Ganymed-Schattendurchgang und Saturn in der Nacht von 2021 Jul 17/18 von Nordostengland

  • Am gestrigen Samstag, dem 17. Juli 2021, war es fuer englische Verhaeltnisse sehr sommerlich. Obwohl meine Sternwarte derzeit umgeruestet wird, entschloss ich mich, Jupiter und Saturn durch den 200/5000mm-Schaerrefraktor zu belichten. Trotz der geringen Hoehe hatte ich gutes Seeing. Ein paar Stunden zuvor hatte ich noch den Mond einer Nachbarsfamilie gezeigt, und da waberte es noch. Es war noch warm, ein paar Gaerten weiter spielte eine Band und ungewohnt viele Nachbarn sassen draussen - nicht die gewohnte Einsamkeit meiner Sternwarte am Ende des langen Gartens.

    Als besonderes Ereignis stand der Schattendurchgang von Ganymed an. Den Schatten konnte ich als "schwarzes Loch" sofort auf dem Bildschirm sehen, noch vorm Feinfokussieren. Die neuen "Steampunk"-Handraeder des Okularauszuges (siehe "woran hast Du heute gebastelt"-Thread, Beitrag #82) erlaubten trotz der Wackelmontierung ein feinfuehliges Scharfstellen der f/25-Optik. Als Kamera kam eine ZWO ASI 120MC zum Einsatz. Spaeter schwenkte ich auch auf den niedrigen Saturn, und im Folgenden ein paar Bildresultate.

    Beim Jupiter fiel mir bei der Bearbeitung auf, dass das SEB sehr ausgeduennt ist. Auch das NEB ist nicht so praedominant, wie man es eigentlich von Jupiter gewohnt ist. Ich verwendete 1min-Filmchen und Autostakkert + Registax, wobei ich die "Hammer-Wavelets" (dyadic) verwendete. Die linearen Wavelets brachten kaum eine Besserung, aber natuerlich ist das dyadische Wavelet ein Werkzeug, das man wohl dosiert einsetzen sollte. Man moege mir verzeihen, falls es zu stark erscheint - ich bin bei der Planetenfotografie noch ein ziemlicher Neuling. Nichtsdestotrotz finde ich die Ergebnisse der letzten Nacht zeigenswert.

    Okay, genug Folklore - hier die Bilder!



    Und schliesslich kurz vor 3 Uhr Orts(Sommer)Zeit noch ein Satuernchen:



    Die "Gasriesensaison" ist somit eroeffnet. 8)

  • JSchmoll

    Hat den Titel des Themas von „Callisto-Schattendurchgang und Saturn in der Nacht von 2021 Jul 17/18 von Nordostengland“ zu „Ganymed-Schattendurchgang und Saturn in der Nacht von 2021 Jul 17/18 von Nordostengland“ geändert.
  • Hallo Jürgen,


    ich bin am Samstag erst zwischen deinem 2. und 3. Foto in die Jupi-Beobachtung eingestiegen, also erst am frühen (deutschen) Sonntag, als der GRF schon "um die Ecke" war. Das war nach dem Katastrophen-Schmuddelwetter die erste mögliche Beobachtungsnacht im Juli. Zwar war ich am Neumond-Wochenende davor in meiner Sternwarte im sauerländischen Medebach, wo z. Zt. noch der ex-frerener Lichtenknecker auf seine Ablösung durch einen 200x2800er Halbapochromaten wartet, aber es ging trotz aller Vorfreude nix mit dem immer noch exzellenten Refraktor, den ich im heimischen Garten weiter betreiben werde.

    Zu Hause im Garten mit einem nur 5"FH-Lichtenknecker hatte ich visuell zwar Ganymed am Samstag/Sonntag erkannt, hatte den Schatten aber fälschlich der Io zugeschrieben, da ich den Ganymed irrtümlich erst hinter dem Jupiter hervortretend vermutet hatte. Erst heute Nacht erkannte ich, mit welcher kaum geahnten Winkelgeschwindigkeit auch ein Ganymed vor dem Jupiter hinüberschwenken kann.

