Eine PN-Nacht für Puristen

  • Liebe Deep Sky-Freunde,


    meine Beobachtungsnächte dauern regelmäßig nur ein bis zwei Stunden und es lohnt sich kaum, darüber zu berichten.

    Gestern wäre objekttechnisch gesehen auch kein Grund dafür gewesen, ich will es aber dennoch wagen, denn ich habe meinen geliebten Beobachtungsplatz im Garten seit langem mal wieder verlassen.

    Den Grund dafür habe ich mal markiert. Richtung Süden hatte ich für Beobachtungen tief stehender Objekte immer ein kleines Fenster zwischen der Scheune links und der Eiche rechts. Dazwischen wächst jetzt aber eine Ulme rasant hoch, die gut gut 20° über dem Horizont abdeckt.


    Deshalb habe ich gestern Nacht diesen Beobachtungsplatz gewählt:

    Eine Wiese nur 300 m entfernt hinter unserem Haus. Die Vegetation und Bebauung deckt hier nur gut 5° oberhalb der Horizontlinie ab, ideal also für die Beobachtung von den zahlreichen Planetarischen Nebeln im Milchstraßenzentrum.


    Leider sind die meisten PN dort nicht sehr sehenswert, aber ich habe das Ziel, irgendwann mal 200 PN beobachtet zu haben ... und da hilft es nix, da muss man einfach mal ein paar gute Nächte opfern ... in den sauren Apfel beißen ... und stellare PN bi zum Abwinken suchen und identifizieren.

    Mit ein wenig Übung, guter Vorbereitung und der entsprechenden Motivation klappt es aber ganz gut. So geschehen gestern Nacht.


    Wir befinden uns bekanntlich ja aktuell in der Phase, wo es keine astronomische Dämmerung in unseren Breiten (meine ist 52° n.B.) gibt. Ich nutze in den Sommermonaten deshalb immer das Zeitfenster zwischen 00:00 Uhr und 2:00 Uhr für meine Beobachtungen. Gestern nach einem gemütlichen Fernsehabend - die innere Stimme überhörend, die mir regelmäßig einflüstert, dass es doch einfacher ist, ins Bett zu gehen - habe ich mich aufgerafft, bin ins bereits gepackte Auto gesprungen und auf die nahe Wiese gefahren. Um 23:30 Uhr war ich einsatzbereit. Ein kurzer Blick in den Zenit, wow, die Milchstraße angedeutet sichtbar ... jetzt schon. Wollen wir doch mal sehen, wie weit südlich in noch PN im Schützen beobachten kann.

    Die Details zu den Beobachtungen erspare ich Euch alle beobachteten PN waren wie gesagt stellar und meist mit 144-facher oder 240-facher Vergrößerung in meinem 12,5"-Ninja detektierbar und mittels Filterblink identifizierbar.

    Das Spiel ist halt immer wieder das gleiche. Mit dem isDSA annähern, zur Aufsuchkarte wechseln, Stelle finden, höher vergrößern ... und sich wie ein Schneekind darüber freuen, wenn man den Lichtpunkt oder das Lichtpünktchen gefunden hat.

    Im Schützen bin ich bei -25° südlicher Breite am Stern Kaus Borealis gestartet, habe NGC 6644, Vy 2-1, Mink 3-33, NGC 6620 und zuletzt M 2-36 bei etwas über -29° südlicher Breite dingfest gemacht. Fünf PN, dann war Schluss mit lustig und der Teepott senkte sich in die Baumkronen hinein.

    Naja, die Nacht war noch jung, also einen Sprung auf Seite 66 im isDSA und ein paar PN im Schild aufgesucht, Darunter viele Minkowskis. Bis zum Ende meiner Beobachtungsnacht um 2:00 Uhr wurden es dann insgesamt 12 PN, die ich meiner Liste erfolgreicher Beobachtungen hinzufügen konnte. Nur Mink 1-58 entzog sich meinen Blicken, die Konzentration war weg. Und die Aufsuchkarte verhieß nichts Gutes, ein chaotisch anmutendes Sternfeld.


