32 Stunden im Whirlpool - M51 mit Quasaren

  • Hallo Kollegen,


    ich möchte euch heute das Ergebnis eines Teamprojekts zeigen, das zusammen mit meinem Cousin Tobias Lamb entstanden ist: die Whirlpoolgalaxie M 51.

    Trotz der kurzen Nächte Ende Mai bis Anfang Juni konnten wir uns insgesamt 32 Stunden und 36 Minuten im Whirlpool aufhalten! Dazu verwendeten wir jeweils ein Celestron 8" EdgeHD bei f/7 und f/10. Anfangs noch mit hellem Mond, später wurden die Nächte dann dunkler, wobei wir auch Aufnahmen aus der Dämmerung drin gelassen haben. Das Seeing war duchwegs mäßig. Als Kamera kam die ZWO ASI2600MC Pro zum Einsatz. Die Chiptemperatur von -20°C war dank der relativ kühlen Nächte für die gesamte Session gerade so noch zu halten.


    Tobias fotografierte 351 x 180s (ca. 17, 5 Stunden), nachgeführt wurde mit einem 60/240 Sucher und ASIAIR Pro auf einer SkyWatcher HEQ-5 Pro. Ich kam auf 602 x 90s (ca. 15 Stunden), nachgeführt mit OAG und MGen II auf einer Celestron CGX. Das Stacking lief anschließend mit Siril v0.99.8.1, Gradiententfernung per Astro Pixel Processor, Stretching wiederum mit Siril. Die Zusammenführung beider Stacks sowie die Endbearbeitung erfolgte in Photoshop CC (vieles davon im CameraRAW-Modul).

    Kurt753 hat bei meinem letzten Beitrag zu M100 gefragt, wie lange die Bearbeitung der Daten gedauert hat. Falls du das liest, Kurt, es waren hier - ohne Pausen gerechnet - etwa 7 Stunden nach dem Stack in Siril.

    Den Hintergrund habe ich bei der Bearbeitung so gut wie gar nicht "angefasst" und dort keine Rauschreduktion durchgeführt, damit die schwachen Details erhalten bleiben. Die Grenzgröße dürfte etwa bei 23mag liegen.


    Zusätzlich zu den Sternenschweifen rund um M 51 und ihren Begleiter NGC 5195 sind laut ALADIN 21 Quasare deutlich zu erkennen. Der entfernste Quasar (der linke der beiden ganz nah beieinander liegenden am unteren Bildrand) hat eine Rotverschiebung von 3,294, was einer rechnerischen Lichtlaufzeit von unglaublichen 11,77 Milliarden Jahren entspricht! :S


    Bei unserem Gemeinschaftsprojekt ist vielleicht noch anzumerken, dass Tobias erst seit Anfang des Jahres Astrofotografie betreibt und M 51 sein erstes Motiv mit dem EdgeHD 800 war :)


    Hier nun unser Ergebnis. Die volle Auflösung findet ihr auf AstroBin: https://www.astrobin.com/rdd0yb/



    Und zum Auffinden der Quasare (farblich markiert) und der vielen Hintergrundgalaxien, die invertierte Version:



    Viele Grüße und CS

    Marco

  • Hallo Marco,


    ein wirklich beeindruckender Whirlpool, ganz tolle Aufnahme.


    Ich habe noch zwei Fragen, die sich auf das Equipment beziehen. Aufgrund der langen Brennweiten sind die Anforderungen an die Nachführung ja schon recht hoch. Ich verwende auch eine HEQ5 und werde in RA kaum besser als 1.2 arc sec rms, DEC liegt häufig zwischen 0.5 und1 arc sec rms. Weißt Du mit welcher Genauigkeit Eure HEQ5 gelaufen ist?

    Eure Belichtungszeit ist ja mit 180s auf der 2600MC recht moderat, dennoch war es Dir wohl wichtig den Chip bei -20°C zu betreiben. Das Rauschen ist ja bei diesem CMOS Sensor sehr gering und selbst bei -5°C oder -10°C deutlich unter 1 e pro Pixel bei 3 min. Gibt es einen bestimmten Grund, warum ihr den Sensor bei -20°C laufen lasst?


    Vielen Dank im Voraus.


    Grüße und CS - Oliver

  • Hallo Marco und Tobias,


    sehr schöne, tiefe Aufnahme! Und 11,8 Milliarden Lj mit 8“ – dass das möglich ist, hätte ich nicht gedacht. Es ist leider viel zu selten, dass sich Astrofotografen die Mühe machen, ihre schönen Bilder gründlich auszuwerten. Da seid Ihr eine rühmliche Ausnahme. (Bin gespannt, ob ich damit andere an der Ehre gekitzelt habe und nun noch weiter entfernte Objekte gezeigt werden.)


