Erster Blick durchs Teleskop - Sehe das Haltekreuz?

  • Hallo.


    Ich habe heute endlich meine Montierung bekommen und habe gerade den ersten Blick meines Lebens durch ein Teleskop in Richtung Himmel geworfen.


    Im Detail Skywatcher 150-750 PDS auf EQ5 Pro Synscan Goto.


    Die Tage zuvor habe ich die mir zur verfügbaren Okulare auf dem Schoß liegend mal ausprobiert beim Blick auf den Baum nebenan. War alles wunderbar.


    Jetzt stehen die 30 Kilo auf der Terrasse (Noch stromlos ohne Goto) , ungenordet und einfach mal so, aber wenn ich jetzt in das 28mm Okular gucke, sehe ich mitten im Bild das Kreuz, an dem der Spiegel montiert ist, auf den das Okular guckt.

    Nehme ich ein anderes Okular (10mm), sehe ich das Kreuz nicht.


    Das war bei dem 28mm Okular vorher nicht so und ist denke ich Zeichen für einen simplen Denk- oder Montagefehler eines blutigen Anfänger.

    Nur für welchen?


    Edit 5 Minuten und noch einen Okular Wechsel später: Jetzt seh ich das Kreuz nicht mehr. Hmmmm....


    Vielen Dank für einen Hinweis ohne mich auszulachen :)


    VG Christoph

  • Hallo,


    Wenn die Fangspiegelstreben zu sehen sind, dann bist du nicht im Fokus.

    Ich nehme an, das 28mm Okular ist ein 2" Okular. Es müsste bei diesem Teleskop noch eine 2" Verlängerungshülse dabei sein. Versuche, das 28mm Okular zusammen mit der 2" Hülse zu verwenden, dann müsstest du in den Fokus kommen.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Vielen Dank, ich hab's. Die Verlängerung hatte ich drin, aber ich hatte den Okularauszug ganz rausgedreht und das Okular wr auch nicht vollständig drin. Jetzt hab ich das Okular ganz drin, einen Stern gefunden und scharfgestellt, und siehe da - Kein Kreuz mehr.

    So muss das sein. Die schönen neuen Sachen im Garten, seit 20 Jahren Berufsfotograf und dann sowas. Witzig und peinlich zugleich.


    OT: Aber das ist einer der Nebengründe für meine Lust, in diese Welt einzusteigen. Nochmal fast ganz von vorne mit was anfangen und echt bei null anfangen mit dem Lernen.


    Heute abend habe ich gelernt: Scharfstellen ist nicht nur mit der DSLR wichtig. Kicher...


    Lieben Dank für Deine Rückmeldung!

    VG

    Christoph

  • Zitat

    OT: Aber das ist einer der Nebengründe für meine Lust, in diese Welt einzusteigen. Nochmal fast ganz von vorne mit was anfangen und echt bei null anfangen mit dem Lernen.


    Hallo Christoph,


    ja das ist wunderbar, wenn man merkt, man kann auch als etwas älterer Mensch (ich war damals ca 50 J) nochmal was völlig Neues lernen. So ist es mir vor über 20 Jahren ergangen, als ich wegen eines Umzuges von der Stadt auf das dunkle Land mit der Astronomie begonnen habe, ich war völlig unbeleckt von Wissen, und hab mich sogar gewundert, warum z.B. der helle Stern im Süden in Verlauf der Nacht nach Westen gewandert ist, die Erddrehung hatte ich nicht auf dem Schirm. Damit hat meine Neugierde für den Sternenhimmel begonnen. Dann ist mir noch folgendes peinliches Missgeschick passiert:


    Damals, als ich der Werbung noch glaubte, daß man mit 70 mm Öffnung 450-fach vergrössern kann, hab ich mir den Tschibo-Reflektor auf azimutaler Wackelmontierung gekauft und innerhalb von ca 2 Jahren viele mal probiert den Sternenhimmel zu erkunden, aber es ging einfach nicht höher als ca 40-fach zu vergrössern, selbst Saturn hoch am Himmel zeigte nicht mal einen Ring, sondern blieb nur ein unsauberer Strich. Weil ich mit der Astronomie aber doch noch nicht aufgeben wollte, hab ich mir einen Bresser Polaris Refraktor (102/1000) angeschafft, und war beim ersten Aufbauen völlig erstaunt, daß oben an der Linsenöffnung plötzlich die ganze (!) Abdeckkappe abnehmbar war ... Schrecksekunde - schweigendes Rattern in den Gehirnzellen - peinlich berührter immer noch zweifelnder Lichtblitz, oh je tatsächlich:

    Ich hatte bei dem Tschibo-Reflektor die ganze Zeit immer nur den inneren Teil (!) von der oberen Abdeckkappe abgenommen (es war ja keine Gebrauchsanweisung dazu mit dabei).