    Apropos Aufsuchkarten. Bislang habe ich die Aufsuchkarten von Eye & Telecope genutzt. Bei stellaren PN sind diese aber nicht ausreichend und ich habe mir dann immer recht aufwändig ein DSS-Bild in diese Karten mit hinein gefriemelt.

    Seit einem guten Jahr nutze ich die Aufsuchkarten von DeepSkyLog. Die sind supergenial und haben ihre Tauglichkeit in der letzten Nacht bewiesen. Das Schöne an den Karten ist, dass für jedes Objekt automatisch zwei DSS-Bilder mit 60x60 und 25x25 Borgenminuten angedruckt wird. Hier mal ein Beispiel:

    Ich markiere mir in der Regel noch den PN mit zwei Strichen und füge die Seitenzahl des isDSA zu. Alle meine Aufsuchkarten füllen zwei Ordner, so sind sie dann wesentlich leichter zu finden.


    Soviel zu den doch eher nüchternen Fakten der letzten Nacht.


    Nun zu den Highlights. Ich bin ja kein Kostverächter trotzt der beschriebenen Stellar-PN-Askese und nehme Objekte, die auf dem Weg liegen gerne auch mit.

    Besonders in Erinnerung geblieben ist mir gestern der Sternhaufen NGC 6645 gut 2° östlich von M 17. Schon bei Aufsuchvergrößerung 45-fach zeigte sich der Haufen mit einer Vielzahl an Sternen gut aufgelöst.

    Ein weiterer Augenöffner war ein Blick gegen 1:00 Uhr in den Zenit. Atemberaubend! Die Milchstraße war gut strukturiert sichtbar. Sterne über Sterne. Da macht es nix, wenn die Sonne per Definition nicht ausreichend unter dem Horizont verschwindet. Und wer jetzt noch von weißen Nächten spricht, der wird weg gegrätscht ;) ... nach zumindest jeder, der südlich des 52. Breitengrades beobachtet 8) .

    Um 2:00 Uhr dann nach gut zweieinhalb Stunden Beobachtung habe ich den triefend nassen Atlas zu geklappt und mich noch den Planeten Saturn (sehr schön) und Jupiter gewidmet, die nun ausreichend hoch über dem Horizont standen. Zu meiner Überraschung zeigte Jupiter gestern um 2:10 Uhr einen wunderschönen Mondschatten. Ich lege es nie darauf an, deshalb war das gestern auch erst meine zweite Mondschattenbeobachtung bei diesem Planeten.


    Was soll ich sagen, am Ende war ich richtig glücklich, nicht auf meinen inneren Schweinehund gehört zu haben und meinem PN-Ziel einem großen Schritt näher gekommen bin.


    Viele Grüße


    Rene

  • Hi Rene,

    super! Das ging ja fix :S


    Na, von wegen lohnt nicht wegen 1-2 h zu berichten ... war doch ne tolle Aktion und ist schön zu sehen, wie und wo Du beobachtest. Tolle Ecke Deine Heim und Garten und Umgebung! Da ist´s mehr als entschuldbar, wenne nich woanders hin rausfährst ;)


    Ja diese ganzen offenen Haufen in der Gegend überraschen mich immer im Fernglas und ich hatte noch nicht die Disziplin, die gleich mit Dobson oder Apo strukturiert anzusteuern. Ich meine der 6645er kam mir nämlich auch unter letzens, genau der, den ich mit dem Apo mal angehen wollte, weil der schon im FG so toll aussah mit Wechsel aus hellen und schwächeren Sternchen (wenns der war, Position ist sehr verdächtig).

    Aber bevor ich vor Platzmangel aufm Balkon noch dreimal gegen die blecherne Giesskanne trete und alle im Bett aufrecht sitzen, war der Gedanke erstmal weg ^^


    Danke für die tollen Eindrücke!


    Achso, genau das denken glaube ich eben viele, es würde sich nicht lohnen von so Kurzaktionen zu berichten. Mich interessiert es immer, wie andere so gucken, was die Rahmenbedingungen sind etc.