    (Dazu ist zu erwähnen, dass ich Planeten und Monde immer unvorbereitet durch Astronomie-Programme oder "analoge Himmelsjahre" beobachte.)

    Ja, und das NEB, dass eine Zeitlang wie drei Nadelstreifen hinter dem GRF gewirkt hatte, wohingegen des SEB sich als fluffige "Federboa" präsentierte, empfand ich auch als sehr mässig ausgeprägt.


    Leider habe ich den Eindruck, dass Fotos selbst durch famoseste Refraktoren nicht den überragenden Eindruck wiedergeben können, die die langen Lulatsche visuell ggü. Spiegelteleskopen mit größeren Öffnungen liefern können, trotz der mit diesen großen Spiegeln erzielten "schön gerechneter Fotos".

    Leider konnte ich noch nie durch einen unobstruierten Schiefspiegler schauen. Mir fällt nur auf, dass auch deren Besitzer mit Öffnungen bis 12" offenbar nur schauen und genießen, aber auch kaum fotografieren.


    Ich wünsche uns an den nächsten Wochen noch viel Spass an den Gasriesen und


    CS,


    Hubertus

  • Hi Hubertus,


    ich sehe, die Welt ist klein! Den 150er Lichtenkneckerrefraktor aus Freren kenne ich! In den spaeten 1980ern habe ich ihn beim Besuch der Sternwarte gesehen (leider nicht durchgesehen). Spaeter, um 1995, habe ich dort mal beobachtet. Da war aber schon der 180er Starfire auf der Alt-Montierung. Den 150er sah ich das letzte Mal bei einem Sternfreund in Klein Berssen an der Werkstattdecke haengen. Schoen zu sehen, dass er immer noch benutzt wird.


    Keine Obstruktion zu haben, ist natuerlich besonders visuell ein Vorteil. Fuer das Auge kommt es ja auf jedes Quentchen Kontrast an, waehrend man beim Foto kontrastverstaerken kann. Ich habe hier auch ein 14" Meade SCT, und in guten Naechten kann ich mich selten entscheiden, welches Geraet am Planeten besser ist. Der 14" ist heller und hat auch die hoehere Aufloesung, aber der Kontrast des 8" Refraktors macht vieles wieder wett. Weniger Licht macht ja am Planeten nichts, und es ist selten, dass der 14" seinen Aufloesungsvorteil ausspielen kann. Dazu haben wir hier in England selten passendes Seeing.

    Zur Winkelgeschwindigkeit: Der Lichteinfall kommt ja noch von der Seite, da wir ja noch nicht in Opposition sind. Man kann die Phase des Ganymed in den Bildern erkennen. Dadurch, dass die Sonne nicht im Ruecken steht, erhoeht sich ja die Winkelgeschwindigkeit, mit der der Schatten ueber Jupiter streicht.

  • Hallo Jürgen,


    du meinst sicher den Wolf Wellnitz, bei dem der ohne Objektiv an der Tennen-Decke hing, da Wolf das Objektiv in ein sehr justierstabiles "Fagott" verbaut hatte. Von ihm habe ich den 150er-HA mit beiden Tuben erworben. Es klingt absurd, aber aus Gründen der Platzeinsparung in meiner Sternwarte musste ich das gereinigte und neu zentrierte Objektiv wieder in den langen Tubus verbauen, da ich im Norden eine hohe Säule für Refraktoren habe, die über einen 16"Newton auf niedriger Säule im Süden hinwegschauen können müssen. (Ich habe eine Rollhütte, die komplett über die platzsparend eingeparkten Teleskope hinweggeschoben wird.)

    Mit dem Fagott-Tubus habe ich einem Sternfreund (Martin Trittelwitz von der Archenhold-Sternwarte) einen sehr preiswerten Gefallen gemacht und ihm den vermacht für eine 6" China-Optik, die er (als er noch in Thailand berufstatäg war) aus der Nähe vom lichtverschmutzten Bankog, aber mit einer Ekliptik immer steil überm Kopf komfortabler beobachten kann, als mit einem Schaer-Refri, wie er selbst erst einen bauen wollte. Ich habe es nachher ein wenig bereut, den Fagott-Tubus abgegeben zu haben.