    Den Tschibo hab ich dann meinem Schwiegervater geschenkt, der heute noch sehr zufrieden ist damit, er nimmt die ganze Kappe ab.


    Inzwischen bin ich über 70 Jahre alt, hab einige große und kleine Teleskope (siehe unten), hab immer noch Spaß am Sternenhimmel, kenn mich sogar ziemlich gut in der Astronomie und der Technik dazu aus, bin "Meister im Astrotreff" mit über 2300 Beiträgen und fast 35000 Punkten, und ich mache regelmäßig Führungen an der öffentlichen Sternwarte in der nächsten grösseren Stadt.


    Jetzt, im Corona-Lockdown, hab ich sogar aus Spass am Lernen noch völlig unnötige 219 Nachkommastellen von pi auswendig gelernt.

    Ja, Neugierde und Lernen im Alter ist was Wunderbares !


    Ich freu mich mit Dir und wünsch Dir viel Erfolg dabei !

  • Diese Anfaengerfehler gehoeren zur Lernkurve dazu, und es gibt keinen Grund, sich ihrer zu schaemen. Erinnert mich an meine ehemalige Partnerin, die als Astro-Einsteigerin dachte, beim Unscharfstellen von Sternen in ihrem Refraktor wuerde sie die Vergroesserung hoch drehen, und die farbigen Ringe im unscharfen Pupillenscheibchen waeren real. Wir haben alle solche Aha-Erlebnisse hinter uns.

    Mit 14 hatte ich einen 60/700er Refraktor und eine Kamera. Ich wollte damit Capella fotografieren - warum auch immer. Dazu am tiefsten Punkt im Norden und mitten im Sommer, weil das Dachkammerfenster dort hinzeigte - also schonmal maximal schlechte Bedingungen. Kamera kam nicht in den Fokus - egal, so ein bisschen Defokus wird schon nicht so schlimm sein. Dann kam ich auf die innovative Idee, auf der Mattscheibe anhand der Koernung den Stern haendisch zu verfolgen, waehrend ich belichtete. Warum hatte ich davon noch nie in Buechern gelesen? Leitrohr - papperlapapp! Also Drahtausloeser gedrueckt, klack! Nanu, alles schwarz? Klar doch, daswegen heisst das Ding auch Spiegelreflexkamera. Im zweiten Anlauf dann den 5x24-Sucher als Leitrohr benutzt. Capella loeste ich damit in viele viele Komponenten auf, was aber eher an der Nachfuehrung lag. "Finderguiding", wie das auf Neudeutsch heisst, gab es damals noch nicht.

    Andere Patzer:

    Bei der ersten Filmentwicklung die Flaschen nicht beschriftet, und das Fixierbad vor dem Entwickler benutzt. Der Film blieb glasklar und war hoechstens noch fuer Fenster in einer Modelleisenbahn verwendbar.

    Nach der Wolkenpause endlich aufs Objekt gehen, aber den Deckel (den man fuer die Dunkelstromaufnahmen/Darkframes draufmachte) draufgelassen. Das gibt viele gut nachgefuehrte Darks, aber leider kein Bild vom Objekt.

    Bei Eiseskaelte alles auf ein Foto setzen - 20min bei Superhimmel durch den neuen Sechszoeller. Leider war durch das steife Schmierfett der Klappspiegel der Kamera festgefroren. Der schmale Streifen auf dem Bildrand zeigte einigermassen saubere Nachfuehrung, aber der Nebel blieb hinterm Spiegel.

    Ein Klassiker, den ich nicht selbst erlebte, aber haeufig davon lese: Die Bahtinovmaske nach dem Fokussieren drauflassen. Das ist eine Fokussierhilfe, die ueber 90% allen Lichtes schluckt und die Aufnahmen sind voller Beugungsartefakte, die eigentlich nur zum Scharfstellen am hellen Stern dienen sollten.


