Jupiter 28.06.2021 mit 12" Newton Gaisberg/Österreich

  • Hallo Planetenfreunde,

    hier die nächste Runde mit Jupiter, diesmal vom Gaisberg 1280 m in Österreich aufgenommen. Das ist der Hausberg von Salzburg. Seeing war etwas schlechter als das letzte Mal. Wind kam aus Süden. Typischerweise ergibt das keine guten Bedingungen. Dafür hab ich alle Kanäle aufnehmen können. Am besten war diesmal R - deutlich besser als IR.



    Jupiter mit GRF 28.06.2021 UT 2:39 (MESZ 4:39) mit Io

    40 sec Belichtung für Io auf Planetenoberfläche schon zu lang



    Jupiter mit GRF und Io 28.06.2021 UT 3:01 (MESZ 5:01) kurz vor Sonnenaufgang R-Kanal aus zwei Filmen

    Drizzle Stackung - bester Rotkanal

    einiges an Detail im GRF zu erkennen



    Jupiter mit GRF 28.06.2021 UT 3:01 (MESZ 5:01) kurz vor Sonnenaufgang L(50%R)-RGB mit gesondert bearbeiteten Io



    Jupiter mit GRF 28.06.2021 UT 3:03 (MESZ 5:03) echtes RGB - damit realistischere Farben


    Nachtrag 1:



    Jupiter 2021-06-28 UT 03:02 (LR)-RGB

    80% Verwendungsrate im Rotkanal

    1,5x Drizzle mit handgesetzten 133 Multi-Scale -Kästchen in AS3!



    Jupiter 2021-06-28 UT 03:01 (LR)-RGB

    80% Verwendungsrate im Rotkanal, 3 Filme verwendet anstelle einem oben

    1,5x Drizzle mit handgesetzten 133 Multi-Scale -Kästchen in AS3!

    Giotto-Schärfung mit Fitswork Nachschärfung


    Ein paar Stimmungsbilder dazu:




    Jupiter auf Bildschirm kurz nach Sonnenaufgang, der sich im Teleskop spiegelt - es hatte den unvermeidlichen Wind am Berg siehe Windsack - die Montierung hat es ausgehalten



    Gaisbergschatten im Salzachtal kurz nach Sonnenaufgang, links der Untersberg



    Teleskopaufbau, mittig der Watzmann, Deutschlands zweithöchster Berg



    Blick nach Osten - diesmal stand eine Wolkenbanken im Osten, der Blick nach Süden war frei. Glück gehabt! Um Mitternacht hat es noch geregnet. Teleskop stand draußen zum Abkühlen, Gott sei Dank unter Vordach.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,

    absolut beeindruckend. :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Nachdem ich heute Morgen um 3:30Uhr meine Flats für mein aktuelles Deepsky-Projekt gemacht hatte, guckte mich der Jupiter zwischen zwei Bäumen an.

    Ich habe also auf "die Schnelle" mit Firecapture "draufgehalten". Im Ergebnis hatte ich immerhin 5600 Einzelframes zum stacken.

    Das Resultat war leider für die Tonne (vermutlich war ich nicht im Fokus, musste halt schnell gehen).

    Ich hoffe, dass ich eines schönen Tages so ein Ergebnis wie Deins hinbekomme.


    Gruß, Jochen

  • Hallo Jochen,

    bin zugegebenermaßen auf das Thema Planetenbeobachtung spezialisiert und nicht sehr breitbandig aufgestellt. Für Planetenbeobachtung braucht man Standorte mit vernünftiger Luftruhe, ein möglichst geeignetes Teleskop (also gute Optik, geeigneter OAZ, ausreichen großen Tubus, gute Justage) und eine gewisse Erfahrung. Geschenkt bekommt man da auch nichts:|.

    Bei dem niedrigen Stand der Planeten Jupiter und Saturn brauchen viele einen ADC. Dessen Einstellung ist tricky. Hab ich nicht richtig im Griff, deshalb hier ohne. Bei Höchststand (vom Gaisberg aus 31°) war er nicht unbedingt nötig, jedenfalls nicht im Rotkanal. Angeblich braucht man den unbedingt im Blaukanal, da hab ich noch Aufholbedarf.



    Jupiter mit GRF 28.06.2021 UT 3:06 (MESZ 5:06) Blaukanal aus 3 Filmen ca. 15.000 Einzelbilder


    Für ein vernünftiges Bild braucht man viele Einzelbilder. Hab deshalb im Vergleich zum letzten Mal die Brennweite verkürzt - die lag jetzt bei f16,3, was ziemlich genau der 3x Barlow am Spiegel mit 1620 mm Brennweite entspricht. Kürzer geht mit der 3x Barlow nicht. Da muss ich dann auf 2x Barlow gehen.