    Ein Schaer-Refri ist für deine Breiten wiederum der gescheitere Bautyp.

    Mein 8"er kommt im Nemec-Tubus daher und wird für die Sternwarte wieder zum Lulatsch umgebaut. Mit rasch abnehmbarer Taukappe und OAZ wird der zum Einparken auch nicht länger als der Ex-Frerener 6"er.

    Leider scheint die Astrogemeinde, die noch rein visuell beobachten will, immer mehr abzunehmen, denn alle wollen heute fotografieren. Das hat für "uns" wiederum den Vorteil, das die weniger wertgeschätzen Lulatsche "günstig in der Bucht landen".

    Andererseits: Hast du vielleicht mitbeobachtet, dass mit uns beiden noch mindestens 5-6 Sternfreunde hier im Astrotreff im Laufe des letzten Jahres doch wieder mit Lulatschen zwischen 8" und 9" an den Start gegangen sind? Da scheinen sich einige Unverdrossene zurück zu besinnen.


    Viel Spass an den "Riesen" (in deiner Hütte und am Planetenhimmel),


    Hubertus

  • Hallo Hubertus,


    genau den Wellnitz meinte ich. Er hatte damals die Spiegelzellen fuer meinen 257/1140er Newton gedreht. Den Spiegelrohling hatte ich auch von ihm gekauft. Er hatte ja eine sehr interessante Scheune, mit allen moeglichen interessanten Astroteilen und dieser riesigen Drehbank. Das Bild unten zeigt meinen derzeitigen Aufbau. In meiner Huette stehen vier Instrumente im Quadrat, und der Refraktor schaut ebenfalls ueber den Newton hinweg. Der schwarze Refraktor war nur temporaer in the Mitte aufgestellt. Die Monitierung ist trotz einiger Optimierungen immer noch arg wacklig. Wenn die neue Drehbank kommt, werde ich ueber einen Montierungsneubau nachdenken.



  • Hallo Jürgen,


    wenn es Wolf noch gibt, muss er schon sehr betagt sein. Er fiel mir als Spezie auf, der aus allem, was er 2x in die Finger kriegte, ein Bino mit für ihn tybischen 60°-Einblick bastelte. Wahrseinlich kam ihm kein 2ter 6"-HA in die Finger, weshalb er ihn mir angab, sonst wäre auch ein Bino daraus entstanden. Seine kleine Sternwarte, drehbar auf dem Zahnradkranz aus einem Leopard-Panzerturm, bei dem sich der Fußboden mitdrehte, war ebenso originell.


    Alles gute,


    Hubertus

  • Ah, er hatte das Teil also fertiggestellt. Er hatte ja reichlich viel altes Bundeswehrzeugs. Bodenluftraketen standen herum (ohne Fuellung, nehme ich stark an) - da machte er Teleskoptuben raus. Schwerter zu Pflugscharen. Auch erinnere ich mich an einen Flutlichtmast, den er irgendwie in seiner Scheune vertikal aufstellte, als Saeule durch zwei oder drei Zwischendecken gehend. Eine Klettertour, die ich im Dunklen nicht empfehlen wuerde, brachte uns zur Spitze der Saeule. Dort war am Dachfirst dann eine Sternwarte geplant. Keine Ahnung, ob er das fertigbaute. 1996 war ich ein letztes Mal dort, um die Teile fuer mein Spiegelteleskop abzuholen. Das war schon ein Paradies: Viel Platz, gut ausgeruestete Sternwarte und draussen super dunkel, da auf dem platten Emsland gelegen.

    Ich habe Wolf (und Guenter aus Freren, und Hans aus Lingen) immer noch auf dem ATT gesehen, das letzte Mal 2013.

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