    Auf der Expedition mit der Nachfuehrung der transportablen Montierung nicht zurecht kommen. Man hat sie auf "S" statt "N" stehen, also Suedhalbkugel, und die Ergebnisse sind exakt 2x schlechter als ohne Nachfuehrung.




    Also "auslachen" ist nicht. Wer noch nie draussen am Teleskop einen Fehler gemacht hat, war noch nie draussen! Oder wie es mal in Sky & Telescope hiess: Wer sich noch nie an seinem Teleskop den Kopf gestossen hat, hat noch nie beobachtet.

    Genau das macht den Reiz aus. Es selber zu machen, mit vorgegebenen Faehigkeiten, vorgegebenem Himmel und vorgegebenem Budget. Und einer Prise Glueck.

    Wenn ich ein wahnsinnig tolles Foto bewundere, das jemand mit einem High-End-Teleskop ferngesteuert von einem der besten Standorte der Erde aus gemacht hat - klar, dass das gut aussieht. Aber wenn ich ein Bild sehe, das jemand irgendwo aus einer Wohnsiedlung im Vorort einer Grossstadt aufnahm, mit einem kleinen Einsteigerteleskop und billiger Kamera - und dann zeigt es genausoviel oder mehr als meine besten BIlder - dann denke ich -wow! Und ich weiss, dass diese Lernkurve niemals endet.


    Damit nun: Willkommen im Astrotreff, willkommen in der Astronomie und viel Freude mit Deinem Teleskop. Als ich den oben erwaehnten 60mm-Refraktor hatte, war ein 150mm-Newton ein Traumteleskop. Laut Bresser-Katalog zum Beispiel ein "professionelles Teleskop fuer Sternwarten und den ambitionierten Amateur". Das kostete dann 4650 DM (*). Und Dein Teleskop ist besser, da es einen echten Parabolspiegel hat. Von daher war der Einstieg in unser Hobby noch nie so einfach wie heute.



    (*) Mein Taschengeld war 10DM im Monat. Angenommen, ich hatte in Askese gelebt und es hatte keine Verzinsung gegeben, haette ich 465 Monate sparen muessen. Das sind 38 Jahre und drei Monate. Ich war damals 14. Also naechstes Jahr haette ich das Geld zusammen. So ein Mist, das Teleskop gibt es nicht mehr. Aber egal, ein japanischer Mizar/Hino 153/1300er waere heute nicht mehr meine erste Wahl.

  • Hallo Christoph,


    ja, mit Bathinovmaske fotografieren - macht ganz tolle Bilder.

    Auch das ewige suchen, wo denn nun der "verdammte" Polaris steht, wenn man die Abdeckkappe vom Polsucher drauf lässt.


    Aber am Besten ist es, wenn man sich ewig wundert, warum PHD2 überhaupt nich guiden will, mehrmals den PC runter und hochfährt, entnerft aufgibt, abbaut um dann beim Abbauen festzustellen, dass man das ST4-Verbindungskabel von der Guidingkamera gar nicht an der Montierung angeschlossen hat. Dann lässt man alles stehen, nimmt sich ein Glasmit leckerem Inhalt, setzt sich auf einen gemütlichen Stuhl und genießt den schönen Sternenhimmel.


    In diesem Sinne herzlich Willkommen im Astrotreff, nichts bei denken und viel Spaß haben.


    CS

    Chris

    ESPRIT 150ED f/7, TS APO 115 f/7, TS RC10" f/8 Carbon, Lacerta 10" f/5, Nobilem 8x56B, EQ8-R Pro, AZ-EQ6GT, ASI294MC-Pro, veTEC 571C, EOS6Da, ASI178MC, ASI120mini

  • Hallo!


    Hihi, vielen Dank für Eutre netten Geschichten :)

    Das steht mir alles noch bevor. Ich habe Derartiges lediglich in den Anfangsjahen der Fotografie erlebt.

    Eins der Highlights war bei mir immer die ISO der Kamera zu vergessen. An einem Tag mit ISO 100 im Studio und großer Blitzanlange Produkte fotografiert und freigestellt, am Abend darauf sollte ich für die Zeitung ein Unheilig Konzertbericht mit Fotos aus dem Bühnengraben machen. Da hat man normalerweise immer 3 Lieder, also ca. 15 Minuten Zeit, dann muss man raus. Was hab ich geflucht und Objektive gewechselt und Zeiten angepasst und Blenden... Aber auf die Idee, dass die ISO noch auf 100 steht, bin ich dann erst nach 10 Minuten gekommen. Dann meinten die Securites, das Intro (ohne Band auf der Bühne) würde als Lied zählen und die Band wollte bei Lied 3 den Graben leer haben. So ging ich ohne Fotos. Gott sei Dank war am Abend drauf noch eine zweite Show in der selben Halle und eine nette Dramamail an den Tourmanager brachte mir kurzfristig eine zweite Akkreditierung für den kommenden Abend.