    Belichtungszeiten konnte ich damit im Rotkanal auf 3 ms reduzieren (noch kürzere Belichtungszeit wäre besser für mehr Bilder in selber Zeit - momentan limitiert die Belichtungszeit die fps-Rate :(


    Camera=ZWO ASI290MM

    Filter=R

    Diameter=44.82"

    CMI=160.6° CMII=12.0° CMIII=181.3° (during mid of capture)

    Duration=40.014s

    Frames captured=13247

    File type=AVI

    ROI=552x512

    FPS (avg.)=331

    Shutter=3.015ms

    HighSpeed=on

    Gamma=50

    Histogramm=63%

    Limit=40 Sekunden


    Bei dem seeing mit 300 mm Öffnung halte ich 40 sec Aufnahmezeit noch für vertretbar. Bei gutem Seeing ist 30 sec besser. Im Rotkanal konnte ich 50...60% der Bilder stacken, d.h. 6500...8000 Bilder pro Film. Richtig gut wird Ergebnis, wenn ich mehrere Filme verheirate mit winjupos. Das geht bis 20 min bei Jupiter brauchbar. Ein gutes Summenbild hat dann bei mir 100.000 Einzelbilder. So was muss ich hier noch machen, hab 53 brauchbare Filme aufgenommen. Io ist hierbei im Weg. Ein paar Minuten früher läuft Io über die Planetenscheibe. Io war große Hilfe beim Scharfstellen.


    LG

    Robert

  • Hallo Christian,

    Teleskop wurde auf Auto optimiert;). Da paßt ein Tubus mit 1600 mm genau rein. Darum vertrage ich nicht mehr Brennweite am Stück. Mein nächstes Teleskop wird dann zweiteilig8o. 500 mm Öffnung sollte sich noch ausgehen. Bin aber bescheiden und denke an 18".


    LG

    Robert

  • Bei mir sind nur 3 Sitze im Auto. Da kann man im Skoda Fabia dann auch mal übernachten. Die Doppelsitzbank ist ausgebaut. Auf dem Sitz hinter Fahrer ist immer noch ein Kindersitz montiert, auch wenn mein Sohn inzwischen 22 Jahre alt ist. Da kommt der 34 kg schwere Montierungskopf rein und läßt sich dann gut herausheben. Die Lösung hat sich bewährt und ist besser als diese unpraktischen schweren Transportkisten. Ist so im Laufe der Jahre immer weiter optimiert worden. Einen Pick Up mit Palfinger Kran durfte ich mir nicht kaufen8).


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,

    du machst echt Lust auf die Planetensaison. Für den niedrigen Stand sind das geniale Fotos. Was machst du nur, wenn du erst einmal 18" hast und die Kugeln wieder weiter oben stehen. Auch hast du meine Hochachtung vor dem Aufwand jedes mal raus zu fahren. Aber es lohnt sich und ein guter Standort ist Gold wert.

    Ich wünsche dir weiterhin so tolle Bilder, sind auf jeden Fall die besten der bisherigen kurzen Saison, die ich aus unseren Regionen gesehen habe,

    viele Grüße,

    ralf

  • Guten Morgen Robert!

    Vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung!

    Bei dem seeing mit 300 mm Öffnung halte ich 40 sec Aufnahmezeit noch für vertretbar. Bei gutem Seeing ist 30 sec besser.

    Das mit der Aufnahmezeit habe ich nicht verstanden - Du meinst die Länge des SER/AVIs?

    Ich dachte bisher immer:

    "lange Aufnahme = viele frames = gut" und den Rest regelt Autostakkert durch Selektion z.B. der besten 5%.

    Warum ist das (technisch) nicht so bzw. sollte ich besser kürzere Sequenzen und dafür "mehr" aufnehmen?


    Richtig gut wird Ergebnis, wenn ich mehrere Filme verheirate mit winjupos.

    Das "verheiraten" habe ich bisher immer mit PIPP ("Join Mode") gemacht, so auch bei meinem Experiment von gestern.

    Ich glaube, es ist überwiegend am Fokus gescheitert.

    Kürzer geht mit der 3x Barlow nicht. Da muss ich dann auf 2x Barlow gehen.