    Da brauchts keine superduper Objektausbeute, aber Deine Session war ja sehr wohl ziemlich ergiebig und strukturiert - Hut ab! Ich muss auch mal wieder strukturierter werden...


    Schöne Grüße

    Norman

  • Hallo Rene,


    sehr schön ! Jetzt weiß ich endlich, wie es am 'Ende der Welt' ausschaut: Paradiesisch grün, ein echter Garten Eden ;) - und das gleich hinterm Haus, mit richtig dunklem Himmel 8) .Der Ulme im Süden würde ich das Wachstum auch nicht übel nehmen, die Ulmen sind ja schwer von einem Pilz bedrängt.


    Deine klein(st)en PN's wecken bei mir Erinnerungen an unsere Jagd nach Kohoutek 4-8 im Sternbild Schild, die wir damals hier im Forum ja ausführlich dokumentiert haben. Von NGC 6645 hab ich eine Notiz mit dem 120mm Refraktor:" Und als richtig lohnend entpuppt sich der 8,5 mag helle, dichte Haufen NGC 6645: Mit indirektem Sehen tauchen hier etliche feinste Sternchen auf."


    Servus

    Ben

  • Hallo Rene,


    richtig schön, Dein Bericht. Ich stimme Dir voll zu, was die sogenannten "weissen Nächte" betrifft: Ein Tag vor Dir, vom 11. auf den 12. Juli, konnte ich den Crescent Nebula NGC 6888 im 8x56 Fernglas (mit Hilfe von engen 8,5nm OIII-Linienfiltern) ausmachen, das unter Stadtrand-5mag-Himmel und in einer der kürzesten Nächte des Sommers (Bericht folgt im OdM-Thread hierzu). Die milden Temperaturen und die hohe Stellung der Milchstrasse lassen das Beobachten so angenehm werden, dass die fehlende Endhelligkeit des Himmels mehr als ausgeglichen wird.


    Ich habe auch eine schöne Erinnerung zu NGC 6645. Ich hatte direkt vorher mit 6 Zoll den 9° nördlich stehenden offenen Haufen NGC 6664 angeschaut, der wenigen Bogenminuten östlich von Alpha im Sternbild Schild steht. Ich spatzierte dann zu einem 18-Zöller am Platz rüber und stiess zufällig auf NGC 6645. Im 3fach größeren Gerät bei entsprehend höherer Vergrößerung sah 6645 dem 6664 frappierend ähnlich - eine schicke Paarung!


    Beste Grüße, Christopher

  • Moin Rene,


    ja ich muss Ben zustimmen, beeindruckend idyllisch bei Dir. Und so herrlich einsam. Würde mir sehr gefallen.


    Dann kann man auch an solche Fizzel Arbeit ran. Glückwunsch zu den Treffern! Bei mir sind kleinste PN ziemlich unbeliebt.

    Stellar geht schon mal gar nicht. Weil man halt so lange sucht und die Nächte sind bei mir ob des Aufwandes zu knapp.

    Auch wenn ich Eueren tollen PN Katalog dazu nutze - es dauert. (Kaliber NGC 7027 als minimum Größe)


    War aber dann um so schöner, Deinen Bericht zu lesen und ob der Fotos zu schwelgen. Den Juli Neumond habe ich verpasst, war als zu verzirrt vorhergesagt die Wochenend Nächte.


    CS,

    Walter

  • Hallo Rene,


    mal wieder ein schöner Bericht verbunden mit einem Blick in einen wunderbar grünen Garten. Da kann man als Städter schon neidisch werden. Solche Berichte, wie auch die von Norman erinnern mich immer daran, dass ich mich auch mal wieder aufraffen sollte, gerade der Sommerhimmel bietet mit der Milchstrasse und offenen Sternhaufen einiges, da muss es nicht stockdunkel sein. NGC 6645 kannte ich noch nicht, habe ich mir notiert. Ich oute mich hier als Freund der Sommerzeit, wie lange wird es die noch geben? Doch eine großes Manko der weißen Nächte, auch wenn sie nicht wirklich weiß sind, ist der späte Beginn der Dunkelheit bei Sommerzeit, da fällt es mir schon sehr schwer aufs Land zu fahren und ich wünschte es wären nur 300 m zu einem guten Platz wie bei dir.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo zusammen,


    vielen lieben Dank Euch allen für Euer Feedback, ich habe nicht wirklich mit Reaktionen gerechnet, weil ja kaum Objekte im Bericht vorkommen.