    Genauso natürlich auch andersrum, schön draußen bei bedecktem Himmel die Hochzeit eines Freundes fotografiert und mich noch über die tollen Belichtungszeiten gefreut, bis ich dann, Gott sein Dank schon nach 2,3 Bildern gemerkt hatte, dass die ISO auf 1600 stand... :)


    Naja.


    Der gestrige Abend wird mir wohl lange im Kopf bleiben, natürlich weil's der allererste war. Diese Sachen, die man immer nur von Bildern (also auch Produktfotos und Tutorial Videos) kennt, einfach mal selbst in die Hand zu nehmen und mal zusammenzubauen, alleine das war schon eine schöne Sache. Ich hab die Gerätschaften natürlich einfach irgendwie auf die Süd-Terrasse mit viel zu kleinem Himmelsausschnitt gestellt und das Teleskop einfach irgendwie nach oben auf zwei helle Sterne. Nur um mal das ganze Handling durchzumachen.

    Mir war z.B. bis zuletzt nicht bewusst, dass erst die Schellen auf die Montierung kommen, und dann der Tubus in den Schellen befestigt wird. Ich hab mir gedacht "Wie soll ich denn bitte gleichzietig das Trumm in der schmalen Schiene halten und dann unten die beiden Schrauben festmachen, die ich kaum greifen kann, geschweige denn sehe. Aber ein Blick in die Anleitung hat dann Erkenntnis verschafft :)


    Die Sache mit dem Kreuz und dem Fokus hatte ich ja schon, und dass man im Sucher wie im Teleskop alles spiegelverkehrt sieht, wusste ich vorher zwar, aber "wissen" und "im Handling umsetzen" sind halt auch zwei Paar Schuhe :D


    Also gesehen hab ich gar nix. Also was heißt "nix" - Sterne im 28mm Okular halt. Und einmal ein sehr schnell durchs Bild fliegenden "Stern", der für eine Schnuppe zu langsam und einen Satelliten zu schnell schien. So 4-5 Sekunden bis das Ding durchs 28mm Blickfeld durch war. Ich hab auf dem Notebook Stellaris laufen gehabt und immer mal geguckt, ob ich ws sehe, was ich auch am Himmel finde, aber selbst das musste ich dann auf meine Liste "Muss ich noch lernen" schreiben... und dass man "Sehen" mit dem Teleskop auch erst lernen muss, hab ich dann auch selbst gemerkt, als ich das 10mm drin hatte. Da haben irgendwelche Hirnzellen ab und zu mal gedacht, sie hätten was durchs Bildfeld rasen sehen, aber anhalten und zurück ist bei 10mm wohl nicht manuell ohne Motoren :D
    Die Milchstraße wäre in der nächsten Stunde ins Blickfeld gewandert, aber dann habe ich festgestellt, dass ich mangels Fotoschraube meine DSLR gar nicht auf die Montierung bekomme.


    So wird das wohl noch einige Zeit gehen, aber wie ihr ja alle schreibt und wie ich das ja auch sehe - darum geht's im Grunde ja. Sich was zu erarbeiten, und am Ende nach ein paar Wochen vielleicht das erste mal den Saturn zu sehen oder ein halbwege herzigbares Foto von Andromeda zu machen. Das ist bei, oder nach bestimmten Lernetappen auch viel befriedigender, als wenn man alles hinstellt, zwei Knöpchen drückt und das Bild ohne jedes bisschen Zutun dann aufm Notebook ist.


    Ich bin Anlger und denke, das kann man gut vergleichen. An den ersten Tagen schmeißt man irgendwas unüberlegtes ins Wasser, fängt nix, aber man lernt trotzdem.


    Ich freu mich auf das, was da jetzt kommt. Jetzt zuerstmal eine Powerbank, damit ich mal etwas überlegter ausrichten und suchen kann.


    Schönes Wochenende!

    Christoph

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