Ein Ausflug zum Südhimmel – Region rund um M22 von Oberbayern aus beobachtet

  • Servus beinand,


    ich hatte testweise versucht, weit südlich, knapp am Horizont, ein paar nette Deep Sky-Objekte zumindest "nachzuweisen". Die Testfotos waren besser, als ich dachte, obwohl die Sicht nicht hundertprozentig war. Ich kam bis knapp unter -40° (trotz Alpen). Kurz gesagt: ich wartete auf eine wirklich klare, gute Nacht – und die kam bei mir vom 15. auf den 16. Juni 2021. Also los, das Stativ gepackt, meine Mini Track LX3, Kamera und Teleobjektiv, natürlich den Campingstuhl nicht vergessen – und gaaaanz wichtig: die zu dioptrinstarke Kaufhausbrille, um trotz Altersweitsichtigkeit wirklich schwarf stellen zu können – ein Bisserl was zum Knabbern und zu Trinken, warme Jacke... ach ja, und natürlich mein Fernglas (20 x 70)... und los gings.


    Ich bin mit dem Auto aus meinem Dorf heraus zu meinem Beobacxhtungshügel gefahren – freie Sicht nach Süden, keine (nachts befahrene) Straße in Sichtweite, keine Laternen, nichts. Am Horizont begrenzen nur die Alpen die Sicht. Nachdem ich alles ausgepackt habe, den Pol halbwegs eingestellt hatte, die Kamera auskühlen lassen, den Campingstuhl warmgesessen und das Fernglas schonmal genutzt habe, passierte das Übel... Licht am westlichen Horizont kam näher, wurde immer greller - zwei landwirtschaftliche Fahrzeuge kamen (Traktor wäre untertrieben gewesen). Sie fuhren zielstrebig auf eine Wiese in exakter Südrichtung von meinem Beobachtungspunkt aus gesehen. Gerade, als ich loslegen wollte, war nur ein gleißendes Licht zu sehen. Vermutlich hatten die werten Landwirte zu lange Fußball gesehen, mussten aber nochmal das Heu wenden...


    Ich überlegte, doch andere Ziele anzuvisieren – vielleicht doch was in Richtung Norden? Im Nordosten nervt München noch ein bisserl, Nordnordwest Landsberg und Augsburg im Hintergrund, aber das ginge schon. Oder den Platz wechseln, alles wieder einpacken? Und wenn auch dort dann... Nein, ich blieb, ließ meine Augen etwas blenden, da ich mit dem Fernglas dann doch geschaut habe, was sie da trieben. Dank der Monstermaschinen rasten sie quasi über die Wiese, das heu flog nur hin und her und siehe da, sie trollten sich wieder. Ein bisserl hatte ich Angst, dass sie jetzt zu mir auf den Hügel kämen, aber die fuhren brav heim. Also konnte ich doch noch loselegen.


    Zuerst habe ich M6, den Katzenpfotennebel und weitere Objekte fotografiert - da ich mit einem 200 mm-Tele arbeite, passt alles auf ein Foto. Die ersten Stacks mit DSS zeigten klar die Pfote mit den einzelnen Ballen. Ich werde das aber noch nicht vozeigen, da ich alles neu stacken will, damit das Ergebnis besser wird. Ich habe mir Astro Pixel Processor frisch zugelegt. Auf meinem Steinzeitlaptop brauchte ich aber für das Foto rund um M22 drei Tage(!), nachdem der PC zweimal abstürzte (bzw. einmal einfach neu bootete). Die Region des Stachels des Skorpions muss deshalb noch ein bisserl warten.


    Um aber konstruktiv zu sein u nd etwas zu zeigen, komme ich direkt zu M22 und der Umgebung. Als ich um 02 Uhr mit meinem horizontnahen Grenzgang fertig war, blieb mit noch eine Stunde Dunkelheit, um mir diesen schönen Kugelsternhaufen zu schnappen. Hier das Ergebnis:



    Technische Daten:

    Kamera: Canon Eos 6D Mark II (nicht modifiziert)

    Objektiv: Canon EF-200mm Tele, f/2,8 (Blende 2,8)

    Nachführung: Omegon Mini Track

    15.6.2021, 2:06-3:00 Uhr, 562x4s = 37 Minuten 28 Sekunden

    ISO 1600

    Stack mit APP, Nachbearbeitung mit APP (sonst nix)

    Location: südlich von Dettenschwang, zwischen Wolfgrub und Gimmenhausen.


