Kreuztisch Empfehlung?

  • Hallo Zusammen


    Ich hab eine Tischbohrmaschine von Alduro (Modell BM-22, Tisch 20x20cm, Abstand Tisch zu Säule 7cm) und dazu einen passenden Maschinenschraubstock von Alduro mit 100mm Backenlänge.

    Bisher hat das gut gereicht.

    Für das Teleskopbauprojekt brauch ich aber etwas mehr Präzision. Es muss ein Kreuztisch her.


    Hat jemand eine gute Empfehlung in der passenden Grösse? (Budget +/- 300€)


    Ich mag es stabil und robust.


    CS Konrad

  • Konrad,

    Kreuztisch und Tischbohrmaschine?


    Ich bezweifle, dass du damit eine Präzision hinkriegst, die über eine Anreissnadel und Körnung hinaus gehen. Auf 0,1 mm reisse ich einfach mit der Schieblehre an, indem ich sie passend einstelle und die Spitze dann kratzen lasse. Kreuzen sich zwei Anrisslinien, fällt der Körner fast von alleine rein. Will man die Linien besonders gut sehen, bemalt man die Stelle vorab mit einem Edding, welche anschließend von der Anreissnadel freigekratzt wird.


    Bzgl. bezahlbarer Kreuztische kannst du Dich bei Wabeco 🔗 umschauen oder auf Ebay, wenn es mal günstig was Gebrauchtes gibt.

  • Ich hatte mir vor ca. 10 Jahren mal den größten KT (Verfahrweg in X 600mm) von Optimum + Digitalanzeige auf die Bohrmaschine geworfen. Wird bei mir intensiv benutzt, funktioniert noch heute wie am ersten Tag und ist anständig verarbeitet. Für Chinakram jedenfalls. Da kann ich für Hobbyzwecke nix schlechtes drüber sagen. Außer, dass sich die Preise bis heute offenbar verdoppelt haben :-/

  • Moin Konrad,


    ich habe früher (vor 30 Jahren gerade noch Studentenbudget-verträglich. Fernost Alternativen gab es nicht oder waren nicht zugänglich.) gerne mit dem Wabeco Kreuztisch und dem Wabeco Bohrmaschinenständer gewerkelt. Wahlweise mit Bohrmaschine oder Oberfräse. Bei straff eingestellten Führungen ist das alles etwas schwergängig aber durchaus gut brauchbar. Selbst leichte Fräsarbeiten (Holz) gingen da recht gut.

    Die Präzision der Winkel oder Spindelsteigungen habe ich nie kontrolliert. Das wäre aber auch sicher nicht einfach auf aktuelle Produktion übertragbar.


    Beim präzisen bohren dürfte aber Spiel in der Bohrspindel ein größeres Problem sein. Die einfachen Baumarkt-Tischbohrmaschinen sind da grausam. Handbohrmaschinen sind noch schlimmer. Ich hoffe, du hast bei deiner Maschine eine gute erwischt.

    Bohren nach angerissenen Maßen ist möglicherweise präziser, als nach Skalen einzustellen, Ein Kreuztisch erleichtert es aber auf jeden Fall ungemein, die Markierung unter den Bohrer zu bringen.

    Alternativ zum Wabeco z.B. der quadratische von Proxxon. Der ist präziser als der Wabeco (gefühlt, nicht gemessen). der Wabeco ist dafür größer und universeller (auch seitliche Tischnuten). Die Spindeln sind imho auch robuster (Trapezgewinde). Zumindest der Mini-Kreuztisch von Proxxon und auch asiatische Analogien verwenden da meist einfache metrische Schrauben. Oft noch dazu sehr klein (M6. Hat ja mit 1mm so eine schöne Steigung)


    Beide sind groß genug um da so einen leichten Bohrmaschinen-Schraubstock aufzuspannen.

    Der Proxxon ist flacher. Das kann durchaus wichtig sein.


    Die Fernost-Guss Kreuztische sind meist von der Aufspannfläche her zu klein.


