Ein schönes Bild - aber wie ist die Qualität?

  • Hallo zusammen,


    Gibt es eine Software welche ein Bild analysiert, und dann Einstellungsvorschläge zur Verbesserung zeigt?


    Das wäre die Frage die mich interessiert.


    LG&CS

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    eine sehr allgemeine Frage. Ein Astrobild für das menschliche Auge entsteht erst nachdem es bearbeitet wurde. D.h. es wurde entrauscht, farbkalibriert, gestreched...etc


    Ich vermute, dass man sich anhand diverser Kenngrößen (Anzahl Sterne, FWHM, Exzentrizität...) herantasten muss und seine Schlüsse daraus zu ziehen hat. Mir geht es gerade so, da ich einen Fokusdrift in meinen Aufnahmen entdeckte und diesen wohl mit einer Messgröße belegen kann. Diese Erkenntnis hilft um Einstellungen/Verhaltensweisen zu korrigieren.


    Letztlich hilft dir aber auch dieses Forum, indem du deine Bilder zeigst und dir eine Kritik dazu wünscht :)


    VG und CS

    Thomas

  • Hallo Dieter,


    lass uns von vorne anfangen:


    - Welche Einstellungsvorschläge zur Verbesserung erwartest du?

    - Verbesserung bei der Aufnahme?

    - Verbesserung bei der Bearbeitung?

    - am linearen Bild?

    - oder am Gestreckten?


    Ich behaupte so eine Software gibt es nicht (eine solche, die Verbesserungsvorschläge auswirft). Sonst bräuchte man nicht so viele Bücher, Lehrfilme, Vergleichsportale (z.B. AstroBin). Das Endergebnis ist Geschmacksache. Möglicherweise gelingt jemanden eine seltene Aufnahme einer Nova in einer fernen Galaxie als erster und die Sterne sind total eirig... dennoch super!


    Alle anderen Bildbearbeitungsprogramme sagen dir den Schwarzwert des Hintergrundes, oder ob Deine Sterne übersättigt sind, auch ob sie eine Eierform haben und wieviele Sterne im Bild sind... :saint:



    VG und CS

    Thomas


    P.S. Ich hoffe meine Antwort kommt nicht zu "harsch" an. Das wäre nicht meine Absicht.

  • Gibt es eine Software welche ein Bild analysiert, und dann Einstellungsvorschläge zur Verbesserung zeigt?

    Hallo Dieter,

    vielleicht kann ich dir helfen. Ich habe beruflich mit Bildbearbeitung zu tun.

    Was erhoffst du dir von der Analyse bzw. Verbesserungsvorschlägen der Software?

    Kannst du ein Bild zeigen was du verbessern möchtest?


    Bildbearbeitungssofware (Photoshop, gimp, etc.) kann sowas, bzw. macht dir Optimierungsvorschläge. Die Funktionsweise ist aber vergleichbar wie eine Farb oder Bildautomatik einer Kamera. Für Astrofotos eher ungeeignet.


    Zitat

    Alle anderen Bildbearbeitungsprogramme sagen dir den Schwarzwert des Hintergrundes, oder ob Deine Sterne übersättigt sind, auch ob sie eine Eierform haben und wieviele Sterne im Bild sind...


    Da hat sich meine Antwort mit Thomas überschnitten ;)


    Schöne Grüße

    Christian

  • Was erhoffst du dir von der Analyse bzw. Verbesserungsvorschlägen der Software?

    Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau, vielleicht irgendwas wie Schärfe, Belichtung, Verschluss zeit.


    Danke für die Mühe, es war wieder einmal eine dumme Frage, geboren aus Unwissenheit und Bequemlichkeit.


    LG&CS

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    bei der heutigen Software und Technik finde ich die Frage gar nicht so blöd :)

    Wenn du genauer weißt was du verbessern möchtest einfach nochmal Fragen.


    Schöne Grüße

    Christian

  • Ich denke, die Frage nach der "Qualitaet" muss relativiert werden. Im Internetzeitalter kann man Bilder hoechster Qualitaet von nahezu jedem Objekt finden. Was wirklich zaehlen sollte, ist wie gut Du Dein eigenes Bild findest. Und dann, ueber die Jahre, machst Du hier und da ein besseres Bild vom gleichen Objekt. Halt die Lernkurve. Software hiflt da nur bedingt, denn die Darstellung eines Objektes hat viele Freiheitsgrade, die vom Geschick und persoenlichen Geschmack abhaengen.