    Aber das Thema "Zeigt her Euren Beobachtungsplatz" wäre vielleicht auch schon einen eigenen Thread wert.

    Und Norman, recht haste ...

    Achso, genau das denken glaube ich eben viele, es würde sich nicht lohnen von so Kurzaktionen zu berichten. Mich interessiert es immer, wie andere so gucken, was die Rahmenbedingungen sind etc.

    Da brauchts keine superduper Objektausbeute ...

    Deswegen liebe ich (und viele andere sicher auch) immer Deine Berichte, ob kurz oder lang, da ist alles drin, was das Astroherz begehrt. Und ich selber denke dann immer, da kannste nicht mithalten :face_with_raised_eyebrow:


    Und ich gebe zu, dass meine Beobachtungsplatzsituation ultrakomfortabel ist. Teuer erkauft mit zwei Fahrzeugen im Carport, die wir zwingend für den Wiedereintritt in die zivilisierte Welt brauchen.

    Aber es freut mich sehr, dass Euch diese eremitische Idylle gefällt. Mir natürlich auch sehr ;). Mathias war auch schon mal bei mir und wir haben zusammen von der Wiese aus beobachtet. Ich denke, es hat ihm gefallen.

    Thomas, Du bist auch herzlich gern eingeladen, wenn es Dich mal wieder raus zieht aus Berlin und Dir der Weg nicht zu weit ist. Ich weiß, Du fährst eigentlich immer in eine andere Ecke raus. Aber Steffen wohnt auch nicht näher zu Dir.


    Walter, ich weiß, Du musst immer weit fahren und machst das nicht so oft im Jahr. Dann würde ich mir stellare PN auch nur ungern antun. Schön zu lesen, dass Du dann unseren PN-Katalog nutzt. Früher habe ich die stellaren PN auch nicht sehr gemocht und maximal ein oder zwei davon pro Nacht mit eingestreut. Inzwischen bin ich da schmerzunempfindlicher. Liegt wohl auch daran, dass ich vor einiger Zeit Freude an den vermeintlich reizarmen Doppelsternen gefunden habe ... und Quasarspezialisten machen im Grunde ja auch nix anderes, als nach Lichtfünkchen zu haschen.


    NGC 6645

    Ben, war der Haufen vielleicht auch in Deinen aDM-Touren mit dabei? Du hast aber schon ganz schön was abgerissen mit Deinem 5"er.

    Christopher, ein interessanter Vergleich. NGC 6664 ist auch ein Hammerteil, fernglastauglich und auffälliger als der benachbarte OS M 26 (zumindest mein Eindruck mit 12,5").

    Norman, das wird der Haufen dann wohl gewesen sein, den vielen gleichlautenden Kommentaren hiernach zu urteilen. Deine letzte KS-Tour möchte ich mal in einer der kommenden Nächte angehen. In der Region gibt es so viele, die ich noch nicht gesehen habe. Djorgowski 2 wird aber nix bei mir, dafür bräuchte ich besseren Himmel in Horizontnähe.