    Dafür, dass das Foto ohne Teleskop entstanden ist und zudem ohne "saubere" Nachführung, bin ich sehr zufrieden. Mehr als 4 Sekunden schaffe ich mit meiner schweren Kamera (plus Batteriefach und dem Tele) mit dem Mini Track nicht. Die Geschwindigkeit der mechanischen "Uhr" prüfe ich immer mit einer Beat-App, die mir die Anzahl der Beats pro Sekunde des Tickens ermittelt. Je nach Tempo muss man dann mit Federn nachhelfen oder bremsen (das Bremsen geht nur suboptimal, weshalb ich nicht alle Himmelsrichtungen abdecken kann). Am besten geht geradeaus nach Süden, was hier ja der Fall ist/war.


    Was macht man nebenbei? Ich sage nur: Campingstuhl und Fernglas. Und bloßes Auge. Was kann man alles erkennen? M6 mit bloßem Auge? Kein Problem gewesen. Milchstraße bis zum Horizont? Ja klar. Milchstraße in der Cassiopeia im Nordosten? Trotz Restlicht von München auch deutlich zu sehen. M4 mit bloßem Auge? Leider nein. Dafür aber immerhin das Sternbild Wolf (nicht sehr lichtstarke Sterne) und das erste Mal überhaupt die südliche Krone - zumindest blitzten Sterne der Biegung immer wieder auf. Das Fernglas bestätigte die Sichtung.

    M22 selbst habe ich wiederum nicht mit bloßem Auge sehen können. Dafür müsste man wohl auf die Kanaren fliegen. Aber wie soll ich dann zur Arbeit kommen?


    Nach den Sichtungen habe ich dann (zum ertsen Mal , ehrlich gesagt) versucht, den Cirrusnebel mit dem Fernglas zu sehen. 52 Cygni findet man ja schnell, aber NGC 6960 wollte nicht erscheinen. Dafür war aber der linke Bogen, NGC 6992 / 6995 sehr gut und wirklich deutlich zu erkennen. Ich habe ein altes Russenfernglas ohne Stativadapter, halte es also frei Hand, was bei 20x etwas nervig sein kann, aber mit aufgestützen Unterarmen kein Problem. Oder eben im Campingstuhl "liegend" und die Ellenbogen auf der Lehne... geht gut.


    Das finde ich am Fotografieren nett - während die Kamera beschäftigt ist, hat man so viel Zeit und kann in aller Ruhe beobachten. Nova Her 2021 war schon sehr schwach, aber auch noch klar erkennbar. Nova Cas 2021 hingegen immer noch sehr hell. Und dann den Schützen mit dem Fernglas zu beackern - ein Genuss.


    Aber zurück zum eigentlichen Anlass der Nacht (bzw. dem zweiten, also der Region um M22)... Das Gesamtfoto musste ich deutlich verkleinern, wegen der Dateigröße. Ich habe dort aber mal alles markiert, was ich meine, per Vergleich mit dem "Pretty Deep Sky Atlas" und Aladin herausbekommen zu haben. Manche der Objekte kannte ich vorher nichtmal (ich meine, ich wusste z. B. nicht, dass es ESO-nummerierte Offene Haufen gibt oder dass so etwas wie ASCC 95 existiert. Wie auch immer, hier erstmal das Panorama (technische Daten natürlich wie oben, nur hier mit Photoshop noch nachverschlimmbessert, um auch schwache Objekte rauszukitzeln):



    Natürlich sieht man hier vieles nicht, was ich (mit Paint) am Ende markiert habe - so z. B. die LEDA-Galaxien. Deshalb zeige ich die Objekte noch anhand von Ausschnitten aus dem Original-Panaorame vor. Ich fange oben links an, muss das aber in einem Folgebeitrag machen (ich hatte mehr geschrieben, aber es kam die Meldung, nur 10.000 Zeichen...). Der Folgebeitrag kommt gleich ;)




    astrotreff.de/index.php?attachment/4830/

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Und weiter geht's (Teil 2)


    Um die beiden am Ende des ersten Beitrags erwähnten Galaxien zu sehen (LEDA- bzw. PGC-Katalog), muss man genau hinsehen (oder das Foto runterladen und dann bei 200% anzusehen). Also Start oben links:



    NGC 6717 ist ein sehr kleiner, äußerst kompakter Kugelsternhaufen. Hier am Bildrand bzw. -eck ist die Abbildungsqualität nicht wirklich gut (sieht man ja an dern Sternen). Wüsste ich nicht, dass es ein Kugelsternhaufen ist, hätte ich an zwei hellere Sterne gedacht.