    Ein Beispiel: Der Orionnebel ist fuer mich ein Objekt mit einem grossen Dynamikbereich. Ich belichte ihn z.B. mit hoher Vergroesserung und kurz, um das Trapez und die Filamente drumherum zu sehen. Alles Andere ist hier unterbelichtet. Oder ich belichte, mit langer Belichtungszeit, den ganzen Nebel mit geringerer Vergroesserung. Hierbei wird das Zentrum natuerlich ausgebrannt, und das Trapez verschwindet. Es gibt Techniken, die z.B. durch unscharfe Maskierung (d.h. Wichtung der Signalverstaerkung durch die Signalintensitaet) alle Bereiche detailliert sichtbar machen. Aber der Eindruck der grossskaligen Helligkeitsverteilung geht hierdurch verloren, das Objekt wirkt fuer meinen Geschmack unnatuerlich "flach". Wer "hat Recht"? Die unscharf maskierte Aufnahme hat einen hohen Dynamikbereich (vergleichbar mit der "HDR"-Technik, starke Helligkeitsunterschiede in einem Bild zu erfassen) und man sieht sehr gut, was im Objekt vor sich geht. Andererseits erscheint eine Aufnahme mit teils ausgebranntem Zentrum deutlich naeher am visuellen Eindruck zu liegen. Digitale Sensoren sind halt (zumindest fast) linear.

    Es gibt Fehler, die Dir auf Dauer Augenschmerzen bereiten: Unrunde oder gar strichfoermige Sterne, Unschaerfe durch Defokus oder "Wuerstchen" wegen schlechter Nachfuehrung. Aber hier liegt der Reiz der Astrofotografie: Aus diesen Fehlern zu lernen und das fuer Dich beste selbstgemachte Bild aus den Daten herauszuholen.

  • Hi Dieter,



    Gibt es eine Software welche ein Bild analysiert, und dann Einstellungsvorschläge zur Verbesserung zeigt?

    immerhin haben wir eine Software, der man die Bilder geben kann, und die dann (nach relativ kurzer Zeit) die Einstellungsvorschläge und Bearbeitungstipps anderer Astrofotografen präsentiert - den Astrotreff :)


    Ob eine Software das in absehbarer Zeit wird alleine leisten können, wage ich nicht zu beurteilen ...


    lg matss

  • Zitat

    immerhin haben wir eine Software, der man die Bilder geben kann, und die dann (nach relativ kurzer Zeit) die Einstellungsvorschläge und Bearbeitungstipps anderer Astrofotografen präsentiert - den Astrotreff

    In der professionellen Astronomie nennt man das "peer review". Dies meint die Begutachtung und Kritik durch Fachkollegen. Wobei ein wissenschaftlich nicht perfekt abschneidendes Bild noch sehr erfolgreich sein kann, wenn der visuelle Eindruck stimmt.

  • Aber hier liegt der Reiz der Astrofotografie: Aus diesen Fehlern zu lernen und das fuer Dich beste selbstgemachte Bild aus den Daten herauszuholen.

    Du hast vollkommen recht, ich sehe das nun aus einer anderen Perspektive.


    Ich mache die Bilder in erster Linie für mich, und "learning by doing" sowie "try and error" kann die verschiedensten Ergebnisse sowie auch eine schöne Lernkurve ergeben.


    Vielen Dank Matss, JSchmoll und allen Anderen hier im Forum für die Unterstützung.


    LG&CS

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    um trotzdem nochmal eine Lanze für die Frage zu brechen, interessant ist es in technischer Hinsicht schon, welche Kriterien für ein gutes Astrobild gelten. Ich versuche mal ein paar Punkte aufzulisten, welche mir gerade einfallen. Einige sind auch hier schon zur Sprache gekommen. Praktisch hätte ich aber eine ganz klare Trennung zwischen wissenschaftlicher Astronomie und Astrophotografie gesehen.


    Für wissenschaftliche Bilder gibt es ganz klare Metriken, bzw. Kriterien:

    - Tiefe der Aufnahme/Grenzgröße

    - Dynamikumfang

    - Linearität (Photometrie)

    - Bildschärfe (FWHM)

    - Artefakte/Cosmics

    - Verzeichnung

    - Spektrale Filterkurven

    Ich denke hierfür gibt es sicherlich einige Tools, welche die Bilder diesbezüglich eingruppieren können, beispielweise zur Bestimmung der Bildschärfe bzgl. FWHM >>SEXTRACOR.


    Für die Astrophotografie gelten mehr oder weniger die gleichen Kriterien, aber hier kommt die künstlerische Freiheit der Bildbearbeitung hinzu. Da ist halt die Frage schon zu stellen, soll es natürlich wirken, oder sollen vielleicht irgendwelche Bildeigenschaften, bzw. astronomische Phänomene besonders betont werden. Hier sind wohl hauptsächlich ästhetische Aspekte relevant, wobei aber bestimmte Probleme, wie beispielweise Schärfungsartefakte, unruhiger Hintergrund, Gradienten, übermäßiges Farbrauschen doch sehr schnell den Bildeindruck trüben.


    Vg Tino

  • Praktisch hätte ich aber eine ganz klare Trennung zwischen wissenschaftlicher Astronomie und Astrophotografie gesehen.

    Ein Bid dass nach wissenschaftlichen Astronomie Metriken "gut" oder "korrekt" ist müsste doch eine solide Basis für die Astrophotografie sein.

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