    Beste Grüße


    Rene

  • Hallo Rene,


    danke für deinen sehr schönen Bericht. Ich kann mich gut an unsere gemeinsame Beobachtung erinnern und die wirklich gute und dunkle Bedingung die wir damals hatten. Im Rücken der noch dunklere und tiefe Wald :)


    Zu NGC 6645 kann ich eine ältere Beobachtung mit Zeichnung aufführen. Den Haufen habe ich komischerweise bis jetzt nur von der Schwäbischen Alb aus aufgesucht, wahrscheinlich wegen dem tieferen Stand. Schon die erste Begegnung, eher zufällig wegen M17, fand ich sehr reizvoll. Die zweite Sichtung dann bei wirklich exzellenter Horizontsicht. Dann sieht man auch eine Art Loch bzw. Sternleeres Gebiet im Haufen. Feinste Sternchen erzeugten einen körnigen Eindruck , teils mit Ausläufern. Einige Doppelsterne gab es auch noch dazu


    Zeichnung mit 10 Zoll, Schwäbische Alb (Ittenhausen)


    thcdkeui.jpg


    Liebe Grüße

    Mathias

  • Hi Rene,

    Zitat


    Aber das Thema "Zeigt her Euren Beobachtungsplatz" wäre vielleicht auch schon einen eigenen Thread wert.


    Das hab ich exakt so schonmal vor Jahren versucht, wurde leider nicht angenommen... Könnte man ja nochmal versuchen :?:



    Deswegen liebe ich (und viele andere sicher auch) immer Deine Berichte, ob kurz oder lang, da ist alles drin, was das Astroherz begehrt. Und ich selber denke dann immer, da kannste nicht mithalten

    Lieben Dank, aaaaaaber... Du weißt was kommt ...


    Sich von anderer Leute Ergebnisse abschrecken zu lassen gibt Schelte ! ;) .


    Was mich angeht, ich lese gern von anderer Leute Erlebnisse, auch wenn sie nicht so ausgeschmückt sein mögen wie bei mir. Die Vielfalt machts im Forum und da gehts ja nicht um Wettbewerb wer macht was am schönsten. Davon abgesehen finde ich Deine Berichte immer sehr gelungen.


    Ich glaube, für manche sind meine Berichte sogar zuweilen anstrengend, zu flapsig, zu lang, immer das gleiche "Luftfeuchteangaben, Berg, gäääähn" , zu wenig/gar keine Zeichnungen etc.. Und wenn ´ne Zeichnung dabei ist, wird der Nordpfeil gefordert :rolling_on_the_floor_laughing:


    Es ist doch das schöne am Hobby, dass man niemandem gerecht werden muss - außer sich selbst. Das wichtigste ist für mich, dass der Spaß im Vordergrund liegt und rüberkommt. Und wenn einer komplett sachlich was auflistet - auch okay, finden auch viele Gefallen dran.


    Also her mit euren Berichten !


    CS

    Norman

  • Hi Norman,


    Schelte ist angekommen und angenommen. Ich gelobe Besserung.


    Die Luftfeuchteangaben finde ich zum Beispiel äußerst interessant. Weißte ja warum.

    Und ich bin eher Fan von Flaps als sachlicher Auflistung. Aber das ist in der Tat Geschmackssache.



    Juhu Mathias,


    Du hast NGC 6645 schon gezeichnet. Fantastische Zeichnung. Als ich das mit dem Loch im Haufen gelesen habe, bin ich gleich mal meine Beobachtungsaufzeichnungen durch gegangen.

    Und siehe da, schau mal meine Beschreibung bei 144-facher Vergrößerung:

    45-fach - ein schöner, feiner Sterngriesel westlich einer geraden Sternkette von fünf Mitgliedern, die wie ein Zeiger auf den Haufen zeigen zu scheint - der Haufen wirkt schon sehr gut aufgelöst und zerfranst

    144-fach - jetzt nimmt der Haufen riesige Ausmaße an - viele Sterne unterschiedlicher Helligkeit - im Zentrum ist ein Sternring zu erkennen, nicht ganz rund, sondern mit einigen Ecken - innerhalb dieses Ringes besteht eine relative Sternleere, wie ein Schlund - gut 50 Mitglieder sind erkennbar, auffällig ist ein helleres Sternpaar im südlichen Bereich des Haufens


    Aber Zeichnungen sagen/zeigen eben doch mehr als eintausend Worte. Jetzt sind wir bei dem Haufen ja schon fast auf OdM-Niveau!