    Und LEDA 209224 und LEDA 209225... Warum schaue ich überhaupt nach solchen Galaxien? Man erkennt ja nichts, außer je einem winzigen, verwaschenen Fleck? Die Mühe, mit Aladin zu klären, ob es nicht doch ein nahestehender Vordergrundstern ist, kommt dazu... Ich finde es aber fermaßen faszinierend, dass unsere "dicke, fette" Milchstraße selbst nahe ihres Zentrums so durchsichtig ist (es sind ja nur wieviele Sterne? 150 Millionen?), dass man sogar hier ferne Hintergrundgalaxien selbst mit einem normalen Teleobjektiv ohne "richtiges" Teleskop nachweisen kann.


    Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass meine ersten Astrofotos aus der Analogzeit stammen und Bildbearbeitung in der Dunkelkammer gemacht wurde. Stacken gab es nicht und die Ergebnisse waren im Vergleich zu heute sowas von lausig. Und trotzdem war man damals stolz, überhaupt etwas fotografieren zu können. Jetzt, wo ich das Hobby (vor einem Jahr) wieder aufgegriffen habe, wurde ich von der Möglichkeit des Stackens quasi vällig überrascht und war nur noch von den Socken. Auch, was die Grenzgröße betrifft, die man mit einfachsten Mitteln erreichen kann. Ich erfreue mich daher schon allein daran, Photonen einfangen zu können, die z. B. seit sagen wir mal 400 Millionen Jahren unterwegs waren, sich zudem durch unsere Galaxie zwängen mussten, von denen viele "extingiert" wurden, um dann am Ende doch von meinem Kamerachip eingefangen zu werden. Dann freue ich mich auch über einen winzigen, unscharfen Fleck, der gerade aus dem Hintergrundrauschen herausschaut. Die Story dahinter ist es.


    Aber schauen wir weiter...


    NGC 6698 - es gibt Haufen, die sind da, aber man sieht sie nicht. Doch, die Sterne, jedenfalls einige davon, sind hier auf dem Bild erkennbar. Ich finde aber, dass es so aussieht, als hätte ich einfach "random" einen Kreis gezeichnet. Die lustigen Sternreihen etwas weiter rechts oben scheinen Asterismen zu sein, die Sterne von NGC 6698 aber zusammenzugehören. Nun gut... Ich fand auch nicht wirklich viele Fotos davon im Netz.



    LEDA 208777 ist die schwächste Galaxie, die ich auf dem Foto fand - hier nur ein winziger Punkt. Die Position passt exakt und wenn man noch ein bisserl nachvergrößert, sieht man, dass es mehr als Rauschen im Hintergrund ist. ESO 524 01 hingegen ist ein gut kenntlicher, länglicher, öffener Sternhaufen. Goggelt man danach, findet man aber kaum was. Schade eigentlich.


    Ich bin stolzer Neuteleskopbesitzer - ich habe jetzt ein 8-Zoll Omegon RC auf der CEM40-Montierung (mit integriertem Autoguiding und IPolar). Ich habe vor, diesen Haufen mal mit dem Teleskop aufs Korn zu nehmen. Vielleicht kann ich hier auch andere inspirieren, das mal zu versuchen. Am 15. Juni hatte ich es noch nicht. Ich muss das System eh erstmal zum Laufen bringen und auch das Kollimieren hinbekommen - wird also dauern, bis ich first-light-Bilder knipsen kann. Ich habe dank des ständigen nächtlichen Herumgewitterns eh bisher nur am Tag durchgeschaut (man ist ja neugierig und will es mal aufgebaut sehen).


    Zurück zu den Teleobjektivfotos...



