichtsaufnahmen produzieren (= da passt der ganze Nebel auf das Bild). Je gößer die Öffnung, desto kleiner der Bildausschnitt. Ich persönlich habe ich mit einem 203/1000er Newton angefangen. Eigentlich ein perfektes Teleskop. Allerdings - je größer, desto schwerer.

    Jochen, dass sehe ich genauso. Daher möchte ich nicht 3-4-mal kaufen und die Sachen in die Ecke stellen, sondern direkt etwas geeignetes Bedeutet, je mehr Öffnung umso weniger kann ich etwas im Ganzen sehen? Also kann ich mit viel Öffnung keine Deep Sky Objekte im ganzen sehen oder fotografieren oder hat das was mit der Brennweite zu tun wie Guido schrieb?


    Finde es wirklich Klasse, dass ihr einen Anfänger so unterstützt. :thumbup: :thumbup: :thumbup: Ich denke mir das hier viele Profis sind, die über meine Fragen nur müde lächeln können.


    Viele Grüße

    Achim

  • Hallo Achim,


    niemand im Forum wird über deine Fragen lächeln, denn alle haben einmal von vorne begonnen und selbst wenn man schon längere Zeit Astronomie betreibt, ergeben sich immer wieder neue Fragen. Das macht das Hobby auch so unterhaltsam. :)


    Eine eierlegende Wollmilchsau gibt es bei Teleskopen leider nicht. Viele sind für spezielle Zwecke und einige eignen sich auch als "Allrounder-Teleskope". Für visuell ist eine größere Öffnung (also der Durchmesser des Objektives oder des Spiegels) immer besser als eine kleinere. Beim Fotografieren, wo du lange belichten kannst, fällt das wieder weniger ins Gewicht.


    Die Frage stellt sich natürlich auch, wo deine bevorzugter Beobachtungsplatz ist, ob du alles immer auf- und abbauen musst und wie mobil du sein willst.


    Ich habe mir z. B. am Anfang einen Maksutov 127/1500 auf einer Az-Alt-Goto Montierung gekauft und habe damit schöne Beobachtungserlebnisse von Planeten, Doppelsternen, Sonne und helleren Deep Sky Objekten genossen. Das Teleskop ist recht kompakt, leicht und somit transportabel. Das war mir anfangs auf meiner Terrasse und auch für Fahrten in dunklere Gegenden wichtig. Zum Fotografieren mit meiner ZWO ASI 178MC war die recht wackelige Montierung eher nicht geeignet, obwohl mir vom Mond ein paar ganz gute Aufnahmen gelungen sind.


    Mit der Zeit wurde der Wunsch nach mehr Öffnung aber doch immer größer und deshalb kam dann im vergangenen Mai ein SkyWatcher Newton 200/1000 PDS auf einer EQ6-R Pro dazu :) Dieses Set-Up mit fast 50 kg ist natürlich eine andere Dimension. Visuell ist das Teleskop schon ein Genuss, denn ab 8" Öffnung schauen die Deep Sky Objekte schon recht imposant aus. Das Set-Up ist auch zum Fotografieren geeignet - da bin ich aber auch noch ein Anfänger. :)


    Bzgl. GoTo gehen die Meinungen auseinander. Bei größeren parallaktischen Montierungen ist es ohnedies meist schon fix dabei. Ich möchte es nicht missen, gebe ich zu. Allerdings steuere ich die Objekte nicht über die Handbox, sondern über Stellarium an. Wenn man sich insgesamt für Astronomie und den Sternenhimmel (ich mache das u.a. mit meiner drehbaren Sternkarte) interessiert, ist es auch nicht so, dass man mit GoTo verlernt, wo die Objekte zu verorten sind.


    Eine parallaktische Montierung ist visuell jedenfalls anders als eine azimutale. Ich hatte am Anfang auch meine Bedenken wegen akrobatischer Verrenkungen. Und das kann tatsächlich passieren, wenn man zwischen Objekte im O, N, S, W herumschwirrt. Dann kann es schnell mal passieren, dass der Okularauszug vertikal nach unten zeigt oder eine andere für den Einblick unangenehme Position einnimmt. Ich löse das so, dass ich in einer Beobachtungsnacht v.a. Objekte östlich des Meridians anschaue. Sollte das einmal nicht der Fall sein, muss ich bei visuellen Beobachtungen den Tubus in den Rohrschellen drehen. Bei fotografischen Aufnahmen ist es dann egal.


    Ein Newton Teleskop in einer Dobson Rocker-Box Montierung mit GoTo ist m. M. nach keine schlechte Lösung. Da die Rocker-Box eine Alt-Az Montierung ist, ist sie zum Fotografieren nur bedingt geeignet, wie andere Kollegen oben schon beschrieben haben. Hier ist ein Link zu einem Posting von Ralf (= 03sec).


    Fazit: wenn du überwiegend visuell beobachten und dich daneben ein bisschen der Fotografie widmen magst, ist wohl ein Newton mit einer größeren Öffnung mit einer Dobson Rocker-Box oder einer stabilen parallaktischen Montierung (mit GoTo) empfehlenswert. Wenn du dich überwiegend der Fotografie hingeben magst, dann würde ich dir auch eher einen APO empfehlen.


    Keine leichte Entscheidung ;) Ich selbst liebäugle auch schon mit einem APO. Das wäre dann mein 3. Teleskop. :)


    LG Christian

  • Hallo Achim,


    Dobson (egal ob mit oder ohne GoTo) + Deep Sky Fotografie klappt kaum bzw. nur mit starken Einschränkungen und hohem Aufwand.


    Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach Folgendes:


    Bei der Deep Sky Fotografie möchte man sehr lange belichten. Dafür braucht man ein parallaktisch montiertes Teleskop, dass mit Motoren dem Objekt folgt und es genau im Zentrum hält.

    Ein GoTo-Dobson folgt zwar den Objekten, so dass sie (ungefähr) im Zentrum des Sichtfeldes bleiben, aber er ist nicht parallaktisch montiert, sondern azimutal.
    Dadurch kann die Montierung mit dem GoTo zwar die Bewegung der Objekte über den Himmel ausgleichen, nicht jedoch deren Drehung. Sprich: Bei einem GoTo-Dobson bleiben die Objekte zwar in der Mitte des Sichtfeldes, drehen sich dort aber langsam um die eigene Achse.
    Das führt dazu, dass sie bei länger belichteten Fotos verschwimmen.


    Dazu kommt, dass die GoTo-Systeme dieser Dobsons nicht genau genug sind. Sie sind für die visuelle Beobachtung ausgelegt und halten das Objekt grob im Bildzentrum. Dort schwankt und driftet das beobachtete Objekt aber etwas umher. Das ist beim visuellen Beobachten völlig egal, beim Fotografieren mit längeren Belichtungszeiten verschwimmt dir damit aber das Foto komplett.


    Das einzige was für Deep Sky Fotografie mit Dobson bleibt: Viele ganz kurz belichtete Aufnahmen.

    Während jemand mit einer parallaktischen Montierung ein Foto mit 10 Minuten Belichtungszeit (oder vielleicht 2 zu je 5 Minuten) macht, musst du mit dem Dobson 2400 Fotos mit je 0,25 Sekunden Belichtungszeit machen. Diese kannst du dann am PC zu einem Bild zusammenrechnen (Stacking), wobei die Programme auch die Bildfelddrehung des Dobson herausrechnen.


    Es ist halt viiiiiiiiel mehr Aufwand!


    Hier ein Bild vom Ringnebel mit einem Dobson. Es sind 3000 Bilder zu 0,5 Sekunden, also 25 Minuten Belichtungszeit.


    Wie du siehst, es geht, aber der Aufwand (und die Datenmengen) sind im Vergleich zu einem Teleskop auf parallaktischer Montierung so enorm, dass man schon sehr masochistisch veranlagt sein muss um das zu tun. Für hochwertige oder häufigere Astrofotografie untauglich.


    Daher mein Rat:
    Dobson Dobson sein lassen und damit visuell beobachten (dafür sind Dobsons nun mal gemacht und perfekt).
    Für die Fotografie ein anderes (ruhig kleineres) Teleskop auf parallaktischer Montierung mit GoTo und Guiding.


    Grüße, Mario

    https://astronom.at

    8'' Skywatcher Flextube Dobson, 16'' Spacewalk Telescopes Infinity** Dobson, 60/330 TS Apo (Reiseteleskop), Coronado PST Umbau, Binoansatz Binotron 27, Nachtsichtgerät, ...

  • Servus Achim,

    Also kann ich mit viel Öffnung keine Deep Sky Objekte im ganzen sehen oder fotografieren oder hat das was mit der Brennweite zu tun wie Guido schrieb?

    Die Brennweite legt das sichtbarte Feld fest, zusammen mit dem Eigengesichtsfeld des genutzten Okulars bzw. der Chipgröße einer Kamera


    Zum Dobson kam von Marion schon reichlich. Ein GoTo daran muss nicht sein, für visuelle Nutzung hilft ein Telrad zum Auffinden der Objekte und man lernt den Sternhimmel damit auch besser kennen. GoTo fährt das Objekt für dich an, aber erfahrene Nutzer stellen dir manuell jedes Objekt schneller ein, als das ein GoTo-Motorchen schaffen kann.


    Gruß Stefan

  • Hallo Achim,

    einfache Antwort: Ja

    hier sind z.B. meine Bilder

    https://www.astrotreff.de/gallery/index.php?my-image-list/

    Viel Öffnung ist immer gut, aber man muss sie eben auch in ein Bild umsetzen. Das braucht viel Zeit und Erfahrung, ist aber wiederum auch Teil des Hobbys. Spezielle Fragen kann ich gerne beantworten.

    Bei Sonne, Mond und Planeten ist es mit Dobson nicht viel schwieriger als mit einer paralaktischen Montierung.

    Bei Deep-Sky schon. Da arbeite ich z.B. auch mit einem 135 mm Teleobjektiv paralaktisch montiert, damit käme man im Grunde auch ein ganzes Astroleben aus.

    Viele Grüße,

    ralf

  • hier sind z.B. meine Bilder

    Moin Ralf, der link führt auf "eigene Bilder" - wenn ich den aufrufe, sehe ich meine :)


    So müsste es passen: Bilder von 03sec


    Gruß, Jochen

  • Hallo zusammen,


    vielen lieben Dank für die sehr interessanten Infos und für die Erklärungen, die auch ein Anfänger versteht. ^^

    Da ich mir nicht alles drei und vierfach kaufen zu muss, habe ich mir vor ein paar Wochen eine EQ6R zugelegt. Es wäre es super nett von euch zu erfahren welche APO´s ihr verwendet. Natürlich nur von denen die es nicht schon in ihrer Beschreibung stehen haben. Denn dafür wäre die EQ6 ja prima geeignet.

    Wenns mal mobil werden soll, da hat Christian natürlich recht, muss man dann doch nochmal überlegen.

    So könnte ich mit den Erfahrungen mal auf die Reise gehen.


    Viele Grüße

    Achim

  • habe ich mir vor ein paar Wochen eine EQ6R zugelegt.

    DAS war schonmal eine sehr gute Wahl ! :)


    Gruß, Jochen

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!