    ...Ich kann mich gut an unsere gemeinsame Beobachtung erinnern und die wirklich gute und dunkle Bedingung die wir damals hatten. Im Rücken der noch dunklere und tiefe Wald :)

    Ja, der Wald im Rücken. Es gibt genau zwischen Wald und Wiese eine Wasserstelle, nächtlicher Hotspot für die Tiere des Waldes. Ich stelle mich deshalb nicht direkt an den Waldrand, sondern fahre immer ein Stück Richtung Wiese. Dort lassen sich die mitunter wirklich unheimlichen Geräusche die dabei aus dem Wald dringen, ein wenig besser ertragen.


    Viele Grüße


    Rene


  • Danke, lieber Rene,


    für den schönen Bericht!

    Ja, die weißen Nächte im hohen Norden sind fürchterlich kurz, aber etwas geht ja immer!

    Um so mehr freue ich mich, dass du so viele Objekte finden konntest.

    12 PN sind schon eine Ansage, ein Stückchen näher zu deinen gewünschten 200 PNs. :)


    Meine letzten Beobachtungen Ende Juni stammen aus Tinizara, das auf 28° 44´ liegt und deshalb keine weißen Nächte kennt.

    Die Beobachtungszeit dauert da 7 Stunden und alles steht sehr viel höher.


    Mink 1-58 haben wir zwar nicht aufgesucht, aber den kenne ich aus Südafrika, wo er sehr hoch steht, aber selbst im 20-Zöller nur als ein winziges Scheibchen sichtbar ist.

    Leider ist der PN nicht nur winzig, sondern auch sehr schwach. Gefunden nur mit Filterblinken!

    Das wäre sogar für dich mit dem Ninja 12,5-Zöller eine Herausforderung gewesen.


    cs

    Timm

  • Hallo Rene



    Gratuliere zu Deinen hart erkämpften PN Sichtungen (wo Skizzen ... ?). Freut mich auch, von Deiner Seite mal wieder etwas zu hören.

    Mit der NGC6645 hast Du mich neugierig gemacht. Mal sehen, ob daraus noch eine eigene Punktierung entstehen könnte :S .

    Bleib dran an den 200 . :)



    Viel Grüße

  • Hallo Rene,

    Ben, war der Haufen vielleicht auch in Deinen aDM-Touren mit dabei?

    Ja, war dabei, in einem Kapitel "Rund um die Sternwolke M24". Ich hatte die Aktion mit dem 120mm Refraktor ja nur so aus eigenem Interesse gemacht, und dass sich dann eine Anwendung im aDM gefunden hat, war schon nett - und bequem: Die Hauptarbeit war ja bereits gemacht.


    Und stimmt, bei den Beiträgen zu NGC 6645 sind wir echt fast schon auf OdM-Niveau !


    Servus

    Ben

  • Lieben Dank auch Timm und Werner,


    Werner, ich mache mir leider keine Skizzen, sondern nur Beobachtungsbeschreibungen via Diktiergerät.

    Ich bin aber auf Deine Zeichnung von NGC 6645 gespannt, wenn es klappen sollte.


    Nun doch noch ein bisschen sachlich:

    Timm, danke für den Hinweis zu Mink 1-58. Hm. Ich richte mich ja nach den Angaben vom isDSA, da steht der PN für 12" drin => lt. E&T wg. stellarer Erscheinung Flächenhelligkeit 8.7 mag, Kontrastreserve 0.83. Bei den Eckdaten ja eigentlich tauglich für 4". Dass dies nicht immer hinhaut, ist mir bewusst, da selbst die vermeintlich stellaren Minkowski-PN´s nicht stellar sind und die Gesamthelligkeit sich nicht in einem Punkt zu dieser hohen Flächenhelligkeit vereint. Dem DSS-Bild zufolge dürftest Du recht haben, der wird ein harter Brocken. Probieren werde ich ihn aber dennoch auf jeden Fall. Es gibt wohl eine positive Sichtung mit 12" von einem niederländischen Sternfreund.