    Nochmal vier Galaxien aus dem LEDA- bzw. PGC-Katalog. Bei LEDA 207806 und LEDA 208440 sieht man m.E. sogar die Form.




    NGC 6642 ist ein sehr kleiner Kugelsternhaufen und sehr kompakt, aber ich kann dennoch ein paar Einzelsterne auflösen.

    IC 4732 wiederum ist ein Planetarischer Nebel, der hier nur als winziges, türkisfarbiges Fleckerl daherkommt. Aber sehr deutlich und hell ist er (12m1). Wäre auch was für mein neues Teleskop. Irgendwann...


    Jetzt sind wir in der Mitte des Panorames angekommen. Messier 22 habe ich ja schon gezeigt, daher nicht nochmal. Weiter geht's im Folgebeitrag :)

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

    2 Mal editiert, zuletzt von Lucifugus () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Aller guten Dinge sind drei – weiter geht's mit einer bunten Mischung:



    NGC 6644 ist wieder schön türkis (Planetarischer Nebel), NGC 6638 der nächste Kugelsternhaufen, wieder klein und kompakt und wieder einige Einzelsterne, LEDA 206928 ist sehr gut erkennbar und Barnard 98 sieht auf dem Panorame wie ein Fleck auf dem Sensor aus, ist aber keiner, sondern ein "Loch im Himmel".



    NGC 6629 ist ein weiterer Planetarischer Nebel. Klar, je höher die Sternendichte, umso eher findet man diese Stadien der Sternentwicklung. Mehr als "das ist er" kann man an dem Foto aber nicht sagen. Da muss mal das Teleskop ran...



    M28 ist hier im Zentrum etwas ausgebrannt. Ich hätte vielleicht den Ausschnitt aus einem Foto ohne PS-Nachbearbeitung nehmen sollen (so wie bei M22). Wie auch immer, auch hier sieht man einige Sterne aufgelöst.



    NGC 6620 ist gleich der nächste "türkisfarbige Punkt", wieder ein PN. ESO 522 16 hingegen scheint wieder etwas "Charme" zu haben. Mit einem Teleskop kann man den sicher gut auflösen. Vielleicht sieht er aber aus, wie jede andere Sternverdichtung der Milchstraße. Ich muss mich mal über den ESO-Katalog informieren. Vielleicht weiß ja jemand hier etwas über diese Haufen?!



    ESO 522 05 macht hingegen irgendwie optisch gar nichts her. Vielleicht ist er aber aus anderen Gründen interessant – muss ich wie gesagt mak nachrecherchieren.

    ASCC 95 hingegen ist faszinierend. Nicht, dass der Haufen selber gut erkennbar wäre. Wieder scheint der Kringel willkürlich zu sein (dabei habe ich versucht, ihn genau nach Sternatlas genau einzuzeichnen), aber dass im Haufen ein Dunkelnebel liegt (sicher im Hintergrund), finde ich irgendwie "nett". Dieses "Loch im Himmel" ist schon sehr klein.


    Und jeder Ausflug muss mal enden, daher das letzte Bild...



    Wieder am Bildrand, daher nicht sooo prickelnd. NGC 6573 ist ein sehr kleiner, kompakter, offener Sternhaufen, der wieder wie jede andere Sternverdichtung aussieht. NGC 6583 hingegen macht m.E. schon was her. Vor allem im Kontrast zu den Dunkelwolken, die ihn einrahmen.

    Barnard 308 wird nur der kleine Bereich links des Buchstaben B genannt. Die vielen Dunkelwolken haben sicher alle Namen... einige konnte ich auch finden, beließ es aber beim Barnard-Katalog (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, vielleicht sind noch mehr "Barnards" zu sehen, die ich nur nicht zugeordnet habe.


    Danke für das virtuelle Mitkommen auf diesen Trip an den südbayerischen Südhimmel.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

    Einmal editiert, zuletzt von Lucifugus () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Hallo Christoph,


    ein sehr interessanter, ausführlicher Bericht ! Mir gefällt auch das Drumherum wie das mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen.


    den Cirrusnebel mit dem Fernglas zu sehen. 52 Cygni findet man ja schnell, aber NGC 6960 wollte nicht erscheinen. Dafür war aber der linke Bogen, NGC 6992 / 6995 sehr gut und wirklich deutlich zu erkennen.