    Mit meinen Barlows (2x und 3x) habe ich irgendwie massive Probleme. Ich habe die zuletzt am Mond testen wollen, aber es wird immer "Dreck" (Staub/Fussel) auf dem Bild sichtbar.

    Keine Ahnung wo der sitzt, bei verschiedenen Barlows ist der Dreck immer an unterschiedlichen Stellen. Ich habe schon versucht, die Linsen zu reinigen (Barlow aufgeschraubt) - sprichwörtlich mit "Samthandschuhen". Für meine Begriffe sind die jetzt sauber, evt. sitzt der Dreck also woanders im optischen System. Ohne Barlow ist allerdings alles gut.


    Zitat

    Bei dem niedrigen Stand der Planeten Jupiter und Saturn brauchen viele einen ADC.

    Ich habe mir tatsächlich im letzten Jahr einen angeschafft aber noch nie benutzt. Das Teil hatte - wie vieles andere - Lieferschwierigkeiten und als es ankam, war die Planetensaison vorbei. :(


    Viele Grüße und CS, Jochen

  • Hallo Jochen,

    bin noch ein paar Antworten schuldig:


    Filmlänge: Planet dreht sich (Jupiter im Verhältnis zum Durchmesser besonders schnell). AS3 kann zwar Luftunruhe ausgleichen, aber nicht die Verzerrung durch Drehung. Ab einer bestimmten Aufnahmelänge beginnt AS3 die Ergebnisse zu verschmieren. Beim besonders schnell über die Oberfläche düsenden Mond ist wahrscheinlich bereits 20 sec die Grenze mit meinen großen Teleskopen.

    Ganz klar muss man bei der Aufnahmelänge auch Seeing und Teleskopgröße berücksichtigen. Um so schlechter die Auflösung, umso länger kann man aufnehmen, ohne dass es einen Unterschied macht. Mit meinem 8" ist vielleicht auch noch 60 sec bei Jupiter akzeptabel.


    Bildermenge: möglichst viele gute Bilder helfen ungemein für Schärfung und detailreiches Summenbild. Um die Drehung des Planeten auszugleichen, muss man winjupos einsetzen. Ich kenne kein anderes Programm, das die Drehung herausrechnet. Nur bei superguten Seeing kommt man mit wenigen sehr guten Bildern und kaum Schärfung gut durch. Nur mit Farbkamera kann man sich dann eventuell winjupos sparen. Mit winjupos kann man 5 min immer und manchmal bis zu 20 Minuten mit nur geringem Qualitätsverlust am Rand zusammenrechnen. Ohne winjupos gibt es (kaum) gute Farb-Jupiter.


    Verwendungsrate: wenn Seeing nur 5% Verwendungsrate zuläßt, ist kein gutes Ergebnis zu erwarten - viel zu wenig Bilder. Ich hab worst case 30%, meist aber 50% und mehr. Mit immer größerem Teleskop geht hier die Rate zurück. Mit 8" sind bei mir im Rotkanal 70..80% eher normal als Ausnahme.


    Fokus: guter Fokus ist ein "muss", ich fokussiere ständig zwischen den Filmen; bei schlechtem seeing ist da manchmal auch Glück dabei, den idealen Fokus zu erwischen; ja nie nur einmal fokussieren und glauben, das paßt. Kleinere Teleskope mit langem f sind unempfindlicher gegen minimale Fokusabweichungen. Bei meinem Newton 350f4.6 muss ich für jeden "parfokalen" Filter nachfokussieren. Das ist richtig Arbeit.


    Barlow: ich verwende verschiedene Barlows und auch mal Okularprojektion - kenne deine Probleme nicht. Meine Lieblings-f ist f15. Da hab ich einen optimierten, sehr steifen Aufbau geschaffen, den ich ungern verändere. Hier im Forum gibt es Kollegen, die auf f22 oder noch länger schwören. Jan F. verwendet gerne erheblich kleineres f und versucht mit mäßigem Erfolg, alle davon zu überzeugen. Die weitere Verarbeitung wird durch das Rohbildgröße bestimmt. Ich kann zwischen f14...f22 gut leben, wobei bei langen f schnell mal das Licht ausgeht bei Jupiter und besonders bei Saturn. Bei schlechtem seeing muss f runter. Direktfokus ist mir mit meinen Newtons erheblich zu kurz, bei einem großen Cassegrain (1m) ist das sicher Option in Abhängigkeit der Pixelgröße der Kamera.


