Hallo liebes Forum!
Es geht um das Neudesign eines 8 Zoll f/5 Reisedobsons. Dieser soll zu einem bequemen, alltagstauglichen Volltubus umgebaut werden, um wieder Spaß am Hobby zu haben.
Bevor ich zu meinen Fragen komme (ganz unten), jede Menge Informationen über das Projekt und seine Chronologie:
Die Vorgeschichte Teil 1: Planung
Im Jahr 2017 habe ich aufgrund großen Einsteigerinteresses an der Astronomie geplant, ein Teleskop selbst zu bauen. Ich wollte mir dazu einen 8 Zoll-Spiegel (1000mm, f/5) selbst schleifen und einen Reisedobson im 2-Stangen-Design bauen. Ziel war es, die von Stathis auf seiner Homepage gestellte Frage "Wie bekomme ich möglichst viel Öffnung unter einen möglichst dunklen Himmel?" zu beantworten. Der Reisedobson sollte zu einem Koffer mit Griff zusammengeklappt werden können, so dass alle Teile (exkl. Stangen, die zusammenschiebbar sein sollten) komplett darin verstaut werden konnten. Größe und Gewicht sollten bei typischen Airlines als Handgepäck transportiert werden dürfen. Darüber hinaus sollte das Teleskop natürlich auch zuhause eine gute Performance abliefern! Für 8 Zoll habe ich mich entschieden, da es als das klassische "Einsteigergerät" angesehen wird. Das Öffnungsverhältnis von f/5 habe ich gewählt, da ich das Gerät so etwas Deep Sky-tauglicher machen wollte, und die Stangen kürzer gehalten werden konnten.
Die Vorgeschichte, Teil 2: Durchführung
Nachdem ich dann mit großer Mühe einen Foucault-Tester selbst gebaut und den Spiegel geschliffen, poliert und parabolisiert hatte, wollte ich ihn vor der Klasse (ich bin Chemielehrer) eindrucksvoll versilbern. Dazu wollte ich ihn kurz vorher mit Scheuermilch gründlich reinigen. Leider hatte ein Kollege zuvor mit Sand experimentiert, so dass sich noch Sandkörner im Spülschwamm befanden. Als Resultat habe ich mir den gesamten Spiegel zerkratzt. Stathis meinte jedoch, der Streulichtanteil sei nicht so schlimm. Ich versilberte meinen Spiegel dann und habe darum herum die erste Version meines Reisedobsons gebaut. Leider blätterte die Silberschicht nach einiger Zeit ab, immer dort, wo der Spiegel aufgrund von Tau nass wurde. Daraufhin bot mir Stathis an, ihn zu aluminisieren, was auch super geklappt hat - jedoch löste sich in den folgenden Monaten auch die Aluminiumschicht vom Spiegel. Ich beschloss, den Spiegel durch einen identischen gekauften zu ersetzen. Den Drang, den Foucault-Tester mitsamt Kratzspiegel im hohen Bogen aus dem Fenster zu werfen, konnte ich gerade noch unterdrücken. Gleichzeitig baute ich die zweite Version meines Reisedobsons, da die erste eine mechanische Katastrophe war (Spiegelzelle zu knapp bemessen, dadurch etliche Folgeprobleme; Nachführung zu ruckelig usw.). Diese verbesserte Kombination ist bei mir bis heute im Einsatz.
Probleme mit meinem Reisedobson
Warum möchte ich den Reisedobson ersetzen?
- Die Einblickhöhe ist viel zu niedrig. Ein absoluter Planungsfehler von mir, von Anfang an. Während es auf Reisen natürlich sinnvoll wäre, kniend auf der Isomatte zu beobachten, so ist das im Alltag der Horror. Die Alltagstauglichkeit des Systems ist dadurch stark herabgesetzt, entspanntes Beobachten praktisch unmöglich. Einen Stuhl kann ich aufgrund der niedrigen Einblickhöhe ebenfalls nicht nutzen.
- Die Zielsetzung hat sich zwischen 2017 und heute verändert. Durch meinen Berufseinstieg hatte ich nur wenig Zeit, das Projekt "am Stück" zu verfolgen, sondern musste es über ewige Zeiträume dehnen. Während ich am Anfang die Idee noch cool fand, regelmäßig mit dem 8"-Teleskop zu verreisen, so würde ich das heute nie wieder so planen, da das Gerät viel zu schwer und groß ist (nicht handgepäcktauglich, und im Koffer ist wiederum gleich der halbe Koffer weg!). Anstatt also einen Dobson für beide Fälle (Reisen und Zuhause) zu bauen, habe ich am Ende einen erzeugt, der in beiden Fällen total schlecht funktioniert.
- Beim Okularwechsel verliere ich immer das Objekt aus dem Blickfeld, da der Dobson aufgrund des geringen Eigengewichts zu leichtgängig ist und bei der geringsten Berührung seine Position verstellt. Man sucht sich also einen Wolf, und wenn man das Objekt aus dem Blickfeld verloren hat, kann man wieder von vorne anfangen...
- Die 2-Stangen-Konstruktion ist ein Wackeldackel. Nach jedem Schwenken (und das kommt beim Dobson ja ständig vor) schwingt das System deutlich nach. Bei Wind ist der Effekt noch stärker. Alles wackelt, prinzipbedingt.
- Meine Fangspiegelhalterung ist Mist. Die müsste ich sowieso nochmal neu bauen.
- Auch wenn es nur ein störender Nebenpunkt auf der Liste ist: Mein Celestron StarPointer Pro hat nicht die Standard-Telradkreise, was für die Reise okay ist, jedoch ansonsten sehr nervig ist. Astronomie-Karten verwenden alle Telradkreise.
- Das Gewicht liegt leider mit ca. 9kg über dem, was viele Airlines als Obergrenze für das Handgepäck anführen. Die Idee "handgepäcktauglich" habe ich mit 9mm Birke Multiplex also leider verfehlt. 6mm Birke Multiplex konnte ich hingegen nicht verwenden, da in zwei (!) Baumärkten lediglich bereits deutlich verzogene Platten angeboten wurden. Diese werden anscheinend senkrecht gelagert und verziehen sich durchs Eigengewicht so, dass sie für den Selbstbau nicht mehr verwendbar sind. Durch Corona kann man davon ausgehen, dass die Handgepäcks-Obergrenze bald noch weiter sinken wird.
- Der innere Schweinehund fehlte in meiner Gleichung. Der ganze Dobson besteht gefühlt (und damals aufgrund des Packmaßes durchaus beabsichtigt) aus vielen gut zerlegbaren Einzelteilen. Was beim Reisen klug ist, entpuppt sich für den Alltag als Schraubenmikado. Nach dem Berufsalltag habe ich - wenn überhaupt mal keine Wolken am Himmel sind - oft keine Lust, herauszufahren und das Mikado aufzubauen.
Letztendlich ist es also ein fürchterlich unpraktisches Teleskop, von dem ich ehrlich gesagt nun gar nicht mehr weiß, was ich damit soll. Verkaufen kommt aufgrund handwerklicher Missgeschicke auch nicht in Frage.
Zuerst wollte ich es durch den Einbau einer Dobsonbremse (besserer Okularwechsel), den Kauf eines Planetary Zooms (bessere Reisetauglichkeit, kaum Okularwechsel nötig), und eine austauschbare Rockerbox (niedrig + als Kiste zusammensteckbar für Reise, hoch für Zuhause) verbessern. Stelle aber fest, dass ich mir für den Aufwand auch gleich aus den Einzelteilen ein neues Teleskop bauen könnte.