Liebe Sternfreunde,
Eigentlich wollte ich die gestrige Nacht unter dunklem Himmel in Großmugl verbringen, denn seit 1 Woche bin ich stolzer Besitzer eines 3,5 mm Televue Delos und bin damit mit meinem SkyWatcher Newton 200/1000 PDS in neue Dimensionen des Universums vorgedrungen (to boldly go ...) .
Leider sagten aber Meteoblue und auch Clear-Outside für Wien weniger Wolken als für Großmugl voraus und somit entschied ich mich für eine Beobachtungsnacht auf meiner Terrasse. Ist ja auch viel bequemer, die EQ6-R und das ganze Gerödel zu Hause aufzubauen. In Wien war der Himmel dann allerdings zu sehr aufgehellt, um visuell ein Freudenerlebnis hervorzurufen. Die Doppelsterne 4 und 5 Lyrae (das Double-Double) waren zwar ein genussvoller Anblick, aber M57 kam selbst mit dem Delos nur matt daher.
Daher beschloss ich kurzerhand, ein paar Übungen mit meiner ZWO ASI 178 MC zum machen. Bislang waren mir nur einige wenige herzeigbare Aufnahmen vom Mond, Jupiter und Saturn gelungen. Deep Sky Aufnahmen waren somit für mich bis gestern absolutes Neuland - und werden es auch noch lange bleiben.
Ready to capture - meine Terrassen-Sternwarte mit den Wiener Lichtverschmutzern im Umfeld.
Als Ziele für diese Nacht wählte ich den Ringnebel M57 und den Kugelsternhaufen M56 in der Leier. Dieses kleine Sternbild hat wirklich allerhand zu bieten.
Los ging's. SharpCap eingeschaltet. Kamera in den Okularauszug. Bathinov-Maske auf die Öffnung. Vega anvisiert und den Fokus in SharpCap eingestellt. GoTo auf M57 und siehe da ... Nein, seht selbst ...
Ich konnte es gar nicht fassen, dass ich tatsächlich den Ringnebel in meiner Vorschau sah. Und was ich sah gab mir Hoffnung. Wenn es mir nun noch gelänge, diesen wunderschönen Planetarischen Nebel auf Zelluloid - nein, das war früher. Heute erledigt das ja der CMOS-Sensor.
Jedenfalls ist hier mein erstes Foto eines Deep-Sky Objektes. Ich habe bestimmt vieles dabei falsch gemacht, 30 Frames á 30 sek ergeben insgesamt eine Belichtungszeit von 15 Minuten. Das erscheint mir zu kurz, oder? Und ob 30 sek / Frame (Gain = 130) ausreichen oder zu viel sind? Aber mein Sohn (7) war mächtig beeindruckt. Ich ja auch, ich geb's zu.
M57, 13.7. 2021, 00:07 MESZ
Bildbearbeitung: AustoStakkert, Photoshop
Von M57 schwenkte ich ein paar Grad weiter schwanwärts zum Kugelsternhaufen M56. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,5 mag zählt dieser ja eher zu einem schwächeren Vertreter seiner Gattung. Die Bildbearbeitung fand ich hier wirklich sehr knifflig. DeepSky-Stakker lieferte mir nur ein Ergebnis in Graustufen, daher habe ich die Frames wieder mit AutoStakkert gestakkt. Insgesamt brachte ich es bei M56 auf 10 Minuten Belichtungszeit, das sind 15 Frames á40 sek (Gain = 150). Die Bildbearbeitung erfolgte dann mit Photoshop. Das Zentrum des Kugelsternhaufens wirkt recht matt. Vermutlich konnte ich nicht genügend Photonen einsammeln. Die Sterne scheinen auch ein bisschen prolongiert (nein, sagen wir ruhig eiförmig). Autoguiding habe ich leider noch keines, steht aber schon auf der order list.
M56, 13.7. 2021, 01:12 MESZ
Ich muss noch viel lernen und die Bildbearbeitung gelingt mir noch gar nicht gut. Freue mich daher über eure Tipps, wie ich die Bilder noch optimieren kann.
Nach den beiden Deep-Sky Objekten haben auch Saturn und Jupiter noch meine wohlwollende Aufmerksamkeit erhalten. Diese Fotos muss ich aber in einem anderen Thema im Sonnensystem-Forum posten. Hier könnt ihr den Bericht lesen: Saturn und Jupiter, 13. 7. 2021
Clear skies wünscht euch,
Christian