    ADC: ich komme mit dem ZWO nicht klar, ganz ehrlich -ist ein fürchterliches Gerödel, wenn es perfekt werden soll - man muss Drehung verändern, Prismen verschieben und das in relativ kurzer Zeit. Torsten Hansen ist vom GreatStar begeistert (der wesentlich einfacher zu bedienen ist). Angeblich bringt es besonders im Blaukanal viel.


    Derzeit werte ich auf dem Rechner die 53 Filme aus, nachdem mein Schlafdefizit wieder etwas ausgeglichen ist. Hier mal die ersten optimierten Ergebnisse:



    Jupiter 2021-6-28 UT 03:04 wohl bester einzelner Grünkanal (erheblich schlechter als der vom 19.06.)



    Jupiter 2021-06-28 UT 03:03 RGB unter Verwendung des guten Grünkanals


    LG

    Robert

  • Animation



    Jupiter 28.06.2021 von UT 02:19 bis UT 03:12, Animation über fast eine Stunde bestehend aus 51 Einzelbildern in B, G, R und IR.

    Seeing wurde gegen Höchststand besser

    Kontrast nahm nach Sonnenaufgang ab

    Beste Einzelbilder hab ich oben schon präsentiert, viel mehr läßt sich vermutlich nicht holen.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert !

    Vielen Dank, mir war nicht schlüssig, warum mehrere kurze Filme besser sind als ein langer (weil die Drehung ja auf allen Sequenzen zu sehen ist).

    Jetzt habe ich es verstanden und werde mich mal mit winjupos beschäftigen.

    Ich fotografiere übrigens mit einer Farbkamera (ASI 294MC Pro), das hat sicher vor und Nachteile. Ein Vorteil ist evt. die geringere Anzahl der nötigen frames für

    ein RGB-Bild (und damit ein evt. geringerer Anspruch an das Herausrechnen der Drehung, richtig?).


    An meinem Barlow-Problem muß ich noch arbeiten, ich habe 3 Stück (2x2fach, 1x 3 fach) und alle zeigen unterschiedliche "Fussel".

    Meine Barlows sind 2 Omegon Premium (2x und 3x) und eine 2x ist irgendwo bei einem Teleskop dabeigewesen (ich meine beim C11).


    Bald ist der Jupiter von meinem Beobachtungspunkt aus etwas besser zu sehen, momentan muss ich noch zwischen zwei Bäumen "durchschielen".


    CS, Jochen

  • Ja, richtig! Mit einer 40 sec Sequenz und Farbkamera brauchst Du nicht derotieren. Wenn man aber ständig Filter RGBGR wechselt und dazwischen fokusiert, dann muss man derotieren. Sieht man schön an meiner Videosequenz. Das war RRIRIRGGBBGGRR oder so ähnlich. Nehme mir vor, mehr Blaufilme aufzunehmen. In Praxis mache ich dann doch mehr R und IR, weil da die Bildqualität einfach besser ist . Für ein gutes Farbbild bräuchte ich aber unbedingt bessere Blaukanäle und müßte eigentlich mehr Zeit in Blauaufnahmen stecken. Da muss ich noch an mir arbeiten;)


    LG

    Robert

  • Das war RRIRIRGGBBGGRR oder so ähnlich.

    ^^ ^^ ^^

  • Wow, Robert - genial ! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    CS & Gruß, Jochen

  • Man kann noch ein paar 1000 Bilder drauf addieren und in Folge etwas nachschärfen. Die Details werden damit noch etwas deutlicher, die Farben kräftiger, der rechte Rand dafür immer häßlicher:



    Für die niedrige Planetenhöhe, das wirklich nicht herausragende Seeing und das nicht optimale Teleskop bin ich zufrieden. Für den 298 mm Spiegel muss ich mir noch einen kleineren Fangspiegel besorgen. Der jetzige macht 25% Obstruktion und stammt aus dem 350 er. Der Okularauszug ist immer noch der abgenudelte Starlight Shorty, der einem das Scharfstellen nicht so einfach macht, wie es schon mal war. Antriebswelle rutscht immer mal wieder durch. Aber die Richtung stimmt. Das Seeing wird im Spätsommer meist besser. Lassen wir uns überraschen. Mit 12" geht jedenfalls noch mehr und notfalls baue ich doch wieder den 14" Spiegel ein, der aber erfahrungsgemäß erst ab ca. 40° Höhe über Horizont wirklich mehr bringt. Ob ich mir den GreatStar ADC leisten soll, bin ich mir immer noch nicht sicher. Ein neuer Okularauszug macht eventuell mehr Sinn, insbesondere im Hinblick auf zukünftig wieder höher stehende Planeten.


    LG

    Robert

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