    Den hatte ich heuer in den Bayerischen Alpen auch schon im Feldstecher drin, und geschrieben: " Ja, die kleine Sichel der 'Knochenhand' [NGC 6992/95] im Cirrusnebel kam mit 8x42 sehr deutlich, indirekt sowieso, ich konnte sie aber auch direkt ausmachen. Auch wenn sie erst durch den OIII-Filter im Fernrohr so richtig spektakulär herauskommt, ist die Knochenhand halt doch gar nicht so flächenschwach: Und im Feldstecher hebt sich das dann ziemlich kleine, komprimierte Objekt recht gut ab - dunkler und klarer Himmel vorausgesetzt."


    Ich kann dir da unten im Schützen noch ein weiteres Objekt empfehlen: Noch bisserl Richtung Südwesten liegt ein tolles Sternhaufen-Dunkelnebel Paar, NGC 6520 & B86 - super Kontrast !


    Servus

    Ben

  • Hallo Christoph,


    Ein sehr ausführlicher und gut beschriebener Bericht.

    Die Landwirtschaft mitten in der Nacht kenne ich selbst aus leidvoller Erfahrung. Die Äcker und Felder werden fast schon zu jeder Jahreszeit bis mitten in der Nacht bearbeitet, mit Maschinen die kaum noch auf die alten Feldwege passen die vor Jahrzehnten von der Flurbereinigung angelegt wurden.

    Ich suche mir Plätze heraus, bei denen mein Teleskop nicht im Weg steht, auf einem vermeintlich einsamen Feldweg aufzubauen kann durchaus die falsche Entscheidung sein.


    Viele Grüße

    Gerd

  • servus Christoph,


    interessanter Bericht, und wirklich gute Auswertung Deiner Fotos.

    Eine Anmerkung: NGC 6698 ist kein Sternhaufen, sondern nur eine zufällige Sternansammlung, die er erste Beobachter (W. Herschel) halt irgendwie sterhaufenartig fand. Seine Beschreibung: vermutlich Sternhaufen, ziemlich groß, mit sehr kleinen (schwachen) Sternen.

    Möglicherweise hat er sich dabei in der Deklination geirrt, und der scheinbare Sternhaufen ist die ebenfalls unscheinbare Sterngruppe etwa 2 Deiner "Kreisdurchmesser" nördlich. Wenn Du genau hinschaust, ist da ein auffallend blaugrünes Sternchen ziemlich in der Mitte der Sternansammlung: das sollte PK 9-10.1 sein.

    Der westliche Teil des Cirrus geht bei mir im Feldstecher (10x50) auch nicht, nur die "Knochenhand" ist da sichtbar.


    CDS
    Stefan

  • Servus Ben,


    danke für den Tipp - wenn es mal wieder aufklaren sollte, dann werde ich NGC 6520 mal "besuchen". Was die Sicherl der Knochenhand angeht, war ich nur überrascht, wie deutlich das (auch direkt) zu sehen ist. Ich hatte aber vorher wie gesagt noch nicht versucht, den Cirrusnebel einfach mal mit einem Fernglas anzuschauen. Kommt alles – es gibt viel zu entdecken am Nachthimmel und ich muss vieles nachholen.


    Servus Gerd,


    vielen Dank! Zum Glück sind bei mir fast gar keine Felder, sondern vor allem Wiesen und Weiden. Aber wenn die Wiesen gemäht werden und Gewitter droht, dann wird gerne auch nachts gearbeitet. Ich stand schon oft auf meinem kleinen Hügel, aber da wa es das erste Mal, dass mir das passiert ist. Als ich noch in Mammendorf (Agrarwüstengegend) wohnte, wurde viel häufiger nachts landwirtschaftlich herumgewerkelt.