    Ansonsten hilft, sich Gedanken über die notwendige Präzision gedanken zu machen. Werkzeug-/Maschinenbau im durchschnitts-Bastelkeller wird eher nichts. Ich habe nur Spielzeugmaschinen in der 100kg Gewichtsklasse. Das Ziel lautet da "regelmäßig besser als 5/100mm Maßeinhaltung". Reproduzierbar 1/100: für mich nicht machbar. In 99,9% der Fälle ist das aber egal.

    Mit vieeeel Geduld und vieeel messen, gehen sogar echte passungen (meist).


    Kurze (DIN 1897) und scharfe Bohrer helfen sehr. Ggf. kann man auch Zentrierbohrer missbrauchen.

    Hausmarken-Industrie-Kurzbohrer z.B.

    https://www.contorion.de/mater…-10-59758425?q=kurzbohrer

    Die sollten brauchbar sein. Imho kann Hoffmann es sich nicht leisten untauglichen Kram anzubieten (Kenne ich nicht. Aktuell sind größere Geschwister der zweiten Hausmarke Garant am Start.).


    Bei einfachen rollgewalzten Bohrern oder Labeln, die nicht etablierten Industrie-Lieferanten zuzuordnen sind, sollte man mal eine Probebohrung machen und nachmessen, bevor man die richtig benutzt!

    Ich habe mal einige 2/10mm Untermaßbohrer für Reibahlen gekauft. Das exakte Maß war ja egal :D

    Das erwachen kam beim Aufreiben: Statt 7,8mm war das Loch (Bohrung durfte man das nicht nennen) schon bei 8,1mm.

    Also Bohrer und Werkstück direkt in die Tonne. Ein Bohrerset von Aldi ("hochwertig", HSS-Co) habe ich auch mal gekauft. Auch die gingen ziemlich direkt in die Tonne.


    CS

    Harold


    PS/Nachtrag:

    Bei den einfachen Maschinen/Werkzeugen ist es wichtig laaaaaaangsam (Drehzahl) zu arbeiten. Angaben zu Werkzeug-Schnittdaten gehören zu "echten" Maschinen.

    Und bei Metallbearbeitung passendes Schneidöl verwenden. Bei Alu ggf. Spiritus. Der Druck auf dem Werkzeug muss so sein, dass es Späne gibt. Kratzt das Werkzeug nur, verschleißt es extrem schnell.

    Beim Bohren größerer Durchmesser vorbohren. Das aber nicht zu groß! Nur maximal so groß wie die Querschneide des nachfolgenden Bohrers.

  • Wahrscheinlich hab ich zu hohe Erwartungen an einen Kreuztisch, vor allem in Verbindung mit einer Tischbohrmaschine.

    Bisher hab ich auch mit Anreisen und Körnern gearbeitet.


    Ja, das Spindelspiel hab ich mal gemessen, da geht der eine oder andere Hundertstel oder Zehntel schon verloren.

    Das mit den kurzen Bohrern ist sicher ein guter Tipp.

    Ich hab bisher einen Zentrierbohrer verwendet, hat an sich gut geklappt, wenn man das Werkstück nicht zwischen den Werkzeugwechsel bewegt.

    Sonst ist es nicht so einfach, vor allem bei dünnen Bohrern, das Werkstück samt Schraubstock wieder richtig zu positionieren.

    Hier hätte ich gedacht, so ein Kreuztisch könnte helfen.


    CS Konrad

  • Ja, das Spindelspiel hab ich mal gemessen, da geht der eine oder andere Hundertstel oder Zehntel schon verloren.

    Das kenne ich von meinen Maschinen auch: Hier ein Hundertstel, dort ein Hundertstel... schon hat man ein Tausendstel zusammen :)


    LG Phensri

  • Seit ich Rundlauffehler messe, stören sie mich :D


    Konrad, schau mal zuerst was du eigentlich erreichen willst. Mach einfach mal eine Liste Ziele und Nicht-Ziele, wenn Du unsicher bist.