    Nach Auswertung meiner Beobachtungsbeschreibungen ist meine Ausbeute leider geschrumpft auf 10 gesehene PN. Warum?

    Der erste Grund ist ein typischer Merting. Bei Mink 1-60 lief mein Diktiergerät nicht mit bzw. es lief immer dann, wenn ich beobachtet habe und wenn ich etwas diktieren wollte, habe ich die Aufnahme unterbrochen ||. Naja, dann wird das Kerlchen eben nochmal beobachtet.

    Der zweite PN, der rausgefallen ist, ist Mink 4-10 gut 2° südsüdwestlich von Mink 1-58. Den PN habe ich falsch markiert auf meiner Aufsuchkarte ... und mich dann gewundert, dass der identifizierte Lichtpunkt nicht auf Filter reagiert. Mink 4-10 ist tatsächlich extrem schwach lt. DSS, eigentlich nicht möglich mit 12" - ich weiß gar nicht, wie der es in den isDSA schaffen konnte. Timm, hast Du den vielleicht auch mal mit 20" in der Mangel gehabt?


    Viele Grüße


    Rene

  • Hallo Rene,


    Dein Bericht gefällt mir.

    Ich beobachte auch immer wieder in den hellen Nächten, das geht ganz gut und es gibt einige lohnende Ziele in solchen Nächten. Dieses Jahr wurde es leider nichts, das Wetter oder die Arbeitszeiten machten nicht mit.

    Stellare Planetarische Nebel hatte ich auch schon im Okular, ich identifiziere diese mit einem Blaze Gitter Spektroskop.


    Meine Aufsuchkarten drucke ich mit Cartes du Ciel. Notfalls zeichne ich dann eine Markierung in die Karte ein, an der sich der Planetarische Nebel befindet.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Gerd,


    ich danke Dir.

    Von Deiner PN-Beobachtungstechnik habe ich schon auf Deiner Homepage gelesen. Das klingt sehr interessant, ist der Effekt dort deutlicher ggü. einem UHC/[OIII] bzw. welche Methode würdest Du favorisieren?

    Leider bräuchte ich so etwas dann in 2", ich habe meine Okulare filterseitig alle mit T2-Verlängerungen auf diese Größe mit vereinheitlicht.


    CdC habe ich mir auch mal angeschaut. Auch ein gutes Programm für Aufsuchkarten.


    Viele Grüße


    Rene

  • ist der Effekt dort deutlicher ggü. einem UHC/[OIII] bzw. welche Methode würdest Du favorisieren?


    Hallo Rene,


    Der Effekt ist sehr eindeutig, der Pn kann im Feld eindeutig identifiziert werden. Mit dem [OIII] finde ich ebenfalls die stellaren Pn auf, mit dem Filterblinken mit dem Filterschieber klappt das ebenfalls. Ich bin auf die Methode mit dem Blaze-Gitter gekommen, weil in manchen Nächten mit nicht ganz guten Bedingungen die stellaren PN bei hoher Vergrößerung nicht sicher von den Feldsternen unterscheidbar waren, besonders wenn diese im dichten Sternfeld stehen und die Sterne durch das Seeing ebenfalls leicht flächig erscheinen.


    Eine Empfehlung zu geben, das ist nicht einfach... Wenn du mit dem Filterblinken zurecht kommst, behalte das bei.

    Ich tu mich mit dieser Methode leicht, da mein Teleskop durch die parallaktische Montierung nachgeführt wird und ich dadurch den PN feinfühlig zentrieren kann und der auch nach dem herausschrauben vom Blaze-Gitter aus dem Okular an Ort und Stelle bleibt. Das ist wichtig bei hohen Vergrößerungen und den damit resultierenden kleinen Feldern.


    In zwei Zoll gibt es diese Blaze-Gitter scheinbar nicht. Ein neues würde ich mir und habe ich mir für diesen Zweck nicht gekauft. Der Umgang mit dieser Methode ist schon gewöhnungsbedürftig.


    Viele Grüße

    Gerd

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