    Da hier (Raum Dießen am Ammersee) sonst eigentlich nichts los ist, war ich ja so überrascht, dass ausgerechnet an dem Abend das Heu nachts gewendet werden musste. Und dann noch mit Monstergeräten ;)


    Servus Stefan,


    ebenfalls besten Dank! Und ebenso für die wertvollen Zusatzinfos. NGC 6698 (ich werde eh noch ein bisserl über alle "Funde" nachrecherchieren) ist also gar nichts. Das passt sehr gut zu meinem Befund, dass ich weder auf dem Foto noch per Fernglas irgendwas gesehen habe, was auch nur entferntestens wie ein Sternhaufen aussieht. Da ist eben keiner. Den türkisfarbigen Punkt weiter oben habe ich jetzt direkt gesehen – PK 9-10.1 – cool. In den Pretty Deep Maps habe ich (nachdem ich die Karte stark hochgezoomt habe) dort einen PN unter dem Namen ESO 523-09 gefunden, was laut Simbad nur eine andere Katalogbezeichnung für denselben PN ist. Bei Simbad wird als Name PK 9-10.1 verwendet und die Position stimmt exakt überein. Danke für den Hinweis - ein PN mehr auf dem Foto zu sehen (vermutlich habe ich weitere übersehen). Visuell hat er 13m2.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Wenn Du genau hinschaust, ist da ein auffallend blaugrünes Sternchen ziemlich in der Mitte der Sternansammlung: das sollte PK 9-10.1 sein.

    Servus Stefan,


    ich habe noch einen weiteren PN in der Nähe des nicht existierenden Haufens gefunden: Minkowski 3-32 = Henize 2-420 = ESO 523-6. Er ist 13m6 hell laut https://expydoc.com/doc/6500077/planetary-nebula-by-ra

    PK 9-10.1 wäre Minkowski 3-33 (so viele Kataloge...). Offiziell müsste man wohl PN M 3-32 und PN M 3-33 schreiben (nach Simbad).

    Auch Minkowski 3-32 ist sehr schön türkis. Ich habe beide markiert und zeige nochmal die Positionen:



    Der nichtexistente Sternhaufen NGC 6698 ist nur zur Verortung geblieben (Vergleich mit den anderen Fotos).


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    auch hierfür: Vielen Dank für's zeigen und deinen anschaulichen Bericht. Man spürt deine Begeisterung und ich hatte viel Spaß beim Lesen :) .


    Vielleicht ein kleiner Tipp, was du vermutlich weißt, es aber aufgrund deiner kurzen Belichtungszeiten von 4 Sekunden nicht gemacht hast:

    Es lohnt sich, das Objektiv ein wenig abzublenden. Ich habe auch das 200 mm-Canon und nutze es mit f3.5. Dann sind auch die Sterne in den Ecken rund.


    Liebe Grüße

    Sabine

    Meine Ausrüstung
    Montierung: ioptron CEM40, Skywatcher Star Adventurer Pro

    Kamera: Altair Hypercam 26C, Canon EOS700Da

    Teleskop: TS Photoline 80 mm f6 (380/480 mm)

    Objektive: Canon 200 mm, Samyang 135 mm, Sigma 18-35 mm, Canon 60 mm

    Guiding: MGEN3

  • Servus Sabine,


    ja, darüber habe ich schon nachgedacht. Ich hatte aber an eine auf das Objektiv aufzusteckende maske gedacht, damit keine Spikes entstehen. Die Objektivblende ist ja eckig, müsste also mehrere Spikes erzeugen. Bisher hatte ich auch meist nur (wie hier bei M 22) die Bildmitte verwendet und die Ränder weggeschnitten. Irgendwie tut es innerlich weh, der Linse die Öffnung zu nehmen, aber es stimmt natürlich, die Abbildungsqualität müsste deutlich zunehmen (nur die Beugungsscheibchen werden etwas größer, dafür aber eben runder am Bildrand).

    Muss ich vielleicht wirklich mal machen ;-).

    Danke für den Hinweis!


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    Ich hatte aber an eine auf das Objektiv aufzusteckende maske gedacht, damit keine Spikes entstehen.

    Was ist denn das für eine Maske? :/

    Ich dachte, die Entstehung von Spikes hängt mit den Lamellen zusammen. Das man die mittels einer Maske verhindern kann, ist mir bisher noch nicht untergekommen.

    Aber ich hab da auch kein Problem mit, ich mag Spikes. Interessieren tut es mich aber trotzdem .


    Mir tut es auch weh, wenn ich den Rand beschneiden muß. Je mehr vom Bild übrig bleibt, desto besser :) .


    Viele Grüße

    Sabine

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