    Ich selbst suche bei meinen DS-Aufnahmen immer nur die schwächste Galaxis und bestimme die stellare Grenzgröße. Bei gutem Seeing, ein, zwei Stunden Gesamtbelichtungszeit und 7“ Öffnung sind das mitunter 20 mag. Da ich noch die analoge Astrofotografie am Ende des vergangenen Jahrtausends miterlebt habe, kann ich mich erinnern, dass die Profis am 2-m-Spiegel in Tautenburg immer ganz stolz waren, 20 mag zu erreichen. Und wir schaffen das heute mit Amateurmitteln!


    CS, Jörg

  • Hallo Oliver, Danke dir! Dass die Nachführung mit der HEQ5 Pro so stabil läuft, noch dazu mit Sucherguiding, war bei dem grenzwertig hohen Gewicht im Vorfeld nicht klar. M 51 diente auch hier als Testobjekt. Der 50 mm Standardsucher hat nicht ausreichend gut funktioniert. Erst das Upgrade auf den 60/240er Sucher brachte ausreichend hohe Genauigkeit, die auf beiden Achsen zwischen 0,7" und 1,2" schwankte. Dein RA-Wert ist also an der oberen Grenze. Mit was guidest du?

    Interessant fand ich, dass im Direktvergleich unserer Daten meine Version trotz teurer CGX und Off Axis Guider nicht schärfer, sondern evtl. sogar etwas schlechter abschnitt als die der HEQ5 Pro. Kann auch sein, dass wir stark seeinglimitiert waren oder mein Teleskop im Gegensatz zum neuen von Tobias kollimiert werden muss.

    Wegen der -20°C: Anfangs dachten wir auch, dass das keinen Unterschied bei dieser Kamera macht. Aber bei längeren Subframes mit Dual-Schmalbandfilter sah man mehr Dunkelrauschen und Hotpixel bei -10°C als bei -20°C. Daher war das Ziel, den Wert so lange wie möglich zu halten, auch wenn der Unterschied wahrscheinlich marginal ist.


    Roland, vielen Dank für dein Lob :)


    Jörg, die 11,8 Mrd. Lichtjahre hielt ich zuvor auch für unrealistisch. Wäre interessant zu wissen, welcher Quasar (heller als 23 mag) noch weiter entfernt ist. Da gibt's bestimmt einige! Andererseits muss man sich fragen, wie genau die Messung der Rotverschiebung ist und ob wir überhaupt alle Parameter so genau kennen, um die Lichtlaufzeit akkurat berechnen zu können... Und du hast vollkommen Recht. Verglichen mit dem Analogzeitalter sind wir heute mit erschwinglichem Amateur-Setup deutlich weiter als die Profis damals. Man muss sich nur die Pretty-Pictures in älteren Astrobüchern anschauen. Sowas hätte man damals nicht im Ansatz für möglich gehalten.


    An dieser Stelle auch ein Dank an Daniel Nimmervoll, der erst kürzlich auf seinem YouTube-Kanal ein Video zur Einbindung eigener Bilder in ALADIN hochgeladen hat. Damit geht das Erforschen der eigenen Daten viel bequemer 8)

  • Hallo Marco,


    ich weiß nicht was mich mehr beeindruckt, das Bild die Datenmengen oder eure Geduld! ;)

    Super Ergebnis, ich bin schwer beeindruckt!


    Viele Grüße

    Christian

  • Mit was guidest du?

    Interessant fand ich, dass im Direktvergleich unserer Daten meine Version trotz teurer CGX und Off Axis Guider nicht schärfer, sondern evtl. sogar etwas schlechter abschnitt als die der HEQ5 Pro. Kann auch sein, dass wir stark seeinglimitiert waren oder mein Teleskop im Gegensatz zum neuen von Tobias kollimiert werden muss.

    Wegen der -20°C: Anfangs dachten wir auch, dass das keinen Unterschied bei dieser Kamera macht. Aber bei längeren Subframes mit Dual-Schmalbandfilter sah man mehr Dunkelrauschen und Hotpixel bei -10°C als bei -20°C. Daher war das Ziel, den Wert so lange wie möglich zu halten, auch wenn der Unterschied wahrscheinlich marginal ist.

    Hallo Marco,


    vielen Dank für die zusätzliche Info. Ich guide mit PHD2 und einem 50/200. Das läuft gut, jedoch habe ich eine Oszillation in RA, die ich nicht gegensteuern kann. Danke Dir auch für die Bestätigung , dass der Temperaturunterschied wahrscheinlich marginal ist; an die geringere Anzahl der Hotpixel hatte ich noch gar nicht gedacht, aber das kann auch eine Rolle spielen.

    Ich freue mich schon auch Eure nächsten Projekte.


    Grüße und CS - Oliver

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