    Evtl. lohnt es sich eine gebrauchte Flott oder ähnlich zu kaufen. Da gibt es ja auch sehr schöne Maschinen in handlicher Größe.


    Ich habe eine recht alte Webo V5 (die passt sehr sicher nicht auf einen Tisch) mit recht großem radialen Spiel. Da die Maschine aber eh nicht zum fräsen ausgelegt ist, spielt das keine große Rolle. Genau bohren geht einwandfrei. Ab und zu muss ich auch den Tisch absenken, um das Werkzeug zu wechseln. Dank Prismenführung kein Problem. Bei einer Rundsäule musst Du natürlich aufpassen. Da kann es dann schon helfen, wenn Du mittels Kreuztisch in den freien Bereich kurbeln kannst. Musst Dich ohne Digitalanzeige halt an Umkehrspiel und ggf. Umdrehungen zählen gewöhnen.

  • hrrr,

    von Bohrmaschinen kann man nun mal nicht die Präzision einer Fräse oder Drehbank erwarten.

    Erst recht nicht von einer kleinen Tischbohrmaschine oder Bohrmaschinenständer + Handmaschine.

    Das fängt schon an mit der Frage, ob die überhaupt senkrecht bohren.


    Meine Erfahrung ist, dass man schon Probleme hat, die 'Senkrechtizität' eines Bohrlochs jenseits 0,1mm/100mm (~3 Bogenminuten) zu messen. Dazu muss das erst mal rund sein, braucht man einen passenden Passstift und mind. einen Schlosserwinkel, an dem das Licht vorbeischeint. Also ... ich zerbreche mir nicht den Kopf über Maßhaltigkeiten, die man mit Hausmitteln nicht messen kann. Und vernünftige Messmittel für Mikrometer sprengen mitunter schon das geplante Budget. Das fängt mit einer ebenen Prüffläche an. Ok, Planspiegel sind auch eben, kennen wir ja irgendwoher 8o

    Viel wichtiger ist das fehlertolerante Konstruieren. Warum haben Haupt- und Fangspiegel Justierschrauben?
    Und im Rahmen dessen auch Überlegungen, welche Toleranz man braucht. Um den Sucherschuh mit zwei Schrauben an den Tubus zu schrauben, reicht eine Positionierung +/-0,2 mm völlig. Das verschwindet im Passspiel der Gewinde, selbst wenn das Loch mit dem Gewindeschneider geschnitten die Schraube hält. Die Probleme fangen an , wenn das Loch mehr als 0,5 mm daneben landet. Dann kann man zur kleinen Nadel-Rundfeile greifen oder Schmiergelpapier um einen Zahnstocher wickeln und ins Bohrfutter einspannen.
    Gute Sucherschuhe haben dafür aber Langlöcher oder kriegen die mit Hausmittel verpasst. ;)

  • Hallo Kalle,

    Viel wichtiger ist das fehlertolerante Konstruieren.

    Du sprichst mir aus dem Herzen - zwei zueinanderpassende Teile herzustellen kann ganz schön frustrierend sein. Zwei Teile erst mit einer Schraube verbinden, dann das Loch für die zweite Schraube gemeinsam durchbohren, dann ein Loch aufbohren und das andere mit einem Gewinde versehen, zum Schluss über beide Teile gemeinsam drüberfeilen - und schon kann man komplizierte Frästeile mit Handbohrmaschine und Feile herstellen. Mit Präzisionsmaschinen kann es jeder ;)


    Nein, im Ernst: gute Maschinen machen Spaß und damit geht vieles, was mit anderen Mitteln nicht geht. Aber mit den anderen Mitteln kommt man auch schon erstaunlich weit.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Ja, ich hab mir auch bis anhin mit Anschlägen und Lehren und gleichzeitig Bohren geholfen.

    Dann bleibe ich glaub auch dran bis auf weiteres.


    Aber danke für die Ausführungen.


    Da gibt es sicher irgendwo eine Seite mit "life hacks" ?


    CS Konrad

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